Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hebel, Johann Peter]: Allemannische Gedichte. Karlsruhe, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite
Je 's wär wol hübsch und liebli so,
im warme Stübli gfallts eim scho.
Doch meugi Frau, das Gott erbarm,
sie nimmt ihr nackig Chind in d'Arm,
sie het em nüt um d' Gliedli z' thue,
und wicklet's mittem Fürtuech zu.
Sie het kei Holz, und het kei Brod,
sie sizt und chlagts im liebe Gott.
Gfriert Stei und Bei, wohl thaut der Schmerz
no Thränen uf im Muetterherz.
Der Jenner isch e ruuche Ma,
er nimmt si nüt um d' Armeth a.
Gang bring der arme Fischer-Lis'
e Säckli Mehl, e Hemdli wiß,
nimm au ne Wellen oder zwo,
und sag, sie soll au zuenis cho,
und Weihe hole, wenni bach,
und decket iez der Tisch alsgmach.


Je ’s waͤr wol huͤbſch und liebli ſo,
im warme Stuͤbli gfallts eim ſcho.
Doch meugi Frau, das Gott erbarm,
ſie nimmt ihr nackig Chind in d’Arm,
ſie het em nuͤt um d’ Gliedli z’ thue,
und wicklet’s mittem Fuͤrtuech zu.
Sie het kei Holz, und het kei Brod,
ſie ſizt und chlagts im liebe Gott.
Gfriert Stei und Bei, wohl thaut der Schmerz
no Thraͤnen uf im Muetterherz.
Der Jenner iſch e ruuche Ma,
er nimmt ſi nuͤt um d’ Armeth a.
Gang bring der arme Fiſcher-Lis’
e Saͤckli Mehl, e Hemdli wiß,
nimm au ne Wellen oder zwo,
und ſag, ſie ſoll au zuenis cho,
und Weihe hole, wenni bach,
und decket iez der Tiſch alsgmach.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0213" n="191"/>
            <lg n="12">
              <l>Je &#x2019;s wa&#x0364;r wol hu&#x0364;b&#x017F;ch und liebli &#x017F;o,</l><lb/>
              <l>im warme Stu&#x0364;bli gfallts eim &#x017F;cho.</l><lb/>
              <l>Doch meugi Frau, das Gott erbarm,</l><lb/>
              <l>&#x017F;ie nimmt ihr nackig Chind in d&#x2019;Arm,</l><lb/>
              <l>&#x017F;ie het em nu&#x0364;t um d&#x2019; Gliedli z&#x2019; thue,</l><lb/>
              <l>und wicklet&#x2019;s mittem Fu&#x0364;rtuech zu.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="13">
              <l>Sie het kei Holz, und het kei Brod,</l><lb/>
              <l>&#x017F;ie &#x017F;izt und chlagts im liebe Gott.</l><lb/>
              <l>Gfriert Stei und Bei, wohl thaut der Schmerz</l><lb/>
              <l>no Thra&#x0364;nen uf im Muetterherz.</l><lb/>
              <l>Der Jenner i&#x017F;ch e <hi rendition="#g">ruuche</hi> Ma,</l><lb/>
              <l>er nimmt &#x017F;i nu&#x0364;t um d&#x2019; Armeth a.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="14">
              <l>Gang bring der arme Fi&#x017F;cher-Lis&#x2019;</l><lb/>
              <l>e Sa&#x0364;ckli Mehl, e Hemdli wiß,</l><lb/>
              <l>nimm au ne Wellen oder zwo,</l><lb/>
              <l>und &#x017F;ag, &#x017F;ie &#x017F;oll au zuenis cho,</l><lb/>
              <l>und Weihe hole, wenni bach,</l><lb/>
              <l>und decket iez der Ti&#x017F;ch alsgmach.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[191/0213] Je ’s waͤr wol huͤbſch und liebli ſo, im warme Stuͤbli gfallts eim ſcho. Doch meugi Frau, das Gott erbarm, ſie nimmt ihr nackig Chind in d’Arm, ſie het em nuͤt um d’ Gliedli z’ thue, und wicklet’s mittem Fuͤrtuech zu. Sie het kei Holz, und het kei Brod, ſie ſizt und chlagts im liebe Gott. Gfriert Stei und Bei, wohl thaut der Schmerz no Thraͤnen uf im Muetterherz. Der Jenner iſch e ruuche Ma, er nimmt ſi nuͤt um d’ Armeth a. Gang bring der arme Fiſcher-Lis’ e Saͤckli Mehl, e Hemdli wiß, nimm au ne Wellen oder zwo, und ſag, ſie ſoll au zuenis cho, und Weihe hole, wenni bach, und decket iez der Tiſch alsgmach.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_gedichte_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_gedichte_1803/213
Zitationshilfe: [Hebel, Johann Peter]: Allemannische Gedichte. Karlsruhe, 1803, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_gedichte_1803/213>, abgerufen am 24.11.2024.