wieder versammelt hatte, 4. Dec. 1563. Alle Gefahr davon für sich schien der Nömische Hof abgeleitet zu haben; als ihm ein Mönch durch die Geschichte desselben, lange nach seiner Beendigung, eine der tiefsten Wunden schlug.
Historia del Concilio Tridentino di Pietro Soave, Polano. (Paolo Sarpi) 1619. 4. und seitdem öftrer.
2. Aus dem Gange aber, den die Reformation genommen hatte, entwickelte sich leider! eine Haupt- idee, die als Grundlage der practischen Politik von höchster Wichtigkeit wurde. Ihre Gegner sahen in ihren Anhängern Feinde des Staats: und Ketzer und Rebellen wurden ihnen gleichbedeutende Worte; ihre Freunde sahen in ihren Gegnern Ver- theidiger der Tyranney; und so bildete sich der Glau- be: "daß die alte Religion das Bollwerk der unum- "schränkten Fürstenmacht, die neue Lehre das Panier "der Freyheit sey." Ein eitler Wahn, in so fern von der Lehre als solcher die Rede war, und durch spätere Erfahrungen überflüssig widerlegt; aber nicht ohne Grund, so lange religiöse Partheyen noch ge- zwungen wurden, auch politische Partheyen zu wer- den. Aber wer war es, der sie dazu zwang, und warum zwang man sie dazu?
3. Diese Ideen bildeten und befestigten sich am meisten dadurch, daß in diesem Zeitraum nicht wie in dem vorigen Spanien und Frankreich, (welches letztere durch seine inneren Unruhen und Stürme zu
sehr
C. Von 1556 bis 1618.
wieder verſammelt hatte, 4. Dec. 1563. Alle Gefahr davon fuͤr ſich ſchien der Noͤmiſche Hof abgeleitet zu haben; als ihm ein Moͤnch durch die Geſchichte desſelben, lange nach ſeiner Beendigung, eine der tiefſten Wunden ſchlug.
Hiſtoria del Concilio Tridentino di Pietro Soave, Polano. (Paolo Sarpi) 1619. 4. und ſeitdem oͤftrer.
2. Aus dem Gange aber, den die Reformation genommen hatte, entwickelte ſich leider! eine Haupt- idee, die als Grundlage der practiſchen Politik von hoͤchſter Wichtigkeit wurde. Ihre Gegner ſahen in ihren Anhaͤngern Feinde des Staats: und Ketzer und Rebellen wurden ihnen gleichbedeutende Worte; ihre Freunde ſahen in ihren Gegnern Ver- theidiger der Tyranney; und ſo bildete ſich der Glau- be: “daß die alte Religion das Bollwerk der unum- „ſchraͤnkten Fuͤrſtenmacht, die neue Lehre das Panier „der Freyheit ſey.” Ein eitler Wahn, in ſo fern von der Lehre als ſolcher die Rede war, und durch ſpaͤtere Erfahrungen uͤberfluͤſſig widerlegt; aber nicht ohne Grund, ſo lange religioͤſe Partheyen noch ge- zwungen wurden, auch politiſche Partheyen zu wer- den. Aber wer war es, der ſie dazu zwang, und warum zwang man ſie dazu?
3. Dieſe Ideen bildeten und befeſtigten ſich am meiſten dadurch, daß in dieſem Zeitraum nicht wie in dem vorigen Spanien und Frankreich, (welches letztere durch ſeine inneren Unruhen und Stuͤrme zu
ſehr
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0131"n="93"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">C.</hi> Von 1556 bis 1618.</hi></fw><lb/><hirendition="#et">wieder verſammelt hatte, 4. Dec. 1563. Alle Gefahr davon<lb/>
fuͤr ſich ſchien der Noͤmiſche Hof abgeleitet zu haben; als ihm<lb/>
ein <hirendition="#g">Moͤnch</hi> durch die <hirendition="#g">Geſchichte</hi> desſelben, lange nach<lb/>ſeiner Beendigung, eine der tiefſten Wunden ſchlug.</hi></p><lb/><p><hirendition="#et"><hirendition="#aq">Hiſtoria del Concilio Tridentino di <hirendition="#k">Pietro Soave</hi>,<lb/>
Polano. (Paolo Sarpi)</hi> 1619. 4. und ſeitdem oͤftrer.</hi></p><lb/><p>2. Aus dem Gange aber, den die Reformation<lb/>
genommen hatte, entwickelte ſich leider! eine Haupt-<lb/>
idee, die als Grundlage der practiſchen Politik von<lb/>
hoͤchſter Wichtigkeit wurde. Ihre <hirendition="#g">Gegner</hi>ſahen<lb/>
in ihren Anhaͤngern Feinde des Staats: und <hirendition="#g">Ketzer</hi><lb/>
und <hirendition="#g">Rebellen</hi> wurden ihnen <hirendition="#g">gleichbedeutende</hi><lb/>
Worte; ihre <hirendition="#g">Freunde</hi>ſahen in ihren Gegnern Ver-<lb/>
theidiger der Tyranney; und ſo bildete ſich der Glau-<lb/>
be: “daß die alte Religion das Bollwerk der unum-<lb/>„ſchraͤnkten Fuͤrſtenmacht, die neue Lehre das Panier<lb/>„der Freyheit ſey.” Ein eitler Wahn, in ſo fern<lb/>
von der Lehre als ſolcher die Rede war, und durch<lb/>ſpaͤtere Erfahrungen uͤberfluͤſſig widerlegt; aber nicht<lb/>
ohne Grund, ſo lange religioͤſe Partheyen noch ge-<lb/>
zwungen wurden, auch politiſche Partheyen zu wer-<lb/>
den. Aber wer war es, der ſie dazu zwang, und<lb/>
warum zwang man ſie dazu?</p><lb/><p>3. Dieſe Ideen bildeten und befeſtigten ſich am<lb/>
meiſten dadurch, daß in dieſem Zeitraum nicht wie<lb/>
in dem vorigen Spanien und Frankreich, (welches<lb/>
letztere durch ſeine inneren Unruhen und Stuͤrme zu<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſehr</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[93/0131]
C. Von 1556 bis 1618.
wieder verſammelt hatte, 4. Dec. 1563. Alle Gefahr davon
fuͤr ſich ſchien der Noͤmiſche Hof abgeleitet zu haben; als ihm
ein Moͤnch durch die Geſchichte desſelben, lange nach
ſeiner Beendigung, eine der tiefſten Wunden ſchlug.
Hiſtoria del Concilio Tridentino di Pietro Soave,
Polano. (Paolo Sarpi) 1619. 4. und ſeitdem oͤftrer.
2. Aus dem Gange aber, den die Reformation
genommen hatte, entwickelte ſich leider! eine Haupt-
idee, die als Grundlage der practiſchen Politik von
hoͤchſter Wichtigkeit wurde. Ihre Gegner ſahen
in ihren Anhaͤngern Feinde des Staats: und Ketzer
und Rebellen wurden ihnen gleichbedeutende
Worte; ihre Freunde ſahen in ihren Gegnern Ver-
theidiger der Tyranney; und ſo bildete ſich der Glau-
be: “daß die alte Religion das Bollwerk der unum-
„ſchraͤnkten Fuͤrſtenmacht, die neue Lehre das Panier
„der Freyheit ſey.” Ein eitler Wahn, in ſo fern
von der Lehre als ſolcher die Rede war, und durch
ſpaͤtere Erfahrungen uͤberfluͤſſig widerlegt; aber nicht
ohne Grund, ſo lange religioͤſe Partheyen noch ge-
zwungen wurden, auch politiſche Partheyen zu wer-
den. Aber wer war es, der ſie dazu zwang, und
warum zwang man ſie dazu?
3. Dieſe Ideen bildeten und befeſtigten ſich am
meiſten dadurch, daß in dieſem Zeitraum nicht wie
in dem vorigen Spanien und Frankreich, (welches
letztere durch ſeine inneren Unruhen und Stuͤrme zu
ſehr
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/131>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.