Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hebel, Johann Peter]: Allemannische Gedichte. Karlsruhe, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite
Doch wenn der Wunderwitz ein öbbe brennt,
me lauft im Uhverstand den Engle no,
jel isch ene wie Gift und Poperment;
im Augeblick se lön sie alles stoh.
Z'erst sage sie: "Denkwol es isch si Weg,
"er goht verbey, mer wen e wenig z'ruk!"
So sage sie, und wandle still us weg,
und sieder nimmt der füürig Ma ne Schluck.
Doch folgt me witers über Steg und Bort,
wo nummen au der Engel goht und stoht,
se seit er z'lezt: "Was gilts i find en Ort,
"du Lappi, wo di Weg nit dure goht!"
Der Marcher muß vora; mit stillem Tritt
der Engel hinterher, und lauft me no,
se sinkt men in e Gülle, 's fehlt si nit.
Jez weisch di B'richt, und jez chasch wieder goh!


Doch wenn der Wunderwitz ein oͤbbe brennt,
me lauft im Uhverſtand den Engle no,
jel iſch ene wie Gift und Poperment;
im Augeblick ſe loͤn ſie alles ſtoh.
Z’erſt ſage ſie: „Denkwol es iſch ſi Weg,
„er goht verbey, mer wen e wenig z’ruk!“
So ſage ſie, und wandle ſtill us weg,
und ſieder nimmt der fuͤuͤrig Ma ne Schluck.
Doch folgt me witers uͤber Steg und Bort,
wo nummen au der Engel goht und ſtoht,
ſe ſeit er z’lezt: „Was gilts i find en Ort,
„du Lappi, wo di Weg nit dure goht!“
Der Marcher muß vora; mit ſtillem Tritt
der Engel hinterher, und lauft me no,
ſe ſinkt men in e Guͤlle, ’s fehlt ſi nit.
Jez weiſch di B’richt, und jez chaſch wieder goh!


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0050" n="34"/>
            <lg n="12">
              <l>Doch wenn der Wunderwitz ein o&#x0364;bbe brennt,</l><lb/>
              <l>me lauft im Uhver&#x017F;tand den Engle no,</l><lb/>
              <l>jel i&#x017F;ch ene wie Gift und Poperment;</l><lb/>
              <l>im Augeblick &#x017F;e lo&#x0364;n &#x017F;ie alles &#x017F;toh.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="13">
              <l>Z&#x2019;er&#x017F;t &#x017F;age &#x017F;ie: &#x201E;Denkwol es i&#x017F;ch &#x017F;i Weg,</l><lb/>
              <l>&#x201E;er goht verbey, mer wen e wenig z&#x2019;ruk!&#x201C;</l><lb/>
              <l>So &#x017F;age &#x017F;ie, und wandle &#x017F;till us weg,</l><lb/>
              <l>und &#x017F;ieder nimmt der fu&#x0364;u&#x0364;rig Ma ne Schluck.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="14">
              <l>Doch folgt me witers u&#x0364;ber Steg und Bort,</l><lb/>
              <l>wo nummen au der Engel goht und &#x017F;toht,</l><lb/>
              <l>&#x017F;e &#x017F;eit er z&#x2019;lezt: &#x201E;Was gilts i find en Ort,</l><lb/>
              <l>&#x201E;du Lappi, wo di Weg nit dure goht!&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="15">
              <l>Der Marcher muß vora; mit &#x017F;tillem Tritt</l><lb/>
              <l>der Engel hinterher, und lauft me no,</l><lb/>
              <l>&#x017F;e &#x017F;inkt men in e Gu&#x0364;lle, &#x2019;s fehlt &#x017F;i nit.</l><lb/>
              <l>Jez wei&#x017F;ch di B&#x2019;richt, und jez cha&#x017F;ch wieder goh!</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0050] Doch wenn der Wunderwitz ein oͤbbe brennt, me lauft im Uhverſtand den Engle no, jel iſch ene wie Gift und Poperment; im Augeblick ſe loͤn ſie alles ſtoh. Z’erſt ſage ſie: „Denkwol es iſch ſi Weg, „er goht verbey, mer wen e wenig z’ruk!“ So ſage ſie, und wandle ſtill us weg, und ſieder nimmt der fuͤuͤrig Ma ne Schluck. Doch folgt me witers uͤber Steg und Bort, wo nummen au der Engel goht und ſtoht, ſe ſeit er z’lezt: „Was gilts i find en Ort, „du Lappi, wo di Weg nit dure goht!“ Der Marcher muß vora; mit ſtillem Tritt der Engel hinterher, und lauft me no, ſe ſinkt men in e Guͤlle, ’s fehlt ſi nit. Jez weiſch di B’richt, und jez chaſch wieder goh!

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_gedichte_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_gedichte_1803/50
Zitationshilfe: [Hebel, Johann Peter]: Allemannische Gedichte. Karlsruhe, 1803, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_gedichte_1803/50>, abgerufen am 24.11.2024.