Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

3. Gesch. d. Colonialwesens 1661--1700.
Plantagen von Essequebo und Berbice blieben den Hol-
ländern.

16. Die Spanischen Colonien, jetzt ruhi-
ger durch die Verbindungen des Mutterlandes mit
den Seemächten, erlitten weder in ihrem Umfange
noch in ihrer Einrichtung wichtige Veränderungen.
Wenn auch die Missionen der Jesuiten an
den Ufern des Paraguai und des Maragnon immer
weiter vordrangen, wer erfuhr etwas davon in Eu-
ropa? Der innere Verfall des Mutterlandes scheint
wenig auf sie zurückgewirkt zu haben; was lag ih-
nen daran, wer die Fabricate verfertigt hatte, die
ihnen zugeführt wurden? Sie bildeten eine Welt
für sich, aber eine Spanische Welt; und vor Er-
oberungen schützte sie ihre ungeheure Masse. Nur
die Seestädte litten oft hart durch die Ueberfälle der
Flibustiers.

17. Portugal hatte seit seiner erneuerten
Selbstständigkeit aus seiner Ostindischen Herrschaft
nur einige Trümmer gerettet (s. oben S. 185.);
glücklicher war es in Brasilien. Der Tractat
mit Holland gleich zu Anfang dieses Zeitraums
sicherte ihm dessen ruhigen Besitz. Was hätte Bra-
silien werden können, hätte die Regierung gewollt!
Aber die Beförderung des Schleichhandels durch die
Anlage von St. Sagramento hielt man wichti-1681

ger
R 4

3. Geſch. d. Colonialweſens 1661--1700.
Plantagen von Eſſequebo und Berbice blieben den Hol-
laͤndern.

16. Die Spaniſchen Colonien, jetzt ruhi-
ger durch die Verbindungen des Mutterlandes mit
den Seemaͤchten, erlitten weder in ihrem Umfange
noch in ihrer Einrichtung wichtige Veraͤnderungen.
Wenn auch die Miſſionen der Jeſuiten an
den Ufern des Paraguai und des Maragnon immer
weiter vordrangen, wer erfuhr etwas davon in Eu-
ropa? Der innere Verfall des Mutterlandes ſcheint
wenig auf ſie zuruͤckgewirkt zu haben; was lag ih-
nen daran, wer die Fabricate verfertigt hatte, die
ihnen zugefuͤhrt wurden? Sie bildeten eine Welt
fuͤr ſich, aber eine Spaniſche Welt; und vor Er-
oberungen ſchuͤtzte ſie ihre ungeheure Maſſe. Nur
die Seeſtaͤdte litten oft hart durch die Ueberfaͤlle der
Flibuſtiers.

17. Portugal hatte ſeit ſeiner erneuerten
Selbſtſtaͤndigkeit aus ſeiner Oſtindiſchen Herrſchaft
nur einige Truͤmmer gerettet (ſ. oben S. 185.);
gluͤcklicher war es in Braſilien. Der Tractat
mit Holland gleich zu Anfang dieſes Zeitraums
ſicherte ihm deſſen ruhigen Beſitz. Was haͤtte Bra-
ſilien werden koͤnnen, haͤtte die Regierung gewollt!
Aber die Befoͤrderung des Schleichhandels durch die
Anlage von St. Sagramento hielt man wichti-1681

ger
R 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p>
                  <pb facs="#f0301" n="263"/>
                  <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">3. Ge&#x017F;ch. d. Colonialwe&#x017F;ens 1661--1700.</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#et">Plantagen von <hi rendition="#g">E&#x017F;&#x017F;equebo</hi> und <hi rendition="#g">Berbice</hi> blieben den Hol-<lb/>
la&#x0364;ndern.</hi> </p><lb/>
                <p>16. Die <hi rendition="#g">Spani&#x017F;chen</hi> Colonien, jetzt ruhi-<lb/>
ger durch die Verbindungen des Mutterlandes mit<lb/>
den Seema&#x0364;chten, erlitten weder in ihrem Umfange<lb/>
noch in ihrer Einrichtung wichtige Vera&#x0364;nderungen.<lb/>
Wenn auch die <hi rendition="#g">Mi&#x017F;&#x017F;ionen der Je&#x017F;uiten</hi> an<lb/>
den Ufern des Paraguai und des Maragnon immer<lb/>
weiter vordrangen, wer erfuhr etwas davon in Eu-<lb/>
ropa? Der innere Verfall des Mutterlandes &#x017F;cheint<lb/>
wenig auf &#x017F;ie zuru&#x0364;ckgewirkt zu haben; was lag ih-<lb/>
nen daran, <hi rendition="#g">wer</hi> die Fabricate verfertigt hatte, die<lb/>
ihnen zugefu&#x0364;hrt wurden? Sie bildeten eine Welt<lb/>
fu&#x0364;r &#x017F;ich, aber eine Spani&#x017F;che Welt; und vor Er-<lb/>
oberungen &#x017F;chu&#x0364;tzte &#x017F;ie ihre ungeheure Ma&#x017F;&#x017F;e. Nur<lb/>
die See&#x017F;ta&#x0364;dte litten oft hart durch die Ueberfa&#x0364;lle der<lb/><hi rendition="#g">Flibu&#x017F;tiers</hi>.</p><lb/>
                <p>17. <hi rendition="#g">Portugal</hi> hatte &#x017F;eit &#x017F;einer erneuerten<lb/>
Selb&#x017F;t&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit aus &#x017F;einer O&#x017F;tindi&#x017F;chen Herr&#x017F;chaft<lb/>
nur einige Tru&#x0364;mmer gerettet (&#x017F;. <hi rendition="#g">oben</hi> S. 185.);<lb/>
glu&#x0364;cklicher war es in <hi rendition="#g">Bra&#x017F;ilien</hi>. Der Tractat<lb/>
mit Holland gleich zu Anfang die&#x017F;es Zeitraums<lb/>
&#x017F;icherte ihm de&#x017F;&#x017F;en ruhigen Be&#x017F;itz. Was ha&#x0364;tte Bra-<lb/>
&#x017F;ilien werden ko&#x0364;nnen, ha&#x0364;tte die Regierung <hi rendition="#g">gewollt</hi>!<lb/>
Aber die Befo&#x0364;rderung des Schleichhandels durch die<lb/>
Anlage von <hi rendition="#g">St. Sagramento</hi> hielt man wichti-<note place="right">1681</note><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R 4</fw><fw place="bottom" type="catch">ger</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[263/0301] 3. Geſch. d. Colonialweſens 1661--1700. Plantagen von Eſſequebo und Berbice blieben den Hol- laͤndern. 16. Die Spaniſchen Colonien, jetzt ruhi- ger durch die Verbindungen des Mutterlandes mit den Seemaͤchten, erlitten weder in ihrem Umfange noch in ihrer Einrichtung wichtige Veraͤnderungen. Wenn auch die Miſſionen der Jeſuiten an den Ufern des Paraguai und des Maragnon immer weiter vordrangen, wer erfuhr etwas davon in Eu- ropa? Der innere Verfall des Mutterlandes ſcheint wenig auf ſie zuruͤckgewirkt zu haben; was lag ih- nen daran, wer die Fabricate verfertigt hatte, die ihnen zugefuͤhrt wurden? Sie bildeten eine Welt fuͤr ſich, aber eine Spaniſche Welt; und vor Er- oberungen ſchuͤtzte ſie ihre ungeheure Maſſe. Nur die Seeſtaͤdte litten oft hart durch die Ueberfaͤlle der Flibuſtiers. 17. Portugal hatte ſeit ſeiner erneuerten Selbſtſtaͤndigkeit aus ſeiner Oſtindiſchen Herrſchaft nur einige Truͤmmer gerettet (ſ. oben S. 185.); gluͤcklicher war es in Braſilien. Der Tractat mit Holland gleich zu Anfang dieſes Zeitraums ſicherte ihm deſſen ruhigen Beſitz. Was haͤtte Bra- ſilien werden koͤnnen, haͤtte die Regierung gewollt! Aber die Befoͤrderung des Schleichhandels durch die Anlage von St. Sagramento hielt man wichti- ger 1681 R 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/301
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/301>, abgerufen am 25.11.2024.