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Heckert, Adolph (Hrsg.): Handbuch der Schulgesetzgebung Preußens. Berlin, 1847.

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Begründung des Urtheils enthalten, hervorzuheben, und es ist das
Gewicht derselben durch die Betonung fühlbar machen; aber es sind
hier noch alle grammatischen Kunstausdrücke, mit Ausnahme derer,
die das Kind von selbst versteht, sorgfältig zu vermeiden. Bei diesen
Uebungen wird sich vielfach Gelegenheit darbieten, Sprachfehler und
fehlerhafte Angewöhnungen der Kinder zu verbessern, einzelne den
Kindern unbekannte Wörter durch Vertauschungen mit andern zu er-
läutern, ihnen die einfachsten Vorgänge bei der Wortbildung geläufig
zu machen, und sie auf die Auffassung grammatischer Begriffe vorzu-
bereiten.

III. Auch nach erlangter vollkommener Fertigkeit bleiben fortge-
setzte Uebungen im lauten und richtig betonten Lesen das Hauptmittel
der weitern Sprachbildung des Kindes. Es muß auch hier voraus-
gesetzt werden, daß den Kindern nur lesenswerthe und in gewisser
Beziehung klassische Lesestücke vorgelegt werden. Den edelsten Lesestoff
für die reifere Jugend bilden ausgewählte Abschnitte aus der heiligen
Schrift und eine große Anzahl von Kirchenliedern, die ein unschätz-
bares, noch viel zu wenig in seinem wahren Werthe erkanntes Be-
sitzthum der evangelischen Kirche sind. Wir werden unten auf die
Behandlung des Kirchenliedes und der biblischen Geschichte noch einmal
zurückkommen, und warnen hier nur vor dem Mißgriff, Bibel und
Gesangbuch für die Uebungen im mechanischen laut-richtigen Lesen zu
mißbrauchen, oder Abschnitte aus der Bibel und aus Kirchenliedern bei
den eigentlichen Sprachübungen zum Grunde zu legen. Zu Uebungen
dieser Art sind besondere Lesebücher nothwendig, und es kommt nur
darauf an, unter den vorhandenen eine zweckmäßige Auswahl zu treffen.
Ein Lesestoff, wie ihn die meisten älteren Kinderfreunde darbieten, ist
nicht geeignet, die Theilnahme des Kindes zu erwecken und ihm eine
gesunde, kräftige Geistesnahrung zu gewähren. Es ist auch nicht
nothwendig und nicht einmal wünschenswerth, daß der Lesestoff für
die reifere Jugend so leicht sei, um ohne alle Erläuterung verstanden
zu werden, es ist vielmehr zweckmäßig, daß derselbe hier und da Schwie-
rigkeiten darbiete, jedoch immer nur solche, die nach dem Standpunkte
der Schüler leicht zu beseitigen sind. Aus diesem Grunde machen wir
den Herren Superintendenten und Schulinspectoren zur Pflicht, die
in ihrem Aufsichtskreise eingeführten Lesebücher zu prüfen, und nach
Rücksprache mit den betheiligten Geistlichen und Lehrern ein dem

Begründung des Urtheils enthalten, hervorzuheben, und es iſt das
Gewicht derſelben durch die Betonung fühlbar machen; aber es ſind
hier noch alle grammatiſchen Kunſtausdrücke, mit Ausnahme derer,
die das Kind von ſelbſt verſteht, ſorgfältig zu vermeiden. Bei dieſen
Uebungen wird ſich vielfach Gelegenheit darbieten, Sprachfehler und
fehlerhafte Angewöhnungen der Kinder zu verbeſſern, einzelne den
Kindern unbekannte Wörter durch Vertauſchungen mit andern zu er-
läutern, ihnen die einfachſten Vorgänge bei der Wortbildung geläufig
zu machen, und ſie auf die Auffaſſung grammatiſcher Begriffe vorzu-
bereiten.

III. Auch nach erlangter vollkommener Fertigkeit bleiben fortge-
ſetzte Uebungen im lauten und richtig betonten Leſen das Hauptmittel
der weitern Sprachbildung des Kindes. Es muß auch hier voraus-
geſetzt werden, daß den Kindern nur leſenswerthe und in gewiſſer
Beziehung klaſſiſche Leſeſtücke vorgelegt werden. Den edelſten Leſeſtoff
für die reifere Jugend bilden ausgewählte Abſchnitte aus der heiligen
Schrift und eine große Anzahl von Kirchenliedern, die ein unſchätz-
bares, noch viel zu wenig in ſeinem wahren Werthe erkanntes Be-
ſitzthum der evangeliſchen Kirche ſind. Wir werden unten auf die
Behandlung des Kirchenliedes und der bibliſchen Geſchichte noch einmal
zurückkommen, und warnen hier nur vor dem Mißgriff, Bibel und
Geſangbuch für die Uebungen im mechaniſchen laut-richtigen Leſen zu
mißbrauchen, oder Abſchnitte aus der Bibel und aus Kirchenliedern bei
den eigentlichen Sprachübungen zum Grunde zu legen. Zu Uebungen
dieſer Art ſind beſondere Leſebücher nothwendig, und es kommt nur
darauf an, unter den vorhandenen eine zweckmäßige Auswahl zu treffen.
Ein Leſeſtoff, wie ihn die meiſten älteren Kinderfreunde darbieten, iſt
nicht geeignet, die Theilnahme des Kindes zu erwecken und ihm eine
geſunde, kräftige Geiſtesnahrung zu gewähren. Es iſt auch nicht
nothwendig und nicht einmal wünſchenswerth, daß der Leſeſtoff für
die reifere Jugend ſo leicht ſei, um ohne alle Erläuterung verſtanden
zu werden, es iſt vielmehr zweckmäßig, daß derſelbe hier und da Schwie-
rigkeiten darbiete, jedoch immer nur ſolche, die nach dem Standpunkte
der Schüler leicht zu beſeitigen ſind. Aus dieſem Grunde machen wir
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[174/0188] Begründung des Urtheils enthalten, hervorzuheben, und es iſt das Gewicht derſelben durch die Betonung fühlbar machen; aber es ſind hier noch alle grammatiſchen Kunſtausdrücke, mit Ausnahme derer, die das Kind von ſelbſt verſteht, ſorgfältig zu vermeiden. Bei dieſen Uebungen wird ſich vielfach Gelegenheit darbieten, Sprachfehler und fehlerhafte Angewöhnungen der Kinder zu verbeſſern, einzelne den Kindern unbekannte Wörter durch Vertauſchungen mit andern zu er- läutern, ihnen die einfachſten Vorgänge bei der Wortbildung geläufig zu machen, und ſie auf die Auffaſſung grammatiſcher Begriffe vorzu- bereiten. III. Auch nach erlangter vollkommener Fertigkeit bleiben fortge- ſetzte Uebungen im lauten und richtig betonten Leſen das Hauptmittel der weitern Sprachbildung des Kindes. Es muß auch hier voraus- geſetzt werden, daß den Kindern nur leſenswerthe und in gewiſſer Beziehung klaſſiſche Leſeſtücke vorgelegt werden. Den edelſten Leſeſtoff für die reifere Jugend bilden ausgewählte Abſchnitte aus der heiligen Schrift und eine große Anzahl von Kirchenliedern, die ein unſchätz- bares, noch viel zu wenig in ſeinem wahren Werthe erkanntes Be- ſitzthum der evangeliſchen Kirche ſind. Wir werden unten auf die Behandlung des Kirchenliedes und der bibliſchen Geſchichte noch einmal zurückkommen, und warnen hier nur vor dem Mißgriff, Bibel und Geſangbuch für die Uebungen im mechaniſchen laut-richtigen Leſen zu mißbrauchen, oder Abſchnitte aus der Bibel und aus Kirchenliedern bei den eigentlichen Sprachübungen zum Grunde zu legen. Zu Uebungen dieſer Art ſind beſondere Leſebücher nothwendig, und es kommt nur darauf an, unter den vorhandenen eine zweckmäßige Auswahl zu treffen. Ein Leſeſtoff, wie ihn die meiſten älteren Kinderfreunde darbieten, iſt nicht geeignet, die Theilnahme des Kindes zu erwecken und ihm eine geſunde, kräftige Geiſtesnahrung zu gewähren. Es iſt auch nicht nothwendig und nicht einmal wünſchenswerth, daß der Leſeſtoff für die reifere Jugend ſo leicht ſei, um ohne alle Erläuterung verſtanden zu werden, es iſt vielmehr zweckmäßig, daß derſelbe hier und da Schwie- rigkeiten darbiete, jedoch immer nur ſolche, die nach dem Standpunkte der Schüler leicht zu beſeitigen ſind. Aus dieſem Grunde machen wir den Herren Superintendenten und Schulinſpectoren zur Pflicht, die in ihrem Aufſichtskreiſe eingeführten Leſebücher zu prüfen, und nach Rückſprache mit den betheiligten Geiſtlichen und Lehrern ein dem

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Zitationshilfe: Heckert, Adolph (Hrsg.): Handbuch der Schulgesetzgebung Preußens. Berlin, 1847, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heckert_schulgesetzgebung_1847/188>, abgerufen am 22.11.2024.