Achtserklärung des Churfürsten Friedrich, 22. Jan. 1621, und demnächst Uebertragung der Chur an Bayern 25. Febr. 1623. -- Auflösung der Union, und Versetzung des Kriegs nach der Pfalz, den Erbländern Frie- drich's, mit Hulfe Spanischer Truppen unter Spinola aus den Niederlanden. -- Siege des, zuerst von Ernst von Mansfeld bey Wißbach 29. April 1622 geschlage- nen, Tilly über den Markgraf von Baden bey Wimpfen 6. May; und Christian von Braunschweig bey Höchst 20. Juni; und Einnahme der ganzen Pfalz. Doch gaben der kühne Mansfelder, und Christian nicht Alles verlohren; so lange die Hoffnungen von England dauerten, und Nieder- deutschland Unterhalt und Hülfe darbot.
6. Die Verbreitung des Krieges nach Nieder- sachsen, dem Hauptsitz des Protestantismus in Deutsch- land, dessen Stände ChristianIV. als Herzog von Holstein zu ihrem Bundeshaupt ernennen, zieht bereits, wenn gleich mit schlechtem Erfolg, den Norden herein; und verursacht den Dänischen Krieg. Aber viel wichtiger für den ganzen Gang und Charakter des Kriegs, ward die dadurch veran- laßte Erhebung Albrecht's von Wallenstein zum Herzog von Friedland und zum Kayserlichen Obergeneral über ein von ihm selber errichtetes Heer. Von jetzt an mußte der Krieg vollends wahrer Revolu- tionskrieg werden. Die eigene Lage des Feldherrn, die Art der Bildung sowohl als der Erhaltung seiner Armee, mußten ihn dazu machen. War für ihn und seine Entwürfe, welche sie auch seyn mochten, in der alten Ordnung der Dinge Platz?
Der
K
D. 1. Geſch. d. 30jaͤhr. Kriegs 1618--1648.
Achtserklaͤrung des Churfuͤrſten Friedrich, 22. Jan. 1621, und demnaͤchſt Uebertragung der Chur an Bayern 25. Febr. 1623. — Aufloͤſung der Union, und Verſetzung des Kriegs nach der Pfalz, den Erblaͤndern Frie- drich's, mit Hulfe Spaniſcher Truppen unter Spinola aus den Niederlanden. — Siege des, zuerſt von Ernſt von Mansfeld bey Wißbach 29. April 1622 geſchlage- nen, Tilly uͤber den Markgraf von Baden bey Wimpfen 6. May; und Chriſtian von Braunſchweig bey Hoͤchſt 20. Juni; und Einnahme der ganzen Pfalz. Doch gaben der kuͤhne Mansfelder, und Chriſtian nicht Alles verlohren; ſo lange die Hoffnungen von England dauerten, und Nieder- deutſchland Unterhalt und Huͤlfe darbot.
6. Die Verbreitung des Krieges nach Nieder- ſachſen, dem Hauptſitz des Proteſtantiſmus in Deutſch- land, deſſen Staͤnde ChriſtianIV. als Herzog von Holſtein zu ihrem Bundeshaupt ernennen, zieht bereits, wenn gleich mit ſchlechtem Erfolg, den Norden herein; und verurſacht den Daͤniſchen Krieg. Aber viel wichtiger fuͤr den ganzen Gang und Charakter des Kriegs, ward die dadurch veran- laßte Erhebung Albrecht's von Wallenſtein zum Herzog von Friedland und zum Kayſerlichen Obergeneral uͤber ein von ihm ſelber errichtetes Heer. Von jetzt an mußte der Krieg vollends wahrer Revolu- tionskrieg werden. Die eigene Lage des Feldherrn, die Art der Bildung ſowohl als der Erhaltung ſeiner Armee, mußten ihn dazu machen. War fuͤr ihn und ſeine Entwuͤrfe, welche ſie auch ſeyn mochten, in der alten Ordnung der Dinge Platz?
Der
K
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><pbfacs="#f0183"n="145"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">D.</hi> 1. Geſch. d. 30jaͤhr. Kriegs 1618--1648.</hi></fw><lb/><p><hirendition="#et">Achtserklaͤrung des Churfuͤrſten <hirendition="#g">Friedrich</hi>, 22. Jan.<lb/>
1621, und demnaͤchſt <hirendition="#g">Uebertragung der Chur an<lb/>
Bayern</hi> 25. Febr. 1623. — Aufloͤſung der Union, und<lb/>
Verſetzung des Kriegs nach der Pfalz, den Erblaͤndern Frie-<lb/>
drich's, mit Hulfe <hirendition="#g">Spaniſcher</hi> Truppen unter Spinola<lb/>
aus den Niederlanden. — Siege des, zuerſt von <hirendition="#g">Ernſt<lb/>
von Mansfeld</hi> bey Wißbach 29. April 1622 geſchlage-<lb/>
nen, <hirendition="#g">Tilly</hi> uͤber den Markgraf von Baden bey Wimpfen<lb/>
6. May; und Chriſtian von Braunſchweig bey Hoͤchſt 20.<lb/>
Juni; und Einnahme der ganzen Pfalz. Doch gaben der<lb/>
kuͤhne Mansfelder, und Chriſtian nicht Alles verlohren; ſo<lb/>
lange die Hoffnungen von England dauerten, und Nieder-<lb/>
deutſchland Unterhalt und Huͤlfe darbot.</hi></p><lb/><p>6. Die Verbreitung des Krieges nach Nieder-<lb/>ſachſen, dem Hauptſitz des Proteſtantiſmus in Deutſch-<lb/>
land, deſſen Staͤnde <hirendition="#g">Chriſtian</hi><hirendition="#aq">IV.</hi> als Herzog<lb/>
von Holſtein zu ihrem Bundeshaupt ernennen, zieht<lb/>
bereits, wenn gleich mit ſchlechtem Erfolg, den<lb/><hirendition="#g">Norden</hi> herein; und verurſacht den <hirendition="#g">Daͤniſchen</hi><lb/>
Krieg. Aber viel wichtiger fuͤr den ganzen Gang<lb/>
und Charakter des Kriegs, ward die dadurch veran-<lb/>
laßte Erhebung <hirendition="#g">Albrecht's von Wallenſtein</hi><lb/>
zum Herzog von Friedland und zum Kayſerlichen<lb/>
Obergeneral uͤber ein von ihm ſelber errichtetes Heer.<lb/>
Von jetzt an mußte der Krieg vollends wahrer Revolu-<lb/><hirendition="#g">tionskrieg</hi> werden. Die eigene Lage des Feldherrn,<lb/>
die Art der Bildung ſowohl als der Erhaltung ſeiner<lb/>
Armee, mußten ihn dazu machen. War fuͤr ihn und<lb/>ſeine Entwuͤrfe, welche ſie auch ſeyn mochten, in<lb/>
der alten Ordnung der Dinge Platz?</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">K</fw><fwplace="bottom"type="catch">Der</fw><lb/></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[145/0183]
D. 1. Geſch. d. 30jaͤhr. Kriegs 1618--1648.
Achtserklaͤrung des Churfuͤrſten Friedrich, 22. Jan.
1621, und demnaͤchſt Uebertragung der Chur an
Bayern 25. Febr. 1623. — Aufloͤſung der Union, und
Verſetzung des Kriegs nach der Pfalz, den Erblaͤndern Frie-
drich's, mit Hulfe Spaniſcher Truppen unter Spinola
aus den Niederlanden. — Siege des, zuerſt von Ernſt
von Mansfeld bey Wißbach 29. April 1622 geſchlage-
nen, Tilly uͤber den Markgraf von Baden bey Wimpfen
6. May; und Chriſtian von Braunſchweig bey Hoͤchſt 20.
Juni; und Einnahme der ganzen Pfalz. Doch gaben der
kuͤhne Mansfelder, und Chriſtian nicht Alles verlohren; ſo
lange die Hoffnungen von England dauerten, und Nieder-
deutſchland Unterhalt und Huͤlfe darbot.
6. Die Verbreitung des Krieges nach Nieder-
ſachſen, dem Hauptſitz des Proteſtantiſmus in Deutſch-
land, deſſen Staͤnde Chriſtian IV. als Herzog
von Holſtein zu ihrem Bundeshaupt ernennen, zieht
bereits, wenn gleich mit ſchlechtem Erfolg, den
Norden herein; und verurſacht den Daͤniſchen
Krieg. Aber viel wichtiger fuͤr den ganzen Gang
und Charakter des Kriegs, ward die dadurch veran-
laßte Erhebung Albrecht's von Wallenſtein
zum Herzog von Friedland und zum Kayſerlichen
Obergeneral uͤber ein von ihm ſelber errichtetes Heer.
Von jetzt an mußte der Krieg vollends wahrer Revolu-
tionskrieg werden. Die eigene Lage des Feldherrn,
die Art der Bildung ſowohl als der Erhaltung ſeiner
Armee, mußten ihn dazu machen. War fuͤr ihn und
ſeine Entwuͤrfe, welche ſie auch ſeyn mochten, in
der alten Ordnung der Dinge Platz?
Der
K
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/183>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.