Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 108, Hamburg, 5. Mai 1848.[Spaltenumbruch]
schuß von wenigstens 50,000 Seelen ebenfalls zu einem Die Wahl geschieht durch das Volk (nicht durch Wähler ist jeder volljährige selbständige Staatsan- §. 14. Die Reichsräthe und die Mitglieder des §. 15. Jedes Mitglied des Reichstags mit Ein- §. 16. Zu der Gültigkeit eines Reichstagsbeschlus- Das Recht des Gesetzvorschlags, der Beschwerde Der Voranschlag des Reichshaushalts ist stets zu- §. 17. Zu einem Beschlusse eines jeden Hauses §. 18. Der Reichstag versammelt sich von Rechts- §. 19. Die Mitglieder des Reichstags können der §. 20. Sie können -- außer in dem Falle der Er- §. 21. Die Reichsminister haben nur Stimmrecht C) Das Reichsgericht. §. 22. Das Reichsgericht besteht aus 21 Mitglie- §. 23. Das Reichsgericht hat seinen Sitz in Nürn- §. 24. Die Zuständigkeit des Reichsgerichts um- a) Streitigkeiten jeder Art, politische und rechtliche, zwischen den einzelnen deutschen Staaten oder zwischen regierenden Fürsten, insofern sie nicht in das Gebiet der Reichsregierungssachen gehören, und mit Vorbehalt der gewillkührten Austräge. b) Streitigkeiten über Thronfolge, Regierungsfähig- keit und Regentschaft in den deutschen Staaten unter demselben Vorbehalte. c) Klagsachen von Privatpersonen gegen regierende deutsche Fürsten, insofern es an der Zuständig- keit eines Landesgerichtes fehlt. d) Klagsachen von Privatpersonen gegen deutsche Staaten, bei welchen die Verpflichtung, der For- derung Genüge zu leisten, zwischen mehreren Staaten zweifelhaft oder bestritten ist. e) Streitigkeiten zwischen der Regierung eines ein- zelnen Staates und dessen Ständen über die Gültigkeit oder Auslegung der Landesverfassung. f) Alle Klagen gegen den Reichsfiscus und dessen einzelne Zweige. g) Entscheidungen in oberster Jnstanz über die nach der Verfassung eines jeden Landes zu beurthei- lenden Beschwerden wegen verweigerter oder ge- hemmter Rechtspflege. h) Anklagen gegen die Reichsminister oder die Lan- desminister durch eines der Häuser des Reichs- tags; desgleichen Anklagen gegen die Landesmini- ster durch die Landstände wegen Verletzung der Reichs[-] oder beziehungsweise Landes-Grundgesetze. Die Frage wegen Ausdehnung des Anklagerechts auf andere Fälle bleibt der näheren Bestimmung eines Reichsgesetzes vorbehalten. i) Criminalgerichtsbarkeit für Urtheilsfällung durch Geschworne in Fällen des Hoch- und Landesver- raths gegen das Reich, sowie bei Majestätsver- brechen gegen das Reichsoberhaupt. Der in diesen Fällen dem Reichsoberhaupt zustehen- Außerdem hat das Reichsgericht auf Erfordern der Die Vollziehung der reichsgerichtlichen Sprüche be- Jtalien. Daß die Oesterreicher in der Lombardei wirklich Turin, den 25 April. Briefe aus Bologna melden, Genua, den 20 April. Admiral Baudin ist heute Rom, den 20 April. Der Fürst von Colobrano, Jn Tivoli wurden am 12 April die Jesuiten durch Neapel, den 19 April. Ferdinand II. protestirt Pesth, den 29 April. Unsere Regierung hat in Wien durch den ungari- Der Finanzminister Ludwig Kossuth hat sich auf Jm Banat sind mehrfache Unruhen ausgebrochen. Gegen 1500 hiesige jüdische Handwerker und Hand- Nachschrift. Die Spannung zwischen der hiesigen Bucharest, den 13 April. Seit vorgestern sind wir hier in einer ängstlichen Konstantinopel, den 12 April. Es sind hier gestern mit dem Donau-Packetboote Athen, den 9 April. Am 6 d. wurden 20 Studenten von einer Cavallerie- Paris, den 1 Mai. Die Arbeiten an dem provisorischen Sitzungssaale Die Unruhen in Rouen sind zu Ende, es ist viel Zwei Jnfanterie-Regimenter sind abermals in Der National erklärt heute abermals, daß die Oberst Louis Frapolli, Gesandter der provisori- Die Reforme enthält heute einen bitteren Artikel Die meisten Departements[-]Wahlen sind bereits be- Cormenin's Constitutions-Entwurf für die Re- Eine Versammlung der Actionäre der Nordbahn Die französische Escadre des Mittelmeeres hat den Vorgestern ist ein ehemaliger österreichischer Offi- Abd-el. Kader ist am 23 April aus dem Fort La- Straßburg, den 29 April. Es sind nun mehr als 100 Flüchtlinge hier, welche Vermischte Nachrichten. Der Zustand des platten Landes um Hersfeld Jn Stettin hat am 1 Mai ein überaus ernstlicher Nach dem Vorgange anderer Städte haben auch in Die Gazzetta di Venezia enthält ein Schreiben Der Brauergeselle Bernstein, der das Schloß zu Wasserstand der Elbe zu Magdeburg: Wetterbeobachtung vom 3 Mai.
[] Stadt-Theater. Die am Dienstag den 2 Mai erfolgte Darstellung Jhr wetteifernd zur Seite stand in der letzgenannten Ein neues Ballet: "Catarina, oder: Die Tochter Herausgegeben von Runkel. Amtliche Bekanntmachungen. Sonnabend den 6. Mai 1848 Versammlung E. Ehrb. Kaufmanns Decrete des Senats. Den 4. Mai: Jn Sachen G. F. Dittmer. -- J. H. Erkenntnisse des Handelsgerichts. Erste Kammer. Den 4. Mai: Jn Sachen Natorp Gabriel & Co. c. [Spaltenumbruch]
ſchuß von wenigſtens 50,000 Seelen ebenfalls zu einem Die Wahl geſchieht durch das Volk (nicht durch Wähler iſt jeder volljährige ſelbſtändige Staatsan- §. 14. Die Reichsräthe und die Mitglieder des §. 15. Jedes Mitglied des Reichstags mit Ein- §. 16. Zu der Gültigkeit eines Reichstagsbeſchluſ- Das Recht des Geſetzvorſchlags, der Beſchwerde Der Voranſchlag des Reichshaushalts iſt ſtets zu- §. 17. Zu einem Beſchluſſe eines jeden Hauſes §. 18. Der Reichstag verſammelt ſich von Rechts- §. 19. Die Mitglieder des Reichstags können der §. 20. Sie können — außer in dem Falle der Er- §. 21. Die Reichsminiſter haben nur Stimmrecht C) Das Reichsgericht. §. 22. Das Reichsgericht beſteht aus 21 Mitglie- §. 23. Das Reichsgericht hat ſeinen Sitz in Nürn- §. 24. Die Zuſtändigkeit des Reichsgerichts um- a) Streitigkeiten jeder Art, politiſche und rechtliche, zwiſchen den einzelnen deutſchen Staaten oder zwiſchen regierenden Fürſten, inſofern ſie nicht in das Gebiet der Reichsregierungsſachen gehören, und mit Vorbehalt der gewillkührten Austräge. b) Streitigkeiten über Thronfolge, Regierungsfähig- keit und Regentſchaft in den deutſchen Staaten unter demſelben Vorbehalte. c) Klagſachen von Privatperſonen gegen regierende deutſche Fürſten, inſofern es an der Zuſtändig- keit eines Landesgerichtes fehlt. d) Klagſachen von Privatperſonen gegen deutſche Staaten, bei welchen die Verpflichtung, der For- derung Genüge zu leiſten, zwiſchen mehreren Staaten zweifelhaft oder beſtritten iſt. e) Streitigkeiten zwiſchen der Regierung eines ein- zelnen Staates und deſſen Ständen über die Gültigkeit oder Auslegung der Landesverfaſſung. f) Alle Klagen gegen den Reichsfiscus und deſſen einzelne Zweige. g) Entſcheidungen in oberſter Jnſtanz über die nach der Verfaſſung eines jeden Landes zu beurthei- lenden Beſchwerden wegen verweigerter oder ge- hemmter Rechtspflege. h) Anklagen gegen die Reichsminiſter oder die Lan- desminiſter durch eines der Häuſer des Reichs- tags; desgleichen Anklagen gegen die Landesmini- ſter durch die Landſtände wegen Verletzung der Reichs[-] oder beziehungsweiſe Landes-Grundgeſetze. Die Frage wegen Ausdehnung des Anklagerechts auf andere Fälle bleibt der näheren Beſtimmung eines Reichsgeſetzes vorbehalten. i) Criminalgerichtsbarkeit für Urtheilsfällung durch Geſchworne in Fällen des Hoch- und Landesver- raths gegen das Reich, ſowie bei Majeſtätsver- brechen gegen das Reichsoberhaupt. Der in dieſen Fällen dem Reichsoberhaupt zuſtehen- Außerdem hat das Reichsgericht auf Erfordern der Die Vollziehung der reichsgerichtlichen Sprüche be- Jtalien. Daß die Oeſterreicher in der Lombardei wirklich Turin, den 25 April. Briefe aus Bologna melden, Genua, den 20 April. Admiral Baudin iſt heute Rom, den 20 April. Der Fürſt von Colobrano, Jn Tivoli wurden am 12 April die Jeſuiten durch Neapel, den 19 April. Ferdinand II. proteſtirt Peſth, den 29 April. Unſere Regierung hat in Wien durch den ungari- Der Finanzminiſter Ludwig Koſſuth hat ſich auf Jm Banat ſind mehrfache Unruhen ausgebrochen. Gegen 1500 hieſige jüdiſche Handwerker und Hand- Nachſchrift. Die Spannung zwiſchen der hieſigen Buchareſt, den 13 April. Seit vorgeſtern ſind wir hier in einer ängſtlichen Konſtantinopel, den 12 April. Es ſind hier geſtern mit dem Donau-Packetboote Athen, den 9 April. Am 6 d. wurden 20 Studenten von einer Cavallerie- Paris, den 1 Mai. Die Arbeiten an dem proviſoriſchen Sitzungsſaale Die Unruhen in Rouen ſind zu Ende, es iſt viel Zwei Jnfanterie-Regimenter ſind abermals in Der National erklärt heute abermals, daß die Oberſt Louis Frapolli, Geſandter der proviſori- Die Reforme enthält heute einen bitteren Artikel Die meiſten Departements[-]Wahlen ſind bereits be- Cormenin’s Conſtitutions-Entwurf für die Re- Eine Verſammlung der Actionäre der Nordbahn Die franzöſiſche Escadre des Mittelmeeres hat den Vorgeſtern iſt ein ehemaliger öſterreichiſcher Offi- Abd-el. Kader iſt am 23 April aus dem Fort La- Straßburg, den 29 April. Es ſind nun mehr als 100 Flüchtlinge hier, welche Vermiſchte Nachrichten. Der Zuſtand des platten Landes um Hersfeld Jn Stettin hat am 1 Mai ein überaus ernſtlicher Nach dem Vorgange anderer Städte haben auch in Die Gazzetta di Venezia enthält ein Schreiben Der Brauergeſelle Bernſtein, der das Schloß zu Waſſerſtand der Elbe zu Magdeburg: Wetterbeobachtung vom 3 Mai.
[] Stadt-Theater. Die am Dienstag den 2 Mai erfolgte Darſtellung Jhr wetteifernd zur Seite ſtand in der letzgenannten Ein neues Ballet: “Catarina, oder: Die Tochter Herausgegeben von Runkel. Amtliche Bekanntmachungen. Sonnabend den 6. Mai 1848 Verſammlung E. Ehrb. Kaufmanns Decrete des Senats. Den 4. Mai: Jn Sachen G. F. Dittmer. — J. H. Erkenntniſſe des Handelsgerichts. Erſte Kammer. Den 4. Mai: Jn Sachen Natorp Gabriel & Co. c. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jPoliticalNews"> <div xml:id="ar032" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0003" n="[3]"/><cb/> ſchuß von wenigſtens 50,000 Seelen ebenfalls zu einem<lb/> Abgeordneten berechtigt.</p><lb/> <p>Die Wahl geſchieht durch das Volk (nicht durch<lb/> die Ständeverſammlungen), ob aber direct oder in-<lb/> direct (durch Wahlmänner) bleibt der Geſetzgebung<lb/> der einzelnen Staaten überlaſſen.</p><lb/> <p>Wähler iſt jeder volljährige ſelbſtändige Staatsan-<lb/> gehörige mit Ausſchluß der wegen eines entehrenden<lb/> Verbrechens Verurtheilten, w<supplied cert="high">ä</supplied>hlbar jeder Wahlbe-<lb/> rechtigte nach vollendetem 30. Lebensjahre. Die nä-<lb/> heren Beſtimmungen bleiben einer von Reichswegen<lb/> zu erlaſſenden Wahlordnung vorbehalten. Beamte<lb/> bedürfen zu der auf ſie gefallenen Wahl keine Ge-<lb/> nehmigung.</p><lb/> <p>§. 14. Die Reichsräthe und die Mitglieder des<lb/> Unterhauſes beziehen Reiſe- und Tagegelder aus der<lb/> Reichskaſſe.</p><lb/> <p>§. 15. Jedes Mitglied des Reichstags mit Ein-<lb/> ſchluß der §. 12 No. 1 und 2 erwähnten Stellver-<lb/> treter und Abgeordneten vertritt ganz Deutſchland<lb/> und iſt an Jnſtructionen nicht gebunden.</p><lb/> <p>§. 16. Zu der Gültigkeit eines Reichstagsbeſchluſ-<lb/> ſes gehört die Uebereinſtimmung beider Häuſer.</p><lb/> <p>Das Recht des Geſetzvorſchlags, der Beſchwerde<lb/> und der Addreſſe, desgleichen die Anklage der Mini-<lb/> ſter ſteht jedem Hauſe für ſich zu.</p><lb/> <p>Der Voranſchlag des Reichshaushalts iſt ſtets zu-<lb/> erſt dem Unterhauſe zur Beſchlußnahme vorzulegen,<lb/> deren Ergebniß das Oberhaus nur im Ganzen ver-<lb/> werfen, in den einzelnen Anſätzen nicht verändern darf.</p><lb/> <p>§. 17. Zu einem Beſchluſſe eines jeden Hauſes<lb/> gehört die Gegenwart von wenigſtens einem Drit-<lb/> tel ſeiner Mitglieder und die abſolute Mehrheit der<lb/> Stimmen.</p><lb/> <p>§. 18. Der Reichstag verſammelt ſich von Rechts-<lb/> wegen jährlich einmal zu einer ordentlichen Sitzung<lb/> in Frankfurt a. M., die am .... ihren Anfang nimmt.<lb/> Außerordentliche Sitzungen können durch den Kaiſer<lb/> zu jeder Zeit berufen werden (ſ. o. §. 8). Eine Ver-<lb/> tagung des Reichstags durch den Kaiſer darf nicht<lb/> über ſechs Wochen ausgedehnt werden; einer Auf-<lb/> löſung ſoll die Anordnung neuer Wahlen binnen 14<lb/> Tagen nachfolgen, widrigenfalls tritt der Reichstag<lb/> drei Monate nach der Auflöſung in ſeiner alten Ge-<lb/> ſtalt zuſammen, wenn die Zeit der ordentlichen Sitzung<lb/> nicht früher fällt. Die Sitzungen beider Häuſer ſind<lb/> öffentlich.</p><lb/> <p>§. 19. Die Mitglieder des Reichstags können der<lb/> Verpflichtung an den Verhandlungen deſſelben Theil<lb/> zu nehmen, nur von dem betreffenden Hauſe des<lb/> Reichstags ſelbſt entbunden werden.</p><lb/> <p>§. 20. Sie können — außer in dem Falle der Er-<lb/> greifung auf friſcher That bei peinlichen Verbrechen,<lb/> während ihrer Anweſenheit auf dem Reichstage und<lb/> auf der Hin- und Herreiſe — nicht ohne Zuſtimmung<lb/> des Hauſes, dem ſie angehören, verhaftet werden.<lb/> Auch können ſie wegen ihrer Aeußerungen im Hauſe<lb/> an keinem Orte zur Rechenſchaft gezogen werden.</p><lb/> <p>§. 21. Die Reichsminiſter haben nur Stimmrecht<lb/> in dem einen oder andern Hauſe, wenn ſie Mitglie-<lb/> der deſſelben ſind. Sie haben Zutritt in jedem Hauſe<lb/> und müſſen auf ihr Verlangen gehört werden. Jedes<lb/> Haus kann die Gegenwart der Miniſter verlangen.</p><lb/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">C)</hi> <hi rendition="#g">Das Reichsgericht.</hi> </hi> </p><lb/> <p>§. 22. Das Reichsgericht beſteht aus 21 Mitglie-<lb/> dern. Sie werden zu einem Drittel vom Reichsober-<lb/> haupt, zu einem Drittel vom Oberhauſe, zu einem<lb/> Drittel vom Unterhauſe auf Lebenszeit ernannt, und<lb/> wählen aus ihrer Mitte den Präſidenten und den<lb/> Vicepräſidenten. Unvereinbar mit der Stelle eines<lb/> Reichsrichters iſt die Mitgliedſchaft des Ober- und<lb/> Unterhauſes und die Bekleidung jedes anderen Reichs-<lb/> oder Staatsamtes.</p><lb/> <p>§. 23. Das Reichsgericht hat ſeinen Sitz in Nürn-<lb/> berg. Seine Sitzungen ſind öffentlich.</p><lb/> <p>§. 24. Die Zuſtändigkeit des Reichsgerichts um-<lb/> faßt Folgendes:</p><lb/> <list> <item><hi rendition="#aq">a)</hi> Streitigkeiten jeder Art, politiſche und rechtliche,<lb/> zwiſchen den einzelnen deutſchen Staaten oder<lb/> zwiſchen regierenden Fürſten, inſofern ſie nicht<lb/> in das Gebiet der Reichsregierungsſachen gehören,<lb/> und mit Vorbehalt der gewillkührten Austräge.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">b)</hi> Streitigkeiten über Thronfolge, Regierungsfähig-<lb/> keit und Regentſchaft in den deutſchen Staaten<lb/> unter demſelben Vorbehalte.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">c)</hi> Klagſachen von Privatperſonen gegen regierende<lb/> deutſche Fürſten, inſofern es an der Zuſtändig-<lb/> keit eines Landesgerichtes fehlt.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">d)</hi> Klagſachen von Privatperſonen gegen deutſche<lb/> Staaten, bei welchen die Verpflichtung, der For-<lb/> derung Genüge zu leiſten, zwiſchen mehreren<lb/> Staaten zweifelhaft oder beſtritten iſt.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">e)</hi> Streitigkeiten zwiſchen der Regierung eines ein-<lb/> zelnen Staates und deſſen Ständen über die<lb/> Gültigkeit oder Auslegung der Landesverfaſſung.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">f)</hi> Alle Klagen gegen den Reichsfiscus und deſſen<lb/> einzelne Zweige.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">g)</hi> Entſcheidungen in oberſter Jnſtanz über die nach<lb/> der Verfaſſung eines jeden Landes zu beurthei-<lb/> lenden Beſchwerden wegen verweigerter oder ge-<lb/> hemmter Rechtspflege.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">h)</hi> Anklagen gegen die Reichsminiſter oder die Lan-<lb/> desminiſter durch eines der Häuſer des Reichs-<lb/> tags; desgleichen Anklagen gegen die Landesmini-<lb/> ſter durch die Landſtände wegen Verletzung der<lb/> Reichs<supplied cert="low"><choice><sic/><corr>-</corr></choice></supplied> oder beziehungsweiſe Landes-Grundgeſetze.<lb/> Die Frage wegen Ausdehnung des Anklagerechts<lb/> auf andere Fälle bleibt der näheren Beſtimmung<lb/> eines Reichsgeſetzes vorbehalten.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">i)</hi> Criminalgerichtsbarkeit für Urtheilsfällung durch<lb/> Geſchworne in Fällen des Hoch- und Landesver-<lb/> raths gegen das Reich, ſowie bei Majeſtätsver-<lb/> brechen gegen das Reichsoberhaupt.</item> </list><lb/> <p>Der in dieſen Fällen dem Reichsoberhaupt zuſtehen-<lb/> den Begnadigung muß ein Gutachten des Reichsge-<lb/> richts vorhergehen.</p><lb/> <p>Außerdem hat das Reichsgericht auf Erfordern der<lb/> Reichsregierung wegen angeblicher Verletzung reichs-<lb/> geſetzlich verbürgter Rechte durch Geſetze oder Regie-<lb/> rungshandlungen der einzelnen Staaten Gutachten<lb/> zu geben.</p><lb/> <p>Die Vollziehung der reichsgerichtlichen Sprüche be-<lb/> ſtimmt ein künftiges Reichsgeſetz. <hi rendition="#et">(Schluß folgt.)</hi></p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div type="jPoliticalNews"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Jtalien.</hi> </hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle"> <p>Daß die Oeſterreicher in der Lombardei wirklich<lb/> Fortſchritte machen, ſieht man deutlicher, als aus den<lb/> nur zu ſehr im eigenen Jntereſſe entſtellenden öſter-<lb/> reichiſchen Berichten, aus der <hi rendition="#fr">Neuen Zürcher Zeitung,</hi><lb/> die nicht minder zu Gunſten der Lombarden die That-<lb/> ſachen zu modificiren pflegt. Sie ſchreibt: “<hi rendition="#fr">Mailand.</hi><lb/> Laut Berichten vom 23 April, hatte der piemonteſi-<lb/> ſche General Sonnaz vom Hauptquartier zu Volta<lb/> aus eine Recognoscirung auf dem linke<choice><sic>u</sic><corr>n</corr></choice> Mincioufer<lb/> vorgenommen. Die Vorpoſten drangen bis Villa-<lb/> franca vor, ohne einen Feind anzutreffen.” Einem<lb/> Schreiben vom 24 April entheben wir Folgendes:<lb/> “Die Oeſterreicher halten ſich in ihren Neſtern von<lb/> Peſchiera, Mantua, Legnago und Verona eingeſchloſ-<lb/> ſen. Um ſie daraus zu vertreiben oder gefangen zu<lb/> nehmen, bedarf es mehr Geld und Muth.” Laut<lb/> Bulletin vom 23 April, hat General Allemandi von<lb/> Brescia geſchrieben, daß drei ſeiner Schaaren, die<lb/> über Stenico hinaus waren, von überlegenen Streit-<lb/> kräften angegriffen, ſich in beſter Ordnung Tione zu-<lb/> rückgezogen haben. Der General hat Verſtärkungen<lb/> dahin entſandt, darunter ein regul<supplied cert="low">ä</supplied>res Bataillon.<lb/> Karl Albert lehnte es dagegen ab, weitere Corps zur<lb/> Verfügung des Generals Allemandi zu ſtellen, indem<lb/> er für ſeine wichtigen Operationen am Mincio ſeine<lb/> ganze Mannſchaft nöthig habe. — Die Stadt <hi rendition="#fr">Treviſo</hi><lb/> iſt von den öſterreichiſchen Truppen wieder erobert<lb/> worden. Ein Pfarrer, welcher die Bauern von<lb/> Jammico anführte, iſt von den Croaten in Stücke ge-<lb/> hauen worden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline><hi rendition="#fr">Turin,</hi> den 25 April.</dateline> <p>Briefe aus Bologna melden,<lb/> daß die päpſtlichen Truppen unter dem General Len-<lb/> tulus über den Po gegangen ſind. Die Republik<lb/> Venedig hatte dem General Durando vor der Abreiſe<lb/><cb/> ſeiner Truppen 100,000 Fr. zugeſchickt. Die Tosca-<lb/> ner, die Modeneſer und ein Bataillon Neapolitaner<lb/> ſtanden 7 Meilen von Mantua und hielten Borgo-<lb/> forte und Governolo beſetzt. Ein Decret der provi-<lb/> ſoriſchen Regierung von Parma verordnet, daß die<lb/> Truppen dieſes Staates gleich in die Lombardei ein-<lb/> rücken und ſich unter den Befehl Carl Alberts ſtellen<lb/> ſollen. Eine Colonne modeneſiſcher Freiwilliger war<lb/> gleichfalls über den Po gegangen. Der Ex-Herzog<lb/> von Parma ſoll Willens ſeyn, ſich nach der Schweiz<lb/> zurückzuziehen. Carl Albert hat mit Zuſtimmung<lb/> der proviſoriſchen Regierung in Modena ein Lager<lb/> für Kriegsvorrath errichtet. Die modeneſiſchen Trup-<lb/> pen werden dem ſardiniſchen Heere einverleibt werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline><hi rendition="#fr">Genua,</hi> den 20 April.</dateline> <p>Admiral Baudin iſt heute<lb/> auf dem Dreimaſter Friedland in Begleitung von<lb/> zwei anderen Kriegsſchiffen erſten Ranges und zwei<lb/> Dampf-Fregatten im Golf von Spezia eingelaufen; wei-<lb/> tere Schiffe werden binnen Kurzem erwartet. <space dim="horizontal"/><hi rendition="#fr">(A. Z.)</hi></p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline><hi rendition="#fr">Rom,</hi> den 20 April.</dateline> <p>Der Fürſt von Colobrano,<lb/> Gaetano Carafa, iſt am 18 d. (aus Neapel) in Rom<lb/> mit dem Auftrage angekommen, die Einberufung einer<lb/> föderalen Tagſatzung in Rom zu beſchleunigen. Eine<lb/> ſchöne und heilige Sendung; damit aber die neue<lb/> Tagſatzung von allen Völkern Jtaliens als eine höchſte<lb/> Behörde anerkannt werde, ſoll der Urſprung dieſer<lb/> Verſammlung und deren Zweck klar und beſtimmt<lb/> auseinander geſetzt werden. Dieſelbe muß aus den<lb/> volksvertretenden Kammern des geſammten Jtaliens<lb/> hervorgehen, damit ſie den wahren Willen der Na-<lb/> tion ausdrücke. Es wird ihr obliegen, entſchieden<lb/> und ohne Appell die Fürſten- und die Gebiets-Frage<lb/> zu erledigen, mit einem Worte, ein neues Grund-<lb/> geſetz für Jtalien feſtzuſtellen.</p><lb/> </div> <div type="jArticle"> <p>Jn <hi rendition="#fr">Tivoli</hi> wurden am 12 April die Jeſuiten durch<lb/> einen Volkstumult vertrieben; in Rom, wo der Papſt<lb/> aus ſeinem Privatvermögen 4000 Scudi zur Verthei-<lb/> lung an die Armen für Oſtern hergegeben hat, iſt es<lb/> ruhig. Der <hi rendition="#fr">Contemporaneo</hi> macht in Bezug auf<lb/> Hrn. Forbin Janſon darauf aufmerkſam, daß die<lb/> franzöſiſche Republik formell noch nicht vom heil.<lb/> Stuhle anerkannt iſt. Die römiſche Zeitung berichtet<lb/> jetzt zuweilen, dieſer oder jener Principe u. ſ. w. habe<lb/> ſeiner Patrimonial-Gerichtsbarkeit entſagt. Was<lb/> mag ſolche Entſagung zunächſt hervorgerufen haben?</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline><hi rendition="#fr">Neapel,</hi> den 19 April.</dateline> <p>Ferdinand <hi rendition="#aq">II.</hi> proteſtirt<lb/> aufs Neue gegen die Erklärung des ſiciliſchen Gene-<lb/> ral-Parlaments vom 13 d. Er nennt ſie <hi rendition="#aq">“illegale,<lb/> irrita e nulla e di niun valore.”</hi> Jm General-Par-<lb/> lament zu Palermo ſollen die Parteien keinesweges<lb/> freundſchaftlich einander gegenüberſtehen, ja es ſoll<lb/> Syrakus, welches jetzt ganz von K. neapolitaniſchen<lb/> Truppen geräumt iſt, ſich entſchieden für König Fer-<lb/> dinand und die Conſtitution ausgeſprochen haben.<lb/> Syrakuſiſche Schiffe kamen hier unter neapolitaniſcher<lb/> Flagge an. Jn Meſſina fand keine weitere Kanonade<lb/> ſtatt, täglich jedoch werden Flintenſchüſſe gewechſelt.<lb/> Pronio liegt mit 2800 Mann in der Citadelle. Es<lb/> herrſcht der Petechialtyphus unter ſeinen Truppen.<lb/> Die meſſineſiſche Miliz iſt ziemlich gut organiſirt, es<lb/> fehlt aber noch immer an Gewehren und Pulver.<lb/> Die jungen in Meſſina lebenden fremden Kaufleute<lb/> (die alten ſollen ſehr conſervativ und königlich geſinnt<lb/> ſeyn) verrichten Wach- und Patrouillendienſte mit den<lb/> Meſſineſen. <hi rendition="#fr">(A. Z.)</hi></p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Peſth,</hi> den 29 April.</hi> </dateline><lb/> <p>Unſere Regierung hat in Wien durch den ungari-<lb/> ſchen Miniſter die dringendſten Vorſtellungen zur ſo-<lb/> fortigen Zurückſendung des ungariſchen Militärs aus<lb/> Gallizien und Mähren und zur möglich baldigen Aus-<lb/> gleichung in Jtalien, damit auch von dort das unga-<lb/> riſche Militär heimkehre, machen laſſen. Dieſe Vor-<lb/> ſtellungen ſind in Wien zweimal, aber ohne Erfolg,<lb/> gemacht worden. Unſere Regierung hat nun ein Ul-<lb/> timatum nach Wien geſendet, in welchem ſie mit dem<lb/> größten Nachdruck droht, daß, wenn nicht die ſo-<lb/> fortige Zurückſendung des ungariſchen Militärs aus<lb/> Mähren und Gallizien erfolgt, die ungariſche Regie-<lb/> rung die von ihrer Verantwortlichkeit gebotenen Schritte<lb/> thun werde. Die Zuſammenberufung eines außer-<lb/> ordentlichen Landtages in möglichſt kurzer Zeit iſt be-<lb/> reits beſchloſſen.</p><lb/> </div> <div type="jArticle"> <p>Der Finanzminiſter Ludwig Koſſuth hat ſich auf<lb/> den dringenden Rath der Aerzte zur Wiederherſtellung<lb/> ſeiner Geſundheit auf’s Land zurückgezogen, ohne jedoch<lb/> damit die oberſte Leitung ſeines Miniſteriums aufzu-<lb/> geben oder aufzuſchieben. Viele ſchwatzen von einer<lb/> angeblichen Vergiftung. </p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <p>Jm Banat ſind mehrfache Unruhen ausgebrochen.<lb/> Der Jllyrismus hat Raubhorden gegen Ungarn aus-<lb/> geſendet, welche letztere ſich mit ihren Familien flüchten<lb/> mußten. Dies iſt namentlich in Groß-Kikinda ge-<lb/> ſchehen, wo auch vier Magiſtratsräthe getödtet wurden.</p><lb/> <p>Gegen 1500 hieſige jüdiſche Handwerker und Hand-<lb/> lungsdiener haben ſich geſtern zur Auswanderung<lb/> nach Nordamerika eingeſchrieben.</p><lb/> </div> <div type="jArticle"> <p><hi rendition="#fr">Nachſchrift.</hi> Die Spannung zwiſchen der hieſigen<lb/> Regierung und der Wiener nimmt einen bedenklichen<lb/> Charakter an. Der Erzherzog Stephan iſt entſchieden<lb/> auf die Seite unſerer Regierung getreten. Die höchſte<lb/> Agitation herrſcht in der Stadt. Fulminante Prokla-<lb/> mationen fordern zu den Waffen auf, und wenn die<lb/> Wiener Regierung nicht bald zur Beſinnung kommt,<lb/> ſteht ein furchtbarer Ausbruch bevor. <hi rendition="#fr">(Bresl. Ztg.)</hi></p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Buchareſt,</hi> den 13 April.</hi> </dateline><lb/> <p>Seit vorgeſtern ſind wir hier in einer ängſtlichen<lb/> Aufregung. Es verbreitete ſich nämlich das Gerücht,<lb/> daß 6000 Türken in Siliſtria, 4000 in Nikopel und<lb/> 4000 in Ruſtſchuk eingerückt wären. Verbürgter iſt<lb/> die Nachricht jedenfalls, daß vier ruſſiſche Cavallerie-<lb/> Regimenter, zwei Uhlanen- und zwei Huſaren-Regi-<lb/> menter für die Walachei beſtimmt ſeyn ſollen. Heute<lb/> aber wird die ſchauderhafte Neuigkeit als eine That-<lb/> ſache erzählt, daß die ruſſiſche Armee bereits den Pruth<lb/> bei Skuläny in der Moldau überſchritten habe. Un-<lb/> ſer Fürſt wurde davon durch eine Staffette benach-<lb/> richtigt. Wahrſcheinlich ſteht die vor drei Tagen plötz-<lb/> lich erfolgte Abreiſe des ruſſiſchen General-Conſuls,<lb/> Hrn. v. Kotzebue, damit in Verbindung. Nicht ohne<lb/> Grund vermuthet man, daß uns die Ruſſen noch her-<lb/> methiſcher von der <supplied cert="high">ö</supplied>ſterreichiſchen Gränze abſchließen<lb/> und dieſe beſetzen werden, damit ja nur kein freiſinni-<lb/> ger Gedanke mehr über die Karpathen dringe und zu<lb/> Reformen anreize. Dazu mögen auch die Petitionen<lb/> in Jaſſy, an deren Spitze der franz<supplied cert="high">ö</supplied>ſiſche und engli-<lb/> ſche Conſul ſtand, um Aufhebung der bei uns und<lb/> dort ſo centnerſchwer drückenden Cenſur und Erwei-<lb/> terung der Verfaſſungsrechte ihr Scherflein beigetra-<lb/> gen haben. Die Geſchäfte liegen ganz darnieder, und<lb/> 200 Schiffe feiern zu Braila, weil ſie nichts zu ver-<lb/> führen haben. <hi rendition="#fr">(Allg. Oeſt. Ztg.)</hi></p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Konſtantinopel,</hi> den 12 April.</hi> </dateline><lb/> <p>Es ſind hier geſtern mit dem Donau-Packetboote<lb/> Nachrichten aus den Fürſtenthümern der Moldau und<lb/> Wallachei angekommen. Es herrſcht dort noch immer<lb/> eine große Bewegung, welche jedoch mehr gegen die<lb/> Hospodare und die Schutzmacht Rußland als gegen<lb/> die Pforte gerichtet iſt. W<supplied cert="high">ä</supplied>hrend die Adeligen und<lb/> Reichen, welche zur Oppoſition gehören, darin nur<lb/> eine Gelegenheit erblicken, die Fürſten Stourdza und<lb/> Bibesco zu ſtürzen, verlangen die Bauern Abſchaffung<lb/> des Frohndienſtes und die Arbeiter Erhöhung des<lb/> Lohnes. Sollten ernſte Ruheſtörungen in dieſen Pro-<lb/> vinzen ſtattfinden, ſo wurde Rußland als Schutzmacht<lb/> dieſelben beſetzen, wie es dies bereits zu verſchiedenen<lb/> Zeiten gethan hat. Serbien war von jeher von Fac-<lb/> tionen durchwühlt. Der gegenwärtige Fürſt Alexan-<lb/> der Karageorgewitſch wurde im Jahre 1846 gewählt<lb/> und aufrecht gehalten, trotz Rußland, welches ſich da-<lb/> mals das Protectorat über dieſe Provinz anmaßte<lb/> und deſſen Agenten nicht ermangeln, eine Bewegung<lb/> gegen jenen Fürſten hervorzurufen. Jedoch war den<lb/> letzten Nachrichten zufolge die Ruhe noch nicht geſtört<lb/> worden, und es herrſchte das beſte Einverſtändniß<lb/> zwiſchen dem Fürſten und dem Commandanten der<lb/> Feſtung, Mehemed Paſcha. Jn Bosnien ſind die<lb/> chriſtlichen Bauern gegen die bosniſchen Be<supplied cert="low">i</supplied>’s aufge-<lb/> ſtanden, deren Feudal-Privilegien ſchwer auf dem<lb/> Landmanne laſten. — Rußland zieht ſeine ſämmtlichen<lb/> Truppen aus Tſcherkeſſien zurück und erſetzt ſie durch<lb/><cb/> Koſaken-Regimenter, welche bloß die Feſtungen zu be-<lb/> wachen und die Gränze von den Streifzügen der<lb/> Tſcherkeſſen frei zu halten haben werden. Der ruſſi-<lb/> ſche Miniſter hat der Pforte dieſe Maaßregel als einen<lb/> Beweis der friedlichen Abſichten Rußlands dargeſtellt,<lb/> während es viel natürlicher wäre, darin eine Drohung<lb/> gegen die Pforte zu erblicken, indem dieſe im Kriege<lb/> abgehärteten, in dem beſchwerlichen Waffendienſte von<lb/> lange her geübten Truppen ein Corps von 20, bis<lb/> 25,000 Mann bilden, welches ſich vortrefflich zu einem<lb/> Ueberfalle eignet und nur Tſcherkeſſien verlaſſen wird,<lb/> um an den Mündungen des Dnieper Poſto zu faſſen,<lb/> alſo an dem beſt gewählten Orte, von wo aus es<lb/> raſch eingeſchifft und nach Belieben der ruſſiſchen<lb/> Regierung auf jedweden Punkt befördert werden<lb/> könnte. Dieſe Lage der Dinge hat die Pforte wohl<lb/> erwogen, und man hat ſämmtliche Regimenter der<lb/> Garde, welche auf verſchiedenen Punkten Aſiens zer-<lb/> ſtreut ſind, nach Konſtantinopel einberufen. Auch iſt<lb/> Gegenbefehl an die Truppen ergangen, welche nach<lb/> Tripoli beſtimmt waren. <hi rendition="#fr">(K. Z.)</hi></p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Athen,</hi> den 9 April.</hi> </dateline><lb/> <p>Am 6 d. wurden 20 Studenten von einer Cavallerie-<lb/> Patrouille niedergeritten und mit Säbelhieben tractirt,<lb/> weil ſie, Arm in Arm die Breite der Hauptſtraße ein-<lb/> nehmend, unter dem Rufe “Es lebe Griechenland, die<lb/> Freiheit, der conſtitutionelle König, die franzöſiſche<lb/> Republik, das regelmäßige Militair!” nach dem Pa-<lb/> laſte zogen, eine Addreſſe zu überreichen. Die Addreſſe<lb/> um Nationalgarde ward indeſſen doch überreicht. So<lb/> hätte denn die Agitation begonnen. Sie iſt jedoch<lb/> keineswegs gegen das Königthum gerichtet. Die Re-<lb/> publik will Niemand. Die Geſandten von Oeſterreich<lb/> und Preußen bereiten ſich zur Abreiſe vor. Oberſt<lb/> Johann Stratos iſt in der Kliſſura bei Miſſolonghi<lb/> in einen Hinterhalt gefallen, und nachdem er, ſchon<lb/> verwundet, den Räuberchef durch einen Piſtolenſchuß<lb/> getödtet hatte, von den übrigen ermordet worden.<lb/> Jn dieſer Zeit ein trauriger Tod für einen tapfern<lb/> Mann. <space dim="horizontal"/><hi rendition="#fr">(D. Z.)</hi></p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Paris,</hi> den 1 Mai.</hi> </dateline><lb/> <p>Die Arbeiten an dem proviſoriſchen Sitzungsſaale<lb/> der National-Verſammlung ſind ſo gut wie beendigt.<lb/> Heute wird die letzte Hand angelegt. Morgen und<lb/> übermorgen ſteht der Saal dem Publikum zur Be-<lb/> ſchauung offen. Weder der <hi rendition="#fr">Moniteur,</hi> noch die an-<lb/> deren Journale der Regierung beſtätigen das Gerücht<lb/> von der Vertagung der National-Verſammlung, die<lb/> alſo wohl am 4 d. eröffnet werden wird. Ueber den<lb/> Gang der erſten Arbeiten läßt ſich nichts beſtimmen;<lb/> es iſt kein Reglement über den Geſchäftsgang vor-<lb/> handen. Wird man damit anfangen, ein ſolches zu<lb/> machen, wird man vor Allem die Wahlen verificiren,<lb/> wird man die Acte der proviſoriſchen Regierung prü-<lb/> fen und ſelbige beſtätigen oder widerrufen? Nichts iſt<lb/> noch über dieſe Fragen entſchieden.</p><lb/> <p>Die Unruhen in Rouen ſind zu Ende, es iſt viel<lb/> Blut gefloſſen und die Verhaftungen dauern fort, in<lb/> Elbeuf waren die Jnſurgenten noch im Beſitze eines<lb/> Theiles ihrer Poſitionen und die Truppen erwarteten<lb/> Verſtärkungen, in Limoges dagegen waren die Ar-<lb/> beiter Herren der Stadt und der Umgegend und hat-<lb/> ten eine revolutionäre Regierung eingeſetzt, deren erſter<lb/> Act die Verkündung der Todesſtrafe gegen jede Ver-<lb/> letzung des Eigenthumes war. Auch in Nantes,<lb/> Clermont-Ferrand, Bourges und Nismes hat es in<lb/> Folge der Wahlen Unordnungen gegeben, letztere<lb/> Stadt iſt in Belagerungszuſtand erklärt.</p><lb/> <p>Zwei Jnfanterie-Regimenter ſind abermals in<lb/> Paris eingerückt; man giebt die Stärke der Garniſon<lb/> jetzt auf 24,000 Mann an; geſtern, Sonntag, wim-<lb/> melten alle Straßen von Soldaten.</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#fr">National</hi> erklärt heute abermals, daß die<lb/> Regierung zwar die Anarchie und die Revolte be-<lb/> kämpfen werde, daß ſich aber die Reaction täuſche,<lb/> wenn ſie daraus Hoffnungen für ſich ſchöpfe. Die<lb/> Aufgabe der Regierung ſey die ächt <hi rendition="#fr">demokratiſche</hi><lb/> Reorganiſation der Geſellſchaft und dieſe werde ſie im<lb/> weiteſten Sinne durchzuführen wiſſen.</p><lb/> <p>Oberſt Louis Frapolli, Geſandter der proviſori-<lb/> ſchen Regierung von Mailand, hat geſtern Hrn. La-<lb/> martine ſeine Creditive übergeben. Frapolli war am<lb/> 24 Febr. hier, ſchlug ſich auf den Barrikaden und<lb/> war wenige Tage darauf ſchon wieder im Straßen-<lb/> kampfe von Mailand.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#fr">Reforme</hi> enthält heute einen bitteren Artikel<lb/> über die Unruhen in Rouen; ſie weiſet nach, wie<lb/> man von Seiten der Bourgeoiſie dieſe Unruhen ſelbſt<lb/> hervorgerufen und dann den Vorwand benutzt habe,<lb/> um gegen das Volk zu wüthen. Um dieſes barba-<lb/> riſche Gefecht zu charakteriſiren, führt die <hi rendition="#fr">Reforme</hi><lb/> nur an, daß 150 Kanonenſchüſſe gegen die Barrikaden<lb/> abgefeuert wurden, daß die 140 Leichen in den Straßen<lb/> der Stadt, alle der arbeitenden Klaſſe angehören und<lb/> daß nicht ein Soldat, nicht ein Nationalgardiſt ge-<lb/> tödtet worden ſey. Die <hi rendition="#fr">Reforme</hi> ſchließt, indem ſie<lb/> die Regierung auffordert, eine Unterſuchung über dieſe<lb/> Schlächterei einzuleiten, mit den Worten: “Wahr-<lb/> haftig! wir haben es mit ſehr elenden Widerſachern<lb/> zu thun.”</p><lb/> <p>Die meiſten Departements<supplied cert="low">-</supplied>Wahlen ſind bereits be-<lb/> kannt, ungefähr ein Sechstel fehlt noch. Man weiß<lb/> bereits, daß Thiers, Emil v. Girardin und Chambolle<lb/> vom <hi rendition="#fr">Si</hi><hi rendition="#aq">è</hi><hi rendition="#fr">cle</hi> in ihren ſonſtigen Wahlbezirken nicht ge-<lb/> wählt wurden; dagegen ſind ungefähr zwanzig Geiſt-<lb/> liche Deputirte geworden, unter ihnen der Biſchof<lb/> v. Quimper. Lamartine iſt in ſechs Departements<lb/> gewählt, Ledru-Rollin in zwei; eben ſo zählen faſt<lb/> alle Mitglieder der proviſoriſchen Regierung doppelte<lb/> Ernennungen.</p><lb/> <p>Cormenin’s Conſtitutions-Entwurf für die Re-<lb/> publik ſoll die Executiv Gewalt in die Hände dreier<lb/> Conſuln mit dem ſuſpenſiven Veto und die legisla-<lb/> tive Gewalt in den Schooß einer einzigen berathenden<lb/> Verſammlung legen.</p><lb/> <p>Eine Verſammlung der Actionäre der Nordbahn<lb/> fand geſtern unter Rothſchild’s Vorſitz ſtatt. Die Di-<lb/> vidende wurde auf 9 Fr. 95 C. feſtgeſetzt.</p><lb/> <p>Die franzöſiſche Escadre des Mittelmeeres hat den<lb/> Befehl erhalten, ſich nach dem Hafen von Genua zu<lb/> begeben.</p><lb/> <p>Vorgeſtern iſt ein ehemaliger öſterreichiſcher Offi-<lb/> zier mit einer Colonne von 250 deutſchen Arbeitern<lb/> von hier nach dem Rheine abmarſchirt. Dieſer Ab-<lb/> marſch ſteht in keiner Verbindung mit der hieſigen<lb/> deutſchen demokratiſchen Geſellſchaft und iſt in ihrer<lb/> geſtrigen Sitzung öffentlich desavouirt worden. Die<lb/> Richtung dieſer Colonne geht an die preußiſche Gränze<lb/> bei Trier.</p><lb/> <p>Abd-el. Kader iſt am 23 April aus dem Fort La-<lb/> malgue nach dem Schloſſe von Pau gebracht worden,<lb/> wo er künftig mit ſeiner Familie und ſeinem Gefolge<lb/> wohnen wird.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Straßburg,</hi> den 29 April.</hi> </dateline><lb/> <p>Es ſind nun mehr als 100 Flüchtlinge hier, welche<lb/> den Kampf im badiſchen Oberlande mitgemacht haben.<lb/> Den ſelben wurde heute von der Behörde eröffnet, daß<lb/> das Miniſterium beſchloſſen habe, ihnen den Aufent-<lb/> halt in Frankreich durchaus nicht zu verſagen, allein<lb/> ſie hätten ſich nach einem der Departemente des Jura,<lb/> des Doubs, der Ardennen oder Haute-Saone zu be-<lb/> geben. Die freundſchaftlichen Beziehungen zu Deutſch-<lb/> land geſtatteten nicht, daß ſie ſich in den an Deutſch-<lb/> land gränzenden Departementen des Elſaſſes oder<lb/> Lothringens niederlaſſen könnten. Die Flüchtlinge er-<lb/> halten Päſſe und die nothwendige Unterſtüßung von<lb/> der Regierung.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Vermiſchte Nachrichten.</hi> </hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle"> <p>Der Zuſtand des platten Landes um <hi rendition="#fr">Hersfeld</hi><lb/> (Kurheſſen) iſt in hohem Maaße beklagenswerth. Die<lb/> Bewohner der Dorfſchaften ſind mehr in Furcht und<lb/> Angſt um Leben und Eigenthum. Jeder, der Etwas<lb/> hat, iſt gegen Jeden, der nichts hat, bereits in den<lb/> Zuſtand der Nothwehr geſetzt; in manchen Gemein-<lb/> den (unter denen z. B. Fiſchbach im Kreiſe Hünfeld,<lb/> im Juſtizamte Eiterfeld, hart an der Gränze des<lb/> Kreiſes Hersfeld, genannt wird) haben ſich ordentliche<lb/> Banden gebildet, die, bewaffnet, beliebig hin- und wie-<lb/> der ziehen, Geld, Korn ꝛc. brandſchatzen, demoliren,<lb/><cb/> was ihnen unter die Hände kommt, und zwar nicht<lb/> bloß unter dem Schirme der Nacht, ſondern auch im<lb/> hellen Lichte des Tages. So geht es ſchon Wochen<lb/> lang zu.</p><lb/> </div> <div type="jArticle"> <p>Jn <hi rendition="#fr">Stettin</hi> hat am 1 Mai ein überaus ernſtlicher<lb/> Straßen-Auflauf ſtattgehabt, bei dem es auf Plün-<lb/> derung der Läden abgeſehen war. Die Ruhe wurde<lb/> durch die Bürgerwehr ſchnell wieder hergeſtellt.</p><lb/> <p>Nach dem Vorgange anderer Städte haben auch in<lb/><hi rendition="#fr">Lübeck</hi> die Schneidergeſellen am 1 Mai durch ein<lb/> Arbeitniederlegen in Maſſe den Verſuch gemacht, Zu-<lb/> geſtändniſſe hinſichtlich Arbeitszeit und Arbeitslohn<lb/> von den Meiſtern zu erhalten; wie es ſcheint, ohne<lb/> Erfolg. Die Geſellen ſollen ſchon am Tage darauf<lb/> zum großen Theile die Arbeit wieder aufgenommen<lb/> haben, nachdem ſie aus der energiſchen Sprache der<lb/> Behörde, die die fremden Geſellen im Falle fortdauern-<lb/> der Weigerung zu arbeiten, mit ſofortiger Auswei-<lb/> ſung bedrohte, hatten entnehmen können, daß ſie auf<lb/> einen ſchwer beſieglichen Widerſtand ſtoßen würden.<lb/> Damit werden auch die ſympathiſirenden Regungen<lb/> unter den Gehülfen anderer Gewerke von ſelbſt un-<lb/> terdrückt.</p><lb/> </div> <div type="jArticle"> <p>Die <hi rendition="#fr">Gazzetta di Venezia</hi> enthält ein Schreiben<lb/> von einem Deutſchen, Namens <hi rendition="#fr">Heinrich Stieglitz,</hi><lb/> der in Venedig in die Bürgergarde getreten iſt, und<lb/> ſich nun gegen den Deutſchenhaß der Jtaliäner ver-<lb/> wahrt, weil die Oeſterreicher keine Deutſchen, und die<lb/> Preußen. Sachſen ꝛc. keine Oeſterreicher ſeyen. “Es<lb/> hat vielleicht Niemand mehr Recht und Beruf, ſo im<lb/> Namen ſeiner Landsleute zu ſprechen, als gerade<lb/> Derjenige, der Jtalien ſo innig liebt, und der auch in<lb/> den jüngſten Tagen des Wiederauflebens ſich aus<lb/> freiem Drange unter eure Reihen geſchaart.” Der<lb/> Mann hat einen äußerſt richtigen politiſchen Takt<lb/> und ein feines Gefühl für Nationalwürde: — er<lb/> könnte auch unter die Dänen gehen, weil die Schles-<lb/> wiger keine “Stieglitze” ſind!</p><lb/> </div> <div type="jArticle"> <p>Der Brauergeſelle <hi rendition="#fr">Bernſtein,</hi> der das Schloß zu<lb/> Waldenburg in Sachſen in Brand geſteckt haben ſoll,<lb/> iſt in Oberweimar aufgegriffen und der betreffenden<lb/> Behörde ausgeliefert worden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Waſſerſtand der Elbe zu Magdeburg:</hi><lb/> am 2 Mai: 19 Zoll unter 0.</hi> </p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jWeatherReports"> <head> <hi rendition="#b #c #fr">Wetterbeobachtung vom 3 Mai.</hi> </head><lb/> <table> <row> <cell>Zeit</cell> <cell>Therm.</cell> <cell>Barom.</cell> <cell>Wind</cell> <cell>Atmoſphäre</cell> </row><lb/> <row> <cell>M. 4 U.</cell> <cell>+ 16</cell> <cell>28, 2 55 f.</cell> <cell><hi rendition="#aq">NW</hi> 0</cell> <cell>heiter</cell> </row><lb/> <row> <cell>N. 2 „</cell> <cell>„ 12,3</cell> <cell>„ 1 98</cell> <cell>„ 2</cell> <cell>Cirri</cell> </row><lb/> <row> <cell>A. 6 „</cell> <cell>„ 10,3</cell> <cell>„ 2,03 ſt.</cell> <cell><hi rendition="#aq">N</hi> 4</cell> <cell>heiter</cell> </row> </table> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jFeuilleton"> <div type="jFeuilleton"> <head> <hi rendition="#c #fr"> <gap/> <note type="editorial">Zeichen nicht darstellbar</note> <hi rendition="#g">Stadt-Theater.</hi> </hi> </head><lb/> <p>Die am Dienstag den 2 Mai erfolgte Darſtellung<lb/> der originellen und effectreichen Halevyſchen Oper:<lb/> “Die Jüdin”, darf als eine faſt durchgängig im hohen<lb/> Grade gelungene bezeichnet werden. Beſonders ge-<lb/> währte der vierte Act den Muſikfreunden einen Genuß,<lb/> wie er in ſo harmoniſcher Vereinigung von Fülle,<lb/> Reinheit und Anmuth nur ſelten dargeboten zu wer-<lb/> den pflegt. Hr. <hi rendition="#fr">Tichatſcheck</hi> als Eleazar entfaltet ſo-<lb/> wohl in ſeinem energiſch ergreifenden Geſange als in<lb/> ſeinem feurigen und lebendigen Spiel eine Charakter-<lb/> Wahrheit, der man nur Gerechtigkeit widerfahren<lb/> läßt, wenn man ſie für muſterhaft erklärt. Hr. <hi rendition="#fr">dalle<lb/> Aſte</hi> verbindet mit ſeinem angenehmen Vortrage in<lb/> der Arie des erſten und im Duett des vierten Actes<lb/> alle zur angemeſſenen Darſtellung des Cardinals er-<lb/> forderliche Hoheit und Würde; ſo wie Dem. <hi rendition="#fr">Babnigg</hi><lb/> als Eudora von der Kunſtfertigkeit und Sauberkeit<lb/> ihres Geſanges erneuerten Beweis liefert. Wirklich<lb/> bewundernswerth aber iſt der plötzliche und zugleich<lb/> ungemein glückliche Aufſchwung, den Dem. <hi rendition="#fr">Michaleſi</hi><lb/> zur heroiſchen Sängerin nimmt. Jhr Geſang ge-<lb/> winnt in gleichem Grade an Glut und Jnnigkeit als<lb/> ihr Spiel an Leben, Leidenſchaft und geiſtiger Freiheit<lb/> den überraſchendſten Zuwachs erhält. So wurden<lb/> z. B. die Stellen des dritten Actes: “des Meineids<lb/> klage ich ihn an!” und “kennſt Du mich nicht mehr?”<lb/> mit einem dramatiſchen Ausdruck von ihr vorgetragen,<lb/> der durchaus nichts zu wünſchen übrig ließ. Ueber-<lb/> haupt zeugte die Auffaſſung und Durchführung der<lb/> Recha abermals von einem ernſten und eifrigen Stu-<lb/> dium, wie es bereits in den wenige Tage zuvor gege-<lb/> benen “Hugenotten” an der von ihr vorgeſtellten Va-<lb/> lentine aufs Unverkennbarſte zu bemerken war.</p><lb/> <p>Jhr wetteifernd zur Seite ſtand in der letzgenannten<lb/> Oper Dem. <hi rendition="#fr">Liebhart,</hi> die bereits als Königin der Nacht<lb/> in der “Zauberfl<supplied cert="high">ö</supplied>te” ſich dem hieſigen Publicum vor-<lb/> theilhaft empfohlen hatte, in der Rolle der Margarethe<lb/> v. Valois aber als eine Bravourſängerin des erſten<lb/> Ranges ſich bewährte. Es wird ſich Gelegenheit fin-<lb/> den, auf die außergewöhnliche Virtuoſität ihres Ge-<lb/> ſanges zurückzukommen, da in Folge der glänzenden<lb/> Aufnahme, welche beide hier erwähnten Opern gefun-<lb/> den, ohne Zweifel eine baldige Wiederholung derſelben<lb/> ſtattfinden dürfte.</p><lb/> <p>Ein neues Ballet: “Catarina, oder: Die Tochter<lb/> des Banditen” iſt am Mittewochen, den 3 Mai, in<lb/> ſehr gefälliger, ſceniſcher Ausſtattung gegeben und mit<lb/> rauſchendem Beifall aufgenommen worden. Das ſchon<lb/> mehrfach für ähnliche Zwecke benutzte romantiſche<lb/> Abentheuer, welches dem unter eine Banditenbande<lb/> gerathenen Maler Salvator Roſa angeblich zuge-<lb/> ſtoßen, hat hier abermals zu einer höchſt anſprechen-<lb/> den Reihenfolge ſich leicht und zwanglos mit einander<lb/> verbindender Scenen und Situationen den mit ſach-<lb/> kundiger Umſicht bearbeiteten Stoff geliefert. Auch<lb/> läßt es Dem. <hi rendition="#fr">Grahn</hi> als Banditen-Königin (?) nicht<lb/> daran fehlen, in den mannigfachen Gattungen des<lb/> Tanzes, zu deren charakteriſtiſchen Veranſchaulichung<lb/> ſich hier Gelegenheit darbietet, den ganzen Umfang<lb/> und Zauber ihrer Kunſt zu entwickeln. Die ſtolze<lb/> Sicherheit und Präciſion in dem, aus militäriſchen<lb/> Evolutionen und Tänzen beſtehenden <hi rendition="#aq">pas stratégique,</hi><lb/> die bewundernswerthe Gewandtheit, Leichtigkeit und<lb/> Gliederbeweglichkeit in der <hi rendition="#aq">Saltarella,</hi> die Reinheit und<lb/> Anmuth der plaſtiſchen Attitüden in der großen Mo-<lb/> dell-Scene und die graci<supplied cert="high">ö</supplied>ſe Kunſtfertigkeit im <hi rendition="#aq">Grand<lb/> pas du Masque</hi> können nur durch die unmittelbare<lb/> Betrachtung, nicht aber durch die nachträgliche Be-<lb/> ſchreibung gehörig erkannt und gewürdigt werden.<lb/> Keineswegs mit Stillſchweigen zu übergehen iſt indeß<lb/> hierbei die ſorgſame und fleißige Unterſtützung, die<lb/> Dem. Grahn namentlich an den Damen <hi rendition="#fr">Riſa,</hi> Pau-<lb/> line und Marie <hi rendition="#fr">Wieland, Corens</hi> und den HH.<lb/><hi rendition="#fr">Maximilien</hi> und <hi rendition="#fr">Rathgeber</hi> in dem Ballet findet, das<lb/> noch außerdem durch die zu ihm gehörige heitere und<lb/> lebensfriſche Muſik von Deldev<hi rendition="#aq">è</hi>re aufs Vortheilhafteſte<lb/> ſich empfiehlt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <trailer> <hi rendition="#c">Herausgegeben von <hi rendition="#fr">Runkel.</hi></hi> </trailer> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements"> <head> <hi rendition="#b #c #fr"> <hi rendition="#g">Amtliche Bekanntmachungen.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jAn"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Sonnabend den 6. Mai</hi> 1848</hi> </dateline><lb/> <p> <hi rendition="#c">Verſammlung E. Ehrb. Kaufmanns<lb/> auf dem Börſenſaal<lb/> 2¼ <hi rendition="#g">Uhr Nachmittags.</hi><lb/> Wahl eines Commerz-Deputirten.</hi> </p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAn"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Decrete des Senats.</hi> </hi> </head><lb/> <p>Den 4. Mai: Jn Sachen G. F. Dittmer. — J. H.<lb/> Meyer. — C. S. P. Schmidt. — L. Frahm. — J. J. C.<lb/> Grothjahn.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAn"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Erkenntniſſe des Handelsgerichts.</hi><lb/> <hi rendition="#g">Erſte Kammer.</hi> </hi> </head><lb/> <p>Den 4. Mai: Jn Sachen Natorp Gabriel & <hi rendition="#aq">Co. c.</hi><lb/> E. Strother. — W. Lauw <hi rendition="#aq">mand. nom.</hi> Capt. J. Holmes,<lb/> Schiff Peru, <hi rendition="#aq">c.</hi> J. Taylor. — J. H. J. Stechmann Erben<lb/><hi rendition="#aq">c.</hi> J. G. N. Wendler. — J. Cohn <hi rendition="#aq">c.</hi> Hrn. <hi rendition="#aq">Drem.</hi> L. Jo-<lb/> nasſohn <hi rendition="#aq">mand. nom.</hi> — H. W. Dieckmann <hi rendition="#aq">c.</hi> C. W.<lb/> Möller, M. J. C. Möller’s Nachfolger, als ꝛc. — Hrn.<lb/> G. Wieler <hi rendition="#aq">c.</hi> J. Heine Söhne. — S. Hannover. — S. L.<lb/> Behrens & <hi rendition="#aq">Co.</hi> in Mancheſter. — <hi rendition="#aq">Curat. bonorum</hi> H. D.<lb/> Steffens.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[3]/0003]
ſchuß von wenigſtens 50,000 Seelen ebenfalls zu einem
Abgeordneten berechtigt.
Die Wahl geſchieht durch das Volk (nicht durch
die Ständeverſammlungen), ob aber direct oder in-
direct (durch Wahlmänner) bleibt der Geſetzgebung
der einzelnen Staaten überlaſſen.
Wähler iſt jeder volljährige ſelbſtändige Staatsan-
gehörige mit Ausſchluß der wegen eines entehrenden
Verbrechens Verurtheilten, wählbar jeder Wahlbe-
rechtigte nach vollendetem 30. Lebensjahre. Die nä-
heren Beſtimmungen bleiben einer von Reichswegen
zu erlaſſenden Wahlordnung vorbehalten. Beamte
bedürfen zu der auf ſie gefallenen Wahl keine Ge-
nehmigung.
§. 14. Die Reichsräthe und die Mitglieder des
Unterhauſes beziehen Reiſe- und Tagegelder aus der
Reichskaſſe.
§. 15. Jedes Mitglied des Reichstags mit Ein-
ſchluß der §. 12 No. 1 und 2 erwähnten Stellver-
treter und Abgeordneten vertritt ganz Deutſchland
und iſt an Jnſtructionen nicht gebunden.
§. 16. Zu der Gültigkeit eines Reichstagsbeſchluſ-
ſes gehört die Uebereinſtimmung beider Häuſer.
Das Recht des Geſetzvorſchlags, der Beſchwerde
und der Addreſſe, desgleichen die Anklage der Mini-
ſter ſteht jedem Hauſe für ſich zu.
Der Voranſchlag des Reichshaushalts iſt ſtets zu-
erſt dem Unterhauſe zur Beſchlußnahme vorzulegen,
deren Ergebniß das Oberhaus nur im Ganzen ver-
werfen, in den einzelnen Anſätzen nicht verändern darf.
§. 17. Zu einem Beſchluſſe eines jeden Hauſes
gehört die Gegenwart von wenigſtens einem Drit-
tel ſeiner Mitglieder und die abſolute Mehrheit der
Stimmen.
§. 18. Der Reichstag verſammelt ſich von Rechts-
wegen jährlich einmal zu einer ordentlichen Sitzung
in Frankfurt a. M., die am .... ihren Anfang nimmt.
Außerordentliche Sitzungen können durch den Kaiſer
zu jeder Zeit berufen werden (ſ. o. §. 8). Eine Ver-
tagung des Reichstags durch den Kaiſer darf nicht
über ſechs Wochen ausgedehnt werden; einer Auf-
löſung ſoll die Anordnung neuer Wahlen binnen 14
Tagen nachfolgen, widrigenfalls tritt der Reichstag
drei Monate nach der Auflöſung in ſeiner alten Ge-
ſtalt zuſammen, wenn die Zeit der ordentlichen Sitzung
nicht früher fällt. Die Sitzungen beider Häuſer ſind
öffentlich.
§. 19. Die Mitglieder des Reichstags können der
Verpflichtung an den Verhandlungen deſſelben Theil
zu nehmen, nur von dem betreffenden Hauſe des
Reichstags ſelbſt entbunden werden.
§. 20. Sie können — außer in dem Falle der Er-
greifung auf friſcher That bei peinlichen Verbrechen,
während ihrer Anweſenheit auf dem Reichstage und
auf der Hin- und Herreiſe — nicht ohne Zuſtimmung
des Hauſes, dem ſie angehören, verhaftet werden.
Auch können ſie wegen ihrer Aeußerungen im Hauſe
an keinem Orte zur Rechenſchaft gezogen werden.
§. 21. Die Reichsminiſter haben nur Stimmrecht
in dem einen oder andern Hauſe, wenn ſie Mitglie-
der deſſelben ſind. Sie haben Zutritt in jedem Hauſe
und müſſen auf ihr Verlangen gehört werden. Jedes
Haus kann die Gegenwart der Miniſter verlangen.
C) Das Reichsgericht.
§. 22. Das Reichsgericht beſteht aus 21 Mitglie-
dern. Sie werden zu einem Drittel vom Reichsober-
haupt, zu einem Drittel vom Oberhauſe, zu einem
Drittel vom Unterhauſe auf Lebenszeit ernannt, und
wählen aus ihrer Mitte den Präſidenten und den
Vicepräſidenten. Unvereinbar mit der Stelle eines
Reichsrichters iſt die Mitgliedſchaft des Ober- und
Unterhauſes und die Bekleidung jedes anderen Reichs-
oder Staatsamtes.
§. 23. Das Reichsgericht hat ſeinen Sitz in Nürn-
berg. Seine Sitzungen ſind öffentlich.
§. 24. Die Zuſtändigkeit des Reichsgerichts um-
faßt Folgendes:
a) Streitigkeiten jeder Art, politiſche und rechtliche,
zwiſchen den einzelnen deutſchen Staaten oder
zwiſchen regierenden Fürſten, inſofern ſie nicht
in das Gebiet der Reichsregierungsſachen gehören,
und mit Vorbehalt der gewillkührten Austräge.
b) Streitigkeiten über Thronfolge, Regierungsfähig-
keit und Regentſchaft in den deutſchen Staaten
unter demſelben Vorbehalte.
c) Klagſachen von Privatperſonen gegen regierende
deutſche Fürſten, inſofern es an der Zuſtändig-
keit eines Landesgerichtes fehlt.
d) Klagſachen von Privatperſonen gegen deutſche
Staaten, bei welchen die Verpflichtung, der For-
derung Genüge zu leiſten, zwiſchen mehreren
Staaten zweifelhaft oder beſtritten iſt.
e) Streitigkeiten zwiſchen der Regierung eines ein-
zelnen Staates und deſſen Ständen über die
Gültigkeit oder Auslegung der Landesverfaſſung.
f) Alle Klagen gegen den Reichsfiscus und deſſen
einzelne Zweige.
g) Entſcheidungen in oberſter Jnſtanz über die nach
der Verfaſſung eines jeden Landes zu beurthei-
lenden Beſchwerden wegen verweigerter oder ge-
hemmter Rechtspflege.
h) Anklagen gegen die Reichsminiſter oder die Lan-
desminiſter durch eines der Häuſer des Reichs-
tags; desgleichen Anklagen gegen die Landesmini-
ſter durch die Landſtände wegen Verletzung der
Reichs- oder beziehungsweiſe Landes-Grundgeſetze.
Die Frage wegen Ausdehnung des Anklagerechts
auf andere Fälle bleibt der näheren Beſtimmung
eines Reichsgeſetzes vorbehalten.
i) Criminalgerichtsbarkeit für Urtheilsfällung durch
Geſchworne in Fällen des Hoch- und Landesver-
raths gegen das Reich, ſowie bei Majeſtätsver-
brechen gegen das Reichsoberhaupt.
Der in dieſen Fällen dem Reichsoberhaupt zuſtehen-
den Begnadigung muß ein Gutachten des Reichsge-
richts vorhergehen.
Außerdem hat das Reichsgericht auf Erfordern der
Reichsregierung wegen angeblicher Verletzung reichs-
geſetzlich verbürgter Rechte durch Geſetze oder Regie-
rungshandlungen der einzelnen Staaten Gutachten
zu geben.
Die Vollziehung der reichsgerichtlichen Sprüche be-
ſtimmt ein künftiges Reichsgeſetz. (Schluß folgt.)
Jtalien.
Daß die Oeſterreicher in der Lombardei wirklich
Fortſchritte machen, ſieht man deutlicher, als aus den
nur zu ſehr im eigenen Jntereſſe entſtellenden öſter-
reichiſchen Berichten, aus der Neuen Zürcher Zeitung,
die nicht minder zu Gunſten der Lombarden die That-
ſachen zu modificiren pflegt. Sie ſchreibt: “Mailand.
Laut Berichten vom 23 April, hatte der piemonteſi-
ſche General Sonnaz vom Hauptquartier zu Volta
aus eine Recognoscirung auf dem linken Mincioufer
vorgenommen. Die Vorpoſten drangen bis Villa-
franca vor, ohne einen Feind anzutreffen.” Einem
Schreiben vom 24 April entheben wir Folgendes:
“Die Oeſterreicher halten ſich in ihren Neſtern von
Peſchiera, Mantua, Legnago und Verona eingeſchloſ-
ſen. Um ſie daraus zu vertreiben oder gefangen zu
nehmen, bedarf es mehr Geld und Muth.” Laut
Bulletin vom 23 April, hat General Allemandi von
Brescia geſchrieben, daß drei ſeiner Schaaren, die
über Stenico hinaus waren, von überlegenen Streit-
kräften angegriffen, ſich in beſter Ordnung Tione zu-
rückgezogen haben. Der General hat Verſtärkungen
dahin entſandt, darunter ein reguläres Bataillon.
Karl Albert lehnte es dagegen ab, weitere Corps zur
Verfügung des Generals Allemandi zu ſtellen, indem
er für ſeine wichtigen Operationen am Mincio ſeine
ganze Mannſchaft nöthig habe. — Die Stadt Treviſo
iſt von den öſterreichiſchen Truppen wieder erobert
worden. Ein Pfarrer, welcher die Bauern von
Jammico anführte, iſt von den Croaten in Stücke ge-
hauen worden.
Turin, den 25 April. Briefe aus Bologna melden,
daß die päpſtlichen Truppen unter dem General Len-
tulus über den Po gegangen ſind. Die Republik
Venedig hatte dem General Durando vor der Abreiſe
ſeiner Truppen 100,000 Fr. zugeſchickt. Die Tosca-
ner, die Modeneſer und ein Bataillon Neapolitaner
ſtanden 7 Meilen von Mantua und hielten Borgo-
forte und Governolo beſetzt. Ein Decret der provi-
ſoriſchen Regierung von Parma verordnet, daß die
Truppen dieſes Staates gleich in die Lombardei ein-
rücken und ſich unter den Befehl Carl Alberts ſtellen
ſollen. Eine Colonne modeneſiſcher Freiwilliger war
gleichfalls über den Po gegangen. Der Ex-Herzog
von Parma ſoll Willens ſeyn, ſich nach der Schweiz
zurückzuziehen. Carl Albert hat mit Zuſtimmung
der proviſoriſchen Regierung in Modena ein Lager
für Kriegsvorrath errichtet. Die modeneſiſchen Trup-
pen werden dem ſardiniſchen Heere einverleibt werden.
Genua, den 20 April. Admiral Baudin iſt heute
auf dem Dreimaſter Friedland in Begleitung von
zwei anderen Kriegsſchiffen erſten Ranges und zwei
Dampf-Fregatten im Golf von Spezia eingelaufen; wei-
tere Schiffe werden binnen Kurzem erwartet. (A. Z.)
Rom, den 20 April. Der Fürſt von Colobrano,
Gaetano Carafa, iſt am 18 d. (aus Neapel) in Rom
mit dem Auftrage angekommen, die Einberufung einer
föderalen Tagſatzung in Rom zu beſchleunigen. Eine
ſchöne und heilige Sendung; damit aber die neue
Tagſatzung von allen Völkern Jtaliens als eine höchſte
Behörde anerkannt werde, ſoll der Urſprung dieſer
Verſammlung und deren Zweck klar und beſtimmt
auseinander geſetzt werden. Dieſelbe muß aus den
volksvertretenden Kammern des geſammten Jtaliens
hervorgehen, damit ſie den wahren Willen der Na-
tion ausdrücke. Es wird ihr obliegen, entſchieden
und ohne Appell die Fürſten- und die Gebiets-Frage
zu erledigen, mit einem Worte, ein neues Grund-
geſetz für Jtalien feſtzuſtellen.
Jn Tivoli wurden am 12 April die Jeſuiten durch
einen Volkstumult vertrieben; in Rom, wo der Papſt
aus ſeinem Privatvermögen 4000 Scudi zur Verthei-
lung an die Armen für Oſtern hergegeben hat, iſt es
ruhig. Der Contemporaneo macht in Bezug auf
Hrn. Forbin Janſon darauf aufmerkſam, daß die
franzöſiſche Republik formell noch nicht vom heil.
Stuhle anerkannt iſt. Die römiſche Zeitung berichtet
jetzt zuweilen, dieſer oder jener Principe u. ſ. w. habe
ſeiner Patrimonial-Gerichtsbarkeit entſagt. Was
mag ſolche Entſagung zunächſt hervorgerufen haben?
Neapel, den 19 April. Ferdinand II. proteſtirt
aufs Neue gegen die Erklärung des ſiciliſchen Gene-
ral-Parlaments vom 13 d. Er nennt ſie “illegale,
irrita e nulla e di niun valore.” Jm General-Par-
lament zu Palermo ſollen die Parteien keinesweges
freundſchaftlich einander gegenüberſtehen, ja es ſoll
Syrakus, welches jetzt ganz von K. neapolitaniſchen
Truppen geräumt iſt, ſich entſchieden für König Fer-
dinand und die Conſtitution ausgeſprochen haben.
Syrakuſiſche Schiffe kamen hier unter neapolitaniſcher
Flagge an. Jn Meſſina fand keine weitere Kanonade
ſtatt, täglich jedoch werden Flintenſchüſſe gewechſelt.
Pronio liegt mit 2800 Mann in der Citadelle. Es
herrſcht der Petechialtyphus unter ſeinen Truppen.
Die meſſineſiſche Miliz iſt ziemlich gut organiſirt, es
fehlt aber noch immer an Gewehren und Pulver.
Die jungen in Meſſina lebenden fremden Kaufleute
(die alten ſollen ſehr conſervativ und königlich geſinnt
ſeyn) verrichten Wach- und Patrouillendienſte mit den
Meſſineſen. (A. Z.)
Peſth, den 29 April.
Unſere Regierung hat in Wien durch den ungari-
ſchen Miniſter die dringendſten Vorſtellungen zur ſo-
fortigen Zurückſendung des ungariſchen Militärs aus
Gallizien und Mähren und zur möglich baldigen Aus-
gleichung in Jtalien, damit auch von dort das unga-
riſche Militär heimkehre, machen laſſen. Dieſe Vor-
ſtellungen ſind in Wien zweimal, aber ohne Erfolg,
gemacht worden. Unſere Regierung hat nun ein Ul-
timatum nach Wien geſendet, in welchem ſie mit dem
größten Nachdruck droht, daß, wenn nicht die ſo-
fortige Zurückſendung des ungariſchen Militärs aus
Mähren und Gallizien erfolgt, die ungariſche Regie-
rung die von ihrer Verantwortlichkeit gebotenen Schritte
thun werde. Die Zuſammenberufung eines außer-
ordentlichen Landtages in möglichſt kurzer Zeit iſt be-
reits beſchloſſen.
Der Finanzminiſter Ludwig Koſſuth hat ſich auf
den dringenden Rath der Aerzte zur Wiederherſtellung
ſeiner Geſundheit auf’s Land zurückgezogen, ohne jedoch
damit die oberſte Leitung ſeines Miniſteriums aufzu-
geben oder aufzuſchieben. Viele ſchwatzen von einer
angeblichen Vergiftung.
Jm Banat ſind mehrfache Unruhen ausgebrochen.
Der Jllyrismus hat Raubhorden gegen Ungarn aus-
geſendet, welche letztere ſich mit ihren Familien flüchten
mußten. Dies iſt namentlich in Groß-Kikinda ge-
ſchehen, wo auch vier Magiſtratsräthe getödtet wurden.
Gegen 1500 hieſige jüdiſche Handwerker und Hand-
lungsdiener haben ſich geſtern zur Auswanderung
nach Nordamerika eingeſchrieben.
Nachſchrift. Die Spannung zwiſchen der hieſigen
Regierung und der Wiener nimmt einen bedenklichen
Charakter an. Der Erzherzog Stephan iſt entſchieden
auf die Seite unſerer Regierung getreten. Die höchſte
Agitation herrſcht in der Stadt. Fulminante Prokla-
mationen fordern zu den Waffen auf, und wenn die
Wiener Regierung nicht bald zur Beſinnung kommt,
ſteht ein furchtbarer Ausbruch bevor. (Bresl. Ztg.)
Buchareſt, den 13 April.
Seit vorgeſtern ſind wir hier in einer ängſtlichen
Aufregung. Es verbreitete ſich nämlich das Gerücht,
daß 6000 Türken in Siliſtria, 4000 in Nikopel und
4000 in Ruſtſchuk eingerückt wären. Verbürgter iſt
die Nachricht jedenfalls, daß vier ruſſiſche Cavallerie-
Regimenter, zwei Uhlanen- und zwei Huſaren-Regi-
menter für die Walachei beſtimmt ſeyn ſollen. Heute
aber wird die ſchauderhafte Neuigkeit als eine That-
ſache erzählt, daß die ruſſiſche Armee bereits den Pruth
bei Skuläny in der Moldau überſchritten habe. Un-
ſer Fürſt wurde davon durch eine Staffette benach-
richtigt. Wahrſcheinlich ſteht die vor drei Tagen plötz-
lich erfolgte Abreiſe des ruſſiſchen General-Conſuls,
Hrn. v. Kotzebue, damit in Verbindung. Nicht ohne
Grund vermuthet man, daß uns die Ruſſen noch her-
methiſcher von der öſterreichiſchen Gränze abſchließen
und dieſe beſetzen werden, damit ja nur kein freiſinni-
ger Gedanke mehr über die Karpathen dringe und zu
Reformen anreize. Dazu mögen auch die Petitionen
in Jaſſy, an deren Spitze der franzöſiſche und engli-
ſche Conſul ſtand, um Aufhebung der bei uns und
dort ſo centnerſchwer drückenden Cenſur und Erwei-
terung der Verfaſſungsrechte ihr Scherflein beigetra-
gen haben. Die Geſchäfte liegen ganz darnieder, und
200 Schiffe feiern zu Braila, weil ſie nichts zu ver-
führen haben. (Allg. Oeſt. Ztg.)
Konſtantinopel, den 12 April.
Es ſind hier geſtern mit dem Donau-Packetboote
Nachrichten aus den Fürſtenthümern der Moldau und
Wallachei angekommen. Es herrſcht dort noch immer
eine große Bewegung, welche jedoch mehr gegen die
Hospodare und die Schutzmacht Rußland als gegen
die Pforte gerichtet iſt. Während die Adeligen und
Reichen, welche zur Oppoſition gehören, darin nur
eine Gelegenheit erblicken, die Fürſten Stourdza und
Bibesco zu ſtürzen, verlangen die Bauern Abſchaffung
des Frohndienſtes und die Arbeiter Erhöhung des
Lohnes. Sollten ernſte Ruheſtörungen in dieſen Pro-
vinzen ſtattfinden, ſo wurde Rußland als Schutzmacht
dieſelben beſetzen, wie es dies bereits zu verſchiedenen
Zeiten gethan hat. Serbien war von jeher von Fac-
tionen durchwühlt. Der gegenwärtige Fürſt Alexan-
der Karageorgewitſch wurde im Jahre 1846 gewählt
und aufrecht gehalten, trotz Rußland, welches ſich da-
mals das Protectorat über dieſe Provinz anmaßte
und deſſen Agenten nicht ermangeln, eine Bewegung
gegen jenen Fürſten hervorzurufen. Jedoch war den
letzten Nachrichten zufolge die Ruhe noch nicht geſtört
worden, und es herrſchte das beſte Einverſtändniß
zwiſchen dem Fürſten und dem Commandanten der
Feſtung, Mehemed Paſcha. Jn Bosnien ſind die
chriſtlichen Bauern gegen die bosniſchen Bei’s aufge-
ſtanden, deren Feudal-Privilegien ſchwer auf dem
Landmanne laſten. — Rußland zieht ſeine ſämmtlichen
Truppen aus Tſcherkeſſien zurück und erſetzt ſie durch
Koſaken-Regimenter, welche bloß die Feſtungen zu be-
wachen und die Gränze von den Streifzügen der
Tſcherkeſſen frei zu halten haben werden. Der ruſſi-
ſche Miniſter hat der Pforte dieſe Maaßregel als einen
Beweis der friedlichen Abſichten Rußlands dargeſtellt,
während es viel natürlicher wäre, darin eine Drohung
gegen die Pforte zu erblicken, indem dieſe im Kriege
abgehärteten, in dem beſchwerlichen Waffendienſte von
lange her geübten Truppen ein Corps von 20, bis
25,000 Mann bilden, welches ſich vortrefflich zu einem
Ueberfalle eignet und nur Tſcherkeſſien verlaſſen wird,
um an den Mündungen des Dnieper Poſto zu faſſen,
alſo an dem beſt gewählten Orte, von wo aus es
raſch eingeſchifft und nach Belieben der ruſſiſchen
Regierung auf jedweden Punkt befördert werden
könnte. Dieſe Lage der Dinge hat die Pforte wohl
erwogen, und man hat ſämmtliche Regimenter der
Garde, welche auf verſchiedenen Punkten Aſiens zer-
ſtreut ſind, nach Konſtantinopel einberufen. Auch iſt
Gegenbefehl an die Truppen ergangen, welche nach
Tripoli beſtimmt waren. (K. Z.)
Athen, den 9 April.
Am 6 d. wurden 20 Studenten von einer Cavallerie-
Patrouille niedergeritten und mit Säbelhieben tractirt,
weil ſie, Arm in Arm die Breite der Hauptſtraße ein-
nehmend, unter dem Rufe “Es lebe Griechenland, die
Freiheit, der conſtitutionelle König, die franzöſiſche
Republik, das regelmäßige Militair!” nach dem Pa-
laſte zogen, eine Addreſſe zu überreichen. Die Addreſſe
um Nationalgarde ward indeſſen doch überreicht. So
hätte denn die Agitation begonnen. Sie iſt jedoch
keineswegs gegen das Königthum gerichtet. Die Re-
publik will Niemand. Die Geſandten von Oeſterreich
und Preußen bereiten ſich zur Abreiſe vor. Oberſt
Johann Stratos iſt in der Kliſſura bei Miſſolonghi
in einen Hinterhalt gefallen, und nachdem er, ſchon
verwundet, den Räuberchef durch einen Piſtolenſchuß
getödtet hatte, von den übrigen ermordet worden.
Jn dieſer Zeit ein trauriger Tod für einen tapfern
Mann. (D. Z.)
Paris, den 1 Mai.
Die Arbeiten an dem proviſoriſchen Sitzungsſaale
der National-Verſammlung ſind ſo gut wie beendigt.
Heute wird die letzte Hand angelegt. Morgen und
übermorgen ſteht der Saal dem Publikum zur Be-
ſchauung offen. Weder der Moniteur, noch die an-
deren Journale der Regierung beſtätigen das Gerücht
von der Vertagung der National-Verſammlung, die
alſo wohl am 4 d. eröffnet werden wird. Ueber den
Gang der erſten Arbeiten läßt ſich nichts beſtimmen;
es iſt kein Reglement über den Geſchäftsgang vor-
handen. Wird man damit anfangen, ein ſolches zu
machen, wird man vor Allem die Wahlen verificiren,
wird man die Acte der proviſoriſchen Regierung prü-
fen und ſelbige beſtätigen oder widerrufen? Nichts iſt
noch über dieſe Fragen entſchieden.
Die Unruhen in Rouen ſind zu Ende, es iſt viel
Blut gefloſſen und die Verhaftungen dauern fort, in
Elbeuf waren die Jnſurgenten noch im Beſitze eines
Theiles ihrer Poſitionen und die Truppen erwarteten
Verſtärkungen, in Limoges dagegen waren die Ar-
beiter Herren der Stadt und der Umgegend und hat-
ten eine revolutionäre Regierung eingeſetzt, deren erſter
Act die Verkündung der Todesſtrafe gegen jede Ver-
letzung des Eigenthumes war. Auch in Nantes,
Clermont-Ferrand, Bourges und Nismes hat es in
Folge der Wahlen Unordnungen gegeben, letztere
Stadt iſt in Belagerungszuſtand erklärt.
Zwei Jnfanterie-Regimenter ſind abermals in
Paris eingerückt; man giebt die Stärke der Garniſon
jetzt auf 24,000 Mann an; geſtern, Sonntag, wim-
melten alle Straßen von Soldaten.
Der National erklärt heute abermals, daß die
Regierung zwar die Anarchie und die Revolte be-
kämpfen werde, daß ſich aber die Reaction täuſche,
wenn ſie daraus Hoffnungen für ſich ſchöpfe. Die
Aufgabe der Regierung ſey die ächt demokratiſche
Reorganiſation der Geſellſchaft und dieſe werde ſie im
weiteſten Sinne durchzuführen wiſſen.
Oberſt Louis Frapolli, Geſandter der proviſori-
ſchen Regierung von Mailand, hat geſtern Hrn. La-
martine ſeine Creditive übergeben. Frapolli war am
24 Febr. hier, ſchlug ſich auf den Barrikaden und
war wenige Tage darauf ſchon wieder im Straßen-
kampfe von Mailand.
Die Reforme enthält heute einen bitteren Artikel
über die Unruhen in Rouen; ſie weiſet nach, wie
man von Seiten der Bourgeoiſie dieſe Unruhen ſelbſt
hervorgerufen und dann den Vorwand benutzt habe,
um gegen das Volk zu wüthen. Um dieſes barba-
riſche Gefecht zu charakteriſiren, führt die Reforme
nur an, daß 150 Kanonenſchüſſe gegen die Barrikaden
abgefeuert wurden, daß die 140 Leichen in den Straßen
der Stadt, alle der arbeitenden Klaſſe angehören und
daß nicht ein Soldat, nicht ein Nationalgardiſt ge-
tödtet worden ſey. Die Reforme ſchließt, indem ſie
die Regierung auffordert, eine Unterſuchung über dieſe
Schlächterei einzuleiten, mit den Worten: “Wahr-
haftig! wir haben es mit ſehr elenden Widerſachern
zu thun.”
Die meiſten Departements-Wahlen ſind bereits be-
kannt, ungefähr ein Sechstel fehlt noch. Man weiß
bereits, daß Thiers, Emil v. Girardin und Chambolle
vom Siècle in ihren ſonſtigen Wahlbezirken nicht ge-
wählt wurden; dagegen ſind ungefähr zwanzig Geiſt-
liche Deputirte geworden, unter ihnen der Biſchof
v. Quimper. Lamartine iſt in ſechs Departements
gewählt, Ledru-Rollin in zwei; eben ſo zählen faſt
alle Mitglieder der proviſoriſchen Regierung doppelte
Ernennungen.
Cormenin’s Conſtitutions-Entwurf für die Re-
publik ſoll die Executiv Gewalt in die Hände dreier
Conſuln mit dem ſuſpenſiven Veto und die legisla-
tive Gewalt in den Schooß einer einzigen berathenden
Verſammlung legen.
Eine Verſammlung der Actionäre der Nordbahn
fand geſtern unter Rothſchild’s Vorſitz ſtatt. Die Di-
vidende wurde auf 9 Fr. 95 C. feſtgeſetzt.
Die franzöſiſche Escadre des Mittelmeeres hat den
Befehl erhalten, ſich nach dem Hafen von Genua zu
begeben.
Vorgeſtern iſt ein ehemaliger öſterreichiſcher Offi-
zier mit einer Colonne von 250 deutſchen Arbeitern
von hier nach dem Rheine abmarſchirt. Dieſer Ab-
marſch ſteht in keiner Verbindung mit der hieſigen
deutſchen demokratiſchen Geſellſchaft und iſt in ihrer
geſtrigen Sitzung öffentlich desavouirt worden. Die
Richtung dieſer Colonne geht an die preußiſche Gränze
bei Trier.
Abd-el. Kader iſt am 23 April aus dem Fort La-
malgue nach dem Schloſſe von Pau gebracht worden,
wo er künftig mit ſeiner Familie und ſeinem Gefolge
wohnen wird.
Straßburg, den 29 April.
Es ſind nun mehr als 100 Flüchtlinge hier, welche
den Kampf im badiſchen Oberlande mitgemacht haben.
Den ſelben wurde heute von der Behörde eröffnet, daß
das Miniſterium beſchloſſen habe, ihnen den Aufent-
halt in Frankreich durchaus nicht zu verſagen, allein
ſie hätten ſich nach einem der Departemente des Jura,
des Doubs, der Ardennen oder Haute-Saone zu be-
geben. Die freundſchaftlichen Beziehungen zu Deutſch-
land geſtatteten nicht, daß ſie ſich in den an Deutſch-
land gränzenden Departementen des Elſaſſes oder
Lothringens niederlaſſen könnten. Die Flüchtlinge er-
halten Päſſe und die nothwendige Unterſtüßung von
der Regierung.
Vermiſchte Nachrichten.
Der Zuſtand des platten Landes um Hersfeld
(Kurheſſen) iſt in hohem Maaße beklagenswerth. Die
Bewohner der Dorfſchaften ſind mehr in Furcht und
Angſt um Leben und Eigenthum. Jeder, der Etwas
hat, iſt gegen Jeden, der nichts hat, bereits in den
Zuſtand der Nothwehr geſetzt; in manchen Gemein-
den (unter denen z. B. Fiſchbach im Kreiſe Hünfeld,
im Juſtizamte Eiterfeld, hart an der Gränze des
Kreiſes Hersfeld, genannt wird) haben ſich ordentliche
Banden gebildet, die, bewaffnet, beliebig hin- und wie-
der ziehen, Geld, Korn ꝛc. brandſchatzen, demoliren,
was ihnen unter die Hände kommt, und zwar nicht
bloß unter dem Schirme der Nacht, ſondern auch im
hellen Lichte des Tages. So geht es ſchon Wochen
lang zu.
Jn Stettin hat am 1 Mai ein überaus ernſtlicher
Straßen-Auflauf ſtattgehabt, bei dem es auf Plün-
derung der Läden abgeſehen war. Die Ruhe wurde
durch die Bürgerwehr ſchnell wieder hergeſtellt.
Nach dem Vorgange anderer Städte haben auch in
Lübeck die Schneidergeſellen am 1 Mai durch ein
Arbeitniederlegen in Maſſe den Verſuch gemacht, Zu-
geſtändniſſe hinſichtlich Arbeitszeit und Arbeitslohn
von den Meiſtern zu erhalten; wie es ſcheint, ohne
Erfolg. Die Geſellen ſollen ſchon am Tage darauf
zum großen Theile die Arbeit wieder aufgenommen
haben, nachdem ſie aus der energiſchen Sprache der
Behörde, die die fremden Geſellen im Falle fortdauern-
der Weigerung zu arbeiten, mit ſofortiger Auswei-
ſung bedrohte, hatten entnehmen können, daß ſie auf
einen ſchwer beſieglichen Widerſtand ſtoßen würden.
Damit werden auch die ſympathiſirenden Regungen
unter den Gehülfen anderer Gewerke von ſelbſt un-
terdrückt.
Die Gazzetta di Venezia enthält ein Schreiben
von einem Deutſchen, Namens Heinrich Stieglitz,
der in Venedig in die Bürgergarde getreten iſt, und
ſich nun gegen den Deutſchenhaß der Jtaliäner ver-
wahrt, weil die Oeſterreicher keine Deutſchen, und die
Preußen. Sachſen ꝛc. keine Oeſterreicher ſeyen. “Es
hat vielleicht Niemand mehr Recht und Beruf, ſo im
Namen ſeiner Landsleute zu ſprechen, als gerade
Derjenige, der Jtalien ſo innig liebt, und der auch in
den jüngſten Tagen des Wiederauflebens ſich aus
freiem Drange unter eure Reihen geſchaart.” Der
Mann hat einen äußerſt richtigen politiſchen Takt
und ein feines Gefühl für Nationalwürde: — er
könnte auch unter die Dänen gehen, weil die Schles-
wiger keine “Stieglitze” ſind!
Der Brauergeſelle Bernſtein, der das Schloß zu
Waldenburg in Sachſen in Brand geſteckt haben ſoll,
iſt in Oberweimar aufgegriffen und der betreffenden
Behörde ausgeliefert worden.
Waſſerſtand der Elbe zu Magdeburg:
am 2 Mai: 19 Zoll unter 0.
Wetterbeobachtung vom 3 Mai.
Zeit Therm. Barom. Wind Atmoſphäre
M. 4 U. + 16 28, 2 55 f. NW 0 heiter
N. 2 „ „ 12,3 „ 1 98 „ 2 Cirri
A. 6 „ „ 10,3 „ 2,03 ſt. N 4 heiter
_ Stadt-Theater.
Die am Dienstag den 2 Mai erfolgte Darſtellung
der originellen und effectreichen Halevyſchen Oper:
“Die Jüdin”, darf als eine faſt durchgängig im hohen
Grade gelungene bezeichnet werden. Beſonders ge-
währte der vierte Act den Muſikfreunden einen Genuß,
wie er in ſo harmoniſcher Vereinigung von Fülle,
Reinheit und Anmuth nur ſelten dargeboten zu wer-
den pflegt. Hr. Tichatſcheck als Eleazar entfaltet ſo-
wohl in ſeinem energiſch ergreifenden Geſange als in
ſeinem feurigen und lebendigen Spiel eine Charakter-
Wahrheit, der man nur Gerechtigkeit widerfahren
läßt, wenn man ſie für muſterhaft erklärt. Hr. dalle
Aſte verbindet mit ſeinem angenehmen Vortrage in
der Arie des erſten und im Duett des vierten Actes
alle zur angemeſſenen Darſtellung des Cardinals er-
forderliche Hoheit und Würde; ſo wie Dem. Babnigg
als Eudora von der Kunſtfertigkeit und Sauberkeit
ihres Geſanges erneuerten Beweis liefert. Wirklich
bewundernswerth aber iſt der plötzliche und zugleich
ungemein glückliche Aufſchwung, den Dem. Michaleſi
zur heroiſchen Sängerin nimmt. Jhr Geſang ge-
winnt in gleichem Grade an Glut und Jnnigkeit als
ihr Spiel an Leben, Leidenſchaft und geiſtiger Freiheit
den überraſchendſten Zuwachs erhält. So wurden
z. B. die Stellen des dritten Actes: “des Meineids
klage ich ihn an!” und “kennſt Du mich nicht mehr?”
mit einem dramatiſchen Ausdruck von ihr vorgetragen,
der durchaus nichts zu wünſchen übrig ließ. Ueber-
haupt zeugte die Auffaſſung und Durchführung der
Recha abermals von einem ernſten und eifrigen Stu-
dium, wie es bereits in den wenige Tage zuvor gege-
benen “Hugenotten” an der von ihr vorgeſtellten Va-
lentine aufs Unverkennbarſte zu bemerken war.
Jhr wetteifernd zur Seite ſtand in der letzgenannten
Oper Dem. Liebhart, die bereits als Königin der Nacht
in der “Zauberflöte” ſich dem hieſigen Publicum vor-
theilhaft empfohlen hatte, in der Rolle der Margarethe
v. Valois aber als eine Bravourſängerin des erſten
Ranges ſich bewährte. Es wird ſich Gelegenheit fin-
den, auf die außergewöhnliche Virtuoſität ihres Ge-
ſanges zurückzukommen, da in Folge der glänzenden
Aufnahme, welche beide hier erwähnten Opern gefun-
den, ohne Zweifel eine baldige Wiederholung derſelben
ſtattfinden dürfte.
Ein neues Ballet: “Catarina, oder: Die Tochter
des Banditen” iſt am Mittewochen, den 3 Mai, in
ſehr gefälliger, ſceniſcher Ausſtattung gegeben und mit
rauſchendem Beifall aufgenommen worden. Das ſchon
mehrfach für ähnliche Zwecke benutzte romantiſche
Abentheuer, welches dem unter eine Banditenbande
gerathenen Maler Salvator Roſa angeblich zuge-
ſtoßen, hat hier abermals zu einer höchſt anſprechen-
den Reihenfolge ſich leicht und zwanglos mit einander
verbindender Scenen und Situationen den mit ſach-
kundiger Umſicht bearbeiteten Stoff geliefert. Auch
läßt es Dem. Grahn als Banditen-Königin (?) nicht
daran fehlen, in den mannigfachen Gattungen des
Tanzes, zu deren charakteriſtiſchen Veranſchaulichung
ſich hier Gelegenheit darbietet, den ganzen Umfang
und Zauber ihrer Kunſt zu entwickeln. Die ſtolze
Sicherheit und Präciſion in dem, aus militäriſchen
Evolutionen und Tänzen beſtehenden pas stratégique,
die bewundernswerthe Gewandtheit, Leichtigkeit und
Gliederbeweglichkeit in der Saltarella, die Reinheit und
Anmuth der plaſtiſchen Attitüden in der großen Mo-
dell-Scene und die graciöſe Kunſtfertigkeit im Grand
pas du Masque können nur durch die unmittelbare
Betrachtung, nicht aber durch die nachträgliche Be-
ſchreibung gehörig erkannt und gewürdigt werden.
Keineswegs mit Stillſchweigen zu übergehen iſt indeß
hierbei die ſorgſame und fleißige Unterſtützung, die
Dem. Grahn namentlich an den Damen Riſa, Pau-
line und Marie Wieland, Corens und den HH.
Maximilien und Rathgeber in dem Ballet findet, das
noch außerdem durch die zu ihm gehörige heitere und
lebensfriſche Muſik von Deldevère aufs Vortheilhafteſte
ſich empfiehlt.
Herausgegeben von Runkel.
Amtliche Bekanntmachungen.
Sonnabend den 6. Mai 1848
Verſammlung E. Ehrb. Kaufmanns
auf dem Börſenſaal
2¼ Uhr Nachmittags.
Wahl eines Commerz-Deputirten.
Decrete des Senats.
Den 4. Mai: Jn Sachen G. F. Dittmer. — J. H.
Meyer. — C. S. P. Schmidt. — L. Frahm. — J. J. C.
Grothjahn.
Erkenntniſſe des Handelsgerichts.
Erſte Kammer.
Den 4. Mai: Jn Sachen Natorp Gabriel & Co. c.
E. Strother. — W. Lauw mand. nom. Capt. J. Holmes,
Schiff Peru, c. J. Taylor. — J. H. J. Stechmann Erben
c. J. G. N. Wendler. — J. Cohn c. Hrn. Drem. L. Jo-
nasſohn mand. nom. — H. W. Dieckmann c. C. W.
Möller, M. J. C. Möller’s Nachfolger, als ꝛc. — Hrn.
G. Wieler c. J. Heine Söhne. — S. Hannover. — S. L.
Behrens & Co. in Mancheſter. — Curat. bonorum H. D.
Steffens.
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