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Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 132, Hamburg, 5. Juni 1832.

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[Spaltenumbruch] Messager mißt diesen Angaben wenig Glauben bei,
und meint vielmehr, daß die Herzogin sich wohl nicht
mehr in Frankreich befinden dürfte. Auch fährt er
fort, seine Aufschlüsse über carlistische Umtriebe
mitzutheilen, die man zwar anfangs für fabelhaft
gehalten, die aber jetzt Aufsehen zu erregen anfan-
gen, zumal da sie nicht officiell widerlegt werden.
Jm ganzen Königreiche, meldet er, giebt es oder
bilden sich carlistische Committeen, im Mittelpunkte
ein leitender Ausschuß, aus 5 Mitgliedern von sehr
hohem Range bestehend, von denen zwei kürzlich
durch Andre ersetzt wurden. Als Ursache dieser Ver-
änderung wird angegeben, jene beiden Mitglieder
hätten gewissen einflußreichen Personen Eröffnungen
gemacht, daß man dereit wäre, die dreifarbige Fahne
beizubehalten und eine allgemeine Amnestie zu er-
theilen, wenn dieselben sich zu der contrerevolutionären
Partei schlagen wollten. Dieß erregte in Holyrood
Unwillen und es wurden Andre statt ihrer ernannt,
die ihr förmliches Bestallungs-Patent mit streng
bestimmten Jnstructionen aus Edinburg erhielten.
Alle bisher erfolgten Ausbrüche werden als voreilig
geschildert; um die Mitte Juli's soll dagegen ein
allgemeiner Aufstand stattfinden, der freilich nur
dann gefährlich wäre, wenn er mit einem allgemei-
nen Kriege zusammenträfe. Jn diesem Falle dürf-
ten sich, nach bestimmten Angaben, 30,000 Chouans
in Westen erheben; dann aber würde die Juli-Re-
gierung auch alle Patrioten unter ihre Fahnen ver-
sammeln, und die Wunder von 1794 erneuern.
Man kann sich der Ansicht nicht erwehren, daß diese
Mittheilungen, die sich mehr den Ton der Opposition
geben, als eigentlich Opposition bezwecken, nicht ohne
Mitwirkung einer Behörde gemacht werden, um so
mehr, da ausdrücklich gesagt wird, daß die Regie-
rung um die Waffenmagazine wisse, und Maaßre-
geln getroffen habe, eines nach dem andern weg-
nehmen zu lassen.

Unser bisheriger Gesandter am schwedischen Hofe,
Marquis v. Dalmatien, ist zu unsrem Gesandten
im Haag ernannt; obwohl jung, hat dieser Diplo-
mat bereits Beweise von hoher Tüchtigkeit gegeben.
Der jetzige Gesandte, Hr. Durand de Mareuil,
wird während der Abwesenheit des Fürsten Talley-
rand den Botschafts-Geschäften in London vorstehen.

Graf Argout wird mit dem 1 Juni seine Functio-
nen wieder übernehmen.

Oberst Paixhans, ein bekannter Patriot und einer
unsrer ausgezeichnetsten Jngenieurs, ist in Metz zum
Deputirten erwählt worden.

Die bekannte Keßnersche Angelegenheit hat das
Ministerium vorsichtiger gemacht. Der General-
Finanz-Jnspector, Hr. Bocquet de St. Simon, ist
zum Cassirer der Central-Casse ernannt, muß aber
zuvor 300,000 Fr. Caution baar stellen.

Die Pariser Anleihe von 40 Mill. ist Hrn. v.
Rothschild zugeschlagen worden und zwar zum nie-
drigen Curse von 4 Fl. 891/2 C.

Die beiden letzten Cholera-Bülletins melden 17
und 10 Todesfälle.


Vorgestern Morgen sind Se. Maj. der König, in
Begleitung des Grafen v. Aerschot, des Marquis v.
Chasteler, des Generals v. Hane und noch vier an-
dern Personen von hier nach Compie[g]ne abgereiset.
An demselben Tage hatte Hr. van de Weyer erst noch
zwei Audienzen beym Könige. Heute sind bereits
Nachrichten von der Ankunft des Königs auf fran-
[Spaltenumbruch] zösischem Gebiete, zu Valenciennes, eingetroffen, wo
er von dem Herzoge v. Choiseul, dem Marschall Ge-
rard, dem Präfecten des Nord-Departements, den
Generalen Achard, Corbineau etc. empfangen wurde.
Die Behörden hielten Anreden an den König in dem
gewohnten Style, worin auch von der Verbindung
mit dem französischen Königshause die Rede war.
Der König erwiederte hierauf kurz und ohne sich
auf jene Anspielung einzulassen.

General Goblet ist mittelst K. Verordnung zum
außerordentlichen Bevollmächtigten bei der Londoner
Conferenz ernannt. Er hatte bei der Repräsentan-
ten-Kammer um Urlanb angehalten, und es erhob
sich daselbst gestern eine Debatte darüber, ob er nicht
durch Annahme eines neuen Amtes seiner Eigenschaft
als Deputirter verlustig gehe. Jn der heutigen
Sitzung waren die Minister zugegen und ertheilten
Auskunft, so daß der Urlaub gewährt und eine neue
Wahl für unnöthig erachtet wurde.

Vorgestern war geheime Committee der Repräsen-
tanten-Kammer, worin der Minister der auswärti-
gen Angelegenheiten,
obwohl er zugab, daß Hr.
van de Weyer zur Auswechselung der russischen Ra-
tification in ihrer gegenwärtigen Gestalt in keiner
Weise autorisirt gewesen sey, sich dennoch von der
Reinheit der Gesinnungen dieses Diplomaten überzeugt
erklärte. Daß die Note vom 11 Nov. der Conferenz
nicht zugestellt worden, entschuldigte er dadurch, daß
sie zu einer Zeit in London eintraf, wo kein Mini-
sterium dort vorhanden war, indem Lord Palmersion,
als man sie ihm mittheilte, erwiedert, er sey kein
Minister mehr. Auch verlas er eine Note des Hrn.
van de Weyer vom 7 d., in welcher zwar von der
Räumung des belgischen Gebietes, allein weder von
den Vorbehalten, noch von der Staatsschuld die
Rede war. Der Minister zeigte an, General Goblet
werde eine neue Note, die ganz im Geiste der vom
11 Mai abgefaßt sey, überreichen. Er ersuchte die
K[a]mmer um Vertrauen zum Cabinett und ihn mit
weiteren Anfragen zu verschonen. Es entspann sich
eine ziemlich lebhafte Discussion, wobei die HH.
Lebeau und Carl v. Brouckere das Ministerium
sehr nachdrücklich angriffen. Man verlangte die neue
Note zu sehen, was der Minister aber verweigerte.
Auf eine weitere Anfrage des Hrn. Leclercq erklärte
der Minister, General Goblet habe Befehl, alle
Vorschläge, die die Conferenz ihm machen dürfte,
zurückzustellen. Als hierauf wieder öffentliche Sitzung
stattfand, wurde die Creditbewilligung von dritte-
halb Millionen für das Kriegsministerium genehmigt.


Unsre Vermuthungen treffen ein. So eben er-
fahren wir, daß viele Personen von Straßburg, und
namentlich Hr. Coulmann, Deputirter des Nieder-
rheins, die sich nach Hambach begeben wollten, an
der Gränze angehalten worden, weil sie keine Reise-
pässe nach dem Auslande und insbesondere für Baiern
hatten. Die baierischen Behörden haben ausdrück-
lichen Befehl, Niemanden passiren zu lassen, der
nicht mit einem vom Präfecten des Departements,
wo der Reisende wohnt, ausgefertigten Reisepasse
nach dem Auslande versehen ist. Unter den sechs poli-
tischen Reden, welche am gestrigen Tage auf Hambach
gehalten wurden, war die des Dr. Wirth durch ihre
Energie besonders bemerkenswerth. -- Laut den die-
sen Abend uns zukommenden Tagsblättern haben
Freitag Abends und Sonnabend Morgens zu Nancy
Unordnung vor mehreren Bäckerladen stattgehabt.

[Spaltenumbruch] Meſſager mißt dieſen Angaben wenig Glauben bei,
und meint vielmehr, daß die Herzogin ſich wohl nicht
mehr in Frankreich befinden dürfte. Auch fährt er
fort, ſeine Aufſchlüſſe über carliſtiſche Umtriebe
mitzutheilen, die man zwar anfangs für fabelhaft
gehalten, die aber jetzt Aufſehen zu erregen anfan-
gen, zumal da ſie nicht officiell widerlegt werden.
Jm ganzen Königreiche, meldet er, giebt es oder
bilden ſich carliſtiſche Committeen, im Mittelpunkte
ein leitender Ausſchuß, aus 5 Mitgliedern von ſehr
hohem Range beſtehend, von denen zwei kürzlich
durch Andre erſetzt wurden. Als Urſache dieſer Ver-
änderung wird angegeben, jene beiden Mitglieder
hätten gewiſſen einflußreichen Perſonen Eröffnungen
gemacht, daß man dereit wäre, die dreifarbige Fahne
beizubehalten und eine allgemeine Amneſtie zu er-
theilen, wenn dieſelben ſich zu der contrerevolutionären
Partei ſchlagen wollten. Dieß erregte in Holyrood
Unwillen und es wurden Andre ſtatt ihrer ernannt,
die ihr förmliches Beſtallungs-Patent mit ſtreng
beſtimmten Jnſtructionen aus Edinburg erhielten.
Alle bisher erfolgten Ausbrüche werden als voreilig
geſchildert; um die Mitte Juli’s ſoll dagegen ein
allgemeiner Aufſtand ſtattfinden, der freilich nur
dann gefährlich wäre, wenn er mit einem allgemei-
nen Kriege zuſammenträfe. Jn dieſem Falle dürf-
ten ſich, nach beſtimmten Angaben, 30,000 Chouans
in Weſten erheben; dann aber würde die Juli-Re-
gierung auch alle Patrioten unter ihre Fahnen ver-
ſammeln, und die Wunder von 1794 erneuern.
Man kann ſich der Anſicht nicht erwehren, daß dieſe
Mittheilungen, die ſich mehr den Ton der Oppoſition
geben, als eigentlich Oppoſition bezwecken, nicht ohne
Mitwirkung einer Behörde gemacht werden, um ſo
mehr, da ausdrücklich geſagt wird, daß die Regie-
rung um die Waffenmagazine wiſſe, und Maaßre-
geln getroffen habe, eines nach dem andern weg-
nehmen zu laſſen.

Unſer bisheriger Geſandter am ſchwediſchen Hofe,
Marquis v. Dalmatien, iſt zu unſrem Geſandten
im Haag ernannt; obwohl jung, hat dieſer Diplo-
mat bereits Beweiſe von hoher Tüchtigkeit gegeben.
Der jetzige Geſandte, Hr. Durand de Mareuil,
wird während der Abweſenheit des Fürſten Talley-
rand den Botſchafts-Geſchäften in London vorſtehen.

Graf Argout wird mit dem 1 Juni ſeine Functio-
nen wieder übernehmen.

Oberſt Paixhans, ein bekannter Patriot und einer
unſrer ausgezeichnetſten Jngenieurs, iſt in Metz zum
Deputirten erwählt worden.

Die bekannte Keßnerſche Angelegenheit hat das
Miniſterium vorſichtiger gemacht. Der General-
Finanz-Jnſpector, Hr. Bocquet de St. Simon, iſt
zum Caſſirer der Central-Caſſe ernannt, muß aber
zuvor 300,000 Fr. Caution baar ſtellen.

Die Pariſer Anleihe von 40 Mill. iſt Hrn. v.
Rothſchild zugeſchlagen worden und zwar zum nie-
drigen Curſe von 4 Fl. 89½ C.

Die beiden letzten Cholera-Bülletins melden 17
und 10 Todesfälle.


Vorgeſtern Morgen ſind Se. Maj. der König, in
Begleitung des Grafen v. Aerſchot, des Marquis v.
Chaſteler, des Generals v. Hane und noch vier an-
dern Perſonen von hier nach Compie[g]ne abgereiſet.
An demſelben Tage hatte Hr. van de Weyer erſt noch
zwei Audienzen beym Könige. Heute ſind bereits
Nachrichten von der Ankunft des Königs auf fran-
[Spaltenumbruch] zöſiſchem Gebiete, zu Valenciennes, eingetroffen, wo
er von dem Herzoge v. Choiſeul, dem Marſchall Gé-
rard, dem Präfecten des Nord-Departements, den
Generalen Achard, Corbineau ꝛc. empfangen wurde.
Die Behörden hielten Anreden an den König in dem
gewohnten Style, worin auch von der Verbindung
mit dem franzöſiſchen Königshauſe die Rede war.
Der König erwiederte hierauf kurz und ohne ſich
auf jene Anſpielung einzulaſſen.

General Goblet iſt mittelſt K. Verordnung zum
außerordentlichen Bevollmächtigten bei der Londoner
Conferenz ernannt. Er hatte bei der Repräſentan-
ten-Kammer um Urlanb angehalten, und es erhob
ſich daſelbſt geſtern eine Debatte darüber, ob er nicht
durch Annahme eines neuen Amtes ſeiner Eigenſchaft
als Deputirter verluſtig gehe. Jn der heutigen
Sitzung waren die Miniſter zugegen und ertheilten
Auskunft, ſo daß der Urlaub gewährt und eine neue
Wahl für unnöthig erachtet wurde.

Vorgeſtern war geheime Committee der Repräſen-
tanten-Kammer, worin der Miniſter der auswaͤrti-
gen Angelegenheiten,
obwohl er zugab, daß Hr.
van de Weyer zur Auswechſelung der ruſſiſchen Ra-
tification in ihrer gegenwärtigen Geſtalt in keiner
Weiſe autoriſirt geweſen ſey, ſich dennoch von der
Reinheit der Geſinnungen dieſes Diplomaten überzeugt
erklärte. Daß die Note vom 11 Nov. der Conferenz
nicht zugeſtellt worden, entſchuldigte er dadurch, daß
ſie zu einer Zeit in London eintraf, wo kein Mini-
ſterium dort vorhanden war, indem Lord Palmerſion,
als man ſie ihm mittheilte, erwiedert, er ſey kein
Miniſter mehr. Auch verlas er eine Note des Hrn.
van de Weyer vom 7 d., in welcher zwar von der
Räumung des belgiſchen Gebietes, allein weder von
den Vorbehalten, noch von der Staatsſchuld die
Rede war. Der Miniſter zeigte an, General Goblet
werde eine neue Note, die ganz im Geiſte der vom
11 Mai abgefaßt ſey, überreichen. Er erſuchte die
K[a]mmer um Vertrauen zum Cabinett und ihn mit
weiteren Anfragen zu verſchonen. Es entſpann ſich
eine ziemlich lebhafte Discuſſion, wobei die HH.
Lebeau und Carl v. Brouckere das Miniſterium
ſehr nachdrücklich angriffen. Man verlangte die neue
Note zu ſehen, was der Miniſter aber verweigerte.
Auf eine weitere Anfrage des Hrn. Leclercq erklärte
der Miniſter, General Goblet habe Befehl, alle
Vorſchläge, die die Conferenz ihm machen dürfte,
zurückzuſtellen. Als hierauf wieder öffentliche Sitzung
ſtattfand, wurde die Creditbewilligung von dritte-
halb Millionen für das Kriegsminiſterium genehmigt.


Unſre Vermuthungen treffen ein. So eben er-
fahren wir, daß viele Perſonen von Straßburg, und
namentlich Hr. Coulmann, Deputirter des Nieder-
rheins, die ſich nach Hambach begeben wollten, an
der Gränze angehalten worden, weil ſie keine Reiſe-
päſſe nach dem Auslande und insbeſondere für Baiern
hatten. Die baieriſchen Behörden haben ausdrück-
lichen Befehl, Niemanden paſſiren zu laſſen, der
nicht mit einem vom Präfecten des Departements,
wo der Reiſende wohnt, ausgefertigten Reiſepaſſe
nach dem Auslande verſehen iſt. Unter den ſechs poli-
tiſchen Reden, welche am geſtrigen Tage auf Hambach
gehalten wurden, war die des Dr. Wirth durch ihre
Energie beſonders bemerkenswerth. — Laut den die-
ſen Abend uns zukommenden Tagsblättern haben
Freitag Abends und Sonnabend Morgens zu Nancy
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[[3]/0003] Meſſager mißt dieſen Angaben wenig Glauben bei, und meint vielmehr, daß die Herzogin ſich wohl nicht mehr in Frankreich befinden dürfte. Auch fährt er fort, ſeine Aufſchlüſſe über carliſtiſche Umtriebe mitzutheilen, die man zwar anfangs für fabelhaft gehalten, die aber jetzt Aufſehen zu erregen anfan- gen, zumal da ſie nicht officiell widerlegt werden. Jm ganzen Königreiche, meldet er, giebt es oder bilden ſich carliſtiſche Committeen, im Mittelpunkte ein leitender Ausſchuß, aus 5 Mitgliedern von ſehr hohem Range beſtehend, von denen zwei kürzlich durch Andre erſetzt wurden. Als Urſache dieſer Ver- änderung wird angegeben, jene beiden Mitglieder hätten gewiſſen einflußreichen Perſonen Eröffnungen gemacht, daß man dereit wäre, die dreifarbige Fahne beizubehalten und eine allgemeine Amneſtie zu er- theilen, wenn dieſelben ſich zu der contrerevolutionären Partei ſchlagen wollten. Dieß erregte in Holyrood Unwillen und es wurden Andre ſtatt ihrer ernannt, die ihr förmliches Beſtallungs-Patent mit ſtreng beſtimmten Jnſtructionen aus Edinburg erhielten. Alle bisher erfolgten Ausbrüche werden als voreilig geſchildert; um die Mitte Juli’s ſoll dagegen ein allgemeiner Aufſtand ſtattfinden, der freilich nur dann gefährlich wäre, wenn er mit einem allgemei- nen Kriege zuſammenträfe. Jn dieſem Falle dürf- ten ſich, nach beſtimmten Angaben, 30,000 Chouans in Weſten erheben; dann aber würde die Juli-Re- gierung auch alle Patrioten unter ihre Fahnen ver- ſammeln, und die Wunder von 1794 erneuern. Man kann ſich der Anſicht nicht erwehren, daß dieſe Mittheilungen, die ſich mehr den Ton der Oppoſition geben, als eigentlich Oppoſition bezwecken, nicht ohne Mitwirkung einer Behörde gemacht werden, um ſo mehr, da ausdrücklich geſagt wird, daß die Regie- rung um die Waffenmagazine wiſſe, und Maaßre- geln getroffen habe, eines nach dem andern weg- nehmen zu laſſen. Unſer bisheriger Geſandter am ſchwediſchen Hofe, Marquis v. Dalmatien, iſt zu unſrem Geſandten im Haag ernannt; obwohl jung, hat dieſer Diplo- mat bereits Beweiſe von hoher Tüchtigkeit gegeben. Der jetzige Geſandte, Hr. Durand de Mareuil, wird während der Abweſenheit des Fürſten Talley- rand den Botſchafts-Geſchäften in London vorſtehen. Graf Argout wird mit dem 1 Juni ſeine Functio- nen wieder übernehmen. Oberſt Paixhans, ein bekannter Patriot und einer unſrer ausgezeichnetſten Jngenieurs, iſt in Metz zum Deputirten erwählt worden. Die bekannte Keßnerſche Angelegenheit hat das Miniſterium vorſichtiger gemacht. Der General- Finanz-Jnſpector, Hr. Bocquet de St. Simon, iſt zum Caſſirer der Central-Caſſe ernannt, muß aber zuvor 300,000 Fr. Caution baar ſtellen. Die Pariſer Anleihe von 40 Mill. iſt Hrn. v. Rothſchild zugeſchlagen worden und zwar zum nie- drigen Curſe von 4 Fl. 89½ C. Die beiden letzten Cholera-Bülletins melden 17 und 10 Todesfälle. Bruͤſſel, den 30 Mai. Vorgeſtern Morgen ſind Se. Maj. der König, in Begleitung des Grafen v. Aerſchot, des Marquis v. Chaſteler, des Generals v. Hane und noch vier an- dern Perſonen von hier nach Compiegne abgereiſet. An demſelben Tage hatte Hr. van de Weyer erſt noch zwei Audienzen beym Könige. Heute ſind bereits Nachrichten von der Ankunft des Königs auf fran- zöſiſchem Gebiete, zu Valenciennes, eingetroffen, wo er von dem Herzoge v. Choiſeul, dem Marſchall Gé- rard, dem Präfecten des Nord-Departements, den Generalen Achard, Corbineau ꝛc. empfangen wurde. Die Behörden hielten Anreden an den König in dem gewohnten Style, worin auch von der Verbindung mit dem franzöſiſchen Königshauſe die Rede war. Der König erwiederte hierauf kurz und ohne ſich auf jene Anſpielung einzulaſſen. General Goblet iſt mittelſt K. Verordnung zum außerordentlichen Bevollmächtigten bei der Londoner Conferenz ernannt. Er hatte bei der Repräſentan- ten-Kammer um Urlanb angehalten, und es erhob ſich daſelbſt geſtern eine Debatte darüber, ob er nicht durch Annahme eines neuen Amtes ſeiner Eigenſchaft als Deputirter verluſtig gehe. Jn der heutigen Sitzung waren die Miniſter zugegen und ertheilten Auskunft, ſo daß der Urlaub gewährt und eine neue Wahl für unnöthig erachtet wurde. Vorgeſtern war geheime Committee der Repräſen- tanten-Kammer, worin der Miniſter der auswaͤrti- gen Angelegenheiten, obwohl er zugab, daß Hr. van de Weyer zur Auswechſelung der ruſſiſchen Ra- tification in ihrer gegenwärtigen Geſtalt in keiner Weiſe autoriſirt geweſen ſey, ſich dennoch von der Reinheit der Geſinnungen dieſes Diplomaten überzeugt erklärte. Daß die Note vom 11 Nov. der Conferenz nicht zugeſtellt worden, entſchuldigte er dadurch, daß ſie zu einer Zeit in London eintraf, wo kein Mini- ſterium dort vorhanden war, indem Lord Palmerſion, als man ſie ihm mittheilte, erwiedert, er ſey kein Miniſter mehr. Auch verlas er eine Note des Hrn. van de Weyer vom 7 d., in welcher zwar von der Räumung des belgiſchen Gebietes, allein weder von den Vorbehalten, noch von der Staatsſchuld die Rede war. Der Miniſter zeigte an, General Goblet werde eine neue Note, die ganz im Geiſte der vom 11 Mai abgefaßt ſey, überreichen. Er erſuchte die Kammer um Vertrauen zum Cabinett und ihn mit weiteren Anfragen zu verſchonen. Es entſpann ſich eine ziemlich lebhafte Discuſſion, wobei die HH. Lebeau und Carl v. Brouckere das Miniſterium ſehr nachdrücklich angriffen. Man verlangte die neue Note zu ſehen, was der Miniſter aber verweigerte. Auf eine weitere Anfrage des Hrn. Leclercq erklärte der Miniſter, General Goblet habe Befehl, alle Vorſchläge, die die Conferenz ihm machen dürfte, zurückzuſtellen. Als hierauf wieder öffentliche Sitzung ſtattfand, wurde die Creditbewilligung von dritte- halb Millionen für das Kriegsminiſterium genehmigt. Straßburg, den 28 Mai. Unſre Vermuthungen treffen ein. So eben er- fahren wir, daß viele Perſonen von Straßburg, und namentlich Hr. Coulmann, Deputirter des Nieder- rheins, die ſich nach Hambach begeben wollten, an der Gränze angehalten worden, weil ſie keine Reiſe- päſſe nach dem Auslande und insbeſondere für Baiern hatten. Die baieriſchen Behörden haben ausdrück- lichen Befehl, Niemanden paſſiren zu laſſen, der nicht mit einem vom Präfecten des Departements, wo der Reiſende wohnt, ausgefertigten Reiſepaſſe nach dem Auslande verſehen iſt. Unter den ſechs poli- tiſchen Reden, welche am geſtrigen Tage auf Hambach gehalten wurden, war die des Dr. Wirth durch ihre Energie beſonders bemerkenswerth. — Laut den die- ſen Abend uns zukommenden Tagsblättern haben Freitag Abends und Sonnabend Morgens zu Nancy Unordnung vor mehreren Bäckerladen ſtattgehabt.

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Zitationshilfe: Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 132, Hamburg, 5. Juni 1832, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1320506_1832/3>, abgerufen am 24.11.2024.