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Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 107, Hamburg, 5. Julii 1771.

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[Spaltenumbruch] jewo. Dieses Commando wurde von der Attaque gegen
Pultusk allarmiret, und marschirte mit allen, bis auf
die Kranken, zur Unterstützung nach Pultusk. So bald
die Conföderirten dieses bemerkten, so unterhielten sie
die angefangene Attaque nur zum Schein, und fielen
die im Marsch begriffenen mit allen übrigen auf einmal
an. Das Commando erreichte indessen seine alten Ver-
schanzungen, die es sich sonst bedienet hatte, ehe die neuen
angeleget wurden, und vertheidigte sich aus solchen,
bis die Conföderirten, die abgesessen waren, und Sturm
liefen, ermüdeten, und von der Attaque abließen. Wäh-
rend derselben Attaque detaschirten sie nach der Ver-
schanzung bey Karnjewo, aus welcher die Russen ihren
Marsch angetreten. Sie nahmen solche, da wenige
Kranke darinn waren, ein, und bemächtigten sich der
zurückgebliebenen Bagage und Geräthschaften; und
sollen, außer denen in der Verschanzung erbauten Ca-
sernen, noch die nahe gelegenen Scheunen und Ställe
verbrannt haben. Auch soll die Verschanzung selbst
beschädiget seyn. Mit den nächsten Briefen wird
der Verlust und nähere Umstände mit Gewißheit
gemeldet werden können. Indessen ist das gewiß, daß
der Herr General von der Goltz, ehemaliger Marschall
der Dißidentischen Conföderation zu Thoren, auf sei-
ner Hinreise aus Preußen nach Warschau nur wenige
Augenblicke vor der Ankunft der Conföderirten das
Schloß zu Pultusk erreicht hat; wie auch die beyden
mit Geld beladene nach Warschau bestimmte Wagen,
welche einen Tag früher Pultusk paßiret hatten, über
die Narw in Sicherheit gekommen, ungeachtet die Con-
föderirten ihrer Spur nachgeschickt haben. Auf beyde
scheint vielleicht dieser Versuch angesehen gewesen zu
seyn, der sich hernach mit der Attaque der Verschan-
zungen geendigt. Die Sicherheit der Landstraße ist
aber noch nicht hergestellet, weil gestern Abend noch der
erste Rußische Posten an der Gränze aus Korschellen
wieder nach Praschnitz zur Unterstützung marschiren
müssen; wie denn auch der Herr Oberste von Rönne,
der nur heute an der Gränze aus Posen angekommen,
um nach Warschau zu gehen, Halte gemacht hat.


Da, nach erhaltener Ordre von Warschau, der Herr
Oberstlieutenant von Lange, vom Cargapolschen Cara-
Binier-Regiment, sich von hier nach Calisch in Marsch
setzte, und einige Meilen von hier Nachricht erhielt, daß
sich ein starker Trupp Conföderirte in der Gegend von
Kalisch aufhielt; so machte dieser unermüdete und brave
Officier sogleich seine Disposition, diesen Trupp, wo
möglich, anzugreifen und zu schlagen, welches ihm
auch nach Wunsch gelungen ist. Er machte mit seiner
leichten Cavallerie einen forcirten Marsch von 12 Meilen,
hob unterwegs alle ausgeschickte Spions glücklich auf,
und kam dem Herrn Regimentarius Sieraszewska so
unvermuthet auf den Hals, daß er ihn mit Verlust von
200 Todten und 100 Gefangenen schlug. Unter den
Gefangenen befinden sich 2 Rittmeister, Chodabski und
Kaminski, 3 Lieutenants, 2 Fähnrichs und 9 Unteroffi-
ciers. Die Disposition des Herrn Oberstlieutenants
war ausnehmend. Da der Feind sich so postirt hatte,
daß ihm nicht beyzukommen war, so gieng er mit seinem
Corps durch einen tiefen Fluß, welches der Feind ohne
Lebensgefahr für unmöglich hielt; und so kam er ihm
so unvermuthet auf den Hals, daß nur wenige, so sich
mit dem Regimentarius, welcher schwer bleßirt ist, mit der
Flucht gerettet, theils getödtet, theils gefangen worden.
Die Gefangenen sollen morgen hier eingebracht werden.

[Spaltenumbruch]

Bey dem hiesigen theuren Preise des Getraides, da
100 Pfund nahe auf 7 Thaler gestiegen sind, hat ein gut-
meindender Ungenannter eine sichere Anleitung auf ei-
nem Bogen abdrucken lassen, wie man bey diesen theuren
Zeiten wohlfeil und gut leben könne. Sein Anschlag
geht auf eine Suppe, worinn Reiß, Kartoffeln, Kürbis,
gelbe und gemeine Rüben, mit etwas Brodt und But-
ter gekocht werden. Mit 44 Pf. davon können 20 er-
wachsene Personen 2 Tage lang leben, wobey der Auf-
wand etwas weniges höher als auf einen Gulden steigt.
Der Herr Landvoigt Engel hat diesen Bogen in das
Französische übersetzt, und mit einigen Vermehrungen
abdrucken lassen. Er hat auch veranstaltet, daß zu Nion
in 3 Kesseln diese nahrhafte Suppe für die Armen ge-
sotten wird.


Am 21sten, früh um halb 5 Uhr, sind unsere gnä-
digst regierende Gräfinn und Frau, Frau Johanne
Alexandrine Charlotte Henriette, Gräfinn zu Stollberg, etc.
gebohrne Gräfinn von Flemming, von einem gesunden
und wohlgebildeten Grafen, welchem bey dem noch sel-
bigen Tages vorgenommenen Tauf-Actu die Namen
Joseph Christian Ernst Ludwig beygelegt sind, zum
Vergnügen des ganzen Hochgräfl. Hauses, und zur Freude
der Unterthanen glücklich entbunden worden.


In dem Reichshofraths Concluso vom 11ten dieses
über die Klage wegen der wider die Reichsversamm-
lung und Reichsstadt Regenspurg angelegte Churbayeri-
sche Getraid- und Victualien-Sperre, wird Sr. Chur-
fürstl. Durchl. von Bayern aufgeleget, die Sperre
ohne allen Verzug wiederum aufzuheben, die Gesandt-
schaften bey ihren Freyheiten, und die Stadt Regenspurg
bei ihrem hergebrachten Incolat-Recht ruhig zu las-
sen, mit dem Bedeuten, daß zu Handhabung dieser
Kayserl. Verordnungen die Manutenenz-Commißion auf
den Herrn Erzbischof zu Salzburg, wie auch eventua-
liter auf den Oesterreichischen Kreiß erkannt worden
sey. Dem Herrn Erzbischof zu Salzburg wird also
vermöge des weitern Inhalts dieses Conclusi aufgetra-
gen, diese Sperre, wenn solche Chur-Bayern nicht selbst
sogleich aufheben sollte, mann militariy ohne Zulassung
einiger Frist abzuschaffen, und falls hierzu eine weitere
Beyhülfe nöthig seyn sollte, die Anzeige hievon dem
Oesterreichischen Kreiß zu thun; daher auch wegen der
allenfalls nöthigen Aßistenz-Leistung an der Kayserinn-
KöniginnMajestät als ausschreibenden Fürsten des Oester-
reichischen Kreises zugleich ein Kayserl. Rescript ergangen.

Man siehet jetzt ein Reichshofraths-Conclusum vom
14ten May, in Sachen der Katholischen Gemeinde zu
Bremen gegen den Magistrat daselbst, punEto Grava-
minum Religionis
, Kraft dessen 1) der von Bürger-
meister und Rath zu Bremen erstattete allerunterthä-
nigste Bericht ad AEta gelegt werden sollen, und solcher
Anton Fulardi und Consorten, auf Anmelden, aus der
Kanzeley, jedoch bloß zur Notiz, abschriftlich mitgethei-
let werden können; 2) hierauf und auf die vom Magi-
strat darinn gethane Erklärung verwiesen worden ist.


In der vorigen Woche ist ein Recruten-Transport
von 600 Mann aus Böhmen hier angelangt, und von
Sr. Majestät, dem Kayser, in Begleitung der Herren
Feldmarschälle, Grafen von Lascy und Thierheim, in
Augenschein genommen, und hierauf weiter nach Ungarn
abgeschickt worden; wobey zugleich die Nachricht mit

[Spaltenumbruch] jewo. Dieſes Commando wurde von der Attaque gegen
Pultusk allarmiret, und marſchirte mit allen, bis auf
die Kranken, zur Unterſtuͤtzung nach Pultusk. So bald
die Confoͤderirten dieſes bemerkten, ſo unterhielten ſie
die angefangene Attaque nur zum Schein, und fielen
die im Marſch begriffenen mit allen uͤbrigen auf einmal
an. Das Commando erreichte indeſſen ſeine alten Ver-
ſchanzungen, die es ſich ſonſt bedienet hatte, ehe die neuen
angeleget wurden, und vertheidigte ſich aus ſolchen,
bis die Confoͤderirten, die abgeſeſſen waren, und Sturm
liefen, ermuͤdeten, und von der Attaque abließen. Waͤh-
rend derſelben Attaque detaſchirten ſie nach der Ver-
ſchanzung bey Karnjewo, aus welcher die Ruſſen ihren
Marſch angetreten. Sie nahmen ſolche, da wenige
Kranke darinn waren, ein, und bemaͤchtigten ſich der
zuruͤckgebliebenen Bagage und Geraͤthſchaften; und
ſollen, außer denen in der Verſchanzung erbauten Ca-
ſernen, noch die nahe gelegenen Scheunen und Staͤlle
verbrannt haben. Auch ſoll die Verſchanzung ſelbſt
beſchaͤdiget ſeyn. Mit den naͤchſten Briefen wird
der Verluſt und naͤhere Umſtaͤnde mit Gewißheit
gemeldet werden koͤnnen. Indeſſen iſt das gewiß, daß
der Herr General von der Goltz, ehemaliger Marſchall
der Dißidentiſchen Confoͤderation zu Thoren, auf ſei-
ner Hinreiſe aus Preußen nach Warſchau nur wenige
Augenblicke vor der Ankunft der Confoͤderirten das
Schloß zu Pultusk erreicht hat; wie auch die beyden
mit Geld beladene nach Warſchau beſtimmte Wagen,
welche einen Tag fruͤher Pultusk paßiret hatten, uͤber
die Narw in Sicherheit gekommen, ungeachtet die Con-
foͤderirten ihrer Spur nachgeſchickt haben. Auf beyde
ſcheint vielleicht dieſer Verſuch angeſehen geweſen zu
ſeyn, der ſich hernach mit der Attaque der Verſchan-
zungen geendigt. Die Sicherheit der Landſtraße iſt
aber noch nicht hergeſtellet, weil geſtern Abend noch der
erſte Rußiſche Poſten an der Graͤnze aus Korſchellen
wieder nach Praſchnitz zur Unterſtuͤtzung marſchiren
muͤſſen; wie denn auch der Herr Oberſte von Roͤnne,
der nur heute an der Graͤnze aus Poſen angekommen,
um nach Warſchau zu gehen, Halte gemacht hat.


Da, nach erhaltener Ordre von Warſchau, der Herr
Oberſtlieutenant von Lange, vom Cargapolſchen Cara-
Binier-Regiment, ſich von hier nach Caliſch in Marſch
ſetzte, und einige Meilen von hier Nachricht erhielt, daß
ſich ein ſtarker Trupp Confoͤderirte in der Gegend von
Kaliſch aufhielt; ſo machte dieſer unermuͤdete und brave
Officier ſogleich ſeine Diſpoſition, dieſen Trupp, wo
moͤglich, anzugreifen und zu ſchlagen, welches ihm
auch nach Wunſch gelungen iſt. Er machte mit ſeiner
leichten Cavallerie einen forcirten Marſch von 12 Meilen,
hob unterwegs alle ausgeſchickte Spions gluͤcklich auf,
und kam dem Herrn Regimentarius Sieraszewska ſo
unvermuthet auf den Hals, daß er ihn mit Verluſt von
200 Todten und 100 Gefangenen ſchlug. Unter den
Gefangenen befinden ſich 2 Rittmeiſter, Chodabski und
Kaminski, 3 Lieutenants, 2 Faͤhnrichs und 9 Unteroffi-
ciers. Die Diſpoſition des Herrn Oberſtlieutenants
war ausnehmend. Da der Feind ſich ſo poſtirt hatte,
daß ihm nicht beyzukommen war, ſo gieng er mit ſeinem
Corps durch einen tiefen Fluß, welches der Feind ohne
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ſo unvermuthet auf den Hals, daß nur wenige, ſo ſich
mit dem Regimentarius, welcher ſchwer bleßirt iſt, mit der
Flucht gerettet, theils getoͤdtet, theils gefangen worden.
Die Gefangenen ſollen morgen hier eingebracht werden.

[Spaltenumbruch]

Bey dem hieſigen theuren Preiſe des Getraides, da
100 Pfund nahe auf 7 Thaler geſtiegen ſind, hat ein gut-
meindender Ungenannter eine ſichere Anleitung auf ei-
nem Bogen abdrucken laſſen, wie man bey dieſen theuren
Zeiten wohlfeil und gut leben koͤnne. Sein Anſchlag
geht auf eine Suppe, worinn Reiß, Kartoffeln, Kuͤrbis,
gelbe und gemeine Ruͤben, mit etwas Brodt und But-
ter gekocht werden. Mit 44 Pf. davon koͤnnen 20 er-
wachſene Perſonen 2 Tage lang leben, wobey der Auf-
wand etwas weniges hoͤher als auf einen Gulden ſteigt.
Der Herr Landvoigt Engel hat dieſen Bogen in das
Franzoͤſiſche uͤberſetzt, und mit einigen Vermehrungen
abdrucken laſſen. Er hat auch veranſtaltet, daß zu Nion
in 3 Keſſeln dieſe nahrhafte Suppe fuͤr die Armen ge-
ſotten wird.


Am 21ſten, fruͤh um halb 5 Uhr, ſind unſere gnaͤ-
digſt regierende Graͤfinn und Frau, Frau Johanne
Alexandrine Charlotte Henriette, Graͤfinn zu Stollberg, ꝛc.
gebohrne Graͤfinn von Flemming, von einem geſunden
und wohlgebildeten Grafen, welchem bey dem noch ſel-
bigen Tages vorgenommenen Tauf-Actu die Namen
Joſeph Chriſtian Ernſt Ludwig beygelegt ſind, zum
Vergnuͤgen des ganzen Hochgraͤfl. Hauſes, und zur Freude
der Unterthanen gluͤcklich entbunden worden.


In dem Reichshofraths Concluſo vom 11ten dieſes
uͤber die Klage wegen der wider die Reichsverſamm-
lung und Reichsſtadt Regenſpurg angelegte Churbayeri-
ſche Getraid- und Victualien-Sperre, wird Sr. Chur-
fuͤrſtl. Durchl. von Bayern aufgeleget, die Sperre
ohne allen Verzug wiederum aufzuheben, die Geſandt-
ſchaften bey ihren Freyheiten, und die Stadt Regenſpurg
bei ihrem hergebrachten Incolat-Recht ruhig zu laſ-
ſen, mit dem Bedeuten, daß zu Handhabung dieſer
Kayſerl. Verordnungen die Manutenenz-Commißion auf
den Herrn Erzbiſchof zu Salzburg, wie auch eventua-
liter auf den Oeſterreichiſchen Kreiß erkannt worden
ſey. Dem Herrn Erzbiſchof zu Salzburg wird alſo
vermoͤge des weitern Inhalts dieſes Concluſi aufgetra-
gen, dieſe Sperre, wenn ſolche Chur-Bayern nicht ſelbſt
ſogleich aufheben ſollte, mann militariy ohne Zulaſſung
einiger Friſt abzuſchaffen, und falls hierzu eine weitere
Beyhuͤlfe noͤthig ſeyn ſollte, die Anzeige hievon dem
Oeſterreichiſchen Kreiß zu thun; daher auch wegen der
allenfalls noͤthigen Aßiſtenz-Leiſtung an der Kayſerinn-
KoͤniginnMajeſtaͤt als ausſchreibenden Fuͤrſten des Oeſter-
reichiſchen Kreiſes zugleich ein Kayſerl. Reſcript ergangen.

Man ſiehet jetzt ein Reichshofraths-Concluſum vom
14ten May, in Sachen der Katholiſchen Gemeinde zu
Bremen gegen den Magiſtrat daſelbſt, punƐto Grava-
minum Religionis
, Kraft deſſen 1) der von Buͤrger-
meiſter und Rath zu Bremen erſtattete allerunterthaͤ-
nigſte Bericht ad AƐta gelegt werden ſollen, und ſolcher
Anton Fulardi und Conſorten, auf Anmelden, aus der
Kanzeley, jedoch bloß zur Notiz, abſchriftlich mitgethei-
let werden koͤnnen; 2) hierauf und auf die vom Magi-
ſtrat darinn gethane Erklaͤrung verwieſen worden iſt.


In der vorigen Woche iſt ein Recruten-Tranſport
von 600 Mann aus Boͤhmen hier angelangt, und von
Sr. Majeſtaͤt, dem Kayſer, in Begleitung der Herren
Feldmarſchaͤlle, Grafen von Laſcy und Thierheim, in
Augenſchein genommen, und hierauf weiter nach Ungarn
abgeſchickt worden; wobey zugleich die Nachricht mit

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[[2]/0002] jewo. Dieſes Commando wurde von der Attaque gegen Pultusk allarmiret, und marſchirte mit allen, bis auf die Kranken, zur Unterſtuͤtzung nach Pultusk. So bald die Confoͤderirten dieſes bemerkten, ſo unterhielten ſie die angefangene Attaque nur zum Schein, und fielen die im Marſch begriffenen mit allen uͤbrigen auf einmal an. Das Commando erreichte indeſſen ſeine alten Ver- ſchanzungen, die es ſich ſonſt bedienet hatte, ehe die neuen angeleget wurden, und vertheidigte ſich aus ſolchen, bis die Confoͤderirten, die abgeſeſſen waren, und Sturm liefen, ermuͤdeten, und von der Attaque abließen. Waͤh- rend derſelben Attaque detaſchirten ſie nach der Ver- ſchanzung bey Karnjewo, aus welcher die Ruſſen ihren Marſch angetreten. Sie nahmen ſolche, da wenige Kranke darinn waren, ein, und bemaͤchtigten ſich der zuruͤckgebliebenen Bagage und Geraͤthſchaften; und ſollen, außer denen in der Verſchanzung erbauten Ca- ſernen, noch die nahe gelegenen Scheunen und Staͤlle verbrannt haben. Auch ſoll die Verſchanzung ſelbſt beſchaͤdiget ſeyn. Mit den naͤchſten Briefen wird der Verluſt und naͤhere Umſtaͤnde mit Gewißheit gemeldet werden koͤnnen. Indeſſen iſt das gewiß, daß der Herr General von der Goltz, ehemaliger Marſchall der Dißidentiſchen Confoͤderation zu Thoren, auf ſei- ner Hinreiſe aus Preußen nach Warſchau nur wenige Augenblicke vor der Ankunft der Confoͤderirten das Schloß zu Pultusk erreicht hat; wie auch die beyden mit Geld beladene nach Warſchau beſtimmte Wagen, welche einen Tag fruͤher Pultusk paßiret hatten, uͤber die Narw in Sicherheit gekommen, ungeachtet die Con- foͤderirten ihrer Spur nachgeſchickt haben. Auf beyde ſcheint vielleicht dieſer Verſuch angeſehen geweſen zu ſeyn, der ſich hernach mit der Attaque der Verſchan- zungen geendigt. Die Sicherheit der Landſtraße iſt aber noch nicht hergeſtellet, weil geſtern Abend noch der erſte Rußiſche Poſten an der Graͤnze aus Korſchellen wieder nach Praſchnitz zur Unterſtuͤtzung marſchiren muͤſſen; wie denn auch der Herr Oberſte von Roͤnne, der nur heute an der Graͤnze aus Poſen angekommen, um nach Warſchau zu gehen, Halte gemacht hat. Poſen, den 26 Junii. Da, nach erhaltener Ordre von Warſchau, der Herr Oberſtlieutenant von Lange, vom Cargapolſchen Cara- Binier-Regiment, ſich von hier nach Caliſch in Marſch ſetzte, und einige Meilen von hier Nachricht erhielt, daß ſich ein ſtarker Trupp Confoͤderirte in der Gegend von Kaliſch aufhielt; ſo machte dieſer unermuͤdete und brave Officier ſogleich ſeine Diſpoſition, dieſen Trupp, wo moͤglich, anzugreifen und zu ſchlagen, welches ihm auch nach Wunſch gelungen iſt. Er machte mit ſeiner leichten Cavallerie einen forcirten Marſch von 12 Meilen, hob unterwegs alle ausgeſchickte Spions gluͤcklich auf, und kam dem Herrn Regimentarius Sieraszewska ſo unvermuthet auf den Hals, daß er ihn mit Verluſt von 200 Todten und 100 Gefangenen ſchlug. Unter den Gefangenen befinden ſich 2 Rittmeiſter, Chodabski und Kaminski, 3 Lieutenants, 2 Faͤhnrichs und 9 Unteroffi- ciers. Die Diſpoſition des Herrn Oberſtlieutenants war ausnehmend. Da der Feind ſich ſo poſtirt hatte, daß ihm nicht beyzukommen war, ſo gieng er mit ſeinem Corps durch einen tiefen Fluß, welches der Feind ohne Lebensgefahr fuͤr unmoͤglich hielt; und ſo kam er ihm ſo unvermuthet auf den Hals, daß nur wenige, ſo ſich mit dem Regimentarius, welcher ſchwer bleßirt iſt, mit der Flucht gerettet, theils getoͤdtet, theils gefangen worden. Die Gefangenen ſollen morgen hier eingebracht werden. Zuͤrch, den 25 Junii. Bey dem hieſigen theuren Preiſe des Getraides, da 100 Pfund nahe auf 7 Thaler geſtiegen ſind, hat ein gut- meindender Ungenannter eine ſichere Anleitung auf ei- nem Bogen abdrucken laſſen, wie man bey dieſen theuren Zeiten wohlfeil und gut leben koͤnne. Sein Anſchlag geht auf eine Suppe, worinn Reiß, Kartoffeln, Kuͤrbis, gelbe und gemeine Ruͤben, mit etwas Brodt und But- ter gekocht werden. Mit 44 Pf. davon koͤnnen 20 er- wachſene Perſonen 2 Tage lang leben, wobey der Auf- wand etwas weniges hoͤher als auf einen Gulden ſteigt. Der Herr Landvoigt Engel hat dieſen Bogen in das Franzoͤſiſche uͤberſetzt, und mit einigen Vermehrungen abdrucken laſſen. Er hat auch veranſtaltet, daß zu Nion in 3 Keſſeln dieſe nahrhafte Suppe fuͤr die Armen ge- ſotten wird. Stollberg, den 28 Junii. Am 21ſten, fruͤh um halb 5 Uhr, ſind unſere gnaͤ- digſt regierende Graͤfinn und Frau, Frau Johanne Alexandrine Charlotte Henriette, Graͤfinn zu Stollberg, ꝛc. gebohrne Graͤfinn von Flemming, von einem geſunden und wohlgebildeten Grafen, welchem bey dem noch ſel- bigen Tages vorgenommenen Tauf-Actu die Namen Joſeph Chriſtian Ernſt Ludwig beygelegt ſind, zum Vergnuͤgen des ganzen Hochgraͤfl. Hauſes, und zur Freude der Unterthanen gluͤcklich entbunden worden. Regenſpurg, den 27 Junii. In dem Reichshofraths Concluſo vom 11ten dieſes uͤber die Klage wegen der wider die Reichsverſamm- lung und Reichsſtadt Regenſpurg angelegte Churbayeri- ſche Getraid- und Victualien-Sperre, wird Sr. Chur- fuͤrſtl. Durchl. von Bayern aufgeleget, die Sperre ohne allen Verzug wiederum aufzuheben, die Geſandt- ſchaften bey ihren Freyheiten, und die Stadt Regenſpurg bei ihrem hergebrachten Incolat-Recht ruhig zu laſ- ſen, mit dem Bedeuten, daß zu Handhabung dieſer Kayſerl. Verordnungen die Manutenenz-Commißion auf den Herrn Erzbiſchof zu Salzburg, wie auch eventua- liter auf den Oeſterreichiſchen Kreiß erkannt worden ſey. Dem Herrn Erzbiſchof zu Salzburg wird alſo vermoͤge des weitern Inhalts dieſes Concluſi aufgetra- gen, dieſe Sperre, wenn ſolche Chur-Bayern nicht ſelbſt ſogleich aufheben ſollte, mann militariy ohne Zulaſſung einiger Friſt abzuſchaffen, und falls hierzu eine weitere Beyhuͤlfe noͤthig ſeyn ſollte, die Anzeige hievon dem Oeſterreichiſchen Kreiß zu thun; daher auch wegen der allenfalls noͤthigen Aßiſtenz-Leiſtung an der Kayſerinn- KoͤniginnMajeſtaͤt als ausſchreibenden Fuͤrſten des Oeſter- reichiſchen Kreiſes zugleich ein Kayſerl. Reſcript ergangen. Man ſiehet jetzt ein Reichshofraths-Concluſum vom 14ten May, in Sachen der Katholiſchen Gemeinde zu Bremen gegen den Magiſtrat daſelbſt, punƐto Grava- minum Religionis, Kraft deſſen 1) der von Buͤrger- meiſter und Rath zu Bremen erſtattete allerunterthaͤ- nigſte Bericht ad AƐta gelegt werden ſollen, und ſolcher Anton Fulardi und Conſorten, auf Anmelden, aus der Kanzeley, jedoch bloß zur Notiz, abſchriftlich mitgethei- let werden koͤnnen; 2) hierauf und auf die vom Magi- ſtrat darinn gethane Erklaͤrung verwieſen worden iſt. Wien, den 26 Junii. In der vorigen Woche iſt ein Recruten-Tranſport von 600 Mann aus Boͤhmen hier angelangt, und von Sr. Majeſtaͤt, dem Kayſer, in Begleitung der Herren Feldmarſchaͤlle, Grafen von Laſcy und Thierheim, in Augenſchein genommen, und hierauf weiter nach Ungarn abgeſchickt worden; wobey zugleich die Nachricht mit

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Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz, Fabienne Wollny: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-07T12:30:46Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 107, Hamburg, 5. Julii 1771, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1070507_1771/2>, abgerufen am 21.11.2024.