dille nicht mehr Spadille seyn soll, sie wollen wohl neue Combinationen im Spiel, aber keine neue Re- gel, sie verwünschen den Hexenmeister, der ihnen diese aufdringt, oder doch zeigt, daß sie möglich ist, und sehen sich nach dem Gevatter Handwerker um, der die Blätter wohl anders mischt, auch wohl hin und wieder, denn Abwechselung muß seyn, einen neuen Trumpf einsetzt, aber im Uebrigen die alt- ehrwürdige Erfindung des Ur-Ur-Großvaters, wie das Natur-Gesetz selbst, respectirt. Hier wäre es am Ort, aus dem halben Scherz in einen bittern ganzen Ernst überzugehen, denn es ist nicht zu sa- gen, bis zu welchem Grade eine zum Theil unzurech- nungsfähige und unmündige, zum Theil aber auch perfide Kritik, sich den erbärmlichen Theater-Ver- hältnissen unserer Tage und dem beschränkten Ge- sichtskreis des großen Haufens accomodirend, die einfachen Grundbegriffe der dramatischen Kunst, von denen man glauben sollte, daß sie, nachdem sich ihre Kraft und Wahrheit vier Jahrtausende hin- durch bewährte, unantastbar seyen, wie das Ein- maleins, verwirrt und auf den Kopf gestellt hat. Der Maler braucht sich, und er mag dem Himmel dafür danken, noch nicht darüber zu entschuldigen,
dille nicht mehr Spadille ſeyn ſoll, ſie wollen wohl neue Combinationen im Spiel, aber keine neue Re- gel, ſie verwünſchen den Hexenmeiſter, der ihnen dieſe aufdringt, oder doch zeigt, daß ſie möglich iſt, und ſehen ſich nach dem Gevatter Handwerker um, der die Blätter wohl anders miſcht, auch wohl hin und wieder, denn Abwechſelung muß ſeyn, einen neuen Trumpf einſetzt, aber im Uebrigen die alt- ehrwürdige Erfindung des Ur-Ur-Großvaters, wie das Natur-Geſetz ſelbſt, reſpectirt. Hier wäre es am Ort, aus dem halben Scherz in einen bittern ganzen Ernſt überzugehen, denn es iſt nicht zu ſa- gen, bis zu welchem Grade eine zum Theil unzurech- nungsfähige und unmündige, zum Theil aber auch perfide Kritik, ſich den erbärmlichen Theater-Ver- hältniſſen unſerer Tage und dem beſchränkten Ge- ſichtskreis des großen Haufens accomodirend, die einfachen Grundbegriffe der dramatiſchen Kunſt, von denen man glauben ſollte, daß ſie, nachdem ſich ihre Kraft und Wahrheit vier Jahrtauſende hin- durch bewährte, unantaſtbar ſeyen, wie das Ein- maleins, verwirrt und auf den Kopf geſtellt hat. Der Maler braucht ſich, und er mag dem Himmel dafür danken, noch nicht darüber zu entſchuldigen,
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[X/0030]
dille nicht mehr Spadille ſeyn ſoll, ſie wollen wohl
neue Combinationen im Spiel, aber keine neue Re-
gel, ſie verwünſchen den Hexenmeiſter, der ihnen
dieſe aufdringt, oder doch zeigt, daß ſie möglich iſt,
und ſehen ſich nach dem Gevatter Handwerker um,
der die Blätter wohl anders miſcht, auch wohl hin
und wieder, denn Abwechſelung muß ſeyn, einen
neuen Trumpf einſetzt, aber im Uebrigen die alt-
ehrwürdige Erfindung des Ur-Ur-Großvaters, wie
das Natur-Geſetz ſelbſt, reſpectirt. Hier wäre es
am Ort, aus dem halben Scherz in einen bittern
ganzen Ernſt überzugehen, denn es iſt nicht zu ſa-
gen, bis zu welchem Grade eine zum Theil unzurech-
nungsfähige und unmündige, zum Theil aber auch
perfide Kritik, ſich den erbärmlichen Theater-Ver-
hältniſſen unſerer Tage und dem beſchränkten Ge-
ſichtskreis des großen Haufens accomodirend, die
einfachen Grundbegriffe der dramatiſchen Kunſt, von
denen man glauben ſollte, daß ſie, nachdem ſich
ihre Kraft und Wahrheit vier Jahrtauſende hin-
durch bewährte, unantaſtbar ſeyen, wie das Ein-
maleins, verwirrt und auf den Kopf geſtellt hat.
Der Maler braucht ſich, und er mag dem Himmel
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Hebbel, Friedrich: Maria Magdalene. Hamburg, 1844, S. X. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebbel_magdalene_1844/30>, abgerufen am 27.07.2024.
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