Stats- u. Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 75, Hamburg, 11. Mai 1725.[Spaltenumbruch]
bassadeur an den Chinesischen Kayser übersenden, Rom, den 21. April. Vorigen Sonnabend begab sich der Pabst nach Venedig, den 28. April. Am verwichenen Sonnabend Abend kam der Hoch- Florentz, den 21. April. Verwichenen Sonntag hat der Pohlnische Minister, [Spaltenumbruch]
baſſadeur an den Chineſiſchen Kayſer uͤberſenden, Rom, den 21. April. Vorigen Sonnabend begab ſich der Pabſt nach Venedig, den 28. April. Am verwichenen Sonnabend Abend kam der Hoch- Florentz, den 21. April. Verwichenen Sonntag hat der Pohlniſche Miniſter, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0002" n="[2]"/><cb/> baſſadeur an den Chineſiſchen Kayſer uͤberſenden,<lb/> beſtehen in 2. mit gruͤnen Sammet beſchlagenen<lb/> Kiſten, die eine mit Gold und die andere mit Sil-<lb/> ber bordiret; ſelbige ſind angefuͤllet mit guͤlden- und<lb/> ſilbernen Stoffen, Lioniſcher Fabric; verſchiedenen<lb/> Marmornen Tiſchen, einer ſilbernen zu Rom ge-<lb/> machten Arm-Crone; unterſchiedliche Kaͤſtgen<lb/> mit koͤſtlichen zu Paris und Londen verfertigten Ga-<lb/> lanterien, als Schnuptobacks-Doſen, Koͤchern, und<lb/> andern Curioſitaͤten, ꝛc. ꝛc. Dem Verlaut nach wil<lb/> der Koͤnig, zu wieder Aufbauung des Kloſters derer<lb/> Bernhardiner-Nonnen in der Stadt Arroucca, ſo<lb/> bekanter maſſen durch einen grauſamen Brand groͤ-<lb/> ſten theils ruiniret worden, eine Anſehnliche Sum-<lb/> ma Geld geben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Rom, den 21. April.</hi> </dateline><lb/> <p>Vorigen Sonnabend begab ſich der Pabſt nach<lb/> St. Johan im Lateran, um daſelbſt zu ſchlaffen, und<lb/> folgenden Morgen deſto eher zur Eroͤffnung des Con-<lb/> cilii bey der Hand zu ſeyn. Am Sonntag Morgen<lb/> machte Se. Heil. mit einer Proceßion nebſt der gan-<lb/> tzen Cleriſey um gedachte Kirche den Anfang, und<lb/> hielte, auf dem Paͤbſtl. Seſſel ſitzend, ein brennend<lb/> Licht in der Hand, ſunge folgends die Meſſe vom<lb/> Heil. Geiſt, und taht eine gelehrte Anrede an die<lb/> Biſchoͤffe, worauf die erſte Seßion in der Kirche ge-<lb/> halten ward, und retournirte der Pabſt des Abends<lb/> nach dem Vatican. Selbigen Morgen ward die<lb/> ſchon balſamirte Leiche des am 13. dieſes verſtorbenen<lb/> Hertzogs v. Fiano Ottoboni auf einem hohen mit 100.<lb/> Wachs-Lichtern und vielen Wapen-Schilden umgebe-<lb/> nen in praͤchtigen mit guͤldenen Frantzen Trauer-Ap-<lb/> parat gezierten Todten-Geruͤſt exponiret, und nach ge-<lb/> haltenen muſicaliſchen Exequien des Abends in dem<lb/> Grabmahl ſeiner Vorfahren zu San Marco zur Er-<lb/> den beſtattet. Er hat 2. Soͤhne als Erben hinter-<lb/> laſſen, und die Hertzogin ſeine Gemahlin nebſt dem<lb/> Cardinal Ottoboni, ſeinem Nepoten, zu Adminiſtra-<lb/> toren beſtellet, auch 10000. Meſſen fuͤr ſeine Sele<lb/> zu leſen angeordnet. Am Montage beſuchte der<lb/> Pabſt die 4. Ablaß-Kirchen, und gab deſſelbigen Ta-<lb/> ges der Portugieſiſche Ambaſſadeur dem Cardinal<lb/> Marefoſchi die oͤffentliche Viſite. Am Mittwochen<lb/> hielte der Pabſt geheimes Conſiſtorium, worin aber,<lb/> auſſer der von ihm ſowol als denen Cardinaͤlen ge-<lb/> ſchehenen Auſruffung verſchiedener Kirchen, nichts<lb/> neues vorgefallen. Selbigen Mittag ſpeiſete die<lb/> Groß-Printzeßin in dem Kloſter von St. Tereſa bey<lb/> den 4. Brunnen, wohin ſie eine Menge von friſchen<lb/> Fiſchen bringen ließ, weil ſelbige des Mittwochens<lb/><cb/> aus Devotion kein Fleiſch iſſet. Am Donnerſtag<lb/> Nachmittags ward vor dem Pabſt im Vatican-Pal-<lb/> laſt die erſte Congregation des Concilii gehalten,<lb/> wobey 32. Cardinaͤle und 57. Ertz- und Biſchoͤffe ſich<lb/> gegenwaͤrtig befunden, und ſind darinnen die am<lb/> Sonntag beſtimmte Puncta eroͤrtert, welche morgen<lb/> ſolenniter ſollen approbiret, und zu gleicher Zeit an-<lb/> dere Puncta wieder vorgenommen werden, deren<lb/> Approbation kuͤnfftigen Sonntag zu publiciren ſeyn<lb/> wird. Dieſe Ordnung ſoll ſo lange obſerviret wer-<lb/> den, als neue Materien zu proponiren verhanden<lb/> ſeyn, und glaubt man, daß bey continuirender Ei-<lb/> nigkeit das Concilium am Sontag uͤber 8. Tage<lb/> geendiget ſeyn koͤnne, deſſen Decreta durch den Hrn.<lb/> Majella ausfuͤhrlich beſchrieben, und ſodann gedruckt,<lb/> auch an alle Biſchoͤffe, ſo dem Concilio nicht beyge-<lb/> wohnet, uͤberſandt werden ſollen. Mit letztern<lb/> Frantzoͤſiſchen Briefen vernimt man, daß die in der<lb/> Conſtitutions-Affaire vom Pabſt nach Franckreich ſpe-<lb/> dirte Bulle viel Aufſehens daſelbſt verurſachet habe.<lb/> Der Pabſt hat ein Edict publiciren, und ſolches an<lb/> alle Nuntios und Miniſtres des Roͤmiſchen Stuhls,<lb/> ſogar an denen entlegenſten Oertern in der Welt, uͤber-<lb/> ſenden laſſen, damit einem jeden der Pardon bekant<lb/> ſeyn moͤge, welchen Se. Heiligkeit allen Abtruͤnni-<lb/> gen, die ſich aus denen Kloͤſtern, in fremder Religion<lb/> Laͤnder retiriret, verliehen, daß ſie nemlich zuruͤck<lb/> kommen, und von ihren Obern ohne Straffe wie-<lb/> derum angenommen werden ſollen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Venedig, den 28. April.</hi> </dateline><lb/> <p>Am verwichenen Sonnabend Abend kam der Hoch-<lb/> Edle Hr. Gio Maria Vincenti, welcher unlaͤngſt<lb/> mit der Groß-Cantzler-Wuͤrde gezieret worden, von<lb/> Cambray allhie zuruͤcke. Hingegen hat der juͤngſt-<lb/> bemeldte Tripolitaniſche Bottſchaffter Mehemet Ef-<lb/> fendi ſich auf das Schiff, das Crucifix, an Boort be-<lb/> geben, um mit ſelbigem nach ſeiner Heymaht zu re-<lb/> tourniren.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Florentz, den 21. 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baſſadeur an den Chineſiſchen Kayſer uͤberſenden,
beſtehen in 2. mit gruͤnen Sammet beſchlagenen
Kiſten, die eine mit Gold und die andere mit Sil-
ber bordiret; ſelbige ſind angefuͤllet mit guͤlden- und
ſilbernen Stoffen, Lioniſcher Fabric; verſchiedenen
Marmornen Tiſchen, einer ſilbernen zu Rom ge-
machten Arm-Crone; unterſchiedliche Kaͤſtgen
mit koͤſtlichen zu Paris und Londen verfertigten Ga-
lanterien, als Schnuptobacks-Doſen, Koͤchern, und
andern Curioſitaͤten, ꝛc. ꝛc. Dem Verlaut nach wil
der Koͤnig, zu wieder Aufbauung des Kloſters derer
Bernhardiner-Nonnen in der Stadt Arroucca, ſo
bekanter maſſen durch einen grauſamen Brand groͤ-
ſten theils ruiniret worden, eine Anſehnliche Sum-
ma Geld geben.
Rom, den 21. April.
Vorigen Sonnabend begab ſich der Pabſt nach
St. Johan im Lateran, um daſelbſt zu ſchlaffen, und
folgenden Morgen deſto eher zur Eroͤffnung des Con-
cilii bey der Hand zu ſeyn. Am Sonntag Morgen
machte Se. Heil. mit einer Proceßion nebſt der gan-
tzen Cleriſey um gedachte Kirche den Anfang, und
hielte, auf dem Paͤbſtl. Seſſel ſitzend, ein brennend
Licht in der Hand, ſunge folgends die Meſſe vom
Heil. Geiſt, und taht eine gelehrte Anrede an die
Biſchoͤffe, worauf die erſte Seßion in der Kirche ge-
halten ward, und retournirte der Pabſt des Abends
nach dem Vatican. Selbigen Morgen ward die
ſchon balſamirte Leiche des am 13. dieſes verſtorbenen
Hertzogs v. Fiano Ottoboni auf einem hohen mit 100.
Wachs-Lichtern und vielen Wapen-Schilden umgebe-
nen in praͤchtigen mit guͤldenen Frantzen Trauer-Ap-
parat gezierten Todten-Geruͤſt exponiret, und nach ge-
haltenen muſicaliſchen Exequien des Abends in dem
Grabmahl ſeiner Vorfahren zu San Marco zur Er-
den beſtattet. Er hat 2. Soͤhne als Erben hinter-
laſſen, und die Hertzogin ſeine Gemahlin nebſt dem
Cardinal Ottoboni, ſeinem Nepoten, zu Adminiſtra-
toren beſtellet, auch 10000. Meſſen fuͤr ſeine Sele
zu leſen angeordnet. Am Montage beſuchte der
Pabſt die 4. Ablaß-Kirchen, und gab deſſelbigen Ta-
ges der Portugieſiſche Ambaſſadeur dem Cardinal
Marefoſchi die oͤffentliche Viſite. Am Mittwochen
hielte der Pabſt geheimes Conſiſtorium, worin aber,
auſſer der von ihm ſowol als denen Cardinaͤlen ge-
ſchehenen Auſruffung verſchiedener Kirchen, nichts
neues vorgefallen. Selbigen Mittag ſpeiſete die
Groß-Printzeßin in dem Kloſter von St. Tereſa bey
den 4. Brunnen, wohin ſie eine Menge von friſchen
Fiſchen bringen ließ, weil ſelbige des Mittwochens
aus Devotion kein Fleiſch iſſet. Am Donnerſtag
Nachmittags ward vor dem Pabſt im Vatican-Pal-
laſt die erſte Congregation des Concilii gehalten,
wobey 32. Cardinaͤle und 57. Ertz- und Biſchoͤffe ſich
gegenwaͤrtig befunden, und ſind darinnen die am
Sonntag beſtimmte Puncta eroͤrtert, welche morgen
ſolenniter ſollen approbiret, und zu gleicher Zeit an-
dere Puncta wieder vorgenommen werden, deren
Approbation kuͤnfftigen Sonntag zu publiciren ſeyn
wird. Dieſe Ordnung ſoll ſo lange obſerviret wer-
den, als neue Materien zu proponiren verhanden
ſeyn, und glaubt man, daß bey continuirender Ei-
nigkeit das Concilium am Sontag uͤber 8. Tage
geendiget ſeyn koͤnne, deſſen Decreta durch den Hrn.
Majella ausfuͤhrlich beſchrieben, und ſodann gedruckt,
auch an alle Biſchoͤffe, ſo dem Concilio nicht beyge-
wohnet, uͤberſandt werden ſollen. Mit letztern
Frantzoͤſiſchen Briefen vernimt man, daß die in der
Conſtitutions-Affaire vom Pabſt nach Franckreich ſpe-
dirte Bulle viel Aufſehens daſelbſt verurſachet habe.
Der Pabſt hat ein Edict publiciren, und ſolches an
alle Nuntios und Miniſtres des Roͤmiſchen Stuhls,
ſogar an denen entlegenſten Oertern in der Welt, uͤber-
ſenden laſſen, damit einem jeden der Pardon bekant
ſeyn moͤge, welchen Se. Heiligkeit allen Abtruͤnni-
gen, die ſich aus denen Kloͤſtern, in fremder Religion
Laͤnder retiriret, verliehen, daß ſie nemlich zuruͤck
kommen, und von ihren Obern ohne Straffe wie-
derum angenommen werden ſollen.
Venedig, den 28. April.
Am verwichenen Sonnabend Abend kam der Hoch-
Edle Hr. Gio Maria Vincenti, welcher unlaͤngſt
mit der Groß-Cantzler-Wuͤrde gezieret worden, von
Cambray allhie zuruͤcke. Hingegen hat der juͤngſt-
bemeldte Tripolitaniſche Bottſchaffter Mehemet Ef-
fendi ſich auf das Schiff, das Crucifix, an Boort be-
geben, um mit ſelbigem nach ſeiner Heymaht zu re-
tourniren.
Florentz, den 21. April.
Verwichenen Sonntag hat der Pohlniſche Miniſter,
Graf von Watzdorff, ſich von hier nach Parma bege-
ben, und ſcheinet es, daß bemeldter Graf an dem hieſi-
gen Hofe mehr von Seiten des Kayſers, als ſeines Koͤ-
nigs geweſen ſey. Jndeſſen hat er ſeinen Secretaire
allhier gelaſſen, weilen er in 3. Monahten wieder zu
kommen vermeynet. Der Groß-Hertzog haͤlt ſich an-
noch in ſeiner Cammer auf, weilen ihn, ſich aufs Land
zu begeben, von denen Medicis, wegen des jetzigen un-
beſtaͤndigen Wetters, widerrahten worden; Jeden-
noch haben Se. Hoheit heute unterſchiedlichen Mini-
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