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Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 72, Hamburg, 5. Mai 1790.

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[Spaltenumbruch] Lütticher Land die beste sey[] so weigere ich mich doch
nicht, alle Modificationen zu unterschreiben, welche
Zeit und Umstände nützlich und bequem gemacht haben
mögen. Die jetzigen kriegerischen Zurüstungen des
Reichs dürfen euch nicht beunruhigen; sie sollen euch
nicht unterdrücken, sondern die verlohrne Ruhe wieder
herstellen. Es sind nicht Soldaten, sondern Befreyer,
die zu euch kommen, und von deren Hülfe ihr alles zu
hoffen habt, etc. etc.


Constantin Franz,   
Fürst Bischof von Lüttich.

Unser Hof scheint an den jetzigen kritischen Angele-
genheiten in Europa keinen thätigen Antheil nehmen
zu wollen. Das System der Neutralität, welches un-
ser erster Minister angenommen hat, ist seiner Meynung
eben so sehr, als der Lage unsers Reichs und dem Zu-
stande des Schatzes, angemessen, weshalb er auch die
Ruhe im Jnnern des Reichs sowol, als auch mit aus-
wärtigen Mächten, aufrecht zu erhalten sucht. Jn-
dessen wird die Zurüstung unserer Evolutions-Eskadre
zu Carthagena, Cadix und Ferrol, mit großer Lebhaf-
tigkeit fortgesetzt, und man zweifelt nicht, daß die An-
zahl der Schiffe derselben noch vermehrt werden wird.
Man hegt über die Bestimmung derselben allerley
Muthmaßungen, wovon die Zeit das wahre lehren
wird.


Die Demolirung der Bastille dauert noch immer
fort und täglich erscheinen viele neugierige Zuschauer
dabey. Als es zu den Zeiten des Despotismus noch
gefährlich war, von diesem furchtbaren Schlosse zu
sprechen, so sagte man sich doch damals schon unter
der Hand, daß zuweilen in selbigem die Schlachtopfer
der ministeriellen Wuth den Tod ganz insgeheim fän-
den, der bloß von einem Befehl abhieng, welchen der
Gefangenwärter in dieser Rücksicht empfieng. Die
bey der Abtragung dieses Gefängnisses gebrauchten Ar-
beiter haben besonderen Auftrag gehabt, genau nach-
zuforschen, ob sie nicht Ueberbleibsel dieser Barbarey
antreffen möchten, und sie haben wirklich unter den
Treppen der unterirrdischen Gefängnisse 2 Skelette ge-
funden, deren eins seit 60, das andere ungefähr seit
30 Jahren daselbst gewesen seyn muß. Sie haben
hierauf ihr Nachforschen verdoppelt. Jn den Gallerien
haben sie noch kleine, dunkle und sehr feuchte Gefäng-
nisse angetroffen, und bey der Demolirung derselben
in den Erdmassen, die sie von einander trennen, große
Klumpem Gips gefunden, bey deren Untersuchung man
ein ganzes Skelett herausgehoben hat, welches nach
den Zeugnissen der Aerzte ungefähr 30 Jahr alt seyn
kann. Man ist nun beschäfftigt, auch die übrigen un-
terirrdischen Löcher genau zu untersuchen.


Nach den neuesten Nachrichten aus Finnland setzt
der König seine Wintercampagne im Rußischen Finn-
lande lebhaft fort; aber die Nachricht, daß General
Stedingk, der mit seinem Corps bey Nystott stehet,
gedachte Vestung schon wirklich erobert habe, hat sich
nicht bestätigt. Unsere Hauptarmee, welche bey Lovisa
und Abborfors steht, erwartet nur noch einige Ver-
[Spaltenumbruch] stärkung, und wird alsdenn unter dem Befehl des Ge-
nerals von Meyerfeldt ins Feld rücken.

Da nunmehr der Herzog von Südermannland schon
zu Carlskrona angekommen ist, so erwartet man täg-
lich Nachricht, daß unsere Flotte in See gegangen sey.

Man erwartet alle Augenblicke 2000 ausländische
Matrosen zu Landskrona, welche von da über Land
nach Carlskrona gehen sollen.

Es sind 27 Fahrzeuge, die zu der Scheerenflotte ge-
hören, und auf welchen sich, außer den Matrosen,
1200 Mann Soldaten befinden, die unter dem Besehl
des Obersten Törning stehen, von Bohus und Go-
thenburg auf der Rhede bey Warberg angekommen,
um die Reise nach Finnland fortzusetzen, sobald der
Wind günstig seyn wird.

Man will hier wissen, daß 3 Rußische Cutter, die
von Copenhagen in See gegangen, um Schwedische
Prisen zu machen, gewisser Ursachen wegen schon wie-
der nach Copenhagen zurückgekehrt sind.

Da nunmehr das Wetter wärmer wird, so wird sich
das Husaren Regiment, welches den Winter über hier
gelegen, nächstens nach Finnland einschiffen.

Die beyden Staatsgefangenen, Baron Stjerneld
und Oberster Almfeldt, haben die Oerter ihres Aufent-
halts verwechseln müssen. Der erste ist nach dem
Schlosse von Warberg gebracht, wo der Oberste ge-
wesen, und dieser nach dem Schlosse Carlstein, wo
der Baron gewesen.

Der morgende Ordenstag wird, auf Befehl des
Königs, mit eben den Feyerlichkeiten begangen werden,
als wenn der Monarch gegenwartig wäre.

Die Nachricht, daß unsere Ostindische Schiffe von
England schon zu Gothenburg angekommen wären, ist
zu früh gewesen. Sie können unsere Küsten nicht er-
reichen, da ihnen der Wind ganz entgegen ist. Eben
diese Ursach hält alle unsere Transportschiffe nach Finn-
land zurück, da wir fast einen ganzen Monat lang
starken Ostwind gehabt haben.

Der Kanzley Secretair, Herr Scherbing, geht als
Legations-Secretair nach Regenspurg.

Der hiesige Königl. Ungarsche und Böhmische Envoye
extraordinaire, Graf Ludolf, hat, wie gewöhnlich,
sein Creditio von Sr. Apostolischen Majestät abgegeben.



Der Graf Bernstorf, welcher sich mit der Comtesse
Knuth verlobt hat, heißt nicht Hans, sondern Hart-
wig Ernst.

So viel man hört, liegen die letzthin hier paßirten
Schwedischen 24 Kanonierboote und 2 Galeassen noch
bey Malmö, weil der Wind ihnen ganz entgegen ist.

Der Cutter, Helleflynderen, ist unter Commands
des Capitain-Lieutenants Fabritius den 27sten des v. M.
ausgelegt, und der Rußische Cutter ist den 29sten wie-
der aus der Ostsee auf hiesiger Rhede angekommen.

Vermischte Nachrichten.

Dem Vernehmen nach hat die Berliner Garnison
Ordre erhalten, den 15ten. May so marschfertig zu
seyn, daß sie alle Stunden aufbrechen kann. Der nun
noch aus Wien zu Berlin erwartete letzte Courier wird
Krieg oder Frieden mitbringen.

Zu Danzig werden 2000 Zeite für Pohlnische Rech-

[Spaltenumbruch] Luͤtticher Land die beſte ſey[] ſo weigere ich mich doch
nicht, alle Modificationen zu unterſchreiben, welche
Zeit und Umſtaͤnde nuͤtzlich und bequem gemacht haben
moͤgen. Die jetzigen kriegeriſchen Zuruͤſtungen des
Reichs duͤrfen euch nicht beunruhigen; ſie ſollen euch
nicht unterdruͤcken, ſondern die verlohrne Ruhe wieder
herſtellen. Es ſind nicht Soldaten, ſondern Befreyer,
die zu euch kommen, und von deren Huͤlfe ihr alles zu
hoffen habt, ꝛc. ꝛc.


Conſtantin Franz,   
Fuͤrſt Biſchof von Luͤttich.

Unſer Hof ſcheint an den jetzigen kritiſchen Angele-
genheiten in Europa keinen thaͤtigen Antheil nehmen
zu wollen. Das Syſtem der Neutralitaͤt, welches un-
ſer erſter Miniſter angenommen hat, iſt ſeiner Meynung
eben ſo ſehr, als der Lage unſers Reichs und dem Zu-
ſtande des Schatzes, angemeſſen, weshalb er auch die
Ruhe im Jnnern des Reichs ſowol, als auch mit aus-
waͤrtigen Maͤchten, aufrecht zu erhalten ſucht. Jn-
deſſen wird die Zuruͤſtung unſerer Evolutions-Eskadre
zu Carthagena, Cadix und Ferrol, mit großer Lebhaf-
tigkeit fortgeſetzt, und man zweifelt nicht, daß die An-
zahl der Schiffe derſelben noch vermehrt werden wird.
Man hegt uͤber die Beſtimmung derſelben allerley
Muthmaßungen, wovon die Zeit das wahre lehren
wird.


Die Demolirung der Baſtille dauert noch immer
fort und taͤglich erſcheinen viele neugierige Zuſchauer
dabey. Als es zu den Zeiten des Deſpotismus noch
gefaͤhrlich war, von dieſem furchtbaren Schloſſe zu
ſprechen, ſo ſagte man ſich doch damals ſchon unter
der Hand, daß zuweilen in ſelbigem die Schlachtopfer
der miniſteriellen Wuth den Tod ganz insgeheim faͤn-
den, der bloß von einem Befehl abhieng, welchen der
Gefangenwaͤrter in dieſer Ruͤckſicht empfieng. Die
bey der Abtragung dieſes Gefaͤngniſſes gebrauchten Ar-
beiter haben beſonderen Auftrag gehabt, genau nach-
zuforſchen, ob ſie nicht Ueberbleibſel dieſer Barbarey
antreffen moͤchten, und ſie haben wirklich unter den
Treppen der unterirrdiſchen Gefaͤngniſſe 2 Skelette ge-
funden, deren eins ſeit 60, das andere ungefaͤhr ſeit
30 Jahren daſelbſt geweſen ſeyn muß. Sie haben
hierauf ihr Nachforſchen verdoppelt. Jn den Gallerien
haben ſie noch kleine, dunkle und ſehr feuchte Gefaͤng-
niſſe angetroffen, und bey der Demolirung derſelben
in den Erdmaſſen, die ſie von einander trennen, große
Klumpem Gips gefunden, bey deren Unterſuchung man
ein ganzes Skelett herausgehoben hat, welches nach
den Zeugniſſen der Aerzte ungefaͤhr 30 Jahr alt ſeyn
kann. Man iſt nun beſchaͤfftigt, auch die uͤbrigen un-
terirrdiſchen Loͤcher genau zu unterſuchen.


Nach den neueſten Nachrichten aus Finnland ſetzt
der Koͤnig ſeine Wintercampagne im Rußiſchen Finn-
lande lebhaft fort; aber die Nachricht, daß General
Stedingk, der mit ſeinem Corps bey Nyſtott ſtehet,
gedachte Veſtung ſchon wirklich erobert habe, hat ſich
nicht beſtaͤtigt. Unſere Hauptarmee, welche bey Loviſa
und Abborfors ſteht, erwartet nur noch einige Ver-
[Spaltenumbruch] ſtaͤrkung, und wird alsdenn unter dem Befehl des Ge-
nerals von Meyerfeldt ins Feld ruͤcken.

Da nunmehr der Herzog von Suͤdermannland ſchon
zu Carlskrona angekommen iſt, ſo erwartet man taͤg-
lich Nachricht, daß unſere Flotte in See gegangen ſey.

Man erwartet alle Augenblicke 2000 auslaͤndiſche
Matroſen zu Landskrona, welche von da uͤber Land
nach Carlskrona gehen ſollen.

Es ſind 27 Fahrzeuge, die zu der Scheerenflotte ge-
hoͤren, und auf welchen ſich, außer den Matroſen,
1200 Mann Soldaten befinden, die unter dem Beſehl
des Oberſten Toͤrning ſtehen, von Bohus und Go-
thenburg auf der Rhede bey Warberg angekommen,
um die Reiſe nach Finnland fortzuſetzen, ſobald der
Wind guͤnſtig ſeyn wird.

Man will hier wiſſen, daß 3 Rußiſche Cutter, die
von Copenhagen in See gegangen, um Schwediſche
Priſen zu machen, gewiſſer Urſachen wegen ſchon wie-
der nach Copenhagen zuruͤckgekehrt ſind.

Da nunmehr das Wetter waͤrmer wird, ſo wird ſich
das Huſaren Regiment, welches den Winter uͤber hier
gelegen, naͤchſtens nach Finnland einſchiffen.

Die beyden Staatsgefangenen, Baron Stjerneld
und Oberſter Almfeldt, haben die Oerter ihres Aufent-
halts verwechſeln muͤſſen. Der erſte iſt nach dem
Schloſſe von Warberg gebracht, wo der Oberſte ge-
weſen, und dieſer nach dem Schloſſe Carlſtein, wo
der Baron geweſen.

Der morgende Ordenstag wird, auf Befehl des
Koͤnigs, mit eben den Feyerlichkeiten begangen werden,
als wenn der Monarch gegenwartig waͤre.

Die Nachricht, daß unſere Oſtindiſche Schiffe von
England ſchon zu Gothenburg angekommen waͤren, iſt
zu fruͤh geweſen. Sie koͤnnen unſere Kuͤſten nicht er-
reichen, da ihnen der Wind ganz entgegen iſt. Eben
dieſe Urſach haͤlt alle unſere Tranſportſchiffe nach Finn-
land zuruͤck, da wir faſt einen ganzen Monat lang
ſtarken Oſtwind gehabt haben.

Der Kanzley Secretair, Herr Scherbing, geht als
Legations-Secretair nach Regenſpurg.

Der hieſige Koͤnigl. Ungarſche und Boͤhmiſche Envoyé
extraordinaire, Graf Ludolf, hat, wie gewoͤhnlich,
ſein Creditio von Sr. Apoſtoliſchen Majeſtaͤt abgegeben.



Der Graf Bernſtorf, welcher ſich mit der Comteſſe
Knuth verlobt hat, heißt nicht Hans, ſondern Hart-
wig Ernſt.

So viel man hoͤrt, liegen die letzthin hier paßirten
Schwediſchen 24 Kanonierboote und 2 Galeaſſen noch
bey Malmoͤ, weil der Wind ihnen ganz entgegen iſt.

Der Cutter, Helleflynderen, iſt unter Commands
des Capitain-Lieutenants Fabritius den 27ſten des v. M.
ausgelegt, und der Rußiſche Cutter iſt den 29ſten wie-
der aus der Oſtſee auf hieſiger Rhede angekommen.

Vermiſchte Nachrichten.

Dem Vernehmen nach hat die Berliner Garniſon
Ordre erhalten, den 15ten. May ſo marſchfertig zu
ſeyn, daß ſie alle Stunden aufbrechen kann. Der nun
noch aus Wien zu Berlin erwartete letzte Courier wird
Krieg oder Frieden mitbringen.

Zu Danzig werden 2000 Zeite fuͤr Pohlniſche Rech-

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[[3]/0003] Luͤtticher Land die beſte ſey_ ſo weigere ich mich doch nicht, alle Modificationen zu unterſchreiben, welche Zeit und Umſtaͤnde nuͤtzlich und bequem gemacht haben moͤgen. Die jetzigen kriegeriſchen Zuruͤſtungen des Reichs duͤrfen euch nicht beunruhigen; ſie ſollen euch nicht unterdruͤcken, ſondern die verlohrne Ruhe wieder herſtellen. Es ſind nicht Soldaten, ſondern Befreyer, die zu euch kommen, und von deren Huͤlfe ihr alles zu hoffen habt, ꝛc. ꝛc. Trier, den 25ſten April 1790.” Conſtantin Franz, Fuͤrſt Biſchof von Luͤttich. Madrid, den 13 April. Unſer Hof ſcheint an den jetzigen kritiſchen Angele- genheiten in Europa keinen thaͤtigen Antheil nehmen zu wollen. Das Syſtem der Neutralitaͤt, welches un- ſer erſter Miniſter angenommen hat, iſt ſeiner Meynung eben ſo ſehr, als der Lage unſers Reichs und dem Zu- ſtande des Schatzes, angemeſſen, weshalb er auch die Ruhe im Jnnern des Reichs ſowol, als auch mit aus- waͤrtigen Maͤchten, aufrecht zu erhalten ſucht. Jn- deſſen wird die Zuruͤſtung unſerer Evolutions-Eskadre zu Carthagena, Cadix und Ferrol, mit großer Lebhaf- tigkeit fortgeſetzt, und man zweifelt nicht, daß die An- zahl der Schiffe derſelben noch vermehrt werden wird. Man hegt uͤber die Beſtimmung derſelben allerley Muthmaßungen, wovon die Zeit das wahre lehren wird. Paris, den 26 April. Die Demolirung der Baſtille dauert noch immer fort und taͤglich erſcheinen viele neugierige Zuſchauer dabey. Als es zu den Zeiten des Deſpotismus noch gefaͤhrlich war, von dieſem furchtbaren Schloſſe zu ſprechen, ſo ſagte man ſich doch damals ſchon unter der Hand, daß zuweilen in ſelbigem die Schlachtopfer der miniſteriellen Wuth den Tod ganz insgeheim faͤn- den, der bloß von einem Befehl abhieng, welchen der Gefangenwaͤrter in dieſer Ruͤckſicht empfieng. Die bey der Abtragung dieſes Gefaͤngniſſes gebrauchten Ar- beiter haben beſonderen Auftrag gehabt, genau nach- zuforſchen, ob ſie nicht Ueberbleibſel dieſer Barbarey antreffen moͤchten, und ſie haben wirklich unter den Treppen der unterirrdiſchen Gefaͤngniſſe 2 Skelette ge- funden, deren eins ſeit 60, das andere ungefaͤhr ſeit 30 Jahren daſelbſt geweſen ſeyn muß. Sie haben hierauf ihr Nachforſchen verdoppelt. Jn den Gallerien haben ſie noch kleine, dunkle und ſehr feuchte Gefaͤng- niſſe angetroffen, und bey der Demolirung derſelben in den Erdmaſſen, die ſie von einander trennen, große Klumpem Gips gefunden, bey deren Unterſuchung man ein ganzes Skelett herausgehoben hat, welches nach den Zeugniſſen der Aerzte ungefaͤhr 30 Jahr alt ſeyn kann. Man iſt nun beſchaͤfftigt, auch die uͤbrigen un- terirrdiſchen Loͤcher genau zu unterſuchen. Schreiben aus Stockholm, vom 27 April. Nach den neueſten Nachrichten aus Finnland ſetzt der Koͤnig ſeine Wintercampagne im Rußiſchen Finn- lande lebhaft fort; aber die Nachricht, daß General Stedingk, der mit ſeinem Corps bey Nyſtott ſtehet, gedachte Veſtung ſchon wirklich erobert habe, hat ſich nicht beſtaͤtigt. Unſere Hauptarmee, welche bey Loviſa und Abborfors ſteht, erwartet nur noch einige Ver- ſtaͤrkung, und wird alsdenn unter dem Befehl des Ge- nerals von Meyerfeldt ins Feld ruͤcken. Da nunmehr der Herzog von Suͤdermannland ſchon zu Carlskrona angekommen iſt, ſo erwartet man taͤg- lich Nachricht, daß unſere Flotte in See gegangen ſey. Man erwartet alle Augenblicke 2000 auslaͤndiſche Matroſen zu Landskrona, welche von da uͤber Land nach Carlskrona gehen ſollen. Es ſind 27 Fahrzeuge, die zu der Scheerenflotte ge- hoͤren, und auf welchen ſich, außer den Matroſen, 1200 Mann Soldaten befinden, die unter dem Beſehl des Oberſten Toͤrning ſtehen, von Bohus und Go- thenburg auf der Rhede bey Warberg angekommen, um die Reiſe nach Finnland fortzuſetzen, ſobald der Wind guͤnſtig ſeyn wird. Man will hier wiſſen, daß 3 Rußiſche Cutter, die von Copenhagen in See gegangen, um Schwediſche Priſen zu machen, gewiſſer Urſachen wegen ſchon wie- der nach Copenhagen zuruͤckgekehrt ſind. Da nunmehr das Wetter waͤrmer wird, ſo wird ſich das Huſaren Regiment, welches den Winter uͤber hier gelegen, naͤchſtens nach Finnland einſchiffen. Die beyden Staatsgefangenen, Baron Stjerneld und Oberſter Almfeldt, haben die Oerter ihres Aufent- halts verwechſeln muͤſſen. Der erſte iſt nach dem Schloſſe von Warberg gebracht, wo der Oberſte ge- weſen, und dieſer nach dem Schloſſe Carlſtein, wo der Baron geweſen. Der morgende Ordenstag wird, auf Befehl des Koͤnigs, mit eben den Feyerlichkeiten begangen werden, als wenn der Monarch gegenwartig waͤre. Die Nachricht, daß unſere Oſtindiſche Schiffe von England ſchon zu Gothenburg angekommen waͤren, iſt zu fruͤh geweſen. Sie koͤnnen unſere Kuͤſten nicht er- reichen, da ihnen der Wind ganz entgegen iſt. Eben dieſe Urſach haͤlt alle unſere Tranſportſchiffe nach Finn- land zuruͤck, da wir faſt einen ganzen Monat lang ſtarken Oſtwind gehabt haben. Der Kanzley Secretair, Herr Scherbing, geht als Legations-Secretair nach Regenſpurg. Der hieſige Koͤnigl. Ungarſche und Boͤhmiſche Envoyé extraordinaire, Graf Ludolf, hat, wie gewoͤhnlich, ſein Creditio von Sr. Apoſtoliſchen Majeſtaͤt abgegeben. Schreiben aus Copenhagen, vom 1 May. Der Graf Bernſtorf, welcher ſich mit der Comteſſe Knuth verlobt hat, heißt nicht Hans, ſondern Hart- wig Ernſt. So viel man hoͤrt, liegen die letzthin hier paßirten Schwediſchen 24 Kanonierboote und 2 Galeaſſen noch bey Malmoͤ, weil der Wind ihnen ganz entgegen iſt. Der Cutter, Helleflynderen, iſt unter Commands des Capitain-Lieutenants Fabritius den 27ſten des v. M. ausgelegt, und der Rußiſche Cutter iſt den 29ſten wie- der aus der Oſtſee auf hieſiger Rhede angekommen. Vermiſchte Nachrichten. Dem Vernehmen nach hat die Berliner Garniſon Ordre erhalten, den 15ten. May ſo marſchfertig zu ſeyn, daß ſie alle Stunden aufbrechen kann. Der nun noch aus Wien zu Berlin erwartete letzte Courier wird Krieg oder Frieden mitbringen. Zu Danzig werden 2000 Zeite fuͤr Pohlniſche Rech-

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Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-07T10:32:49Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 72, Hamburg, 5. Mai 1790, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_720505_1790/3>, abgerufen am 21.11.2024.