auf eine solche Weise vorzutragen, daß es dem Gemüth der Schüler näher gebracht wird.
Es leuchtet von selbst ein, daß ein Lesen, wie es nach dem Vor- stehenden gewünscht wird, nicht nur eine fortwährende Verstandesübung, sondern auch mit einer wohlthätigen Erregung des Gemüths verbunden ist, daß es den Gedankenreichthum und Sprachreichthum des Schülers erfolgreich vermehrt, und, wenn auch erst spät, doch unfehlbar reich- liche Früchte bringt. Es kann aber auch, oder es muß vielmehr zu- gleich mit Sprachübungen der verschiedensten Art verbunden werden. Beim Lesen selbst sind alle zusammengesetzte Sätze, soweit es zum Verständniß des Einzelnen erforderlich ist, in einfachere Sätze zu zer- legen, die der Schüler auf zweckmäßig gestellte Fragen des Lehrers selbst zu bilden hat. Die Schüler müssen dabei angeleitet werden, den Inhalt der einzelnen Sätze in sprachrichtiger Form wiederzugeben, die Verbindung der einzelnen Sätze nachzuweisen, zuletzt die ganze Ge- dankenreihe eines Lesestücks zu wiederholen, endlich den Inhalt desselben in freier Rede mündlich oder schriftlich darzustellen. Sehr zweckmäßige Anleitung hierzu enthält folgende Schrift: Anleitung zum Gebrauch des zweiten Theils des Schullesebuchs von Diesterweg. Preis 10 Sgr. auf die wir die Lehrer, die sie noch nicht kennen sollten, hiermit auf- merksam machen wollen.
IV. Mit den Leseübungen ist eine andere für Sprachbildung sehr fruchtbare Uebung zu verbinden, die Aufsuchung ganzer, zu der- selben Wurzel gehörender Wörterfamilien, wobei der Lehrer nur darauf zu achten hat, daß Ableitungen und Zusammensetzungen gehörig unter- schieden, beide in natürlicher Folge aufgeführt und die Wörter, deren Bedeutung sich nicht definiren läßt, den Schülern in passenden Sätzen vorgeführt werden. Regeln für die Sprachbildung aufzustellen und feine Unterschiede zu erörtern, ist in Volksschulen nicht rathsam, wohl aber kann das Sprachgefühl gebildet werden durch Zusammenstellung gleichgebildeter Wörter und durch Hinweisung auf den Unterschied, der aus Vertauschung sinnverwandter Wörter entsteht. Als die vor- züglichsten Hülfsmittel für diesen Theil der Sprachübungen empfehlen wir wiederholentlich:
1) Sprachbildungslehre für Deutsche. Zur Benutzung in deutschen
auf eine ſolche Weiſe vorzutragen, daß es dem Gemüth der Schüler näher gebracht wird.
Es leuchtet von ſelbſt ein, daß ein Leſen, wie es nach dem Vor- ſtehenden gewünſcht wird, nicht nur eine fortwährende Verſtandesübung, ſondern auch mit einer wohlthätigen Erregung des Gemüths verbunden iſt, daß es den Gedankenreichthum und Sprachreichthum des Schülers erfolgreich vermehrt, und, wenn auch erſt ſpät, doch unfehlbar reich- liche Früchte bringt. Es kann aber auch, oder es muß vielmehr zu- gleich mit Sprachübungen der verſchiedenſten Art verbunden werden. Beim Leſen ſelbſt ſind alle zuſammengeſetzte Sätze, ſoweit es zum Verſtändniß des Einzelnen erforderlich iſt, in einfachere Sätze zu zer- legen, die der Schüler auf zweckmäßig geſtellte Fragen des Lehrers ſelbſt zu bilden hat. Die Schüler müſſen dabei angeleitet werden, den Inhalt der einzelnen Sätze in ſprachrichtiger Form wiederzugeben, die Verbindung der einzelnen Sätze nachzuweiſen, zuletzt die ganze Ge- dankenreihe eines Leſeſtücks zu wiederholen, endlich den Inhalt deſſelben in freier Rede mündlich oder ſchriftlich darzuſtellen. Sehr zweckmäßige Anleitung hierzu enthält folgende Schrift: Anleitung zum Gebrauch des zweiten Theils des Schulleſebuchs von Dieſterweg. Preis 10 Sgr. auf die wir die Lehrer, die ſie noch nicht kennen ſollten, hiermit auf- merkſam machen wollen.
IV. Mit den Leſeübungen iſt eine andere für Sprachbildung ſehr fruchtbare Uebung zu verbinden, die Aufſuchung ganzer, zu der- ſelben Wurzel gehörender Wörterfamilien, wobei der Lehrer nur darauf zu achten hat, daß Ableitungen und Zuſammenſetzungen gehörig unter- ſchieden, beide in natürlicher Folge aufgeführt und die Wörter, deren Bedeutung ſich nicht definiren läßt, den Schülern in paſſenden Sätzen vorgeführt werden. Regeln für die Sprachbildung aufzuſtellen und feine Unterſchiede zu erörtern, iſt in Volksſchulen nicht rathſam, wohl aber kann das Sprachgefühl gebildet werden durch Zuſammenſtellung gleichgebildeter Wörter und durch Hinweiſung auf den Unterſchied, der aus Vertauſchung ſinnverwandter Wörter entſteht. Als die vor- züglichſten Hülfsmittel für dieſen Theil der Sprachübungen empfehlen wir wiederholentlich:
1) Sprachbildungslehre für Deutſche. Zur Benutzung in deutſchen
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auf eine ſolche Weiſe vorzutragen, daß es dem Gemüth der Schüler
näher gebracht wird.
Es leuchtet von ſelbſt ein, daß ein Leſen, wie es nach dem Vor-
ſtehenden gewünſcht wird, nicht nur eine fortwährende Verſtandesübung,
ſondern auch mit einer wohlthätigen Erregung des Gemüths verbunden
iſt, daß es den Gedankenreichthum und Sprachreichthum des Schülers
erfolgreich vermehrt, und, wenn auch erſt ſpät, doch unfehlbar reich-
liche Früchte bringt. Es kann aber auch, oder es muß vielmehr zu-
gleich mit Sprachübungen der verſchiedenſten Art verbunden werden.
Beim Leſen ſelbſt ſind alle zuſammengeſetzte Sätze, ſoweit es zum
Verſtändniß des Einzelnen erforderlich iſt, in einfachere Sätze zu zer-
legen, die der Schüler auf zweckmäßig geſtellte Fragen des Lehrers
ſelbſt zu bilden hat. Die Schüler müſſen dabei angeleitet werden, den
Inhalt der einzelnen Sätze in ſprachrichtiger Form wiederzugeben, die
Verbindung der einzelnen Sätze nachzuweiſen, zuletzt die ganze Ge-
dankenreihe eines Leſeſtücks zu wiederholen, endlich den Inhalt deſſelben
in freier Rede mündlich oder ſchriftlich darzuſtellen. Sehr zweckmäßige
Anleitung hierzu enthält folgende Schrift:
Anleitung zum Gebrauch des zweiten Theils des Schulleſebuchs
von Dieſterweg. Preis 10 Sgr.
auf die wir die Lehrer, die ſie noch nicht kennen ſollten, hiermit auf-
merkſam machen wollen.
IV. Mit den Leſeübungen iſt eine andere für Sprachbildung
ſehr fruchtbare Uebung zu verbinden, die Aufſuchung ganzer, zu der-
ſelben Wurzel gehörender Wörterfamilien, wobei der Lehrer nur darauf
zu achten hat, daß Ableitungen und Zuſammenſetzungen gehörig unter-
ſchieden, beide in natürlicher Folge aufgeführt und die Wörter, deren
Bedeutung ſich nicht definiren läßt, den Schülern in paſſenden Sätzen
vorgeführt werden. Regeln für die Sprachbildung aufzuſtellen und
feine Unterſchiede zu erörtern, iſt in Volksſchulen nicht rathſam, wohl
aber kann das Sprachgefühl gebildet werden durch Zuſammenſtellung
gleichgebildeter Wörter und durch Hinweiſung auf den Unterſchied,
der aus Vertauſchung ſinnverwandter Wörter entſteht. Als die vor-
züglichſten Hülfsmittel für dieſen Theil der Sprachübungen empfehlen
wir wiederholentlich:
1) Sprachbildungslehre für Deutſche. Zur Benutzung in deutſchen
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Heckert, Adolph (Hrsg.): Handbuch der Schulgesetzgebung Preußens. Berlin, 1847, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heckert_schulgesetzgebung_1847/192>, abgerufen am 24.11.2024.
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