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Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 23, 10. Februar 1801.

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[Spaltenumbruch] und Unzufriedenheit am sichersten weggeräumt seyn
würden. Ueber den zweyten Punct der Königl. Rede,
welche der edle Baronet berührte, über das Beneh-
men Rußlands und der Nordischen Mächte bin ich
andrer Meynung. Vermuthlich haben die Minister
Anlaß dazu gegeben. Eine Proclamation des Rußi-
schen Cabinets klagt über die Verletzung eines Ceßions-
Tractats von Maltha. Jndeß behauptet der Kanzler
der Schatzkammer, daß Maltha mit dem Angriffe Ruß-
lands nichts zu thun habe. -- Ebenderselbe ver[t]heidigt
die Nothwendigkeit des Kriegs zur Erhaltung des
Gleichgewichts von Europa. Der Krieg hat es zer-
stöhrt. Nachdem nun Frankreich auf die höchste Stuffe
der Macht erhoben worden, und der Deutsche Kayser
zum Frieden genöthigt ist, so wäre wohl zu rathen ge-
[w]esen, Rußland zum Freunde im Mittelländischen
Meere zu behalten. Jn Absicht Dännemarks und
Schwedens wünschte ich, daß man sich etwas beson-
nen hätte. Jch kenne keine Rechtsgrundsätze, denen
die Nordische Convention zuwider wäre, wenigstens
nicht der Basis derselben: frey Schiff macht freyes
Gu[t].
Jn den Zwistigkeiten mit Rußland im Jahr 1740
hat unser Land dies zugegeben, auch gegen die Hollän-
der im Jahr 1762, zu einer Zeit, wo das Land sich
Ungerechtigkeiten nicht zu unterwersen brauchte. Am
Ende des Americanischen Kriegs ward dies wieder an-
erkannt, und nachher ward es durch die Nordische Con-
föderation aufgestellt. Das unveränderliche Natur-
Recht bestätigt diesen Grundsatz gleichfalls, und durch
entgegengesetzte Meynungen unterscheidet sich die leere,
ränkevol[l]e Politik von dem erleuchteten Staatsmann.
Auch bin ich überzeugt, daß die Vortheile einer andern
Politik durch die sie begleitenden Folgen überwogen wer-
den. Jch wünsche nicht, daß die Triumphe Englands
zur See durch Ungerechtigkeit befleckt werden, nur daß
man ein wenig nachdenke, ehe man zu einem neuen
Kriege sich verbindlich mache, um mehr Blut und Geld
zu verschwenden. Jch verdamme denjenigen, der Un-
recht thut, weil es vortheilhaft ist. Es giebt Zeiten,
wo es Klugheit ist, gewisse Rechte nicht zu behaupten,
und ich glaube, jetzt r[ä]th eine weise Politik dies. Wir
haben von den Frauzosen nichts zu fürchten, so lange
wir ihre Häfen blockiren können und ihre ganze Marine
unbedeutend ist. Durch den vorhabenden Krieg brin-
gen wir die ansehnlichen Flotten der Nordischen Mächte
zur Vereinigung mit Frankreich; sie schließen uns vom
festen Lande ab, und lassen von Archange[l] bis zum
Tagus und den Golf von Venedig für unsre Schiffe
[k]einen friedlichen Hafen übrig; denn Neapel und Por-
tugall können nichts gelten, weil sie entweder jetzt
schon oder bald zur Vereinigung gegen uns gezwungen
seyn werden. Jch ehre unsre Marine; aber wenn die
Bewachung der südlichen Küste Jrlands schon viel
Mühe macht, wie viel mehr Mühe wird es dann
machen, wenn der Norden mit Frankreich verbunden
ist? Groß wird der Schaden seyn, der durch das Auf-
hören der Ausfuhr nach Norden erzeugt wird, und un-
ungenehm das Ausbleiben der Zufuhr von Kriegsbedürf-
[n]issen und Getreide. Das Haus muß untersuchen, ob
[da]s Betragen der Minister dem vorbeugen könnte, und
ob deren Unklugheit daran Schuld ist. Gegen Schwe-
den etc. waren wir gewiß angreifender Theil. Statt der
gehörigen S[a]nstmuth hat man rauhe Härte gezeigt.
Der bloße Beytritt Dännemarks und Schwedens zu einer
[unleserliches Material - 1 Wort fehlt]ion und die bloße Erklärung darüber rechtfer-
[Spaltenumbruch] tigt das Festhalten und Nehmen ihrer Schiffe nicht.
Was können wir von Ministern erwarten, welche die
Angelegenheiten so wie bisher geleitet haben? Werden
wir nicht am Ende genöthigt seyn, dasjenige zuzuge-
ben, was die Nordischen Mächte als ihr Recht zur
See ansehn? Jch fordre das Haus auf, die Laufbahn
von Ministern zu hemmen, die nichts als Unheil her-
vorgebracht haben. Man hat bey vorigen Gelegenhei-
ten gesehen, daß die Minorität im Hause am besten
die Sprache der Majorität ausgedrückt und bekannt
gemacht hat, und ich glaube, dies ist auch jetzt der
Fall. Jch schlage folgenden Zusatz vor: daß das Haus
Se. Majestät um eine Untersuchung des Zustandes und
der Stärke der Nation in Betracht der auswärtigen
Mächte bitte, um denenselben einen diensamen Rath
ertheilen zu können; daß aber dasselbe Se. Majestät
unterstützen werde, auf eine Art, welche der Verschwen-
dung der Landes[-]Einkünfte vorbeugt, wenn die Forde-
rungen der auswärtigen Mächte unbillig seyn würden.

Herr Pitt erhob sich gleich gegen diesen Antrag. --
Mein Gegner hat eine Bemerkung fallen lassen, näm-
lich daß die Minorität dieses Hauses die Majorität re-
giere. Wenn er darunter versteht, daß die Minorität
des Hauses die Meynung der Majorität bekannt mache,
so stimme ich ihm bey, denn überall braucht man Rath-
geber und Führer, einer ist im Rath, ein anderer bey
der Ausführung nöthig. Wenn er aber meynt, daß
eine Minorität durch pflichtwidrige schlechte Mittel ge-
leitet werde, so behaupte ich, daß man das dieser Re-
gierung niemals Schuld gehen kann. Die Anstrengung
der Administrations-Glieder hat ihnen Achtung, Ver-
trauen und Zuneigung erworben. Ueber die Union will
ich schweigen, da nach der Aeußerung meines Gegners
darüber besonders discutirt werden soll. Unsern Ver-
hältnissen gegen die Nordischen Mächte soll mein
Hauptaugenmerk gewidmet seyn. Mein Gegner macht
es zu meinem höchsten Erstaunen zuerst zweifelhaft, ob
wir ein Recht hatten, neutrale Schiffe an der Unter-
stützung unserer Feinde zu hindern, und nachher, ob
dieses Recht von sehr großen Gewicht für uns sey; er
nimmt es dann für gewiß an, daß wir unsern Feinden
unser Unvermögen zur Behauptung dieses Rechts ge-
stehen mußten. Mein Gegner giebt die Gründe nicht
an, um derentwillen er zweifelt. Jch sage ihm, das
Recht, die Zufuhr von Gütern und Kriegsbedürsnissen
für Feinde zu hindern, ist so alt als der Handel. Jch
gebe zu, in dem Handelstractat mit Frankreich im
Jahre 1787 behauptete man dasselbe nicht im ganzen
Umfange, doch geschah dies nicht, weil man es aufge-
geben, sondern um besonderer gegenseitiger Vortheile
willen; es war nur eine temporäre Conceßion, welche
im Kriege nothwendig aufhören mußte. Die drey ge-
gen uns vereinigten Mächte sind Tractaten mit uns
eingegangen, in welchen dies Recht immer als Haupt-
satz aufrecht erhalten worden. Die Tractaten von 1660
und 1671 mit Dännemark und Schweden bestätigen
es; es ist feyerlich anerkannt, notificirt und zugelassen.
Ein Handelstractat mit Rußland ward aufgehoben, bis
es diesen Punct einräumte, und derselbe im Tractat
mit Rußland von 1793 sörmlich zugestanden. Durch
die Convention haben jene Mächte ein Prinzipium auf-
gehoben, welches sie zugegeben haben. Seit dem Jahre
1780, wo der Vertrag unter den Nordischen Mächten
geschlossen ward, haben sie es selbst ausgeübt. Schwe-
den und Rußland haben in ihrem Kriege dies gegen-

[Spaltenumbruch] und Unzufriedenheit am ſicherſten weggeraͤumt ſeyn
wuͤrden. Ueber den zweyten Punct der Koͤnigl. Rede,
welche der edle Baronet beruͤhrte, uͤber das Beneh-
men Rußlands und der Nordiſchen Maͤchte bin ich
andrer Meynung. Vermuthlich haben die Miniſter
Anlaß dazu gegeben. Eine Proclamation des Rußi-
ſchen Cabinets klagt uͤber die Verletzung eines Ceßions-
Tractats von Maltha. Jndeß behauptet der Kanzler
der Schatzkammer, daß Maltha mit dem Angriffe Ruß-
lands nichts zu thun habe. — Ebenderſelbe ver[t]heidigt
die Nothwendigkeit des Kriegs zur Erhaltung des
Gleichgewichts von Europa. Der Krieg hat es zer-
ſtoͤhrt. Nachdem nun Frankreich auf die hoͤchſte Stuffe
der Macht erhoben worden, und der Deutſche Kayſer
zum Frieden genoͤthigt iſt, ſo waͤre wohl zu rathen ge-
[w]eſen, Rußland zum Freunde im Mittellaͤndiſchen
Meere zu behalten. Jn Abſicht Daͤnnemarks und
Schwedens wuͤnſchte ich, daß man ſich etwas beſon-
nen haͤtte. Jch kenne keine Rechtsgrundſaͤtze, denen
die Nordiſche Convention zuwider waͤre, wenigſtens
nicht der Baſis derſelben: frey Schiff macht freyes
Gu[t].
Jn den Zwiſtigkeiten mit Rußland im Jahr 1740
hat unſer Land dies zugegeben, auch gegen die Hollaͤn-
der im Jahr 1762, zu einer Zeit, wo das Land ſich
Ungerechtigkeiten nicht zu unterwerſen brauchte. Am
Ende des Americaniſchen Kriegs ward dies wieder an-
erkannt, und nachher ward es durch die Nordiſche Con-
foͤderation aufgeſtellt. Das unveraͤnderliche Natur-
Recht beſtaͤtigt dieſen Grundſatz gleichfalls, und durch
entgegengeſetzte Meynungen unterſcheidet ſich die leere,
raͤnkevol[l]e Politik von dem erleuchteten Staatsmann.
Auch bin ich uͤberzeugt, daß die Vortheile einer andern
Politik durch die ſie begleitenden Folgen uͤberwogen wer-
den. Jch wuͤnſche nicht, daß die Triumphe Englands
zur See durch Ungerechtigkeit befleckt werden, nur daß
man ein wenig nachdenke, ehe man zu einem neuen
Kriege ſich verbindlich mache, um mehr Blut und Geld
zu verſchwenden. Jch verdamme denjenigen, der Un-
recht thut, weil es vortheilhaft iſt. Es giebt Zeiten,
wo es Klugheit iſt, gewiſſe Rechte nicht zu behaupten,
und ich glaube, jetzt r[aͤ]th eine weiſe Politik dies. Wir
haben von den Frauzoſen nichts zu fuͤrchten, ſo lange
wir ihre Haͤfen blockiren koͤnnen und ihre ganze Marine
unbedeutend iſt. Durch den vorhabenden Krieg brin-
gen wir die anſehnlichen Flotten der Nordiſchen Maͤchte
zur Vereinigung mit Frankreich; ſie ſchließen uns vom
feſten Lande ab, und laſſen von Archange[l] bis zum
Tagus und den Golf von Venedig fuͤr unſre Schiffe
[k]einen friedlichen Hafen uͤbrig; denn Neapel und Por-
tugall koͤnnen nichts gelten, weil ſie entweder jetzt
ſchon oder bald zur Vereinigung gegen uns gezwungen
ſeyn werden. Jch ehre unſre Marine; aber wenn die
Bewachung der ſuͤdlichen Kuͤſte Jrlands ſchon viel
Muͤhe macht, wie viel mehr Muͤhe wird es dann
machen, wenn der Norden mit Frankreich verbunden
iſt? Groß wird der Schaden ſeyn, der durch das Auf-
hoͤren der Ausfuhr nach Norden erzeugt wird, und un-
ungenehm das Ausbleiben der Zufuhr von Kriegsbeduͤrf-
[n]iſſen und Getreide. Das Haus muß unterſuchen, ob
[da]s Betragen der Miniſter dem vorbeugen koͤnnte, und
ob deren Unklugheit daran Schuld iſt. Gegen Schwe-
den ꝛc. waren wir gewiß angreifender Theil. Statt der
gehoͤrigen S[a]nſtmuth hat man rauhe Haͤrte gezeigt.
Der bloße Beytritt Daͤnnemarks und Schwedens zu einer
[unleserliches Material – 1 Wort fehlt]ion und die bloße Erklaͤrung daruͤber rechtfer-
[Spaltenumbruch] tigt das Feſthalten und Nehmen ihrer Schiffe nicht.
Was koͤnnen wir von Miniſtern erwarten, welche die
Angelegenheiten ſo wie bisher geleitet haben? Werden
wir nicht am Ende genoͤthigt ſeyn, dasjenige zuzuge-
ben, was die Nordiſchen Maͤchte als ihr Recht zur
See anſehn? Jch fordre das Haus auf, die Laufbahn
von Miniſtern zu hemmen, die nichts als Unheil her-
vorgebracht haben. Man hat bey vorigen Gelegenhei-
ten geſehen, daß die Minoritaͤt im Hauſe am beſten
die Sprache der Majoritaͤt ausgedruͤckt und bekannt
gemacht hat, und ich glaube, dies iſt auch jetzt der
Fall. Jch ſchlage folgenden Zuſatz vor: daß das Haus
Se. Majeſtaͤt um eine Unterſuchung des Zuſtandes und
der Staͤrke der Nation in Betracht der auswaͤrtigen
Maͤchte bitte, um denenſelben einen dienſamen Rath
ertheilen zu koͤnnen; daß aber daſſelbe Se. Majeſtaͤt
unterſtuͤtzen werde, auf eine Art, welche der Verſchwen-
dung der Landes[-]Einkuͤnfte vorbeugt, wenn die Forde-
rungen der auswaͤrtigen Maͤchte unbillig ſeyn wuͤrden.

Herr Pitt erhob ſich gleich gegen dieſen Antrag. —
Mein Gegner hat eine Bemerkung fallen laſſen, naͤm-
lich daß die Minoritaͤt dieſes Hauſes die Majoritaͤt re-
giere. Wenn er darunter verſteht, daß die Minoritaͤt
des Hauſes die Meynung der Majoritaͤt bekannt mache,
ſo ſtimme ich ihm bey, denn uͤberall braucht man Rath-
geber und Fuͤhrer, einer iſt im Rath, ein anderer bey
der Ausfuͤhrung noͤthig. Wenn er aber meynt, daß
eine Minoritaͤt durch pflichtwidrige ſchlechte Mittel ge-
leitet werde, ſo behaupte ich, daß man das dieſer Re-
gierung niemals Schuld gehen kann. Die Anſtrengung
der Adminiſtrations-Glieder hat ihnen Achtung, Ver-
trauen und Zuneigung erworben. Ueber die Union will
ich ſchweigen, da nach der Aeußerung meines Gegners
daruͤber beſonders discutirt werden ſoll. Unſern Ver-
haͤltniſſen gegen die Nordiſchen Maͤchte ſoll mein
Hauptaugenmerk gewidmet ſeyn. Mein Gegner macht
es zu meinem hoͤchſten Erſtaunen zuerſt zweifelhaft, ob
wir ein Recht hatten, neutrale Schiffe an der Unter-
ſtuͤtzung unſerer Feinde zu hindern, und nachher, ob
dieſes Recht von ſehr großen Gewicht fuͤr uns ſey; er
nimmt es dann fuͤr gewiß an, daß wir unſern Feinden
unſer Unvermoͤgen zur Behauptung dieſes Rechts ge-
ſtehen mußten. Mein Gegner giebt die Gruͤnde nicht
an, um derentwillen er zweifelt. Jch ſage ihm, das
Recht, die Zufuhr von Guͤtern und Kriegsbeduͤrſniſſen
fuͤr Feinde zu hindern, iſt ſo alt als der Handel. Jch
gebe zu, in dem Handelstractat mit Frankreich im
Jahre 1787 behauptete man daſſelbe nicht im ganzen
Umfange, doch geſchah dies nicht, weil man es aufge-
geben, ſondern um beſonderer gegenſeitiger Vortheile
willen; es war nur eine temporaͤre Conceßion, welche
im Kriege nothwendig aufhoͤren mußte. Die drey ge-
gen uns vereinigten Maͤchte ſind Tractaten mit uns
eingegangen, in welchen dies Recht immer als Haupt-
ſatz aufrecht erhalten worden. Die Tractaten von 1660
und 1671 mit Daͤnnemark und Schweden beſtaͤtigen
es; es iſt feyerlich anerkannt, notificirt und zugelaſſen.
Ein Handelstractat mit Rußland ward aufgehoben, bis
es dieſen Punct einraͤumte, und derſelbe im Tractat
mit Rußland von 1793 ſoͤrmlich zugeſtanden. Durch
die Convention haben jene Maͤchte ein Prinzipium auf-
gehoben, welches ſie zugegeben haben. Seit dem Jahre
1780, wo der Vertrag unter den Nordiſchen Maͤchten
geſchloſſen ward, haben ſie es ſelbſt ausgeuͤbt. Schwe-
den und Rußland haben in ihrem Kriege dies gegen-

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[[4]/0004] und Unzufriedenheit am ſicherſten weggeraͤumt ſeyn wuͤrden. Ueber den zweyten Punct der Koͤnigl. Rede, welche der edle Baronet beruͤhrte, uͤber das Beneh- men Rußlands und der Nordiſchen Maͤchte bin ich andrer Meynung. Vermuthlich haben die Miniſter Anlaß dazu gegeben. Eine Proclamation des Rußi- ſchen Cabinets klagt uͤber die Verletzung eines Ceßions- Tractats von Maltha. Jndeß behauptet der Kanzler der Schatzkammer, daß Maltha mit dem Angriffe Ruß- lands nichts zu thun habe. — Ebenderſelbe vertheidigt die Nothwendigkeit des Kriegs zur Erhaltung des Gleichgewichts von Europa. Der Krieg hat es zer- ſtoͤhrt. Nachdem nun Frankreich auf die hoͤchſte Stuffe der Macht erhoben worden, und der Deutſche Kayſer zum Frieden genoͤthigt iſt, ſo waͤre wohl zu rathen ge- weſen, Rußland zum Freunde im Mittellaͤndiſchen Meere zu behalten. Jn Abſicht Daͤnnemarks und Schwedens wuͤnſchte ich, daß man ſich etwas beſon- nen haͤtte. Jch kenne keine Rechtsgrundſaͤtze, denen die Nordiſche Convention zuwider waͤre, wenigſtens nicht der Baſis derſelben: frey Schiff macht freyes Gut. Jn den Zwiſtigkeiten mit Rußland im Jahr 1740 hat unſer Land dies zugegeben, auch gegen die Hollaͤn- der im Jahr 1762, zu einer Zeit, wo das Land ſich Ungerechtigkeiten nicht zu unterwerſen brauchte. Am Ende des Americaniſchen Kriegs ward dies wieder an- erkannt, und nachher ward es durch die Nordiſche Con- foͤderation aufgeſtellt. Das unveraͤnderliche Natur- Recht beſtaͤtigt dieſen Grundſatz gleichfalls, und durch entgegengeſetzte Meynungen unterſcheidet ſich die leere, raͤnkevolle Politik von dem erleuchteten Staatsmann. Auch bin ich uͤberzeugt, daß die Vortheile einer andern Politik durch die ſie begleitenden Folgen uͤberwogen wer- den. Jch wuͤnſche nicht, daß die Triumphe Englands zur See durch Ungerechtigkeit befleckt werden, nur daß man ein wenig nachdenke, ehe man zu einem neuen Kriege ſich verbindlich mache, um mehr Blut und Geld zu verſchwenden. Jch verdamme denjenigen, der Un- recht thut, weil es vortheilhaft iſt. Es giebt Zeiten, wo es Klugheit iſt, gewiſſe Rechte nicht zu behaupten, und ich glaube, jetzt raͤth eine weiſe Politik dies. Wir haben von den Frauzoſen nichts zu fuͤrchten, ſo lange wir ihre Haͤfen blockiren koͤnnen und ihre ganze Marine unbedeutend iſt. Durch den vorhabenden Krieg brin- gen wir die anſehnlichen Flotten der Nordiſchen Maͤchte zur Vereinigung mit Frankreich; ſie ſchließen uns vom feſten Lande ab, und laſſen von Archangel bis zum Tagus und den Golf von Venedig fuͤr unſre Schiffe keinen friedlichen Hafen uͤbrig; denn Neapel und Por- tugall koͤnnen nichts gelten, weil ſie entweder jetzt ſchon oder bald zur Vereinigung gegen uns gezwungen ſeyn werden. Jch ehre unſre Marine; aber wenn die Bewachung der ſuͤdlichen Kuͤſte Jrlands ſchon viel Muͤhe macht, wie viel mehr Muͤhe wird es dann machen, wenn der Norden mit Frankreich verbunden iſt? Groß wird der Schaden ſeyn, der durch das Auf- hoͤren der Ausfuhr nach Norden erzeugt wird, und un- ungenehm das Ausbleiben der Zufuhr von Kriegsbeduͤrf- niſſen und Getreide. Das Haus muß unterſuchen, ob das Betragen der Miniſter dem vorbeugen koͤnnte, und ob deren Unklugheit daran Schuld iſt. Gegen Schwe- den ꝛc. waren wir gewiß angreifender Theil. Statt der gehoͤrigen Sanſtmuth hat man rauhe Haͤrte gezeigt. Der bloße Beytritt Daͤnnemarks und Schwedens zu einer _ion und die bloße Erklaͤrung daruͤber rechtfer- tigt das Feſthalten und Nehmen ihrer Schiffe nicht. Was koͤnnen wir von Miniſtern erwarten, welche die Angelegenheiten ſo wie bisher geleitet haben? Werden wir nicht am Ende genoͤthigt ſeyn, dasjenige zuzuge- ben, was die Nordiſchen Maͤchte als ihr Recht zur See anſehn? Jch fordre das Haus auf, die Laufbahn von Miniſtern zu hemmen, die nichts als Unheil her- vorgebracht haben. Man hat bey vorigen Gelegenhei- ten geſehen, daß die Minoritaͤt im Hauſe am beſten die Sprache der Majoritaͤt ausgedruͤckt und bekannt gemacht hat, und ich glaube, dies iſt auch jetzt der Fall. Jch ſchlage folgenden Zuſatz vor: daß das Haus Se. Majeſtaͤt um eine Unterſuchung des Zuſtandes und der Staͤrke der Nation in Betracht der auswaͤrtigen Maͤchte bitte, um denenſelben einen dienſamen Rath ertheilen zu koͤnnen; daß aber daſſelbe Se. Majeſtaͤt unterſtuͤtzen werde, auf eine Art, welche der Verſchwen- dung der Landes-Einkuͤnfte vorbeugt, wenn die Forde- rungen der auswaͤrtigen Maͤchte unbillig ſeyn wuͤrden. Herr Pitt erhob ſich gleich gegen dieſen Antrag. — Mein Gegner hat eine Bemerkung fallen laſſen, naͤm- lich daß die Minoritaͤt dieſes Hauſes die Majoritaͤt re- giere. Wenn er darunter verſteht, daß die Minoritaͤt des Hauſes die Meynung der Majoritaͤt bekannt mache, ſo ſtimme ich ihm bey, denn uͤberall braucht man Rath- geber und Fuͤhrer, einer iſt im Rath, ein anderer bey der Ausfuͤhrung noͤthig. Wenn er aber meynt, daß eine Minoritaͤt durch pflichtwidrige ſchlechte Mittel ge- leitet werde, ſo behaupte ich, daß man das dieſer Re- gierung niemals Schuld gehen kann. Die Anſtrengung der Adminiſtrations-Glieder hat ihnen Achtung, Ver- trauen und Zuneigung erworben. Ueber die Union will ich ſchweigen, da nach der Aeußerung meines Gegners daruͤber beſonders discutirt werden ſoll. Unſern Ver- haͤltniſſen gegen die Nordiſchen Maͤchte ſoll mein Hauptaugenmerk gewidmet ſeyn. Mein Gegner macht es zu meinem hoͤchſten Erſtaunen zuerſt zweifelhaft, ob wir ein Recht hatten, neutrale Schiffe an der Unter- ſtuͤtzung unſerer Feinde zu hindern, und nachher, ob dieſes Recht von ſehr großen Gewicht fuͤr uns ſey; er nimmt es dann fuͤr gewiß an, daß wir unſern Feinden unſer Unvermoͤgen zur Behauptung dieſes Rechts ge- ſtehen mußten. Mein Gegner giebt die Gruͤnde nicht an, um derentwillen er zweifelt. Jch ſage ihm, das Recht, die Zufuhr von Guͤtern und Kriegsbeduͤrſniſſen fuͤr Feinde zu hindern, iſt ſo alt als der Handel. Jch gebe zu, in dem Handelstractat mit Frankreich im Jahre 1787 behauptete man daſſelbe nicht im ganzen Umfange, doch geſchah dies nicht, weil man es aufge- geben, ſondern um beſonderer gegenſeitiger Vortheile willen; es war nur eine temporaͤre Conceßion, welche im Kriege nothwendig aufhoͤren mußte. Die drey ge- gen uns vereinigten Maͤchte ſind Tractaten mit uns eingegangen, in welchen dies Recht immer als Haupt- ſatz aufrecht erhalten worden. 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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 23, 10. Februar 1801, S. [4]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_231002_1801/4>, abgerufen am 24.11.2024.