Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 105, Hamburg, 2. Julii 1771.[Spaltenumbruch]
Erzählung soll bloß dazu dienen, um
Ew. Excellenz zu Da ich nun von besagtem Fahrzeuge sowol Mund- Bey allen Europäischen Nationen ist ein
merklicher Es ist das erstemal in meinem Leben, daß ich den
Ca- Ueber die beyden Artikel, welche Ihre ganze
Aufmerk- Hieraus erkenne ich, daß die Deputirten von
Smirna Als ich den 28sten April bey den Inseln Le
Sapienze Im May kam ein Französisches Fahrzeug zu
Navarins Als ich mich den 9ten Junii in den Gewässern von
Cerigo Den 1sten Julii wurde Capitain Villeneuve, der
von Den 20sten wurde eine Polacre visitiret, die
unter Den 29sten Julii lief Capitain Pasquale Antonio, [Spaltenumbruch]
Erzaͤhlung ſoll bloß dazu dienen, um
Ew. Excellenz zu Da ich nun von beſagtem Fahrzeuge ſowol Mund- Bey allen Europaͤiſchen Nationen iſt ein
merklicher Es iſt das erſtemal in meinem Leben, daß ich den
Ca- Ueber die beyden Artikel, welche Ihre ganze
Aufmerk- Hieraus erkenne ich, daß die Deputirten von
Smirna Als ich den 28ſten April bey den Inſeln Le
Sapienze Im May kam ein Franzoͤſiſches Fahrzeug zu
Navarins Als ich mich den 9ten Junii in den Gewaͤſſern von
Cerigo Den 1ſten Julii wurde Capitain Villeneuve, der
von Den 20ſten wurde eine Polacre viſitiret, die
unter Den 29ſten Julii lief Capitain Paſquale Antonio, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="letter"> <p><pb facs="#f0003" n="[3]"/><cb/> Erzaͤhlung ſoll bloß dazu dienen, um Ew. Excellenz zu<lb/> uͤberfuͤhren, daß ich eben keine lange Unterſuchung noͤ-<lb/> thig gehabt habe, ob das Korn, die Feuerſteine, und<lb/> andere Waaren nach Coron, oder nach einem andern<lb/> feindlichen Ort beſtimmt waren, um mir das Recht an-<lb/> zumaßen, ſie zu confiſciren, da ſelbſt die Erklaͤrung des<lb/> Capitain Jordans mir hinlaͤngliche Macht dazu gab.<lb/> Man hat Ihnen auch eine ganz falſche Nachricht gege-<lb/> ben, wenn man geſagt hat, daß die Tuͤrkiſchen Paſſa-<lb/> giers unbewaffnet geweſen. Sie waren nicht nur be-<lb/> waffnet, ſondern viele von ihnen haben ſogar bekannt,<lb/> daß ſie auf dem Wege waͤren, wider unſere Armee zu<lb/> Lande zu dienen.</p><lb/> <p>Da ich nun von beſagtem Fahrzeuge ſowol Mund-<lb/> und Kriegsproviſion, als auch die Soldaten, die meine<lb/> Feinde ſind, genommen; ſo glaube ich nicht, daß man<lb/> Gruͤnde finden koͤnne, welche Ew. Excellenz berechtigen<lb/> koͤnnten, ihre Zuruͤckgabe zu verlangen. Ich glaube im<lb/> Gegentheil alle Gruͤnde auf meiner Seite zu haben, um<lb/> mein Betragen zu rechtfertigen, und Ihre Forderungen<lb/> aufzuheben. Die Evidenz derſelben laͤßt mich hoffen,<lb/> daß Ihre Gerechtigkeit und Klugheit ſelbige fuͤr uͤber-<lb/> zeugend halten werde.</p><lb/> <p>Bey allen Europaͤiſchen Nationen iſt ein merklicher<lb/> Unterſchied in den Staͤnden, ſo daß ſich niemand darinn<lb/> irren kann. Aber in den Laͤndern, die unter Tuͤrkiſcher<lb/> Bothmaͤßigkeit ſtehen, ſind ſie ſo ſehr verwirrt, daß die<lb/> groͤßte Scharfſichtigkeit, auch ſelbſt von Ew. Excellenz,<lb/> große Muͤhe haben wuͤrde, die Grenzen davon zu unter-<lb/> ſcheiden. Ein Janitſchar, zum Exempel, iſt ein Kauf-<lb/> mann, und ein gewiſſer anderer ein Soldat. Es iſt<lb/> noch nicht lange, daß ihre buͤrgerlichen Richter in den<lb/> Staͤdten und auf dem Lande, ohne aus Noth dazu ge-<lb/> drungen zu ſeyn, die Waffen ergriffen, und ſie mit ſol-<lb/> cher Geſchicklichkeit fuͤhrten, als wenn ſie Soldaten vom<lb/> Metier waͤren. Noch mehr, ſie fuͤhrten ſogar die an-<lb/> dern zum Kriege an, wovon ich ſelbſt in Morea und in<lb/> andern Tuͤrkiſchen Provinzen Beyſpiele geſehen. Auf<lb/> der andern Seite haben ſie weder Reiſepaͤſſe, noch ſonſt<lb/> Patente, ſchweifen von einem Ort zum andern herum,<lb/> und laſſen ſich ſo nennen, wie es ihr Vortheil erfordert.<lb/> Heute iſt der eine ein Kaufmann, morgen wird er Cadi,<lb/> und uͤbermorgen Soldat. Heute laͤßt man in einer<lb/> Veſtung 1000 Kaufleute, morgen werden 1000 Solda-<lb/> ten daraus, welche wider uns fechten werden.</p><lb/> <p>Es iſt das erſtemal in meinem Leben, daß ich den Ca-<lb/> pitain Claudio Michele nennen hoͤre, von welchem Ew.<lb/> Excellenz reden, und zum erſtenmale erfahre ich, daß ein<lb/> Grieche, Namens Niccola, wirklich iſt, der Urſache an<lb/> dieſem Ungluͤcke geweſen. Die Declaration des Capitains,<lb/> welche Sie meinem Briefe mit angeſchloſſen haben, ge-<lb/> hoͤret mir ſo wenig, als Ihnen. Vermuthlich hat ein<lb/> Corſar mit dem gedachten Fahrzeuge anbinden wollen,<lb/> fuͤr deſſen Betragen ich aber keine Gruͤnde anfuͤhren<lb/> kann, so wenig Ew. Excellenz es thun koͤnnen.</p><lb/> <p>Ueber die beyden Artikel, welche Ihre ganze Aufmerk-<lb/> ſamkeit an ſich gezogen, muß ich zuerſt ſagen, daß die<lb/> Rußiſchen Kriegsſchiffe ſich nicht ein beſonderes Recht<lb/> anmaßen, neutrale Fahrzeuge auf eine uneingeſchraͤnkte<lb/> Zeit anzuhalten. Sie eignen ſich nur eben das Recht<lb/> zu, was die Franzoͤſiſchen Kriegsſchiffe haben, naͤmlich<lb/> ſolche Fahrzeuge 24 Stunden anzuhalten; und wenn die<lb/> Umſtaͤnde eine laͤngere Zeit erfordern, ſo wird ihnen<lb/> dieſe Verzoͤgerung, nach Proportion der bedungenen<lb/> Fracht bezahlet.</p><lb/> <p>Hieraus erkenne ich, daß die Deputirten von Smirna<lb/><cb/> bey Ew. Excellenz in ihrer Erzaͤhlung nicht genau und<lb/> richtig genug geweſen ſind. Damit ich Sie nun in<lb/> Abſicht dieſes Gegenſtandes fuͤr jetzt beruhige, und fuͤrs<lb/> kuͤnftige aͤhnlichen Erzaͤhlungen bey Ihnen den Zugang<lb/> verwehre; ſo will ich Ihnen eine genaue Nachricht ge-<lb/> ben, von allem dem, was bis heute mit den Franzoͤſi-<lb/> ſchen Fahrzeugen, welche ich angetroffen habe, vorge-<lb/> gangen iſt.</p><lb/> <p>Als ich den 28ſten April bey den Inſeln Le Sapienze<lb/> um 6 Uhr, des Abends, kreuzete, wurde der Herr Ad-<lb/> miral ein kleines Franzoͤſiſches Fahrzeug gewahr. Er<lb/> lies es viſitiren, worauf es ſogleich ſeinen Weg fortſetzte.</p><lb/> <p>Im May kam ein Franzoͤſiſches Fahrzeug zu Navarins<lb/> von Smirna an, an deſſen Bord ſich ein Officier dieſer<lb/> Nation befand, Namens Le Fort. Das Fahrzeug wurde ſo-<lb/> gleich frey gelaſſen; Herr Le Fort aber blieb zu Navarino,<lb/> und ward auf ſein Erſuchen in Rußiſch-Kayſerl. Dienſte<lb/> genommen. Er wurde bey verſchiedenen wichtigen Ex-<lb/> peditionen gebraucht, und richtete ſeine Auftraͤge im-<lb/> mer ſehr gut aus. Zum Ungluͤck habe ich ihn in der<lb/> Schlacht bey Chesme verlohren, wo er ſich auf dem Ad-<lb/> miralsſchiffe befand, und die unterſte Batterie comman-<lb/> dirte. Zweymal ward er verwundet, dennoch aber wollte<lb/> er ſeinen Poſten nicht verlaſſen, bis er endlich alle Sinne<lb/> verlohr. Ihr Secretair wollte gerne Nachricht von ihm<lb/> haben, und deswegen habe ich mit Fleiß dieſe kurze Er-<lb/> zaͤhlung einfließen laſſen, da ich glaube, daß Ew. Excel-<lb/> lenz ebenfalls gerne das Schickſal dieſes braven und tapfe-<lb/> ren Officiers wiſſen moͤchten. Dem Befehl meiner al-<lb/> lergnaͤdigſten Monarchinn zufolge, ſoll ich alle hervor-<lb/> ſtechende Thaten belohnen. Da ich jetzt in Abſicht des<lb/> Herrn Le Fort dies nicht thun kann, und ich gehoͤrt habe,<lb/> daß er Familie hat, die ſich eben nicht in den beſten Um-<lb/> ſtaͤnden befindet, ich aber nicht weiß, in welchem Lande<lb/> ſie ſich aufhaͤlt, und womit ich ihr am beſten helfen koͤnne;<lb/> ſo habe ich Ihren Secretair gebeten, mir bey vorfallen-<lb/> der Gelegenheit einige Nachricht davon zu ertheilen.</p><lb/> <p>Als ich mich den 9ten Junii in den Gewaͤſſern von Cerigo<lb/> aufhielt, wurden um 6 Uhr, des Abends, 3 Franzoͤſiſche<lb/> Fahrzeuge viſitirt. Das erſte war eine Polacre, comman-<lb/> dirt von Capitain Martin, welche von Smirna kam, und<lb/> nach Livorno gieng. Die zweyte, gefuͤhret von Capitain<lb/> L’eremita, kam von Alexandrien, und wollte nach Algier.<lb/> Der Capitain ſagte aus, die Ladung waͤre fuͤr Barba-<lb/> riſche Rechnung, und ungefaͤhr 28000 Piaſters werth,<lb/> ohne das baare Geld zu rechnen, welches ſeine Paſſagiers,<lb/> die alle aus der Barbarey waͤren, bey ſich haͤtten. Das<lb/> erſte Fahrzeug wurde ſogleich frey gelaſſen, und das<lb/> zweyte nach wenig Stunden. Den 21ſten waren wir in<lb/> den Gewaͤſſern bey Porto di Zia. Zwey Fahrzeuge la-<lb/> gen daſelbſt vor Anker, welche viſitiret wurden. Das<lb/> erſte war ein Franzoͤſiſches, nach Livorno beſtimmt. Man<lb/> wuͤnſchte ihm eine gluͤckliche Reiſe.</p><lb/> <p>Den 1ſten Julii wurde Capitain Villeneuve, der von<lb/> Marſeille kam, und nach Smirna wollte, angehalten.<lb/> Wir waren eben auf der Fahrt, den Feind anzugreifen.<lb/> Er ſegelte mit uns, weil er den naͤmlichen Weg nehmen<lb/> mußte, und wurde den 4ten bey Ipſera frey gelaſſen.<lb/> Zu gleicher Zeit kauften wir noch einige Waaren von<lb/> ihm, die wir ihm zu dem verlangten Preis bezahlten.</p><lb/> <p>Den 20ſten wurde eine Polacre viſitiret, die unter<lb/> Capitain Herghott von Conſtantinopel kam, und mit<lb/> einer Ladung Brennholz und 7000 Piaſters, die einem<lb/> Engliſchen Hauſe gehoͤrten, nach Alexandrien wollte.<lb/> Sie wurde den 23ſten eben dieſes Monats frey gelaſſen.</p><lb/> <p>Den 29ſten Julii lief Capitain Paſquale Antonio,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[3]/0003]
Erzaͤhlung ſoll bloß dazu dienen, um Ew. Excellenz zu
uͤberfuͤhren, daß ich eben keine lange Unterſuchung noͤ-
thig gehabt habe, ob das Korn, die Feuerſteine, und
andere Waaren nach Coron, oder nach einem andern
feindlichen Ort beſtimmt waren, um mir das Recht an-
zumaßen, ſie zu confiſciren, da ſelbſt die Erklaͤrung des
Capitain Jordans mir hinlaͤngliche Macht dazu gab.
Man hat Ihnen auch eine ganz falſche Nachricht gege-
ben, wenn man geſagt hat, daß die Tuͤrkiſchen Paſſa-
giers unbewaffnet geweſen. Sie waren nicht nur be-
waffnet, ſondern viele von ihnen haben ſogar bekannt,
daß ſie auf dem Wege waͤren, wider unſere Armee zu
Lande zu dienen.
Da ich nun von beſagtem Fahrzeuge ſowol Mund-
und Kriegsproviſion, als auch die Soldaten, die meine
Feinde ſind, genommen; ſo glaube ich nicht, daß man
Gruͤnde finden koͤnne, welche Ew. Excellenz berechtigen
koͤnnten, ihre Zuruͤckgabe zu verlangen. Ich glaube im
Gegentheil alle Gruͤnde auf meiner Seite zu haben, um
mein Betragen zu rechtfertigen, und Ihre Forderungen
aufzuheben. Die Evidenz derſelben laͤßt mich hoffen,
daß Ihre Gerechtigkeit und Klugheit ſelbige fuͤr uͤber-
zeugend halten werde.
Bey allen Europaͤiſchen Nationen iſt ein merklicher
Unterſchied in den Staͤnden, ſo daß ſich niemand darinn
irren kann. Aber in den Laͤndern, die unter Tuͤrkiſcher
Bothmaͤßigkeit ſtehen, ſind ſie ſo ſehr verwirrt, daß die
groͤßte Scharfſichtigkeit, auch ſelbſt von Ew. Excellenz,
große Muͤhe haben wuͤrde, die Grenzen davon zu unter-
ſcheiden. Ein Janitſchar, zum Exempel, iſt ein Kauf-
mann, und ein gewiſſer anderer ein Soldat. Es iſt
noch nicht lange, daß ihre buͤrgerlichen Richter in den
Staͤdten und auf dem Lande, ohne aus Noth dazu ge-
drungen zu ſeyn, die Waffen ergriffen, und ſie mit ſol-
cher Geſchicklichkeit fuͤhrten, als wenn ſie Soldaten vom
Metier waͤren. Noch mehr, ſie fuͤhrten ſogar die an-
dern zum Kriege an, wovon ich ſelbſt in Morea und in
andern Tuͤrkiſchen Provinzen Beyſpiele geſehen. Auf
der andern Seite haben ſie weder Reiſepaͤſſe, noch ſonſt
Patente, ſchweifen von einem Ort zum andern herum,
und laſſen ſich ſo nennen, wie es ihr Vortheil erfordert.
Heute iſt der eine ein Kaufmann, morgen wird er Cadi,
und uͤbermorgen Soldat. Heute laͤßt man in einer
Veſtung 1000 Kaufleute, morgen werden 1000 Solda-
ten daraus, welche wider uns fechten werden.
Es iſt das erſtemal in meinem Leben, daß ich den Ca-
pitain Claudio Michele nennen hoͤre, von welchem Ew.
Excellenz reden, und zum erſtenmale erfahre ich, daß ein
Grieche, Namens Niccola, wirklich iſt, der Urſache an
dieſem Ungluͤcke geweſen. Die Declaration des Capitains,
welche Sie meinem Briefe mit angeſchloſſen haben, ge-
hoͤret mir ſo wenig, als Ihnen. Vermuthlich hat ein
Corſar mit dem gedachten Fahrzeuge anbinden wollen,
fuͤr deſſen Betragen ich aber keine Gruͤnde anfuͤhren
kann, so wenig Ew. Excellenz es thun koͤnnen.
Ueber die beyden Artikel, welche Ihre ganze Aufmerk-
ſamkeit an ſich gezogen, muß ich zuerſt ſagen, daß die
Rußiſchen Kriegsſchiffe ſich nicht ein beſonderes Recht
anmaßen, neutrale Fahrzeuge auf eine uneingeſchraͤnkte
Zeit anzuhalten. Sie eignen ſich nur eben das Recht
zu, was die Franzoͤſiſchen Kriegsſchiffe haben, naͤmlich
ſolche Fahrzeuge 24 Stunden anzuhalten; und wenn die
Umſtaͤnde eine laͤngere Zeit erfordern, ſo wird ihnen
dieſe Verzoͤgerung, nach Proportion der bedungenen
Fracht bezahlet.
Hieraus erkenne ich, daß die Deputirten von Smirna
bey Ew. Excellenz in ihrer Erzaͤhlung nicht genau und
richtig genug geweſen ſind. Damit ich Sie nun in
Abſicht dieſes Gegenſtandes fuͤr jetzt beruhige, und fuͤrs
kuͤnftige aͤhnlichen Erzaͤhlungen bey Ihnen den Zugang
verwehre; ſo will ich Ihnen eine genaue Nachricht ge-
ben, von allem dem, was bis heute mit den Franzoͤſi-
ſchen Fahrzeugen, welche ich angetroffen habe, vorge-
gangen iſt.
Als ich den 28ſten April bey den Inſeln Le Sapienze
um 6 Uhr, des Abends, kreuzete, wurde der Herr Ad-
miral ein kleines Franzoͤſiſches Fahrzeug gewahr. Er
lies es viſitiren, worauf es ſogleich ſeinen Weg fortſetzte.
Im May kam ein Franzoͤſiſches Fahrzeug zu Navarins
von Smirna an, an deſſen Bord ſich ein Officier dieſer
Nation befand, Namens Le Fort. Das Fahrzeug wurde ſo-
gleich frey gelaſſen; Herr Le Fort aber blieb zu Navarino,
und ward auf ſein Erſuchen in Rußiſch-Kayſerl. Dienſte
genommen. Er wurde bey verſchiedenen wichtigen Ex-
peditionen gebraucht, und richtete ſeine Auftraͤge im-
mer ſehr gut aus. Zum Ungluͤck habe ich ihn in der
Schlacht bey Chesme verlohren, wo er ſich auf dem Ad-
miralsſchiffe befand, und die unterſte Batterie comman-
dirte. Zweymal ward er verwundet, dennoch aber wollte
er ſeinen Poſten nicht verlaſſen, bis er endlich alle Sinne
verlohr. Ihr Secretair wollte gerne Nachricht von ihm
haben, und deswegen habe ich mit Fleiß dieſe kurze Er-
zaͤhlung einfließen laſſen, da ich glaube, daß Ew. Excel-
lenz ebenfalls gerne das Schickſal dieſes braven und tapfe-
ren Officiers wiſſen moͤchten. Dem Befehl meiner al-
lergnaͤdigſten Monarchinn zufolge, ſoll ich alle hervor-
ſtechende Thaten belohnen. Da ich jetzt in Abſicht des
Herrn Le Fort dies nicht thun kann, und ich gehoͤrt habe,
daß er Familie hat, die ſich eben nicht in den beſten Um-
ſtaͤnden befindet, ich aber nicht weiß, in welchem Lande
ſie ſich aufhaͤlt, und womit ich ihr am beſten helfen koͤnne;
ſo habe ich Ihren Secretair gebeten, mir bey vorfallen-
der Gelegenheit einige Nachricht davon zu ertheilen.
Als ich mich den 9ten Junii in den Gewaͤſſern von Cerigo
aufhielt, wurden um 6 Uhr, des Abends, 3 Franzoͤſiſche
Fahrzeuge viſitirt. Das erſte war eine Polacre, comman-
dirt von Capitain Martin, welche von Smirna kam, und
nach Livorno gieng. Die zweyte, gefuͤhret von Capitain
L’eremita, kam von Alexandrien, und wollte nach Algier.
Der Capitain ſagte aus, die Ladung waͤre fuͤr Barba-
riſche Rechnung, und ungefaͤhr 28000 Piaſters werth,
ohne das baare Geld zu rechnen, welches ſeine Paſſagiers,
die alle aus der Barbarey waͤren, bey ſich haͤtten. Das
erſte Fahrzeug wurde ſogleich frey gelaſſen, und das
zweyte nach wenig Stunden. Den 21ſten waren wir in
den Gewaͤſſern bey Porto di Zia. Zwey Fahrzeuge la-
gen daſelbſt vor Anker, welche viſitiret wurden. Das
erſte war ein Franzoͤſiſches, nach Livorno beſtimmt. Man
wuͤnſchte ihm eine gluͤckliche Reiſe.
Den 1ſten Julii wurde Capitain Villeneuve, der von
Marſeille kam, und nach Smirna wollte, angehalten.
Wir waren eben auf der Fahrt, den Feind anzugreifen.
Er ſegelte mit uns, weil er den naͤmlichen Weg nehmen
mußte, und wurde den 4ten bey Ipſera frey gelaſſen.
Zu gleicher Zeit kauften wir noch einige Waaren von
ihm, die wir ihm zu dem verlangten Preis bezahlten.
Den 20ſten wurde eine Polacre viſitiret, die unter
Capitain Herghott von Conſtantinopel kam, und mit
einer Ladung Brennholz und 7000 Piaſters, die einem
Engliſchen Hauſe gehoͤrten, nach Alexandrien wollte.
Sie wurde den 23ſten eben dieſes Monats frey gelaſſen.
Den 29ſten Julii lief Capitain Paſquale Antonio,
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(2014-07-07T12:30:46Z)
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