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Hebel, Johann Peter: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen, 1811.

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vier Stieren die ihr bei eurem Schwager eingestellt habt?" Sonst war er kein ganz roher Mann: viel Unglück hat er verhütet, wo er wehren konnte. Aber größer war das Unglück, das er durch seine Hartnäckigkeit gegen alle Einladungen zum Frieden und durch seine Treulosigkeit verursachte. Jetzt schrieb er an das Bayerische Commando. "Wir wollen uns unterwerfen und bitten um Gnad. Andere Hofer Oberkommedant in Diroll gewöster." Zugleich schrieb er an den Adjutant Kronenwirth: "Wehrt euch so lang ihr könnt. Trifts nicht, so gilts nicht." Als sich aber endlich das verblendete Volk der angebotenen Gnade seines großmüthigen Königs unterwarf, und alle welche sich nachher mit den Waffen des Aufruhrs noch blicken ließen, gehenkt wurden, mancher Baum trug solch ein Früchtlein, da war Andreas Hofer nicht daheim zu finden, und an keinem Baum; und es hieß er sey ein wenig spazieren gegangen über die Gränzen. Den Willen dazu mag er gehabt haben in seiner armen hölzernen Hirtenhütte auf einem hohen Berg im hintersten Passeyer Thal, wo er mit seinem Schreiber verborgen lag, und mit 6 Fuß hohem Schnee verschanzt war. Sein Haus und sein Vermögen war von den wüthenden Bauern geplündert. Dürftige Nahrung verschaffte ihm von Zeit zu Zeit seine Frau, die jetzt selber mit ihren 5 Kindern von fremden Wohltaten lebt. Da sah es anderst aus als in der Burg zu Inspruck. Schlimmers Quartier wartete auf ihn. Einer von seinen guten Freunden verrieth für Geld seinen Aufenthalt. Ein französisches Kommando umringte seine Hütte und nahm ihn gefangen. Man fand bey ihm vier geladene Kugelbüchsen, viel Geld, wenig Nahrung. Er selbst war von Mangel, Kummer und Angst abgezehrt. So wurde er von einer starken militärischen Begleitung unter Trommelschlag durch das Land nach Italien nach Mantua ins Gefängniß gebracht, und daselbst erschossen. In solchen Wassern fangt man solche Fische.

Vorgethan und nachbedacht, hat manchen in groß Leid gebracht.

vier Stieren die ihr bei eurem Schwager eingestellt habt?“ Sonst war er kein ganz roher Mann: viel Unglück hat er verhütet, wo er wehren konnte. Aber größer war das Unglück, das er durch seine Hartnäckigkeit gegen alle Einladungen zum Frieden und durch seine Treulosigkeit verursachte. Jetzt schrieb er an das Bayerische Commando. „Wir wollen uns unterwerfen und bitten um Gnad. Andere Hofer Oberkommedant in Diroll gewöster.“ Zugleich schrieb er an den Adjutant Kronenwirth: „Wehrt euch so lang ihr könnt. Trifts nicht, so gilts nicht.“ Als sich aber endlich das verblendete Volk der angebotenen Gnade seines großmüthigen Königs unterwarf, und alle welche sich nachher mit den Waffen des Aufruhrs noch blicken ließen, gehenkt wurden, mancher Baum trug solch ein Früchtlein, da war Andreas Hofer nicht daheim zu finden, und an keinem Baum; und es hieß er sey ein wenig spazieren gegangen über die Gränzen. Den Willen dazu mag er gehabt haben in seiner armen hölzernen Hirtenhütte auf einem hohen Berg im hintersten Passeyer Thal, wo er mit seinem Schreiber verborgen lag, und mit 6 Fuß hohem Schnee verschanzt war. Sein Haus und sein Vermögen war von den wüthenden Bauern geplündert. Dürftige Nahrung verschaffte ihm von Zeit zu Zeit seine Frau, die jetzt selber mit ihren 5 Kindern von fremden Wohltaten lebt. Da sah es anderst aus als in der Burg zu Inspruck. Schlimmers Quartier wartete auf ihn. Einer von seinen guten Freunden verrieth für Geld seinen Aufenthalt. Ein französisches Kommando umringte seine Hütte und nahm ihn gefangen. Man fand bey ihm vier geladene Kugelbüchsen, viel Geld, wenig Nahrung. Er selbst war von Mangel, Kummer und Angst abgezehrt. So wurde er von einer starken militärischen Begleitung unter Trommelschlag durch das Land nach Italien nach Mantua ins Gefängniß gebracht, und daselbst erschossen. In solchen Wassern fangt man solche Fische.

Vorgethan und nachbedacht, hat manchen in groß Leid gebracht.

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[296/0304] vier Stieren die ihr bei eurem Schwager eingestellt habt?“ Sonst war er kein ganz roher Mann: viel Unglück hat er verhütet, wo er wehren konnte. Aber größer war das Unglück, das er durch seine Hartnäckigkeit gegen alle Einladungen zum Frieden und durch seine Treulosigkeit verursachte. Jetzt schrieb er an das Bayerische Commando. „Wir wollen uns unterwerfen und bitten um Gnad. Andere Hofer Oberkommedant in Diroll gewöster.“ Zugleich schrieb er an den Adjutant Kronenwirth: „Wehrt euch so lang ihr könnt. Trifts nicht, so gilts nicht.“ Als sich aber endlich das verblendete Volk der angebotenen Gnade seines großmüthigen Königs unterwarf, und alle welche sich nachher mit den Waffen des Aufruhrs noch blicken ließen, gehenkt wurden, mancher Baum trug solch ein Früchtlein, da war Andreas Hofer nicht daheim zu finden, und an keinem Baum; und es hieß er sey ein wenig spazieren gegangen über die Gränzen. Den Willen dazu mag er gehabt haben in seiner armen hölzernen Hirtenhütte auf einem hohen Berg im hintersten Passeyer Thal, wo er mit seinem Schreiber verborgen lag, und mit 6 Fuß hohem Schnee verschanzt war. Sein Haus und sein Vermögen war von den wüthenden Bauern geplündert. Dürftige Nahrung verschaffte ihm von Zeit zu Zeit seine Frau, die jetzt selber mit ihren 5 Kindern von fremden Wohltaten lebt. Da sah es anderst aus als in der Burg zu Inspruck. Schlimmers Quartier wartete auf ihn. Einer von seinen guten Freunden verrieth für Geld seinen Aufenthalt. Ein französisches Kommando umringte seine Hütte und nahm ihn gefangen. Man fand bey ihm vier geladene Kugelbüchsen, viel Geld, wenig Nahrung. Er selbst war von Mangel, Kummer und Angst abgezehrt. So wurde er von einer starken militärischen Begleitung unter Trommelschlag durch das Land nach Italien nach Mantua ins Gefängniß gebracht, und daselbst erschossen. In solchen Wassern fangt man solche Fische. Vorgethan und nachbedacht, hat manchen in groß Leid gebracht.

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Zitationshilfe: Hebel, Johann Peter: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen, 1811, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_schatzkaestlein_1811/304>, abgerufen am 24.11.2024.