beständigen Reibungen es an einzelnen kleinen Ver- anlassungen zum Streit nicht fehlen konnte, so tru- gen die Jesuiten, seit Rudolph II. auch in Oest- reich einheimisch, redlich dazu bey, den Haß im- mer mehr zu entflammen. Die Folgen davon wa- ren Verbindungen auf beyden Seiten, die1608 4. Mai 1609 30. Aug. protestantische Union unter Churpfalz, und die ca- tholische Ligue unter Bayern. Unter solchen Um- ständen konnte die Erledigung eines mäßigen deut- schen Landes, wie Jülich, Cleve und Berg, nicht nur Deutschland selbst, sondern Europa in die Gefahr eines allgemeinen Krieges stürzen, der nur durch die Ermordung Heinrich's IV. und die innern Zwiste im Oestreichischen Hause, da der in- dolente RudolphII. aus dem Besitz seiner sämmt- lichen Länder von seinem Bruder Mathias all- mählig verdrängt wurde, unterblieb. Aber die1611 weitere Entwickelung der Verhältnisse dieses Hauses, da schon unter Mathias dem bigotten Ferdinand von Steyermark die Succession zugesichert, und eine engere Verbindung mit der Spanischen Linie zugleich eingeleitet ward, konnte nichts anders als die trübsten Aussichten eröffnen.
Die Erledigung von Jülich, Cleve und Berg im März 1609 veranlaßte zunächst nur einen Streit zwischen Sachsen, Brandenburg und Pfalz-Neuburg, welche beyde letztere sich in Besitz setzten, und seit ihrem Vergleich zu Xanten 12. Nov. 1614 auch darin blieben. Allein die Einmischung
fremder
C. 2. Veraͤnd. d. uͤbr.Hptſt. d. w. Eur.--1618.
beſtaͤndigen Reibungen es an einzelnen kleinen Ver- anlaſſungen zum Streit nicht fehlen konnte, ſo tru- gen die Jeſuiten, ſeit Rudolph II. auch in Oeſt- reich einheimiſch, redlich dazu bey, den Haß im- mer mehr zu entflammen. Die Folgen davon wa- ren Verbindungen auf beyden Seiten, die1608 4. Mai 1609 30. Aug. proteſtantiſche Union unter Churpfalz, und die ca- tholiſche Ligue unter Bayern. Unter ſolchen Um- ſtaͤnden konnte die Erledigung eines maͤßigen deut- ſchen Landes, wie Juͤlich, Cleve und Berg, nicht nur Deutſchland ſelbſt, ſondern Europa in die Gefahr eines allgemeinen Krieges ſtuͤrzen, der nur durch die Ermordung Heinrich's IV. und die innern Zwiſte im Oeſtreichiſchen Hauſe, da der in- dolente RudolphII. aus dem Beſitz ſeiner ſaͤmmt- lichen Laͤnder von ſeinem Bruder Mathias all- maͤhlig verdraͤngt wurde, unterblieb. Aber die1611 weitere Entwickelung der Verhaͤltniſſe dieſes Hauſes, da ſchon unter Mathias dem bigotten Ferdinand von Steyermark die Succeſſion zugeſichert, und eine engere Verbindung mit der Spaniſchen Linie zugleich eingeleitet ward, konnte nichts anders als die truͤbſten Ausſichten eroͤffnen.
Die Erledigung von Juͤlich, Cleve und Berg im Maͤrz 1609 veranlaßte zunaͤchſt nur einen Streit zwiſchen Sachſen, Brandenburg und Pfalz-Neuburg, welche beyde letztere ſich in Beſitz ſetzten, und ſeit ihrem Vergleich zu Xanten 12. Nov. 1614 auch darin blieben. Allein die Einmiſchung
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C. 2. Veraͤnd. d. uͤbr.Hptſt. d. w. Eur.--1618.
beſtaͤndigen Reibungen es an einzelnen kleinen Ver-
anlaſſungen zum Streit nicht fehlen konnte, ſo tru-
gen die Jeſuiten, ſeit Rudolph II. auch in Oeſt-
reich einheimiſch, redlich dazu bey, den Haß im-
mer mehr zu entflammen. Die Folgen davon wa-
ren Verbindungen auf beyden Seiten, die
proteſtantiſche Union unter Churpfalz, und die ca-
tholiſche Ligue unter Bayern. Unter ſolchen Um-
ſtaͤnden konnte die Erledigung eines maͤßigen deut-
ſchen Landes, wie Juͤlich, Cleve und Berg,
nicht nur Deutſchland ſelbſt, ſondern Europa in
die Gefahr eines allgemeinen Krieges ſtuͤrzen, der
nur durch die Ermordung Heinrich's IV. und die
innern Zwiſte im Oeſtreichiſchen Hauſe, da der in-
dolente Rudolph II. aus dem Beſitz ſeiner ſaͤmmt-
lichen Laͤnder von ſeinem Bruder Mathias all-
maͤhlig verdraͤngt wurde, unterblieb. Aber die
weitere Entwickelung der Verhaͤltniſſe dieſes Hauſes,
da ſchon unter Mathias dem bigotten Ferdinand
von Steyermark die Succeſſion zugeſichert, und
eine engere Verbindung mit der Spaniſchen Linie
zugleich eingeleitet ward, konnte nichts anders als
die truͤbſten Ausſichten eroͤffnen.
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4.
Mai
1609
30.
Aug.
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Die Erledigung von Juͤlich, Cleve und Berg im Maͤrz
1609 veranlaßte zunaͤchſt nur einen Streit zwiſchen Sachſen,
Brandenburg und Pfalz-Neuburg, welche beyde letztere ſich
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Nov. 1614 auch darin blieben. Allein die Einmiſchung
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Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/163>, abgerufen am 16.02.2025.
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