Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 129, Hamburg, 1. Juni 1832.[Spaltenumbruch]
auszuforschen, und gegen sie gerichtlich aufzutreten. Kassel, den 21 Mai. Vorige Woche war das Ministerium mehrmals Kassel, den 28 Mai. Se. Hoh. der Kurprinz und Mitregent haben den [Spaltenumbruch] Freitag Abends wurde dem Ministerialrathe v. Jn der vorgestrigen Sitzung der Landstände wurde Braunschweig, den 28 Mai. Auswärtige Blätter unterhalten ihre Leser fort- [Spaltenumbruch]
auszuforſchen, und gegen ſie gerichtlich aufzutreten. Kaſſel, den 21 Mai. Vorige Woche war das Miniſterium mehrmals Kaſſel, den 28 Mai. Se. Hoh. der Kurprinz und Mitregent haben den [Spaltenumbruch] Freitag Abends wurde dem Miniſterialrathe v. Jn der vorgeſtrigen Sitzung der Landſtände wurde Braunſchweig, den 28 Mai. Auswärtige Blätter unterhalten ihre Leſer fort- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0004" n="[4]"/><cb/> auszuforſchen, und gegen ſie gerichtlich aufzutreten.<lb/> Speyer, den 22 Mai 1832. Der K. General-Com-<lb/> miſſär und Regierungs-Präſident. Freiherr <hi rendition="#fr">v. An-<lb/> drian.</hi>”</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Kaſſel,</hi> den 21 Mai.</hi> </dateline><lb/> <p>Vorige Woche war das Miniſterium mehrmals<lb/> außerordentlich verſammelt, und der Kurprinz-Re-<lb/> gent kam von Wilhelmshöhe nach der Reſidenz, um<lb/> dieſen Sitzungen beizuwohnen. Wie man vernimmt,<lb/> war es die Aufſtellung des den Ständen vor Been-<lb/> digung des Landtags vorzulegenden Staats-Grund-<lb/> Etats, womit man ſich hauptſächlich in jenen Con-<lb/> ferenzen beſchäftigte. — Am 18 d. hatte ein Feſt<lb/> auf dem Schloſſe zu Wilhelmshöhe ſtatt, der Grä-<lb/> fin Schaumburg, deren Geburtstag der 18 Mai iſt,<lb/> zu Ehren. Des Vormittags begaben ſich ſämmt-<lb/> liche am Kurprinzlichen Hofe Angeſtellte von hier<lb/> nach Wilhelmshöhe, um der Gräfin ihre Glück-<lb/> wünſche darzubringen. Auch ſah man viele Her-<lb/> ren vom Adel eifrig, ihre Huldigungen der Gräfin<lb/> Schaumburg eben ſo an den Tag zu legen, wie ſie<lb/> das unter der Regierung des Kurfürſten bei der<lb/> Gräfin Reichenbach zu thun gewohnt geweſen wa-<lb/> ren. Abends war zahlreiche Geſellſchaft am Hofe<lb/> zu Wilhelmshöhe. — Wie man hört, hat der vor<lb/> Kurzem von Wien zurückgekehrte öſterreichiſche Ge-<lb/> ſandte, Freiherr v. Hruby, der Gräfin Schaumburg<lb/> einen Privatbeſuch abgeſtattet, der durch einen Be-<lb/> ſuch des Kurprinzen bei der Baroneſſe v. Hruby er-<lb/> wiedert wurde. — Jn der öffentlichen Ständeſitzung<lb/> am 19 d. war die Berathung über die Modificatio-<lb/> nen des Bärgergarde-Geſetzes an der Tagesordnung,<lb/> über welche der ſtändiſche Ausſchuß mit den Mi-<lb/> niſtern des Kriegs und des Jnnern übereingekom-<lb/> men war. Jndeſſen wurde dieſe Berathung auf<lb/> ausdrückliches Verlangen des Landtags-Commiſſärs<lb/> noch auf einige Tage ausgeſetzt, indem derſelbe er-<lb/> klärte, daß neue Propoſitionen von Seiten der Staats-<lb/> regierung in Beziehung auf das Bürgergarden-Ge-<lb/> ſetz erfolgen würden. Mehrere Deputirte waren<lb/> der Meinung, daß es endlich einmal an der Zeit<lb/> ſey, die Verhandlungen über dieſen Gegenſtand zu<lb/> ſchließen, und verlangten, die Ständerſammlung ſolle<lb/> ſich auf keine weitere Anhörung neuer Propoſitionen<lb/> von Seiten des Miniſteriums einlaſſen. Dieß ver-<lb/> anlaßte die Frage an den Landtags-Commiſſär: ob<lb/> er die Verſicherung geben könne, daß die Propoſi-<lb/> tionen, deren Mittheilung er auf die nächſtkommende<lb/> Dienſtags-Sitzung ankündigte, die letzten ſeyen?<lb/> Hr. v. Eggena erwiederte: Man dürfe gewiß ſeyn,<lb/> daß es das Letzte ſey, was man wenigſtens von ihm<lb/> hören werde. Aus dieſer Antwort ſchließt man,<lb/> daß der Landtags-Commiſſär, der zugleich Vorſtand<lb/> des Miniſteriums des Jnnern iſt, geſonnen ſey, ſeine<lb/> Entlaſſung aus dem Miniſterium zu nehmen, falls<lb/> es nicht gelingen ſollte, ſich in der künftigen Sitzung<lb/> über die Faſſung des Bürgergarden-Geſetzes mit den<lb/> Ständen zu verſtändigen, dieſes Geſetz durchzufüh-<lb/> ren, und dadurch ſeine miniſterielle Verantwortlich-<lb/> keit zu ſchützen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Kaſſel,</hi> den 28 Mai.</hi> </dateline><lb/> <p>Se. 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Görtz-Wrisberg,<lb/> hat die deutſche National-Zeitung abſichtlich bisher<lb/> nur ſelten berührt, weil ſie im Stande zu ſeyn<lb/> glaubte, ſobald die Zeit dazu gekommen iſt, die voll-<lb/> ſtändigſten Aufſchlüſſe über dieſe verbrecheriſchen Um-<lb/> triebe zu geben, die aber, wie ſich dieß ja wohl<lb/> von ſelbſt verſteht, zurückgehalten werden müſſen, ſo<lb/> lange noch nicht einmal die vorläufigen Unterſuchun-<lb/> gen beendigt ſind. Was wir gegenwärtig ſagen kön-<lb/> nen, beſchränkt ſich darauf, was in Braunſchweig<lb/> ohnedieß allgemein bekannt iſt, daß die Unterſuchung<lb/> in dem gewöhnlichen regelmäßigen Wege eingeleitet,<lb/> und den gewöhnlichen Gerichten übergeben worden<lb/> iſt; daß auf den Antrag eines der Verhafteten, des<lb/> Hof- und Juſtizraths Fricke, gegen Caution in Frei-<lb/> heit geſtellt zu werden, das Herzogl. Landesgericht<lb/> zu Wolfenbüttel unterm 21 d. 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Durchl. —<lb/> daß Sie ſich aller perſönlichen Theilnahme in die-<lb/> ſer Angelegenheit enthalten und den Gerichten allein<lb/> überlaſſen haben, zu thun, was die Geſetze geböten.”<lb/> Züge dieſer Art ſind es, welche den Gegenſtand der<lb/> Unterhaltung bilden, wenn unter Braunſchweigs<lb/> Bürgern die Rede von Braunſchweigs Herzogs iſt.<lb/> An Klagen über Nahrungsſorgen, drückende Zeit-<lb/> verhältniſſe u. ſ. w. fehlt es natürlich eben ſo wenig,<lb/> als auf irgend einem andern Punkte der Erdober-<lb/> fläche; aber Klagen der Art, wie ſie in auswärtigen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[4]/0004]
auszuforſchen, und gegen ſie gerichtlich aufzutreten.
Speyer, den 22 Mai 1832. Der K. General-Com-
miſſär und Regierungs-Präſident. Freiherr v. An-
drian.”
Kaſſel, den 21 Mai.
Vorige Woche war das Miniſterium mehrmals
außerordentlich verſammelt, und der Kurprinz-Re-
gent kam von Wilhelmshöhe nach der Reſidenz, um
dieſen Sitzungen beizuwohnen. Wie man vernimmt,
war es die Aufſtellung des den Ständen vor Been-
digung des Landtags vorzulegenden Staats-Grund-
Etats, womit man ſich hauptſächlich in jenen Con-
ferenzen beſchäftigte. — Am 18 d. hatte ein Feſt
auf dem Schloſſe zu Wilhelmshöhe ſtatt, der Grä-
fin Schaumburg, deren Geburtstag der 18 Mai iſt,
zu Ehren. Des Vormittags begaben ſich ſämmt-
liche am Kurprinzlichen Hofe Angeſtellte von hier
nach Wilhelmshöhe, um der Gräfin ihre Glück-
wünſche darzubringen. Auch ſah man viele Her-
ren vom Adel eifrig, ihre Huldigungen der Gräfin
Schaumburg eben ſo an den Tag zu legen, wie ſie
das unter der Regierung des Kurfürſten bei der
Gräfin Reichenbach zu thun gewohnt geweſen wa-
ren. Abends war zahlreiche Geſellſchaft am Hofe
zu Wilhelmshöhe. — Wie man hört, hat der vor
Kurzem von Wien zurückgekehrte öſterreichiſche Ge-
ſandte, Freiherr v. Hruby, der Gräfin Schaumburg
einen Privatbeſuch abgeſtattet, der durch einen Be-
ſuch des Kurprinzen bei der Baroneſſe v. Hruby er-
wiedert wurde. — Jn der öffentlichen Ständeſitzung
am 19 d. war die Berathung über die Modificatio-
nen des Bärgergarde-Geſetzes an der Tagesordnung,
über welche der ſtändiſche Ausſchuß mit den Mi-
niſtern des Kriegs und des Jnnern übereingekom-
men war. Jndeſſen wurde dieſe Berathung auf
ausdrückliches Verlangen des Landtags-Commiſſärs
noch auf einige Tage ausgeſetzt, indem derſelbe er-
klärte, daß neue Propoſitionen von Seiten der Staats-
regierung in Beziehung auf das Bürgergarden-Ge-
ſetz erfolgen würden. Mehrere Deputirte waren
der Meinung, daß es endlich einmal an der Zeit
ſey, die Verhandlungen über dieſen Gegenſtand zu
ſchließen, und verlangten, die Ständerſammlung ſolle
ſich auf keine weitere Anhörung neuer Propoſitionen
von Seiten des Miniſteriums einlaſſen. Dieß ver-
anlaßte die Frage an den Landtags-Commiſſär: ob
er die Verſicherung geben könne, daß die Propoſi-
tionen, deren Mittheilung er auf die nächſtkommende
Dienſtags-Sitzung ankündigte, die letzten ſeyen?
Hr. v. Eggena erwiederte: Man dürfe gewiß ſeyn,
daß es das Letzte ſey, was man wenigſtens von ihm
hören werde. Aus dieſer Antwort ſchließt man,
daß der Landtags-Commiſſär, der zugleich Vorſtand
des Miniſteriums des Jnnern iſt, geſonnen ſey, ſeine
Entlaſſung aus dem Miniſterium zu nehmen, falls
es nicht gelingen ſollte, ſich in der künftigen Sitzung
über die Faſſung des Bürgergarden-Geſetzes mit den
Ständen zu verſtändigen, dieſes Geſetz durchzufüh-
ren, und dadurch ſeine miniſterielle Verantwortlich-
keit zu ſchützen.
Kaſſel, den 28 Mai.
Se. Hoh. der Kurprinz und Mitregent haben den
Miniſterialrath Eggena von den ihm proviſoriſch
aufgetragenen Miniſterium des Jnnern entbunden,
und die Verſehung dieſes Miniſterial-Departements
bis auf Weiteres dem proviſoriſchen Vorſtande des
Juſtiz-Miniſteriums, Geheimenrathe Haſſenpflug,
mitzuübertragen geruht.
Freitag Abends wurde dem Miniſterialrathe v.
Eggena von hieſigen Bürgern unter großem Zulaufe
eine Nachtmuſik und ein wiederholtes Lebehoch vor
ſeiner Wohnung gebracht. Der Miniſterialrath war aber
am Nachmittage zu einer Landpartie verreiſet und
konnte alſo dieſen Ausdruck der Geſinnungen ſeiner
Mitbürger nicht perſönlich empfangen und erwiedern.
Jn der vorgeſtrigen Sitzung der Landſtände wurde
der Geſetz-Entwurf zur gleichmäßigen Ordnung der
Verhältniſſe der Jſraeliten, nach den Anträgen des
Ausſchuſſes, nachdem einige Amendements im ent-
gegengeſetzten Sinne, welche jedoch wenig Anklang
und Unterſtützung fanden, durchgefallen waren, mit
großer Stimmenmehrheit angenommen.
Braunſchweig, den 28 Mai.
Auswärtige Blätter unterhalten ihre Leſer fort-
während über braunſchweigiſche Angelegenheiten, von
denen wir hier am Orte gewöhnlich nicht eher etwas
erfahren, bevor jene, ſelten lautere Quellen, uns
ihre Belehrung ertheilen. Man hat über das
Schweigen der deutſchen National-Zeitung mancher-
lei Vermuthungen aufgeſtellt, die wir völlig auf ſich
beruhen laſſen würden, wenn wir es nicht vorzögen,
ſie durch die Erklärung zurückzuweiſen, daß die Re-
daction es als ihre Aufgabe erkennt, Thatſachen
aus der Tagesgeſchichte, ſo weit dieß möglich iſt,
treu in ihrem Zuſammenhange darzuſtellen, nicht
grundloſe Gerüchte zu verbreiten, und eben ſo wenig,
ſie zu widerlegen. Einen Gegenſtand, der in dieſem
Augenblicke vorzugsweiſe das Publicum intereſſirt,
die Verſchwörung der Gräfin v. Görtz-Wrisberg,
hat die deutſche National-Zeitung abſichtlich bisher
nur ſelten berührt, weil ſie im Stande zu ſeyn
glaubte, ſobald die Zeit dazu gekommen iſt, die voll-
ſtändigſten Aufſchlüſſe über dieſe verbrecheriſchen Um-
triebe zu geben, die aber, wie ſich dieß ja wohl
von ſelbſt verſteht, zurückgehalten werden müſſen, ſo
lange noch nicht einmal die vorläufigen Unterſuchun-
gen beendigt ſind. Was wir gegenwärtig ſagen kön-
nen, beſchränkt ſich darauf, was in Braunſchweig
ohnedieß allgemein bekannt iſt, daß die Unterſuchung
in dem gewöhnlichen regelmäßigen Wege eingeleitet,
und den gewöhnlichen Gerichten übergeben worden
iſt; daß auf den Antrag eines der Verhafteten, des
Hof- und Juſtizraths Fricke, gegen Caution in Frei-
heit geſtellt zu werden, das Herzogl. Landesgericht
zu Wolfenbüttel unterm 21 d. M. erkannt hat: daß
es bei den bisher getroffenen Maaßregeln einſtwei-
len ſein Bewenden habe; eine Erklärung, die für
jeden, der den Character dieſer Behörde kennt, die
hinreichende Bürgſchaft enthält, daß ſelbſt in dem
Verfahren gegen die gefährlichſten Verbrecher nicht
um ein Zollbreit von dem Wege der ſtrengſten Ge-
ſetzlichkeit gewichen wurde. Ein Wort unſers durch-
lauchtigſten Herzogs erweckte unter unſern biedern
Mitbürgern, welche das Andenken früherer Tage
noch nicht vergeſſen haben, die lebhafteſte Freude:
“Sie wären ſehr zufrieden — äußerten Se. Durchl. —
daß Sie ſich aller perſönlichen Theilnahme in die-
ſer Angelegenheit enthalten und den Gerichten allein
überlaſſen haben, zu thun, was die Geſetze geböten.”
Züge dieſer Art ſind es, welche den Gegenſtand der
Unterhaltung bilden, wenn unter Braunſchweigs
Bürgern die Rede von Braunſchweigs Herzogs iſt.
An Klagen über Nahrungsſorgen, drückende Zeit-
verhältniſſe u. ſ. w. fehlt es natürlich eben ſo wenig,
als auf irgend einem andern Punkte der Erdober-
fläche; aber Klagen der Art, wie ſie in auswärtigen
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