Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 121, Hamburg, 30. Julii 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

sche Neigung zu erfahren, welche meine Allerdurchl.
Monarchinn heget, dem Vaterlande und Ihnen wohl zu
thun. Doch, das ist nicht genug, ich verlange im Namen
dieser Monarchinn, daß Sie das Corps von 800 Mann,
so Sie in Chomsk aus den Litthauischen Regimentern
zusammengebracht, zertheilen, und in kleinen Haufen
in ihre Quartiere verschicken. Sie werden es nicht
vergessen haben, daß die Officiers und Soldaten dieser
Corps durch unsere Truppen gefangen genommen, und
auf Parole entlassen worden. Die von Ihnen ausgestellte
Reverse sind mir wohl bekannt, und nach denselben
werde mich richten. Denken Sie nicht, daß ich mich
durch diejenigen, die sich zur Verwüstung des Vater-
landes und zu allerhand Ausschweifung vorschreiben
sollen, sollte hintergehen lassen; ich werde ganz neue
Mittel ergreifen, wozu mich, außer meiner Gelindigkeit;
Ihr Verfahren zwingen wird. Bilden Sie sich nicht
ein, daß irgend ein Ansehen meinen genommenen Ent-
schluß aufhalten könnte. Es ist, Gott Lob! keine Pest
in Pohlen mehr; die Fortdauer des Cordons ist also nicht
mehr nöthig. Ich bemühe mich aufs eifrigste, und
eben dieses thue ich, auf Befehl meiner Principalinn,
in Berlin, daß der Preußische Cordon zurückgezogen
werde. Dieser Vorwand hat aufgehöret. Sie können
mich also mit dieser Ursache, die Truppen in Chomsk
zu lassen, nicht äffen. Aus diesen Bewegungsgründen
prätendire, daß dieses ganze Kriegsheer, nebst dem
Corps des Bielak und Korycki, zugleich in ihre alten
Quartiere zurückkehren möchte. Ich glaube, daß Sie
nicht vergessen haben, daß Sie den Herrn General
Weymar die Parole gegeben haben, wie Sie das Corps
des Bielak allezeit in der Brzescer Woywodschaft in
Litthauen halten wollten, und ich habe die Ehre, Ihnen
zu melden, daß gedachter General verpflichtet ist, allen
Kayserl. Truppen in Litthauen den Befehl zuzuschicken,
daß Sie den Hn. Bielack für einen Feind ansehen, so bald
er aus seinem Standorte austreten sollte. Ich könnte hier
bereits schließen. Der Rußische Gesandte hat Ihnen wei-
ter nichts mehr zu melden; dieser trägt den Willen seiner
Principalinn vor, und hat Ihnen schon geantwortet. Aber
Ihr gerührter und wahrer Freund, ein Mann, den Sie
seit so vielen Jahren kennen, und Ihnen ergeben ist, dessen
Herz Ihr Bestes suchet, hat noch ein paar Worte zu
sagen, woferne Ihr Herz nicht verhärtet, der Verstand
nicht verführet, und die Ohren nicht verstopft sind. Wol-
len Sie gegen die Stimme eines Freundes taub bleiben,
der vor Begierde brennet, sich mit Ihnen zur Glückse-
ligkeit Ihres Vaterlandes zu verbinden, und der es für
unmöglich hält, daß Sie sich dem Nachdruck der Wahr-
heit widersetzen sollten, die Sie aus seinem Munde er-
fahren sollen? Tausendmal haben sich Boshafte zum
Unglück des Vaterlandes verbunden. Laßt uns zeigen,
daß es noch ehrliche Leute in Pohlen giebt, die sich zu
desselben Wohl vereinigen. Sind sie nicht ein genug
ehrlicher Mitbürger, und ein Pohle, um diesen Ruhm
zu erlangen. Ich rufe, begehre, und fordere Sie zum
Wohl des Vaterlandes auf. Ich habe alles gesagt, und
habe die Ehre etc.
(Die Antwort des Großfeldherrn morgen.)


In Calabrien hat sich folgende abscheuliche Begeben-
heit zugetragen: Eine Wittwe wollte sich mit einem
jungen Menschen zum zweytenmal verheirathen. Da sie
aber sahe, daß er wegen zweyer noch unerzogener Kin-
der, welche sie aus der ersten Ehe hätte, Schwierig-
[Spaltenumbruch] keiten machte; so faßte sie den grausamen Entschluß,
diese beyden Kinder zu ermorden, welches sie auch wirk-
lich bewerkstelligte. Sie ist aber schon zu Casenza in
Verhaft genommen, um den verdienten Lohn für diese
unmenschliche Grausamkeit zu empfangen.


Der Französische Hof hat an die Casse der Catechu-
menen alle rückständige Forderungen von ihrem Gehalte,
welches auf den Staat von Avignon angewiesen, aus-
bezahlen lassen. Der Hof von Neapolis hat vom Pabst
ein Indult verlangt, um einen General-Vicarius an
seine im Kirchenstaat eingepfarrte Unterthanen zu
deputiren, damit die Justiz besser verwaltet werden
möge. Die Regierung hat einen Cavalier, der von
den Streitigkeiten zwischen dem heil. Stuhl und den
Bourbonnischen Höfen zu frey gesprochen, arretiren,
und ihm nachdrückliche Verweise darüber geben lassen.


Am Sonntage, Abends, kam die jüngst erwähnte
Rußische Kriegsfregatte, der Archipelagus, geführet von
Capitain Corel, in den hiesigen Haven zurück. Gestern
giengen von hiesiger Rheede 5 Holländische Kriegsschiffe
nach dem Mittelländischen Meere unter Segel, um da-
selbst die Kauffahrdenschiffe ihrer Nation gegen alle be-
sorgliche Gefahr zu schützen. Der dieser Tagen aus
Petersburg bey dem hiesigen Rußischen Agenten, Herrn
Rutterfort, angelangte Courier hat, nach Abgebung
seiner Briefschaften an selbigen, diesen Morgen auf
einem Englischen Packetboot seine Reise nach dem Ar-
chipelago fortgesetzet, um dem Grafen von Orlow einige
wichtige Depeschen zu überliefern.

Nachrichten aus der Levante zufolge, kömmt der Prinz
Salomon mit allen seinen Truppen auf der östlichen
Seite des schwarzen Meeres wiederum zum Vorschein,
und Prinz Heraclius läßt sich das Interesse der Russen
mit einem neuen Eifer angelegen seyn. Die Truppen
des Aly-Bey campiren in der Nachbarschaft von Berack,
in Syrien, und in den Ebenen von Damascus. Der
Bassa am letztern Orte dürfte von den Türken abgesetzt
werden.


Von dem Aufstande der Galeeren-Sklaven auf dem
Schiffe, die schöne Rahel, ist noch nachzuholen, daß sich alle
diese Sklaven, außer zween, welche freywillig geblieben, in
Freyheit gesetzt haben. Die Fischerbarke, welche sie einneh-
men mußte, setzte sie an den Küsten von Istrien, nahe an den
Inseln von Orsera, ans Land. Hier theilten sie sich. Einige
verbargen sich in den Büschen, andere flohen auf die
Gebirge. Mehr als 40 wurden zu Pisin auf Oesterrei-
chischem Gebiete arretiret, und viele andere in dem Staate
unserer Republik. Bis jetzt hat man 66 davon ergrif-
fen, die von neuem in Ketten gelegt worden, und hieher
gebracht werden sollen, zu welchem Ende schon ein großes
bewaffnetes Fahrzeug abgegangen.
Unsere Nachrichten aus den Häven der Levante sind
von keiner Wichtigkeit.


Der Graf von Firmian wird im August nach Mayland
kommen, und die feyerliche Anwerbung um die Prin-
zeßinn von Este für den Erzherzog Ferdinand thun. Nach-
her wird sich die Prinzeßinn nach Mantua begeben, wo
das Beylager in Gegenwart der Höfe von Parma und
Florenz mit vieler Pracht wird vollzogen werden, wor-
auf beyde hohe Vermählte sich nach Mayland verfügen,
um daselbst zu residiren.


[Spaltenumbruch]

ſche Neigung zu erfahren, welche meine Allerdurchl.
Monarchinn heget, dem Vaterlande und Ihnen wohl zu
thun. Doch, das iſt nicht genug, ich verlange im Namen
dieſer Monarchinn, daß Sie das Corps von 800 Mann,
ſo Sie in Chomsk aus den Litthauiſchen Regimentern
zuſammengebracht, zertheilen, und in kleinen Haufen
in ihre Quartiere verſchicken. Sie werden es nicht
vergeſſen haben, daß die Officiers und Soldaten dieſer
Corps durch unſere Truppen gefangen genommen, und
auf Parole entlaſſen worden. Die von Ihnen ausgeſtellte
Reverſe ſind mir wohl bekannt, und nach denſelben
werde mich richten. Denken Sie nicht, daß ich mich
durch diejenigen, die ſich zur Verwuͤſtung des Vater-
landes und zu allerhand Ausſchweifung vorſchreiben
ſollen, ſollte hintergehen laſſen; ich werde ganz neue
Mittel ergreifen, wozu mich, außer meiner Gelindigkeit;
Ihr Verfahren zwingen wird. Bilden Sie ſich nicht
ein, daß irgend ein Anſehen meinen genommenen Ent-
ſchluß aufhalten koͤnnte. Es iſt, Gott Lob! keine Peſt
in Pohlen mehr; die Fortdauer des Cordons iſt alſo nicht
mehr noͤthig. Ich bemuͤhe mich aufs eifrigſte, und
eben dieſes thue ich, auf Befehl meiner Principalinn,
in Berlin, daß der Preußiſche Cordon zuruͤckgezogen
werde. Dieſer Vorwand hat aufgehoͤret. Sie koͤnnen
mich alſo mit dieſer Urſache, die Truppen in Chomsk
zu laſſen, nicht aͤffen. Aus dieſen Bewegungsgruͤnden
praͤtendire, daß dieſes ganze Kriegsheer, nebſt dem
Corps des Bielak und Korycki, zugleich in ihre alten
Quartiere zuruͤckkehren moͤchte. Ich glaube, daß Sie
nicht vergeſſen haben, daß Sie den Herrn General
Weymar die Parole gegeben haben, wie Sie das Corps
des Bielak allezeit in der Brzeſcer Woywodſchaft in
Litthauen halten wollten, und ich habe die Ehre, Ihnen
zu melden, daß gedachter General verpflichtet iſt, allen
Kayſerl. Truppen in Litthauen den Befehl zuzuſchicken,
daß Sie den Hn. Bielack fuͤr einen Feind anſehen, ſo bald
er aus ſeinem Standorte austreten ſollte. Ich koͤnnte hier
bereits ſchließen. Der Rußiſche Geſandte hat Ihnen wei-
ter nichts mehr zu melden; dieſer traͤgt den Willen ſeiner
Principalinn vor, und hat Ihnen ſchon geantwortet. Aber
Ihr geruͤhrter und wahrer Freund, ein Mann, den Sie
ſeit ſo vielen Jahren kennen, und Ihnen ergeben iſt, deſſen
Herz Ihr Beſtes ſuchet, hat noch ein paar Worte zu
ſagen, woferne Ihr Herz nicht verhaͤrtet, der Verſtand
nicht verfuͤhret, und die Ohren nicht verſtopft ſind. Wol-
len Sie gegen die Stimme eines Freundes taub bleiben,
der vor Begierde brennet, ſich mit Ihnen zur Gluͤckſe-
ligkeit Ihres Vaterlandes zu verbinden, und der es fuͤr
unmoͤglich haͤlt, daß Sie ſich dem Nachdruck der Wahr-
heit widerſetzen ſollten, die Sie aus ſeinem Munde er-
fahren ſollen? Tauſendmal haben ſich Boshafte zum
Ungluͤck des Vaterlandes verbunden. Laßt uns zeigen,
daß es noch ehrliche Leute in Pohlen giebt, die ſich zu
deſſelben Wohl vereinigen. Sind ſie nicht ein genug
ehrlicher Mitbuͤrger, und ein Pohle, um dieſen Ruhm
zu erlangen. Ich rufe, begehre, und fordere Sie zum
Wohl des Vaterlandes auf. Ich habe alles geſagt, und
habe die Ehre ꝛc.
(Die Antwort des Großfeldherrn morgen.)


In Calabrien hat ſich folgende abſcheuliche Begeben-
heit zugetragen: Eine Wittwe wollte ſich mit einem
jungen Menſchen zum zweytenmal verheirathen. Da ſie
aber ſahe, daß er wegen zweyer noch unerzogener Kin-
der, welche ſie aus der erſten Ehe haͤtte, Schwierig-
[Spaltenumbruch] keiten machte; ſo faßte ſie den grauſamen Entſchluß,
dieſe beyden Kinder zu ermorden, welches ſie auch wirk-
lich bewerkſtelligte. Sie iſt aber ſchon zu Caſenza in
Verhaft genommen, um den verdienten Lohn fuͤr dieſe
unmenſchliche Grauſamkeit zu empfangen.


Der Franzoͤſiſche Hof hat an die Caſſe der Catechu-
menen alle ruͤckſtaͤndige Forderungen von ihrem Gehalte,
welches auf den Staat von Avignon angewieſen, aus-
bezahlen laſſen. Der Hof von Neapolis hat vom Pabſt
ein Indult verlangt, um einen General-Vicarius an
ſeine im Kirchenſtaat eingepfarrte Unterthanen zu
deputiren, damit die Juſtiz beſſer verwaltet werden
moͤge. Die Regierung hat einen Cavalier, der von
den Streitigkeiten zwiſchen dem heil. Stuhl und den
Bourbonniſchen Hoͤfen zu frey geſprochen, arretiren,
und ihm nachdruͤckliche Verweiſe daruͤber geben laſſen.


Am Sonntage, Abends, kam die juͤngſt erwaͤhnte
Rußiſche Kriegsfregatte, der Archipelagus, gefuͤhret von
Capitain Corel, in den hieſigen Haven zuruͤck. Geſtern
giengen von hieſiger Rheede 5 Hollaͤndiſche Kriegsſchiffe
nach dem Mittellaͤndiſchen Meere unter Segel, um da-
ſelbſt die Kauffahrdenſchiffe ihrer Nation gegen alle be-
ſorgliche Gefahr zu ſchuͤtzen. Der dieſer Tagen aus
Petersburg bey dem hieſigen Rußiſchen Agenten, Herrn
Rutterfort, angelangte Courier hat, nach Abgebung
ſeiner Briefſchaften an ſelbigen, dieſen Morgen auf
einem Engliſchen Packetboot ſeine Reiſe nach dem Ar-
chipelago fortgeſetzet, um dem Grafen von Orlow einige
wichtige Depeſchen zu uͤberliefern.

Nachrichten aus der Levante zufolge, koͤmmt der Prinz
Salomon mit allen ſeinen Truppen auf der oͤſtlichen
Seite des ſchwarzen Meeres wiederum zum Vorſchein,
und Prinz Heraclius laͤßt ſich das Intereſſe der Ruſſen
mit einem neuen Eifer angelegen ſeyn. Die Truppen
des Aly-Bey campiren in der Nachbarſchaft von Berack,
in Syrien, und in den Ebenen von Damaſcus. Der
Baſſa am letztern Orte duͤrfte von den Tuͤrken abgeſetzt
werden.


Von dem Aufſtande der Galeeren-Sklaven auf dem
Schiffe, die ſchoͤne Rahel, iſt noch nachzuholen, daß ſich alle
dieſe Sklaven, außer zween, welche freywillig geblieben, in
Freyheit geſetzt haben. Die Fiſcherbarke, welche ſie einneh-
men mußte, ſetzte ſie an den Kuͤſten von Iſtrien, nahe an den
Inſeln von Orſera, ans Land. Hier theilten ſie ſich. Einige
verbargen ſich in den Buͤſchen, andere flohen auf die
Gebirge. Mehr als 40 wurden zu Piſin auf Oeſterrei-
chiſchem Gebiete arretiret, und viele andere in dem Staate
unſerer Republik. Bis jetzt hat man 66 davon ergrif-
fen, die von neuem in Ketten gelegt worden, und hieher
gebracht werden ſollen, zu welchem Ende ſchon ein großes
bewaffnetes Fahrzeug abgegangen.
Unſere Nachrichten aus den Haͤven der Levante ſind
von keiner Wichtigkeit.


Der Graf von Firmian wird im Auguſt nach Mayland
kommen, und die feyerliche Anwerbung um die Prin-
zeßinn von Eſte fuͤr den Erzherzog Ferdinand thun. Nach-
her wird ſich die Prinzeßinn nach Mantua begeben, wo
das Beylager in Gegenwart der Hoͤfe von Parma und
Florenz mit vieler Pracht wird vollzogen werden, wor-
auf beyde hohe Vermaͤhlte ſich nach Mayland verfuͤgen,
um daſelbſt zu reſidiren.


[Spaltenumbruch]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jPoliticalNews">
        <div xml:id="ar002" type="jArticle">
          <p><pb facs="#f0002" n="[2]"/>
&#x017F;che Neigung zu erfahren, welche meine                   Allerdurchl.<lb/>
Monarchinn heget, dem Vaterlande und Ihnen wohl zu<lb/>
thun.                   Doch, das i&#x017F;t nicht genug, ich verlange im Namen<lb/>
die&#x017F;er Monarchinn, daß Sie                   das Corps von 800 Mann,<lb/>
&#x017F;o Sie in Chomsk aus den Litthaui&#x017F;chen                   Regimentern<lb/>
zu&#x017F;ammengebracht, zertheilen, und in kleinen Haufen<lb/>
in ihre                   Quartiere ver&#x017F;chicken. Sie werden es nicht<lb/>
verge&#x017F;&#x017F;en haben, daß die Officiers                   und Soldaten die&#x017F;er<lb/>
Corps durch un&#x017F;ere Truppen gefangen genommen, und<lb/>
auf                   Parole entla&#x017F;&#x017F;en worden. Die von Ihnen ausge&#x017F;tellte<lb/>
Rever&#x017F;e &#x017F;ind mir wohl                   bekannt, und nach den&#x017F;elben<lb/>
werde mich richten. Denken Sie nicht, daß ich                   mich<lb/>
durch diejenigen, die &#x017F;ich zur Verwu&#x0364;&#x017F;tung des Vater-<lb/>
landes und zu                   allerhand Aus&#x017F;chweifung vor&#x017F;chreiben<lb/>
&#x017F;ollen, &#x017F;ollte hintergehen la&#x017F;&#x017F;en; ich                   werde ganz neue<lb/>
Mittel ergreifen, wozu mich, außer meiner                   Gelindigkeit;<lb/>
Ihr Verfahren zwingen wird. Bilden Sie &#x017F;ich nicht<lb/>
ein, daß                   irgend ein An&#x017F;ehen meinen genommenen Ent-<lb/>
&#x017F;chluß aufhalten ko&#x0364;nnte. Es i&#x017F;t,                   Gott Lob! keine Pe&#x017F;t<lb/>
in Pohlen mehr; die Fortdauer des Cordons i&#x017F;t al&#x017F;o                   nicht<lb/>
mehr no&#x0364;thig. Ich bemu&#x0364;he mich aufs eifrig&#x017F;te, und<lb/>
eben die&#x017F;es thue                   ich, auf Befehl meiner Principalinn,<lb/>
in Berlin, daß der Preußi&#x017F;che Cordon                   zuru&#x0364;ckgezogen<lb/>
werde. Die&#x017F;er Vorwand hat aufgeho&#x0364;ret. Sie ko&#x0364;nnen<lb/>
mich                   al&#x017F;o mit die&#x017F;er Ur&#x017F;ache, die Truppen in Chomsk<lb/>
zu la&#x017F;&#x017F;en, nicht a&#x0364;ffen. Aus                   die&#x017F;en Bewegungsgru&#x0364;nden<lb/>
pra&#x0364;tendire, daß die&#x017F;es ganze Kriegsheer, neb&#x017F;t                   dem<lb/>
Corps des Bielak und Korycki, zugleich in ihre alten<lb/>
Quartiere                   zuru&#x0364;ckkehren mo&#x0364;chte. Ich glaube, daß Sie<lb/>
nicht verge&#x017F;&#x017F;en haben, daß Sie den                   Herrn General<lb/>
Weymar die Parole gegeben haben, wie Sie das Corps<lb/>
des                   Bielak allezeit in der Brze&#x017F;cer Woywod&#x017F;chaft in<lb/>
Litthauen halten wollten, und                   ich habe die Ehre, Ihnen<lb/>
zu melden, daß gedachter General verpflichtet i&#x017F;t,                   allen<lb/>
Kay&#x017F;erl. Truppen in Litthauen den Befehl zuzu&#x017F;chicken,<lb/>
daß Sie den                   Hn. Bielack fu&#x0364;r einen Feind an&#x017F;ehen, &#x017F;o bald<lb/>
er aus &#x017F;einem Standorte                   austreten &#x017F;ollte. Ich ko&#x0364;nnte hier<lb/>
bereits &#x017F;chließen. Der Rußi&#x017F;che Ge&#x017F;andte                   hat Ihnen wei-<lb/>
ter nichts mehr zu melden; die&#x017F;er tra&#x0364;gt den Willen                   &#x017F;einer<lb/>
Principalinn vor, und hat Ihnen &#x017F;chon geantwortet. Aber<lb/>
Ihr                   geru&#x0364;hrter und wahrer Freund, ein Mann, den Sie<lb/>
&#x017F;eit &#x017F;o vielen Jahren kennen,                   und Ihnen ergeben i&#x017F;t, de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Herz Ihr Be&#x017F;tes &#x017F;uchet, hat noch ein paar Worte                   zu<lb/>
&#x017F;agen, woferne Ihr Herz nicht verha&#x0364;rtet, der Ver&#x017F;tand<lb/>
nicht                   verfu&#x0364;hret, und die Ohren nicht ver&#x017F;topft &#x017F;ind. Wol-<lb/>
len Sie gegen die Stimme                   eines Freundes taub bleiben,<lb/>
der vor Begierde brennet, &#x017F;ich mit Ihnen zur                   Glu&#x0364;ck&#x017F;e-<lb/>
ligkeit Ihres Vaterlandes zu verbinden, und der es                   fu&#x0364;r<lb/>
unmo&#x0364;glich ha&#x0364;lt, daß Sie &#x017F;ich dem Nachdruck der Wahr-<lb/>
heit                   wider&#x017F;etzen &#x017F;ollten, die Sie aus &#x017F;einem Munde er-<lb/>
fahren &#x017F;ollen? Tau&#x017F;endmal                   haben &#x017F;ich Boshafte zum<lb/>
Unglu&#x0364;ck des Vaterlandes verbunden. Laßt uns                   zeigen,<lb/>
daß es noch ehrliche Leute in Pohlen giebt, die &#x017F;ich zu<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben                   Wohl vereinigen. Sind &#x017F;ie nicht ein genug<lb/>
ehrlicher Mitbu&#x0364;rger, und ein Pohle,                   um die&#x017F;en Ruhm<lb/>
zu erlangen. Ich rufe, begehre, und fordere Sie zum<lb/>
Wohl                   des Vaterlandes auf. Ich habe alles ge&#x017F;agt, und<lb/>
habe die Ehre                      &#xA75B;c.<lb/><hi rendition="#right"><ref target="/nn_hamburgischer18_1771/ar004">(Die Antwort des Großfeldherrn                      morgen.)</ref></hi></p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle">
          <dateline> <hi rendition="#c #fr">Neapolis, den 4 Julii.</hi> </dateline><lb/>
          <p>In Calabrien hat &#x017F;ich folgende ab&#x017F;cheuliche Begeben-<lb/>
heit zugetragen: Eine                   Wittwe wollte &#x017F;ich mit einem<lb/>
jungen Men&#x017F;chen zum zweytenmal verheirathen. Da                   &#x017F;ie<lb/>
aber &#x017F;ahe, daß er wegen zweyer noch unerzogener Kin-<lb/>
der, welche &#x017F;ie                   aus der er&#x017F;ten Ehe ha&#x0364;tte, Schwierig-<lb/><cb/>
keiten machte; &#x017F;o faßte &#x017F;ie den                   grau&#x017F;amen Ent&#x017F;chluß,<lb/>
die&#x017F;e beyden Kinder zu ermorden, welches &#x017F;ie auch                   wirk-<lb/>
lich bewerk&#x017F;telligte. Sie i&#x017F;t aber &#x017F;chon zu Ca&#x017F;enza in<lb/>
Verhaft                   genommen, um den verdienten Lohn fu&#x0364;r die&#x017F;e<lb/>
unmen&#x017F;chliche Grau&#x017F;amkeit zu                   empfangen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle">
          <dateline> <hi rendition="#c #fr">Rom, den 8 Julii.</hi> </dateline><lb/>
          <p>Der Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Hof hat an die Ca&#x017F;&#x017F;e der Catechu-<lb/>
menen alle ru&#x0364;ck&#x017F;ta&#x0364;ndige                   Forderungen von ihrem Gehalte,<lb/>
welches auf den Staat von Avignon angewie&#x017F;en,                   aus-<lb/>
bezahlen la&#x017F;&#x017F;en. Der Hof von Neapolis hat vom Pab&#x017F;t<lb/>
ein Indult                   verlangt, um einen General-Vicarius an<lb/>
&#x017F;eine im Kirchen&#x017F;taat eingepfarrte                   Unterthanen zu<lb/>
deputiren, damit die Ju&#x017F;tiz be&#x017F;&#x017F;er verwaltet werden<lb/>
mo&#x0364;ge.                   Die Regierung hat einen Cavalier, der von<lb/>
den Streitigkeiten zwi&#x017F;chen dem                   heil. Stuhl und den<lb/>
Bourbonni&#x017F;chen Ho&#x0364;fen zu frey ge&#x017F;prochen,                   arretiren,<lb/>
und ihm nachdru&#x0364;ckliche Verwei&#x017F;e daru&#x0364;ber geben la&#x017F;&#x017F;en.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle">
          <dateline> <hi rendition="#c #fr">Livorno, den 10 Julii.</hi> </dateline><lb/>
          <p>Am Sonntage, Abends, kam die ju&#x0364;ng&#x017F;t erwa&#x0364;hnte<lb/>
Rußi&#x017F;che Kriegsfregatte, der                   Archipelagus, gefu&#x0364;hret von<lb/>
Capitain Corel, in den hie&#x017F;igen Haven zuru&#x0364;ck.                   Ge&#x017F;tern<lb/>
giengen von hie&#x017F;iger Rheede 5 Holla&#x0364;ndi&#x017F;che Kriegs&#x017F;chiffe<lb/>
nach dem                   Mittella&#x0364;ndi&#x017F;chen Meere unter Segel, um da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t die Kauffahrden&#x017F;chiffe                   ihrer Nation gegen alle be-<lb/>
&#x017F;orgliche Gefahr zu &#x017F;chu&#x0364;tzen. Der die&#x017F;er Tagen                   aus<lb/>
Petersburg bey dem hie&#x017F;igen Rußi&#x017F;chen Agenten, Herrn<lb/>
Rutterfort,                   angelangte Courier hat, nach Abgebung<lb/>
&#x017F;einer Brief&#x017F;chaften an &#x017F;elbigen, die&#x017F;en                   Morgen auf<lb/>
einem Engli&#x017F;chen Packetboot &#x017F;eine Rei&#x017F;e nach dem Ar-<lb/>
chipelago                   fortge&#x017F;etzet, um dem Grafen von Orlow einige<lb/>
wichtige Depe&#x017F;chen zu                   u&#x0364;berliefern.</p><lb/>
          <p>Nachrichten aus der Levante zufolge, ko&#x0364;mmt der Prinz<lb/>
Salomon mit allen &#x017F;einen                   Truppen auf der o&#x0364;&#x017F;tlichen<lb/>
Seite des &#x017F;chwarzen Meeres wiederum zum                   Vor&#x017F;chein,<lb/>
und Prinz Heraclius la&#x0364;ßt &#x017F;ich das Intere&#x017F;&#x017F;e der Ru&#x017F;&#x017F;en<lb/>
mit                   einem neuen Eifer angelegen &#x017F;eyn. Die Truppen<lb/>
des Aly-Bey campiren in der                   Nachbar&#x017F;chaft von Berack,<lb/>
in Syrien, und in den Ebenen von Dama&#x017F;cus.                   Der<lb/>
Ba&#x017F;&#x017F;a am letztern Orte du&#x0364;rfte von den Tu&#x0364;rken abge&#x017F;etzt<lb/>
werden.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle">
          <dateline> <hi rendition="#c #fr">Venedig, den 12 Julii.</hi> </dateline><lb/>
          <p>Von dem Auf&#x017F;tande der Galeeren-Sklaven auf dem<lb/>
Schiffe, die &#x017F;cho&#x0364;ne Rahel, i&#x017F;t                   noch nachzuholen, daß &#x017F;ich alle<lb/>
die&#x017F;e Sklaven, außer zween, welche freywillig                   geblieben, in<lb/>
Freyheit ge&#x017F;etzt haben. Die Fi&#x017F;cherbarke, welche &#x017F;ie                   einneh-<lb/>
men mußte, &#x017F;etzte &#x017F;ie an den Ku&#x0364;&#x017F;ten von I&#x017F;trien, nahe an                   den<lb/>
In&#x017F;eln von Or&#x017F;era, ans Land. Hier theilten &#x017F;ie &#x017F;ich. Einige<lb/>
verbargen                   &#x017F;ich in den Bu&#x0364;&#x017F;chen, andere flohen auf die<lb/>
Gebirge. Mehr als 40 wurden zu                   Pi&#x017F;in auf Oe&#x017F;terrei-<lb/>
chi&#x017F;chem Gebiete arretiret, und viele andere in dem                   Staate<lb/>
un&#x017F;erer Republik. Bis jetzt hat man 66 davon ergrif-<lb/>
fen, die von                   neuem in Ketten gelegt worden, und hieher<lb/>
gebracht werden &#x017F;ollen, zu welchem                   Ende &#x017F;chon ein großes<lb/>
bewaffnetes Fahrzeug abgegangen.<lb/>
Un&#x017F;ere Nachrichten                   aus den Ha&#x0364;ven der Levante &#x017F;ind<lb/>
von keiner Wichtigkeit.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle">
          <dateline> <hi rendition="#c #fr">Ferrara, den 12 Julii.</hi> </dateline><lb/>
          <p>Der Graf von Firmian wird im Augu&#x017F;t nach Mayland<lb/>
kommen, und die feyerliche                   Anwerbung um die Prin-<lb/>
zeßinn von E&#x017F;te fu&#x0364;r den Erzherzog Ferdinand thun.                   Nach-<lb/>
her wird &#x017F;ich die Prinzeßinn nach Mantua begeben, wo<lb/>
das Beylager in                   Gegenwart der Ho&#x0364;fe von Parma und<lb/>
Florenz mit vieler Pracht wird vollzogen                   werden, wor-<lb/>
auf beyde hohe Verma&#x0364;hlte &#x017F;ich nach Mayland verfu&#x0364;gen,<lb/>
um                   da&#x017F;elb&#x017F;t zu re&#x017F;idiren.</p>
        </div><lb/>
        <cb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[2]/0002] ſche Neigung zu erfahren, welche meine Allerdurchl. Monarchinn heget, dem Vaterlande und Ihnen wohl zu thun. Doch, das iſt nicht genug, ich verlange im Namen dieſer Monarchinn, daß Sie das Corps von 800 Mann, ſo Sie in Chomsk aus den Litthauiſchen Regimentern zuſammengebracht, zertheilen, und in kleinen Haufen in ihre Quartiere verſchicken. Sie werden es nicht vergeſſen haben, daß die Officiers und Soldaten dieſer Corps durch unſere Truppen gefangen genommen, und auf Parole entlaſſen worden. Die von Ihnen ausgeſtellte Reverſe ſind mir wohl bekannt, und nach denſelben werde mich richten. Denken Sie nicht, daß ich mich durch diejenigen, die ſich zur Verwuͤſtung des Vater- landes und zu allerhand Ausſchweifung vorſchreiben ſollen, ſollte hintergehen laſſen; ich werde ganz neue Mittel ergreifen, wozu mich, außer meiner Gelindigkeit; Ihr Verfahren zwingen wird. Bilden Sie ſich nicht ein, daß irgend ein Anſehen meinen genommenen Ent- ſchluß aufhalten koͤnnte. Es iſt, Gott Lob! keine Peſt in Pohlen mehr; die Fortdauer des Cordons iſt alſo nicht mehr noͤthig. Ich bemuͤhe mich aufs eifrigſte, und eben dieſes thue ich, auf Befehl meiner Principalinn, in Berlin, daß der Preußiſche Cordon zuruͤckgezogen werde. Dieſer Vorwand hat aufgehoͤret. Sie koͤnnen mich alſo mit dieſer Urſache, die Truppen in Chomsk zu laſſen, nicht aͤffen. Aus dieſen Bewegungsgruͤnden praͤtendire, daß dieſes ganze Kriegsheer, nebſt dem Corps des Bielak und Korycki, zugleich in ihre alten Quartiere zuruͤckkehren moͤchte. Ich glaube, daß Sie nicht vergeſſen haben, daß Sie den Herrn General Weymar die Parole gegeben haben, wie Sie das Corps des Bielak allezeit in der Brzeſcer Woywodſchaft in Litthauen halten wollten, und ich habe die Ehre, Ihnen zu melden, daß gedachter General verpflichtet iſt, allen Kayſerl. Truppen in Litthauen den Befehl zuzuſchicken, daß Sie den Hn. Bielack fuͤr einen Feind anſehen, ſo bald er aus ſeinem Standorte austreten ſollte. Ich koͤnnte hier bereits ſchließen. Der Rußiſche Geſandte hat Ihnen wei- ter nichts mehr zu melden; dieſer traͤgt den Willen ſeiner Principalinn vor, und hat Ihnen ſchon geantwortet. Aber Ihr geruͤhrter und wahrer Freund, ein Mann, den Sie ſeit ſo vielen Jahren kennen, und Ihnen ergeben iſt, deſſen Herz Ihr Beſtes ſuchet, hat noch ein paar Worte zu ſagen, woferne Ihr Herz nicht verhaͤrtet, der Verſtand nicht verfuͤhret, und die Ohren nicht verſtopft ſind. Wol- len Sie gegen die Stimme eines Freundes taub bleiben, der vor Begierde brennet, ſich mit Ihnen zur Gluͤckſe- ligkeit Ihres Vaterlandes zu verbinden, und der es fuͤr unmoͤglich haͤlt, daß Sie ſich dem Nachdruck der Wahr- heit widerſetzen ſollten, die Sie aus ſeinem Munde er- fahren ſollen? Tauſendmal haben ſich Boshafte zum Ungluͤck des Vaterlandes verbunden. Laßt uns zeigen, daß es noch ehrliche Leute in Pohlen giebt, die ſich zu deſſelben Wohl vereinigen. Sind ſie nicht ein genug ehrlicher Mitbuͤrger, und ein Pohle, um dieſen Ruhm zu erlangen. Ich rufe, begehre, und fordere Sie zum Wohl des Vaterlandes auf. Ich habe alles geſagt, und habe die Ehre ꝛc. (Die Antwort des Großfeldherrn morgen.) Neapolis, den 4 Julii. In Calabrien hat ſich folgende abſcheuliche Begeben- heit zugetragen: Eine Wittwe wollte ſich mit einem jungen Menſchen zum zweytenmal verheirathen. Da ſie aber ſahe, daß er wegen zweyer noch unerzogener Kin- der, welche ſie aus der erſten Ehe haͤtte, Schwierig- keiten machte; ſo faßte ſie den grauſamen Entſchluß, dieſe beyden Kinder zu ermorden, welches ſie auch wirk- lich bewerkſtelligte. Sie iſt aber ſchon zu Caſenza in Verhaft genommen, um den verdienten Lohn fuͤr dieſe unmenſchliche Grauſamkeit zu empfangen. Rom, den 8 Julii. Der Franzoͤſiſche Hof hat an die Caſſe der Catechu- menen alle ruͤckſtaͤndige Forderungen von ihrem Gehalte, welches auf den Staat von Avignon angewieſen, aus- bezahlen laſſen. Der Hof von Neapolis hat vom Pabſt ein Indult verlangt, um einen General-Vicarius an ſeine im Kirchenſtaat eingepfarrte Unterthanen zu deputiren, damit die Juſtiz beſſer verwaltet werden moͤge. Die Regierung hat einen Cavalier, der von den Streitigkeiten zwiſchen dem heil. Stuhl und den Bourbonniſchen Hoͤfen zu frey geſprochen, arretiren, und ihm nachdruͤckliche Verweiſe daruͤber geben laſſen. Livorno, den 10 Julii. Am Sonntage, Abends, kam die juͤngſt erwaͤhnte Rußiſche Kriegsfregatte, der Archipelagus, gefuͤhret von Capitain Corel, in den hieſigen Haven zuruͤck. Geſtern giengen von hieſiger Rheede 5 Hollaͤndiſche Kriegsſchiffe nach dem Mittellaͤndiſchen Meere unter Segel, um da- ſelbſt die Kauffahrdenſchiffe ihrer Nation gegen alle be- ſorgliche Gefahr zu ſchuͤtzen. Der dieſer Tagen aus Petersburg bey dem hieſigen Rußiſchen Agenten, Herrn Rutterfort, angelangte Courier hat, nach Abgebung ſeiner Briefſchaften an ſelbigen, dieſen Morgen auf einem Engliſchen Packetboot ſeine Reiſe nach dem Ar- chipelago fortgeſetzet, um dem Grafen von Orlow einige wichtige Depeſchen zu uͤberliefern. Nachrichten aus der Levante zufolge, koͤmmt der Prinz Salomon mit allen ſeinen Truppen auf der oͤſtlichen Seite des ſchwarzen Meeres wiederum zum Vorſchein, und Prinz Heraclius laͤßt ſich das Intereſſe der Ruſſen mit einem neuen Eifer angelegen ſeyn. Die Truppen des Aly-Bey campiren in der Nachbarſchaft von Berack, in Syrien, und in den Ebenen von Damaſcus. Der Baſſa am letztern Orte duͤrfte von den Tuͤrken abgeſetzt werden. Venedig, den 12 Julii. Von dem Aufſtande der Galeeren-Sklaven auf dem Schiffe, die ſchoͤne Rahel, iſt noch nachzuholen, daß ſich alle dieſe Sklaven, außer zween, welche freywillig geblieben, in Freyheit geſetzt haben. Die Fiſcherbarke, welche ſie einneh- men mußte, ſetzte ſie an den Kuͤſten von Iſtrien, nahe an den Inſeln von Orſera, ans Land. Hier theilten ſie ſich. Einige verbargen ſich in den Buͤſchen, andere flohen auf die Gebirge. Mehr als 40 wurden zu Piſin auf Oeſterrei- chiſchem Gebiete arretiret, und viele andere in dem Staate unſerer Republik. Bis jetzt hat man 66 davon ergrif- fen, die von neuem in Ketten gelegt worden, und hieher gebracht werden ſollen, zu welchem Ende ſchon ein großes bewaffnetes Fahrzeug abgegangen. Unſere Nachrichten aus den Haͤven der Levante ſind von keiner Wichtigkeit. Ferrara, den 12 Julii. Der Graf von Firmian wird im Auguſt nach Mayland kommen, und die feyerliche Anwerbung um die Prin- zeßinn von Eſte fuͤr den Erzherzog Ferdinand thun. Nach- her wird ſich die Prinzeßinn nach Mantua begeben, wo das Beylager in Gegenwart der Hoͤfe von Parma und Florenz mit vieler Pracht wird vollzogen werden, wor- auf beyde hohe Vermaͤhlte ſich nach Mayland verfuͤgen, um daſelbſt zu reſidiren.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz, Fabienne Wollny: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-07T12:30:46Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1213007_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1213007_1771/2
Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 121, Hamburg, 30. Julii 1771, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1213007_1771/2>, abgerufen am 22.12.2024.