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Hebel, Johann Peter: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen, 1811.

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Trommeln. Kommt auf einmal der Schneider herein mit rothem Rock, hirschledernen Beinkleidern, Halbstiefeln und Zotteln daran, und zwey Sporen. Der Wirth zog höflich die Kappe ab, die Gäste auch, und "hat euch, Herr Ritter, der Hausknecht das Pferd schon in den Stall geführt?" fragt ihn der Wirth. "Mein Normänder, der Scheck?" sagte der Schneider. Ich hab ihn au Cerf eingestellt im Hirschen. Ich will hier nur ein Schöpplein trinken. Ich bin der berühmte Adelstan und reise auf Menschenkenntniß und Weinkunde; "Platz da!" sagte er zum Adjunkt. "Holla", denkt der Adjunkt, "der meynt auch, grob sey vornehm. Was gilts, er ist nicht weit her?" Als aber der Schneider die Gerte breit über den Tisch legte, und räusperte sich wie ein Kameel, und betrachtete die Leute mit einem Brennglas und den Adjunkt auch, steht der Adjunkt langsam auf und sagt dem Wirth etwas halblaut in das Ohr. Ein Ehninger der es hörte, sagt: "Herr Landsmann, ihr seyd auf der rechten Spur. Ich hab ihn gesehn die Stiefel am Bach abwaschen, und eine Gerte schneiden. Er ist zu Fuß gekommen." Ein Scheerenschleifer sagte: "Ich kenn ihn wohl, er ist einmal ein Schneider gewesen. Jetzt hat er sich zur Ruh' gesetzt und thut Botengänge um den Lohn." Also geht der Wirth ein wenig hinaus und kommt wieder herein. "So kann denn doch kein hiesiger Markt ohne ein Unglück vorübergehen", sagt er im Hereinkommen. "Da suchen die Hatschirer in allen Wirthshäusern einen Herrn in einem rothen Rocke, der heute durch die Dörfer gallopirt ist, und ein Kind zu todt geritten hat." Da schauten alle Gäste den Ritter Adelstan

Trommeln. Kommt auf einmal der Schneider herein mit rothem Rock, hirschledernen Beinkleidern, Halbstiefeln und Zotteln daran, und zwey Sporen. Der Wirth zog höflich die Kappe ab, die Gäste auch, und „hat euch, Herr Ritter, der Hausknecht das Pferd schon in den Stall geführt?“ fragt ihn der Wirth. „Mein Normänder, der Scheck?“ sagte der Schneider. Ich hab ihn au Cerf eingestellt im Hirschen. Ich will hier nur ein Schöpplein trinken. Ich bin der berühmte Adelstan und reise auf Menschenkenntniß und Weinkunde; „Platz da!“ sagte er zum Adjunkt. „Holla“, denkt der Adjunkt, „der meynt auch, grob sey vornehm. Was gilts, er ist nicht weit her?“ Als aber der Schneider die Gerte breit über den Tisch legte, und räusperte sich wie ein Kameel, und betrachtete die Leute mit einem Brennglas und den Adjunkt auch, steht der Adjunkt langsam auf und sagt dem Wirth etwas halblaut in das Ohr. Ein Ehninger der es hörte, sagt: „Herr Landsmann, ihr seyd auf der rechten Spur. Ich hab ihn gesehn die Stiefel am Bach abwaschen, und eine Gerte schneiden. Er ist zu Fuß gekommen.“ Ein Scheerenschleifer sagte: „Ich kenn ihn wohl, er ist einmal ein Schneider gewesen. Jetzt hat er sich zur Ruh’ gesetzt und thut Botengänge um den Lohn.“ Also geht der Wirth ein wenig hinaus und kommt wieder herein. „So kann denn doch kein hiesiger Markt ohne ein Unglück vorübergehen“, sagt er im Hereinkommen. „Da suchen die Hatschirer in allen Wirthshäusern einen Herrn in einem rothen Rocke, der heute durch die Dörfer gallopirt ist, und ein Kind zu todt geritten hat.“ Da schauten alle Gäste den Ritter Adelstan

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[278/0286] Trommeln. Kommt auf einmal der Schneider herein mit rothem Rock, hirschledernen Beinkleidern, Halbstiefeln und Zotteln daran, und zwey Sporen. Der Wirth zog höflich die Kappe ab, die Gäste auch, und „hat euch, Herr Ritter, der Hausknecht das Pferd schon in den Stall geführt?“ fragt ihn der Wirth. „Mein Normänder, der Scheck?“ sagte der Schneider. Ich hab ihn au Cerf eingestellt im Hirschen. Ich will hier nur ein Schöpplein trinken. Ich bin der berühmte Adelstan und reise auf Menschenkenntniß und Weinkunde; „Platz da!“ sagte er zum Adjunkt. „Holla“, denkt der Adjunkt, „der meynt auch, grob sey vornehm. Was gilts, er ist nicht weit her?“ Als aber der Schneider die Gerte breit über den Tisch legte, und räusperte sich wie ein Kameel, und betrachtete die Leute mit einem Brennglas und den Adjunkt auch, steht der Adjunkt langsam auf und sagt dem Wirth etwas halblaut in das Ohr. Ein Ehninger der es hörte, sagt: „Herr Landsmann, ihr seyd auf der rechten Spur. Ich hab ihn gesehn die Stiefel am Bach abwaschen, und eine Gerte schneiden. Er ist zu Fuß gekommen.“ Ein Scheerenschleifer sagte: „Ich kenn ihn wohl, er ist einmal ein Schneider gewesen. Jetzt hat er sich zur Ruh’ gesetzt und thut Botengänge um den Lohn.“ Also geht der Wirth ein wenig hinaus und kommt wieder herein. „So kann denn doch kein hiesiger Markt ohne ein Unglück vorübergehen“, sagt er im Hereinkommen. „Da suchen die Hatschirer in allen Wirthshäusern einen Herrn in einem rothen Rocke, der heute durch die Dörfer gallopirt ist, und ein Kind zu todt geritten hat.“ Da schauten alle Gäste den Ritter Adelstan

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Zitationshilfe: Hebel, Johann Peter: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen, 1811, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_schatzkaestlein_1811/286>, abgerufen am 22.11.2024.