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Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 137, Hamburg, 29. August 1731.

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gen abschaffen würde; so wollten sie die Waffen
niederlegen und nach Hause kehren. Worauf ei-
nige Abgeordnete sowol von erwehntem General,
als von den Rebellen nach Genua abgesendet wor-
den, um mit der Republic einen Vergleich zu tref-
fen. Unterdessen aber sind doch noch 12. Bat-
aillions und 1000. Mann zu Pferde Kayserl. Völ-
cker beordert worden, den erforderlichen Fall da-
hin zu marchiren. Man saget, daß der Bischof
der Wiener Neustadt, ein Graf von Manderscheid,
das Pragische Erz-Bißthum erhalten; und der
Pater Prior Scholarum Piarum, an seine Stelle
das Bißthum von der Wienerischen Neustadt be-
kommen werde.



Gestern Nachmittag um 2. Uhr entstunde allhier
in der Temnitz eine ganz unvermuhtete und ent-
sezliche Feuers-Brunst, wodurch, weilen ein sehr
hefftiger Sturm-Wind sich dazu gesellet, in einer
kleinen halben Stunde über die Helffte der Stadt in
Flammen geriethe, und in Zeit von 2. Stunden
196. Häuser, worunter das Bischöfliche Semina-
rum, das Stadt-Haus, das Stadt-Quartier-Haus,
das Stadt-Brau-Haus, und verschiedene andere
ansehnliche Häuser, in völlige Aschen geleget wur-
den. Die Flammen drungen durch Gewalt des
Windes von allen Seiten so hefftig und plözlich zu,
daß die armen Inwohner das wenigste von ihren
Haabschafften retten und in Sicherheit bringen
kunten, wie dann viele, und fast die meisten von
denenselben, sich ohne Dach und Fach, und halb
nackend und bloß befinden. Das Heulen und
Weheklagen der armen Leute war so empfindlich
anzuhören, daß es einen Stein hätte erbarmen
mögen. Der an Häusern, Effecten und Vieh er-
folgte Schade belauffet sich sehr hoch, und wird
solchen diese Stadt in vielen Jahren nicht ver-
schmerzen können. Bey dieser grausamen Feuers-
Brunst sind 7. Persohnen, worunter 5. Kinder,
elendiger Weise theils ersticket, theils verbrannt:
in Summa das Elend und Jammer ist so groß, daß
es mit keiner Feder zu beschreiben vermag. Durch
eine besondere Göttliche Gnade sind annoch die
Bischöfliche Residenz, nebst denen allhier befind-
lichen Kirchen und Klöstern, von denen überall sich
ausbreitenden Flammen errettet worden; wofür
man bey allem gegenwärtigen Elend GOtt dem
Allmächtigen höchstens zu dancken hat.



Es dürfte das Evangelische Religions-Wesen
[Spaltenumbruch] wol in ziemliche Bewegung kommen, und darzu
die Salzburgische Emigranten-Sache vielen An-
laß geben; indem nunmehro zuverlässige Nachricht
eingelauffen, daß die Salzburgischen Untertha-
nen in denen ohlängst gemeldeten 7. Gerichten in
nahmhaffter Zahl aufgestanden sind, und darauf
beharren, daß in jedem Gericht ihnen ein Evan-
gelischer Geistlicher zugelassen, mithin das öffent-
liche Religions-Exercitium, oder das im Westphä-
lischen Friedens-Schluß verordnete Emigrations-
Recht mit allem, was dazu gehöret, verstattet wer-
den mögte. Der Chur-Sächsische Herr Gesandte
hat vor einigen Tagen ein von dem Hoch-Rhein-
Gräfl. Hause Dhaun übergebenes Pro Memoria
unter denen Evangelischen communiceret, in wel-
chem vorgestellet wird, daß, ob man sich wol auf
Seiten des Hochgräfl. Hauses Dhaun in denen ge-
meinschaftlichen Orten der Rhein-Grafschaft ge-
gen alle Religions-Eingriffe nach Möglichkeit zu
schüzen trachtete; man dennoch in denen Fürstl.
Salmischen einseitigen Orten um so viel härter
verführe; massen in dem Evangelischen Orte Wins-
heim ein Catholisches Schul-Haus de Facto er-
bauet worden, da sich aber die Unterthanen darzu
nicht verstehen wollen, vielmehr, es bey den alten
zu lassen, demüthig gebeten; so hätte man
einen jeden mit 20. Rthlr. Strafe und zweytä-
giger Gefängniß bey Wasser und Brod beleget;
Welche ausserordentliche und sonderbare Bege-
benheit man auf Seiten des Hoch-Gräfl. Hauses
Dhaun einem Hochpreißl. Evangelischen Corpori
zu Dero erleuchteten Einsicht hinterbringen wol-
len. Ferner wird ein Extract-Schreiben aus Worms
vom 23. Jul. unter denen Evangelischen commu-
niciret, und dadurch bekannt gemacht, wie auf
Seiten des Wormsischen Vicariats noch immer
mit öffentlichen Proceßionen zu gröster Bedrü-
ckung des dasigen Magistrats und der Bürgerschaft
fortgefahren werde.



Mit denen von Tranquebar und Madras aus
Ost-Indien den 11. dieses allhier eingelauffenen
Briefen hat man so viel vernommen, daß das Evan-
gelische Mißions-Werck daselbst annoch im Seegen
fortgebe, und sich mehrers ausbreite, auch die im
Monath Januario 1730. von hier abgegangene
drey Evangelische Mißionarii den 8. und 13. Julii
des besagten 1730. Jahres in Madras, und den 11.
Augusti desselben Jahres in Tranquebar gesund
angelanget; dann auch der mit ihnen dahin abge-
[Spaltenumbruch]

gen abſchaffen wuͤrde; ſo wollten ſie die Waffen
niederlegen und nach Hauſe kehren. Worauf ei-
nige Abgeordnete ſowol von erwehntem General,
als von den Rebellen nach Genua abgeſendet wor-
den, um mit der Republic einen Vergleich zu tref-
fen. Unterdeſſen aber ſind doch noch 12. Bat-
aillions und 1000. Mann zu Pferde Kayſerl. Voͤl-
cker beordert worden, den erforderlichen Fall da-
hin zu marchiren. Man ſaget, daß der Biſchof
der Wiener Neuſtadt, ein Graf von Manderſcheid,
das Pragiſche Erz-Bißthum erhalten; und der
Pater Prior Scholarum Piarum, an ſeine Stelle
das Bißthum von der Wieneriſchen Neuſtadt be-
kommen werde.



Geſtern Nachmittag um 2. Uhr entſtunde allhier
in der Temnitz eine ganz unvermuhtete und ent-
ſezliche Feuers-Brunſt, wodurch, weilen ein ſehr
hefftiger Sturm-Wind ſich dazu geſellet, in einer
kleinen halben Stunde uͤber die Helffte der Stadt in
Flammen geriethe, und in Zeit von 2. Stunden
196. Haͤuſer, worunter das Biſchoͤfliche Semina-
rum, das Stadt-Haus, das Stadt-Quartier-Haus,
das Stadt-Brau-Haus, und verſchiedene andere
anſehnliche Haͤuſer, in voͤllige Aſchen geleget wur-
den. Die Flammen drungen durch Gewalt des
Windes von allen Seiten ſo hefftig und ploͤzlich zu,
daß die armen Inwohner das wenigſte von ihren
Haabſchafften retten und in Sicherheit bringen
kunten, wie dann viele, und faſt die meiſten von
denenſelben, ſich ohne Dach und Fach, und halb
nackend und bloß befinden. Das Heulen und
Weheklagen der armen Leute war ſo empfindlich
anzuhoͤren, daß es einen Stein haͤtte erbarmen
moͤgen. Der an Haͤuſern, Effecten und Vieh er-
folgte Schade belauffet ſich ſehr hoch, und wird
ſolchen dieſe Stadt in vielen Jahren nicht ver-
ſchmerzen koͤnnen. Bey dieſer grauſamen Feuers-
Brunſt ſind 7. Perſohnen, worunter 5. Kinder,
elendiger Weiſe theils erſticket, theils verbrannt:
in Summa das Elend und Jammer iſt ſo groß, daß
es mit keiner Feder zu beſchreiben vermag. Durch
eine beſondere Goͤttliche Gnade ſind annoch die
Biſchoͤfliche Reſidenz, nebſt denen allhier befind-
lichen Kirchen und Kloͤſtern, von denen uͤberall ſich
ausbreitenden Flammen errettet worden; wofuͤr
man bey allem gegenwaͤrtigen Elend GOtt dem
Allmaͤchtigen hoͤchſtens zu dancken hat.



Es duͤrfte das Evangeliſche Religions-Weſen
[Spaltenumbruch] wol in ziemliche Bewegung kommen, und darzu
die Salzburgiſche Emigranten-Sache vielen An-
laß geben; indem nunmehro zuverlaͤſſige Nachricht
eingelauffen, daß die Salzburgiſchen Untertha-
nen in denen ohlaͤngſt gemeldeten 7. Gerichten in
nahmhaffter Zahl aufgeſtanden ſind, und darauf
beharren, daß in jedem Gericht ihnen ein Evan-
geliſcher Geiſtlicher zugelaſſen, mithin das oͤffent-
liche Religions-Exercitium, oder das im Weſtphaͤ-
liſchen Friedens-Schluß verordnete Emigrations-
Recht mit allem, was dazu gehoͤret, verſtattet wer-
den moͤgte. Der Chur-Saͤchſiſche Herr Geſandte
hat vor einigen Tagen ein von dem Hoch-Rhein-
Graͤfl. Hauſe Dhaun uͤbergebenes Pro Memoria
unter denen Evangeliſchen communiceret, in wel-
chem vorgeſtellet wird, daß, ob man ſich wol auf
Seiten des Hochgraͤfl. Hauſes Dhaun in denen ge-
meinſchaftlichen Orten der Rhein-Grafſchaft ge-
gen alle Religions-Eingriffe nach Moͤglichkeit zu
ſchuͤzen trachtete; man dennoch in denen Fuͤrſtl.
Salmiſchen einſeitigen Orten um ſo viel haͤrter
verfuͤhre; maſſen in dem Evangeliſchen Orte Wins-
heim ein Catholiſches Schul-Haus de Facto er-
bauet worden, da ſich aber die Unterthanen darzu
nicht verſtehen wollen, vielmehr, es bey den alten
zu laſſen, demuͤthig gebeten; ſo haͤtte man
einen jeden mit 20. Rthlr. Strafe und zweytaͤ-
giger Gefaͤngniß bey Waſſer und Brod beleget;
Welche auſſerordentliche und ſonderbare Bege-
benheit man auf Seiten des Hoch-Graͤfl. Hauſes
Dhaun einem Hochpreißl. Evangeliſchen Corpori
zu Dero erleuchteten Einſicht hinterbringen wol-
len. Ferner wird ein Extract-Schreiben aus Worms
vom 23. Jul. unter denen Evangeliſchen commu-
niciret, und dadurch bekannt gemacht, wie auf
Seiten des Wormſiſchen Vicariats noch immer
mit oͤffentlichen Proceßionen zu groͤſter Bedruͤ-
ckung des daſigen Magiſtrats und der Buͤrgerſchaft
fortgefahren werde.



Mit denen von Tranquebar und Madras aus
Oſt-Indien den 11. dieſes allhier eingelauffenen
Briefen hat man ſo viel vernommen, daß das Evan-
geliſche Mißions-Werck daſelbſt annoch im Seegen
fortgebe, und ſich mehrers ausbreite, auch die im
Monath Januario 1730. von hier abgegangene
drey Evangeliſche Mißionarii den 8. und 13. Julii
des beſagten 1730. Jahres in Madras, und den 11.
Auguſti deſſelben Jahres in Tranquebar geſund
angelanget; dann auch der mit ihnen dahin abge-
[Spaltenumbruch]

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[[3]/0003] gen abſchaffen wuͤrde; ſo wollten ſie die Waffen niederlegen und nach Hauſe kehren. Worauf ei- nige Abgeordnete ſowol von erwehntem General, als von den Rebellen nach Genua abgeſendet wor- den, um mit der Republic einen Vergleich zu tref- fen. Unterdeſſen aber ſind doch noch 12. Bat- aillions und 1000. Mann zu Pferde Kayſerl. Voͤl- cker beordert worden, den erforderlichen Fall da- hin zu marchiren. Man ſaget, daß der Biſchof der Wiener Neuſtadt, ein Graf von Manderſcheid, das Pragiſche Erz-Bißthum erhalten; und der Pater Prior Scholarum Piarum, an ſeine Stelle das Bißthum von der Wieneriſchen Neuſtadt be- kommen werde. Waizen in Ungarn, den 1. Auguſt. Geſtern Nachmittag um 2. Uhr entſtunde allhier in der Temnitz eine ganz unvermuhtete und ent- ſezliche Feuers-Brunſt, wodurch, weilen ein ſehr hefftiger Sturm-Wind ſich dazu geſellet, in einer kleinen halben Stunde uͤber die Helffte der Stadt in Flammen geriethe, und in Zeit von 2. Stunden 196. Haͤuſer, worunter das Biſchoͤfliche Semina- rum, das Stadt-Haus, das Stadt-Quartier-Haus, das Stadt-Brau-Haus, und verſchiedene andere anſehnliche Haͤuſer, in voͤllige Aſchen geleget wur- den. Die Flammen drungen durch Gewalt des Windes von allen Seiten ſo hefftig und ploͤzlich zu, daß die armen Inwohner das wenigſte von ihren Haabſchafften retten und in Sicherheit bringen kunten, wie dann viele, und faſt die meiſten von denenſelben, ſich ohne Dach und Fach, und halb nackend und bloß befinden. Das Heulen und Weheklagen der armen Leute war ſo empfindlich anzuhoͤren, daß es einen Stein haͤtte erbarmen moͤgen. Der an Haͤuſern, Effecten und Vieh er- folgte Schade belauffet ſich ſehr hoch, und wird ſolchen dieſe Stadt in vielen Jahren nicht ver- ſchmerzen koͤnnen. Bey dieſer grauſamen Feuers- Brunſt ſind 7. Perſohnen, worunter 5. Kinder, elendiger Weiſe theils erſticket, theils verbrannt: in Summa das Elend und Jammer iſt ſo groß, daß es mit keiner Feder zu beſchreiben vermag. Durch eine beſondere Goͤttliche Gnade ſind annoch die Biſchoͤfliche Reſidenz, nebſt denen allhier befind- lichen Kirchen und Kloͤſtern, von denen uͤberall ſich ausbreitenden Flammen errettet worden; wofuͤr man bey allem gegenwaͤrtigen Elend GOtt dem Allmaͤchtigen hoͤchſtens zu dancken hat. Regenspurg, den 15. Auguſt. Es duͤrfte das Evangeliſche Religions-Weſen wol in ziemliche Bewegung kommen, und darzu die Salzburgiſche Emigranten-Sache vielen An- laß geben; indem nunmehro zuverlaͤſſige Nachricht eingelauffen, daß die Salzburgiſchen Untertha- nen in denen ohlaͤngſt gemeldeten 7. Gerichten in nahmhaffter Zahl aufgeſtanden ſind, und darauf beharren, daß in jedem Gericht ihnen ein Evan- geliſcher Geiſtlicher zugelaſſen, mithin das oͤffent- liche Religions-Exercitium, oder das im Weſtphaͤ- liſchen Friedens-Schluß verordnete Emigrations- Recht mit allem, was dazu gehoͤret, verſtattet wer- den moͤgte. Der Chur-Saͤchſiſche Herr Geſandte hat vor einigen Tagen ein von dem Hoch-Rhein- Graͤfl. Hauſe Dhaun uͤbergebenes Pro Memoria unter denen Evangeliſchen communiceret, in wel- chem vorgeſtellet wird, daß, ob man ſich wol auf Seiten des Hochgraͤfl. Hauſes Dhaun in denen ge- meinſchaftlichen Orten der Rhein-Grafſchaft ge- gen alle Religions-Eingriffe nach Moͤglichkeit zu ſchuͤzen trachtete; man dennoch in denen Fuͤrſtl. Salmiſchen einſeitigen Orten um ſo viel haͤrter verfuͤhre; maſſen in dem Evangeliſchen Orte Wins- heim ein Catholiſches Schul-Haus de Facto er- bauet worden, da ſich aber die Unterthanen darzu nicht verſtehen wollen, vielmehr, es bey den alten zu laſſen, demuͤthig gebeten; ſo haͤtte man einen jeden mit 20. Rthlr. Strafe und zweytaͤ- giger Gefaͤngniß bey Waſſer und Brod beleget; Welche auſſerordentliche und ſonderbare Bege- benheit man auf Seiten des Hoch-Graͤfl. Hauſes Dhaun einem Hochpreißl. Evangeliſchen Corpori zu Dero erleuchteten Einſicht hinterbringen wol- len. Ferner wird ein Extract-Schreiben aus Worms vom 23. Jul. unter denen Evangeliſchen commu- niciret, und dadurch bekannt gemacht, wie auf Seiten des Wormſiſchen Vicariats noch immer mit oͤffentlichen Proceßionen zu groͤſter Bedruͤ- ckung des daſigen Magiſtrats und der Buͤrgerſchaft fortgefahren werde. Halle, den 18. Auguſt. Mit denen von Tranquebar und Madras aus Oſt-Indien den 11. dieſes allhier eingelauffenen Briefen hat man ſo viel vernommen, daß das Evan- geliſche Mißions-Werck daſelbſt annoch im Seegen fortgebe, und ſich mehrers ausbreite, auch die im Monath Januario 1730. von hier abgegangene drey Evangeliſche Mißionarii den 8. und 13. Julii des beſagten 1730. Jahres in Madras, und den 11. Auguſti deſſelben Jahres in Tranquebar geſund angelanget; dann auch der mit ihnen dahin abge-

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Zitationshilfe: Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 137, Hamburg, 29. August 1731, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1372908_1731/3>, abgerufen am 23.11.2024.