ihn und Beza für diese Confession die erste hohe Schule der Theologie, und die einzige, wo französische Sprache herrschte.
20. Zu den Folgen der Reformation gehört -- wenn auch nicht zunächst ihrem Ursprunge, doch ihrer praktischen Wirksamkeit nach, -- die während dersel- ben sich bildende Gesellschaft Jesu. Der Zweck dieser Gesellschaft war und blieb Herrschaft über die öffentliche Meinung; um als Stütze des Pabstthums (d. i. der höchsten päbstlichen Autorität) dem Prote- stantismus (d. i. der Freyheit der Vernunft) entge- genzuwirken. Ohne Zweifel war dieses am ersten durch eine weit umfassende gesellschaftliche Verbindung mög- lich. Alle Mittel mochten ihr vielleicht dazu recht seyn; aber welche Mittel anwendbar waren, muß- ten die Zeitumstände bestimmen. In so fern mußte also die Gesellschaft mit dem Zeitalter fortgehen, und sich ausbilden und umbilden; aber, von ihrem Hauptzweck gefesselt, konnte sie es nur bis auf einen gewissen Punct. Es lag in ihrer Natur, daß sie einst entweder allmächtig werden, oder vernich- tet werden mußte; das Erste, wenn sie den Pro- testantismus vernichtete; das Andere, wenn der Protestantismus (im obigen Sinn) den Sieg errang; denn kein Friede oder auch nur Waffenstillstand war hier gedenkbar. Aber ehe sie zu Einem jener Ziele kam, hatte sie eine große Laufbahn zurückzulegen. Darf also die Länge und der Umfang ihrer Thätigkeit
befrem-
I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
ihn und Beza fuͤr dieſe Confeſſion die erſte hohe Schule der Theologie, und die einzige, wo franzoͤſiſche Sprache herrſchte.
20. Zu den Folgen der Reformation gehoͤrt — wenn auch nicht zunaͤchſt ihrem Urſprunge, doch ihrer praktiſchen Wirkſamkeit nach, — die waͤhrend derſel- ben ſich bildende Geſellſchaft Jeſu. Der Zweck dieſer Geſellſchaft war und blieb Herrſchaft uͤber die oͤffentliche Meinung; um als Stuͤtze des Pabſtthums (d. i. der hoͤchſten paͤbſtlichen Autoritaͤt) dem Prote- ſtantiſmus (d. i. der Freyheit der Vernunft) entge- genzuwirken. Ohne Zweifel war dieſes am erſten durch eine weit umfaſſende geſellſchaftliche Verbindung moͤg- lich. Alle Mittel mochten ihr vielleicht dazu recht ſeyn; aber welche Mittel anwendbar waren, muß- ten die Zeitumſtaͤnde beſtimmen. In ſo fern mußte alſo die Geſellſchaft mit dem Zeitalter fortgehen, und ſich ausbilden und umbilden; aber, von ihrem Hauptzweck gefeſſelt, konnte ſie es nur bis auf einen gewiſſen Punct. Es lag in ihrer Natur, daß ſie einſt entweder allmaͤchtig werden, oder vernich- tet werden mußte; das Erſte, wenn ſie den Pro- teſtantiſmus vernichtete; das Andere, wenn der Proteſtantiſmus (im obigen Sinn) den Sieg errang; denn kein Friede oder auch nur Waffenſtillſtand war hier gedenkbar. Aber ehe ſie zu Einem jener Ziele kam, hatte ſie eine große Laufbahn zuruͤckzulegen. Darf alſo die Laͤnge und der Umfang ihrer Thaͤtigkeit
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I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
ihn und Beza fuͤr dieſe Confeſſion die erſte hohe Schule der
Theologie, und die einzige, wo franzoͤſiſche Sprache herrſchte.
20. Zu den Folgen der Reformation gehoͤrt —
wenn auch nicht zunaͤchſt ihrem Urſprunge, doch ihrer
praktiſchen Wirkſamkeit nach, — die waͤhrend derſel-
ben ſich bildende Geſellſchaft Jeſu. Der Zweck
dieſer Geſellſchaft war und blieb Herrſchaft uͤber die
oͤffentliche Meinung; um als Stuͤtze des Pabſtthums
(d. i. der hoͤchſten paͤbſtlichen Autoritaͤt) dem Prote-
ſtantiſmus (d. i. der Freyheit der Vernunft) entge-
genzuwirken. Ohne Zweifel war dieſes am erſten durch
eine weit umfaſſende geſellſchaftliche Verbindung moͤg-
lich. Alle Mittel mochten ihr vielleicht dazu recht
ſeyn; aber welche Mittel anwendbar waren, muß-
ten die Zeitumſtaͤnde beſtimmen. In ſo fern mußte
alſo die Geſellſchaft mit dem Zeitalter fortgehen,
und ſich ausbilden und umbilden; aber, von ihrem
Hauptzweck gefeſſelt, konnte ſie es nur bis auf einen
gewiſſen Punct. Es lag in ihrer Natur, daß ſie
einſt entweder allmaͤchtig werden, oder vernich-
tet werden mußte; das Erſte, wenn ſie den Pro-
teſtantiſmus vernichtete; das Andere, wenn der
Proteſtantiſmus (im obigen Sinn) den Sieg errang;
denn kein Friede oder auch nur Waffenſtillſtand war
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Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/112>, abgerufen am 24.11.2024.
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