Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 112, Hamburg, 13. Julii 1771.

Bild:
erste Seite
Mit allergnädigster Kayserlichen Freyheit.
Staats- und [Abbildung] Gelehrte
Zei- [Abbildung] tung

Des Hamburgischen unpartheyischen
CORRESPONDENTEN.

Anno 1771.     (Am Sonnabend, den 13 Julii.)    
Num. 112.



[Beginn Spaltensatz]

Die Friedensgerüchte dauern zwar noch fort; allein
die Ruhe scheint so nahe noch nicht zu seyn, wie man
sich vorgestellet hat. Man will versichern, daß die Kay-
serinn von Rußland eher von keinem Waffenstillstand
etwas hören will, bis Ihr die ganze Crimm eingeräu-
met worden. Die Armee des Großveziers ist wirklich
in schlechten Umständen, indessen ist der ehemalige Groß-
vezier, jetziger Seraskier, mit einer Armee von 40000
Bosniaken und Arnauten im Anmarsch, um Widdin
vor dem Angriff der Russen zu decken.

Auch ist eine große Menge Provision und Kriegsmu-
nition nach Oczakow gesandt worden, für welche Ve-
stung man sehr besorgt ist. Aus Constantinopel lauten
die Nachrichten noch immer traurig. Die Theurung
der Lebensmittel wird immer größer, und die Ausschwei-
fungen des Pöbels täglich gefährlicher; daher man we-
gen eines allgemeinen Aufstandes nicht außer Sorgen
ist. Sollte der Großherr bey einem zu erfolgenden
Frieden etwas abtreten müssen, so würde seine Abse-
tzung vermuthlich darauf erfolgen. Man sagt, der
Rußische Resident Obreskow habe Befehl erhalten, zu
Gemlin zu bleiben, um mit an dem Frieden zu arbeiten.
Die Pest äußert sich von neuem in der Türkischen
Hauptstadt, und macht die Aussicht in die Zukunft noch
fürchterlicher.


Gestern hielt der Pabst Consistorium, und machte 2
neue Cardinäle, die er aber in petto behielt. In der
Rede, welche er hersagte, legte er der Frömmigkeit
Sr. Allergetreuesten Majestät und Ihrer starken Zunei-
gung gegen den Päbstl. Stuhl die größten Lobsprüche
bey.


Vor einigen Tagen ist der Marquis Borbon del Monte
als Arrestant von Florenz hier angekommen. Es ist
ihm ein Zimmer auf der Vestung angewiesen worden,
[Spaltenumbruch] und alle Briefe, die er schreibt, werden vorher dem Mar-
quis Botta Adorno, bevollmächtigtem Minister, gezeiget.


Aus Corsica vernimmt man, daß der Oberste Braso
mit einem ansehnlichen Corps Französischer Truppen
eine Parthey rebellischer Corsen in den Gebirgen von
Niolo eingeschlossen habe. Letztere hätten sich ergeben
wollen, wenn man ihnen zustehen würde, nach Hause
gehen zu dürfen. Der Oberste aber hätte verlangt,
sie sollten das Gewehr abgeben, und alle nach San-Fio-
renzo kommen. Dies hätten sie aber nicht thun wollen,
weshalb man den Ausgang dieser Sache mit Ungeduld
erwarte.

Beschluß der Nachrichten aus Petersburg,


Bey dieser Expedition hat man dem Feinde 14 große,
und darunter 2 mit verschiedenen Lebensmitteln bela-
dene Fahrzeuge, und gegen 100 kleine Böthe und Kähne
abgenommen. Außer den erwähnten 4 Balasaken sind
auch noch 17 Schaiken im Haven verbrannt, und von
christlichen Einwohnern 2620 sowol an Männern als
Weibern nach unserm Ufer herüber gebracht worden.
Nach dem Bericht der Gefangenen sollen gegen 2000
Mann Türken in der Stadt gewesen seyn.

Inzwischen hatte der bey Orcow stehende Feind von
unserm Zuge längs der Donau herauf Kundschaft erhal-
ten, und glaubte daher zu einer solchen Zeit auf dem
dießeitigen Ufer keinen sonderlichen Widerstand anzu-
treffen; gieng diesemnach mit 400 Mann Infanterie
über die Donau, und attaquirte unsere am Ufer stehende
Posten. Allein, der Oberste Uschakow bewillkommte
ihn mit 150 Grenadieren und einem Escadron Carabi-
niers, unter Anführung des Rittmeisters Zimmermann,
mit solchem Nachdruck, daß die mehresten Türken in
die Pfanne gehauen wurden, und nur sehr wenige das
Glück hatten, ihre Fahrzeuge zu erreichen. Hier erhiel-
ten die Unsrigen eine Fahne zur Beute, und machten
[Spaltenumbruch]

Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats- und [Abbildung] Gelehrte
Zei- [Abbildung] tung

Des Hamburgiſchen unpartheyiſchen
CORRESPONDENTEN.

Anno 1771.     (Am Sonnabend, den 13 Julii.)    
Num. 112.



[Beginn Spaltensatz]

Die Friedensgeruͤchte dauern zwar noch fort; allein
die Ruhe ſcheint ſo nahe noch nicht zu ſeyn, wie man
ſich vorgeſtellet hat. Man will verſichern, daß die Kay-
ſerinn von Rußland eher von keinem Waffenſtillſtand
etwas hoͤren will, bis Ihr die ganze Crimm eingeraͤu-
met worden. Die Armee des Großveziers iſt wirklich
in ſchlechten Umſtaͤnden, indeſſen iſt der ehemalige Groß-
vezier, jetziger Seraskier, mit einer Armee von 40000
Bosniaken und Arnauten im Anmarſch, um Widdin
vor dem Angriff der Ruſſen zu decken.

Auch iſt eine große Menge Proviſion und Kriegsmu-
nition nach Oczakow geſandt worden, fuͤr welche Ve-
ſtung man ſehr beſorgt iſt. Aus Conſtantinopel lauten
die Nachrichten noch immer traurig. Die Theurung
der Lebensmittel wird immer groͤßer, und die Ausſchwei-
fungen des Poͤbels taͤglich gefaͤhrlicher; daher man we-
gen eines allgemeinen Aufſtandes nicht außer Sorgen
iſt. Sollte der Großherr bey einem zu erfolgenden
Frieden etwas abtreten muͤſſen, ſo wuͤrde ſeine Abſe-
tzung vermuthlich darauf erfolgen. Man ſagt, der
Rußiſche Reſident Obreskow habe Befehl erhalten, zu
Gemlin zu bleiben, um mit an dem Frieden zu arbeiten.
Die Peſt aͤußert ſich von neuem in der Tuͤrkiſchen
Hauptſtadt, und macht die Ausſicht in die Zukunft noch
fuͤrchterlicher.


Geſtern hielt der Pabſt Conſiſtorium, und machte 2
neue Cardinaͤle, die er aber in petto behielt. In der
Rede, welche er herſagte, legte er der Froͤmmigkeit
Sr. Allergetreueſten Majeſtaͤt und Ihrer ſtarken Zunei-
gung gegen den Paͤbſtl. Stuhl die groͤßten Lobſpruͤche
bey.


Vor einigen Tagen iſt der Marquis Borbon del Monte
als Arreſtant von Florenz hier angekommen. Es iſt
ihm ein Zimmer auf der Veſtung angewieſen worden,
[Spaltenumbruch] und alle Briefe, die er ſchreibt, werden vorher dem Mar-
quis Botta Adorno, bevollmaͤchtigtem Miniſter, gezeiget.


Aus Corſica vernimmt man, daß der Oberſte Braſo
mit einem anſehnlichen Corps Franzoͤſiſcher Truppen
eine Parthey rebelliſcher Corſen in den Gebirgen von
Niolo eingeſchloſſen habe. Letztere haͤtten ſich ergeben
wollen, wenn man ihnen zuſtehen wuͤrde, nach Hauſe
gehen zu duͤrfen. Der Oberſte aber haͤtte verlangt,
ſie ſollten das Gewehr abgeben, und alle nach San-Fio-
renzo kommen. Dies haͤtten ſie aber nicht thun wollen,
weshalb man den Ausgang dieſer Sache mit Ungeduld
erwarte.

Beſchluß der Nachrichten aus Petersburg,


Bey dieſer Expedition hat man dem Feinde 14 große,
und darunter 2 mit verſchiedenen Lebensmitteln bela-
dene Fahrzeuge, und gegen 100 kleine Boͤthe und Kaͤhne
abgenommen. Außer den erwaͤhnten 4 Balaſaken ſind
auch noch 17 Schaiken im Haven verbrannt, und von
chriſtlichen Einwohnern 2620 ſowol an Maͤnnern als
Weibern nach unſerm Ufer heruͤber gebracht worden.
Nach dem Bericht der Gefangenen ſollen gegen 2000
Mann Tuͤrken in der Stadt geweſen ſeyn.

Inzwiſchen hatte der bey Orcow ſtehende Feind von
unſerm Zuge laͤngs der Donau herauf Kundſchaft erhal-
ten, und glaubte daher zu einer ſolchen Zeit auf dem
dießeitigen Ufer keinen ſonderlichen Widerſtand anzu-
treffen; gieng dieſemnach mit 400 Mann Infanterie
uͤber die Donau, und attaquirte unſere am Ufer ſtehende
Poſten. Allein, der Oberſte Uſchakow bewillkommte
ihn mit 150 Grenadieren und einem Eſcadron Carabi-
niers, unter Anfuͤhrung des Rittmeiſters Zimmermann,
mit ſolchem Nachdruck, daß die mehreſten Tuͤrken in
die Pfanne gehauen wurden, und nur ſehr wenige das
Gluͤck hatten, ihre Fahrzeuge zu erreichen. Hier erhiel-
ten die Unſrigen eine Fahne zur Beute, und machten
[Spaltenumbruch]

<TEI>
  <text>
    <front>
      <pb facs="#f0001" n="[1]"/>
      <titlePage type="main">
        <imprimatur> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Mit allergna&#x0364;dig&#x017F;ter Kay&#x017F;erlichen                         Freyheit.</hi> </hi> </imprimatur><lb/>
        <docTitle>
          <titlePart type="main"> <hi rendition="#b">Staats- und<figure/>Gelehrte<lb/> <hi rendition="#in">Z</hi>ei- <figure/>tung</hi><lb/> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Des Hamburgi&#x017F;chen                         unpartheyi&#x017F;chen</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i"><hi rendition="#in">C</hi>ORRESPONDENTEN.</hi> </hi> </hi> </titlePart>
        </docTitle><lb/>
        <docDate><hi rendition="#aq">Anno 1771.</hi><space dim="horizontal"/> (Am Sonnabend, den 13 Julii.)</docDate>
        <space dim="horizontal"/>
        <docTitle>
          <titlePart type="sub"> <hi rendition="#aq">Num. 112.</hi> </titlePart>
        </docTitle>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      </titlePage><lb/>
    </front>
    <body>
      <cb type="start"/>
      <div type="jPoliticalNews">
        <div type="jArticle">
          <dateline> <hi rendition="#c #fr">Tu&#x0364;rki&#x017F;che Grenze, vom 18 Junii.</hi> </dateline><lb/>
          <p>Die Friedensgeru&#x0364;chte dauern zwar noch fort; allein<lb/>
die Ruhe &#x017F;cheint &#x017F;o nahe                   noch nicht zu &#x017F;eyn, wie man<lb/>
&#x017F;ich vorge&#x017F;tellet hat. Man will ver&#x017F;ichern, daß                   die Kay-<lb/>
&#x017F;erinn von Rußland eher von keinem Waffen&#x017F;till&#x017F;tand<lb/>
etwas ho&#x0364;ren                   will, bis Ihr die ganze Crimm eingera&#x0364;u-<lb/>
met worden. Die Armee des Großveziers                   i&#x017F;t wirklich<lb/>
in &#x017F;chlechten Um&#x017F;ta&#x0364;nden, inde&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t der ehemalige                   Groß-<lb/>
vezier, jetziger Seraskier, mit einer Armee von 40000<lb/>
Bosniaken und                   Arnauten im Anmar&#x017F;ch, um Widdin<lb/>
vor dem Angriff der Ru&#x017F;&#x017F;en zu decken.</p><lb/>
          <p>Auch i&#x017F;t eine große Menge Provi&#x017F;ion und Kriegsmu-<lb/>
nition nach Oczakow ge&#x017F;andt                   worden, fu&#x0364;r welche Ve-<lb/>
&#x017F;tung man &#x017F;ehr be&#x017F;orgt i&#x017F;t. Aus Con&#x017F;tantinopel                   lauten<lb/>
die Nachrichten noch immer traurig. Die Theurung<lb/>
der Lebensmittel                   wird immer gro&#x0364;ßer, und die Aus&#x017F;chwei-<lb/>
fungen des Po&#x0364;bels ta&#x0364;glich                   gefa&#x0364;hrlicher; daher man we-<lb/>
gen eines allgemeinen Auf&#x017F;tandes nicht außer                   Sorgen<lb/>
i&#x017F;t. Sollte der Großherr bey einem zu erfolgenden<lb/>
Frieden etwas                   abtreten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o wu&#x0364;rde &#x017F;eine Ab&#x017F;e-<lb/>
tzung vermuthlich darauf erfolgen. Man                   &#x017F;agt, der<lb/>
Rußi&#x017F;che Re&#x017F;ident Obreskow habe Befehl erhalten, zu<lb/>
Gemlin zu                   bleiben, um mit an dem Frieden zu arbeiten.<lb/>
Die Pe&#x017F;t a&#x0364;ußert &#x017F;ich von neuem in                   der Tu&#x0364;rki&#x017F;chen<lb/>
Haupt&#x017F;tadt, und macht die Aus&#x017F;icht in die Zukunft                   noch<lb/>
fu&#x0364;rchterlicher.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle">
          <dateline> <hi rendition="#c #fr">Rom, den 18. Junii.</hi> </dateline><lb/>
          <p>Ge&#x017F;tern hielt der Pab&#x017F;t Con&#x017F;i&#x017F;torium, und machte 2<lb/>
neue Cardina&#x0364;le, die er                   aber <hi rendition="#aq">in petto</hi> behielt. In der<lb/>
Rede, welche er                   her&#x017F;agte, legte er der Fro&#x0364;mmigkeit<lb/>
Sr. Allergetreue&#x017F;ten Maje&#x017F;ta&#x0364;t und Ihrer                   &#x017F;tarken Zunei-<lb/>
gung gegen den Pa&#x0364;b&#x017F;tl. Stuhl die gro&#x0364;ßten                   Lob&#x017F;pru&#x0364;che<lb/>
bey.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle">
          <dateline> <hi rendition="#c #fr">Pavia, den 20. Junii.</hi> </dateline><lb/>
          <p>Vor einigen Tagen i&#x017F;t der Marquis Borbon del Monte<lb/>
als Arre&#x017F;tant von Florenz                   hier angekommen. Es i&#x017F;t<lb/>
ihm ein Zimmer auf der Ve&#x017F;tung angewie&#x017F;en worden,<lb/><cb/>
und alle Briefe, die er &#x017F;chreibt, werden vorher dem Mar-<lb/>
quis Botta                   Adorno, bevollma&#x0364;chtigtem Mini&#x017F;ter, gezeiget.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle">
          <dateline> <hi rendition="#c #fr">Nizza, den 24 Junii.</hi> </dateline><lb/>
          <p>Aus Cor&#x017F;ica vernimmt man, daß der Ober&#x017F;te Bra&#x017F;o<lb/>
mit einem an&#x017F;ehnlichen Corps                   Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;cher Truppen<lb/>
eine Parthey rebelli&#x017F;cher Cor&#x017F;en in den Gebirgen                   von<lb/>
Niolo einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en habe. Letztere ha&#x0364;tten &#x017F;ich ergeben<lb/>
wollen, wenn                   man ihnen zu&#x017F;tehen wu&#x0364;rde, nach Hau&#x017F;e<lb/>
gehen zu du&#x0364;rfen. Der Ober&#x017F;te aber                   ha&#x0364;tte verlangt,<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ollten das Gewehr abgeben, und alle nach                   San-Fio-<lb/>
renzo kommen. Dies ha&#x0364;tten &#x017F;ie aber nicht thun wollen,<lb/>
weshalb                   man den Ausgang die&#x017F;er Sache mit Ungeduld<lb/>
erwarte.</p>
        </div><lb/>
        <div xml:id="ar005" type="jArticle">
          <head> <hi rendition="#c">
              <ref target="/nn_hamburgischer007_1771/ar001">Be&#x017F;chluß der Nachrichten aus Petersburg,</ref>
            </hi> </head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#c #fr">vom 25 Junii.</hi> </dateline><lb/>
          <p>Bey die&#x017F;er Expedition hat man dem Feinde 14 große,<lb/>
und darunter 2 mit                   ver&#x017F;chiedenen Lebensmitteln bela-<lb/>
dene Fahrzeuge, und gegen 100 kleine Bo&#x0364;the                   und Ka&#x0364;hne<lb/>
abgenommen. Außer den erwa&#x0364;hnten 4 Bala&#x017F;aken &#x017F;ind<lb/>
auch noch 17                   Schaiken im Haven verbrannt, und von<lb/>
chri&#x017F;tlichen Einwohnern 2620 &#x017F;owol an                   Ma&#x0364;nnern als<lb/>
Weibern nach un&#x017F;erm Ufer heru&#x0364;ber gebracht worden.<lb/>
Nach dem                   Bericht der Gefangenen &#x017F;ollen gegen 2000<lb/>
Mann Tu&#x0364;rken in der Stadt gewe&#x017F;en                   &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <p>Inzwi&#x017F;chen hatte der bey Orcow &#x017F;tehende Feind von<lb/>
un&#x017F;erm Zuge la&#x0364;ngs der Donau                   herauf Kund&#x017F;chaft erhal-<lb/>
ten, und glaubte daher zu einer &#x017F;olchen Zeit auf                   dem<lb/>
dießeitigen Ufer keinen &#x017F;onderlichen Wider&#x017F;tand anzu-<lb/>
treffen; gieng                   die&#x017F;emnach mit 400 Mann Infanterie<lb/>
u&#x0364;ber die Donau, und attaquirte un&#x017F;ere am                   Ufer &#x017F;tehende<lb/>
Po&#x017F;ten. Allein, der Ober&#x017F;te U&#x017F;chakow bewillkommte<lb/>
ihn mit                   150 Grenadieren und einem E&#x017F;cadron Carabi-<lb/>
niers, unter Anfu&#x0364;hrung des                   Rittmei&#x017F;ters Zimmermann,<lb/>
mit &#x017F;olchem Nachdruck, daß die mehre&#x017F;ten Tu&#x0364;rken                   in<lb/>
die Pfanne gehauen wurden, und nur &#x017F;ehr wenige das<lb/>
Glu&#x0364;ck hatten, ihre                   Fahrzeuge zu erreichen. Hier erhiel-<lb/>
ten die Un&#x017F;rigen eine Fahne zur Beute,                   und machten<lb/><cb/>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[1]/0001] Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit. Staats- und [Abbildung] Gelehrte Zei- [Abbildung] tung Des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN. Anno 1771. (Am Sonnabend, den 13 Julii.) Num. 112. Tuͤrkiſche Grenze, vom 18 Junii. Die Friedensgeruͤchte dauern zwar noch fort; allein die Ruhe ſcheint ſo nahe noch nicht zu ſeyn, wie man ſich vorgeſtellet hat. Man will verſichern, daß die Kay- ſerinn von Rußland eher von keinem Waffenſtillſtand etwas hoͤren will, bis Ihr die ganze Crimm eingeraͤu- met worden. Die Armee des Großveziers iſt wirklich in ſchlechten Umſtaͤnden, indeſſen iſt der ehemalige Groß- vezier, jetziger Seraskier, mit einer Armee von 40000 Bosniaken und Arnauten im Anmarſch, um Widdin vor dem Angriff der Ruſſen zu decken. Auch iſt eine große Menge Proviſion und Kriegsmu- nition nach Oczakow geſandt worden, fuͤr welche Ve- ſtung man ſehr beſorgt iſt. Aus Conſtantinopel lauten die Nachrichten noch immer traurig. Die Theurung der Lebensmittel wird immer groͤßer, und die Ausſchwei- fungen des Poͤbels taͤglich gefaͤhrlicher; daher man we- gen eines allgemeinen Aufſtandes nicht außer Sorgen iſt. Sollte der Großherr bey einem zu erfolgenden Frieden etwas abtreten muͤſſen, ſo wuͤrde ſeine Abſe- tzung vermuthlich darauf erfolgen. Man ſagt, der Rußiſche Reſident Obreskow habe Befehl erhalten, zu Gemlin zu bleiben, um mit an dem Frieden zu arbeiten. Die Peſt aͤußert ſich von neuem in der Tuͤrkiſchen Hauptſtadt, und macht die Ausſicht in die Zukunft noch fuͤrchterlicher. Rom, den 18. Junii. Geſtern hielt der Pabſt Conſiſtorium, und machte 2 neue Cardinaͤle, die er aber in petto behielt. In der Rede, welche er herſagte, legte er der Froͤmmigkeit Sr. Allergetreueſten Majeſtaͤt und Ihrer ſtarken Zunei- gung gegen den Paͤbſtl. Stuhl die groͤßten Lobſpruͤche bey. Pavia, den 20. Junii. Vor einigen Tagen iſt der Marquis Borbon del Monte als Arreſtant von Florenz hier angekommen. Es iſt ihm ein Zimmer auf der Veſtung angewieſen worden, und alle Briefe, die er ſchreibt, werden vorher dem Mar- quis Botta Adorno, bevollmaͤchtigtem Miniſter, gezeiget. Nizza, den 24 Junii. Aus Corſica vernimmt man, daß der Oberſte Braſo mit einem anſehnlichen Corps Franzoͤſiſcher Truppen eine Parthey rebelliſcher Corſen in den Gebirgen von Niolo eingeſchloſſen habe. Letztere haͤtten ſich ergeben wollen, wenn man ihnen zuſtehen wuͤrde, nach Hauſe gehen zu duͤrfen. Der Oberſte aber haͤtte verlangt, ſie ſollten das Gewehr abgeben, und alle nach San-Fio- renzo kommen. Dies haͤtten ſie aber nicht thun wollen, weshalb man den Ausgang dieſer Sache mit Ungeduld erwarte. Beſchluß der Nachrichten aus Petersburg, vom 25 Junii. Bey dieſer Expedition hat man dem Feinde 14 große, und darunter 2 mit verſchiedenen Lebensmitteln bela- dene Fahrzeuge, und gegen 100 kleine Boͤthe und Kaͤhne abgenommen. Außer den erwaͤhnten 4 Balaſaken ſind auch noch 17 Schaiken im Haven verbrannt, und von chriſtlichen Einwohnern 2620 ſowol an Maͤnnern als Weibern nach unſerm Ufer heruͤber gebracht worden. Nach dem Bericht der Gefangenen ſollen gegen 2000 Mann Tuͤrken in der Stadt geweſen ſeyn. Inzwiſchen hatte der bey Orcow ſtehende Feind von unſerm Zuge laͤngs der Donau herauf Kundſchaft erhal- ten, und glaubte daher zu einer ſolchen Zeit auf dem dießeitigen Ufer keinen ſonderlichen Widerſtand anzu- treffen; gieng dieſemnach mit 400 Mann Infanterie uͤber die Donau, und attaquirte unſere am Ufer ſtehende Poſten. Allein, der Oberſte Uſchakow bewillkommte ihn mit 150 Grenadieren und einem Eſcadron Carabi- niers, unter Anfuͤhrung des Rittmeiſters Zimmermann, mit ſolchem Nachdruck, daß die mehreſten Tuͤrken in die Pfanne gehauen wurden, und nur ſehr wenige das Gluͤck hatten, ihre Fahrzeuge zu erreichen. Hier erhiel- ten die Unſrigen eine Fahne zur Beute, und machten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz, Fabienne Wollny: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-07T12:30:46Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1121307_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1121307_1771/1
Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 112, Hamburg, 13. Julii 1771, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1121307_1771/1>, abgerufen am 21.11.2024.