[Hebel, Johann Peter]: Allemannische Gedichte. Karlsruhe, 1803.Göhntder z'nacht vom Bergwerch heim, und hentder uf d' Site gladen, und es chunnt en Eber mit blutige Wunde, göhnt em still usweg, und denket: Du bisch der Uhli! Aber wer wird iez mit Zuspruch 's Vre- neli tröste? Groß isch 's Leid nit gsi, und siebe Wuche no Pfingste rüeft me 's wieder us. Mit wem? Der wer- det nit froge. Grüseli het der Statthalter gmacht, und gmeint, es müeß nit sy. "So ne vertlaufeue Burst mit miner liib- liche Tochter, "mit mi'm Fleisch und Blut? J führ sie selber ins Zuchthus." Aber was ischs gsi? -- Es isch die einzigi Tochter, und isch Frau für ihns, und will er wohl oder übel, Goͤhntder z’nacht vom Bergwerch heim, und hentder uf d’ Site gladen, und es chunnt en Eber mit blutige Wunde, goͤhnt em ſtill usweg, und denket: Du biſch der Uhli! Aber wer wird iez mit Zuſpruch ’s Vre- neli troͤſte? Groß iſch ’s Leid nit gſi, und ſiebe Wuche no Pfingſte ruͤeft me ’s wieder us. Mit wem? Der wer- det nit froge. Gruͤſeli het der Statthalter gmacht, und gmeint, es muͤeß nit ſy. „So ne vertlaufeue Burſt mit miner liib- liche Tochter, „mit mi’m Fleiſch und Blut? J fuͤhr ſie ſelber ins Zuchthus.“ Aber was iſchs gſi? — Es iſch die einzigi Tochter, und iſch Frau fuͤr ihns, und will er wohl oder uͤbel, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0142" n="124"/> <l>Goͤhntder z’nacht vom Bergwerch heim, und</l><lb/> <l>hentder uf d’ Site</l><lb/> <l>gladen, und es chunnt en Eber mit blutige</l><lb/> <l>Wunde,</l><lb/> <l>goͤhnt em ſtill usweg, und denket: Du biſch</l><lb/> <l>der Uhli!</l><lb/> <l>Aber wer wird iez mit Zuſpruch ’s Vre-</l><lb/> <l>neli troͤſte?</l><lb/> <l>Groß iſch ’s Leid nit gſi, und ſiebe Wuche</l><lb/> <l>no Pfingſte</l><lb/> <l>ruͤeft me ’s wieder us. Mit wem? Der wer-</l><lb/> <l>det nit froge.</l><lb/> <l>Gruͤſeli het der Statthalter gmacht, und</l><lb/> <l>gmeint, es muͤeß nit ſy.</l><lb/> <l>„So ne vertlaufeue Burſt mit miner liib-</l><lb/> <l>liche Tochter,</l><lb/> <l>„mit mi’m Fleiſch und Blut? J fuͤhr ſie</l><lb/> <l>ſelber ins Zuchthus.“</l><lb/> <l>Aber was iſchs gſi? — Es iſch die einzigi</l><lb/> <l>Tochter,</l><lb/> <l>und iſch Frau fuͤr ihns, und will er wohl</l><lb/> <l>oder uͤbel,</l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [124/0142]
Goͤhntder z’nacht vom Bergwerch heim, und
hentder uf d’ Site
gladen, und es chunnt en Eber mit blutige
Wunde,
goͤhnt em ſtill usweg, und denket: Du biſch
der Uhli!
Aber wer wird iez mit Zuſpruch ’s Vre-
neli troͤſte?
Groß iſch ’s Leid nit gſi, und ſiebe Wuche
no Pfingſte
ruͤeft me ’s wieder us. Mit wem? Der wer-
det nit froge.
Gruͤſeli het der Statthalter gmacht, und
gmeint, es muͤeß nit ſy.
„So ne vertlaufeue Burſt mit miner liib-
liche Tochter,
„mit mi’m Fleiſch und Blut? J fuͤhr ſie
ſelber ins Zuchthus.“
Aber was iſchs gſi? — Es iſch die einzigi
Tochter,
und iſch Frau fuͤr ihns, und will er wohl
oder uͤbel,
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