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Hauptmann, Gerhart: Die Weber. Berlin, 1892.

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wird uufhetzen und uufhetzen, bis 's wird a Ende
mit Schrecken nehmen.
Wittig (lacht bitter heraus). Wer weeß ooch, was
kommt?! Uf de letzte kannste gar Recht haben.
(Jähzornig
hervorbrechend.)
Kommt's aber a so weit, dann weeß ich
ooch, wem ich's zu verdanken hab, wer mich verklatscht
hat bei a Fabrikanten und uf d'r Herrschaft, und ver-
schändt und verleumdt, daß ich keen'n Schlag Arbeit mehr
beseh, -- wer mir de Pauern hat uf a Hals gehetzt
und de Miller, daß ich de ganze Woche kee Pferd zum
beschlagen kriege, oder an Reefen um a Rad zu machen.
Jch weeß, wer das is. Jch hab die infame Karnalje
emal vom Ferde gezogen, weil se an kleen'n tummen
Jungen wägen a par unreifen Birnen mit'n Ochsen-
ziemer hat durchgewalkt. Und ich sag Dir, Du kennst
mich, bringst Du mich in's Gefängniß, da mach Du
ooch gleich Dei Testament. Hör ich ock was von weiter
Ferne läuten, da nehm ich, was ich kriege, 's is nu
a Hufeisen oder Hammer, ne Radspeiche oder a Wasser-
eimer, und da such ich Dich uf, und wenn ich Dich
soll aus'n Bette holen, von Deinem Mensche weg, ich
reiß Dich raus und schlag D'r a Schädel ein, so wahr
wie ich Wittich heeße.
(Er ist aufgesprungen und will auf Kutsche
losgehen.)
Alte und junge Weber (ihn zurückhaltend). Wittich,
Wittich, bleib bei Verschtande.
Kutsche (hat sich unwillkürlich erhoben, sein Gesicht ist blaß. Wäh-
rend des Folgenden retirirt er. Je näher der Thür, desto muthiger wird er
Die letzten Worte spricht er schon auf der Thürschwelle, um im nächsten Augen-
blick zu verschwinden).
Was willst Du von mir? Mit Dir
hab ich nischt nich zu schaffen. Jch hab mit a hiichten
Webern zu reden. Dir hab ich nischt nich gethan. Du
gehst mich nischt an. Euch Webern aber soll ich's
ausrichten: D'r Herr Polzeiverwalter läßt Euch ver-
bieten das Lied zu singen -- das Dreißigerlied, oder
wie sich's genennt. Und wenn das Gesinge uf dr
Gasse ni gleich ufheert, da wird a d'rfire sorgen, daß ihr
Die Weber. 5
wird uufhetzen und uufhetzen, bis ’s wird a Ende
mit Schrecken nehmen.
Wittig (lacht bitter heraus). Wer weeß ooch, was
kommt?! Uf de letzte kannſte gar Recht haben.
(Jähzornig
hervorbrechend.)
Kommt’s aber a ſo weit, dann weeß ich
ooch, wem ich’s zu verdanken hab, wer mich verklatſcht
hat bei a Fabrikanten und uf d’r Herrſchaft, und ver-
ſchändt und verleumdt, daß ich keen’n Schlag Arbeit mehr
beſeh, — wer mir de Pauern hat uf a Hals gehetzt
und de Miller, daß ich de ganze Woche kee Pferd zum
beſchlagen kriege, oder an Reefen um a Rad zu machen.
Jch weeß, wer das is. Jch hab die infame Karnalje
emal vom Ferde gezogen, weil ſe an kleen’n tummen
Jungen wägen a par unreifen Birnen mit’n Ochſen-
ziemer hat durchgewalkt. Und ich ſag Dir, Du kennſt
mich, bringſt Du mich in’s Gefängniß, da mach Du
ooch gleich Dei Teſtament. Hör ich ock was von weiter
Ferne läuten, da nehm ich, was ich kriege, ’s is nu
a Hufeiſen oder Hammer, ne Radſpeiche oder a Waſſer-
eimer, und da ſuch ich Dich uf, und wenn ich Dich
ſoll aus’n Bette holen, von Deinem Menſche weg, ich
reiß Dich raus und ſchlag D’r a Schädel ein, ſo wahr
wie ich Wittich heeße.
(Er iſt aufgeſprungen und will auf Kutſche
losgehen.)
Alte und junge Weber (ihn zurückhaltend). Wittich,
Wittich, bleib bei Verſchtande.
Kutſche (hat ſich unwillkürlich erhoben, ſein Geſicht iſt blaß. Wäh-
rend des Folgenden retirirt er. Je näher der Thür, deſto muthiger wird er
Die letzten Worte ſpricht er ſchon auf der Thürſchwelle, um im nächſten Augen-
blick zu verſchwinden).
Was willſt Du von mir? Mit Dir
hab ich niſcht nich zu ſchaffen. Jch hab mit a hiichten
Webern zu reden. Dir hab ich niſcht nich gethan. Du
gehſt mich niſcht an. Euch Webern aber ſoll ich’s
ausrichten: D’r Herr Polzeiverwalter läßt Euch ver-
bieten das Lied zu ſingen — das Dreißigerlied, oder
wie ſich’s genennt. Und wenn das Geſinge uf dr
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[65/0078] wird uufhetzen und uufhetzen, bis ’s wird a Ende mit Schrecken nehmen. Wittig (lacht bitter heraus). Wer weeß ooch, was kommt?! Uf de letzte kannſte gar Recht haben. (Jähzornig hervorbrechend.) Kommt’s aber a ſo weit, dann weeß ich ooch, wem ich’s zu verdanken hab, wer mich verklatſcht hat bei a Fabrikanten und uf d’r Herrſchaft, und ver- ſchändt und verleumdt, daß ich keen’n Schlag Arbeit mehr beſeh, — wer mir de Pauern hat uf a Hals gehetzt und de Miller, daß ich de ganze Woche kee Pferd zum beſchlagen kriege, oder an Reefen um a Rad zu machen. Jch weeß, wer das is. Jch hab die infame Karnalje emal vom Ferde gezogen, weil ſe an kleen’n tummen Jungen wägen a par unreifen Birnen mit’n Ochſen- ziemer hat durchgewalkt. Und ich ſag Dir, Du kennſt mich, bringſt Du mich in’s Gefängniß, da mach Du ooch gleich Dei Teſtament. Hör ich ock was von weiter Ferne läuten, da nehm ich, was ich kriege, ’s is nu a Hufeiſen oder Hammer, ne Radſpeiche oder a Waſſer- eimer, und da ſuch ich Dich uf, und wenn ich Dich ſoll aus’n Bette holen, von Deinem Menſche weg, ich reiß Dich raus und ſchlag D’r a Schädel ein, ſo wahr wie ich Wittich heeße. (Er iſt aufgeſprungen und will auf Kutſche losgehen.) Alte und junge Weber (ihn zurückhaltend). Wittich, Wittich, bleib bei Verſchtande. Kutſche (hat ſich unwillkürlich erhoben, ſein Geſicht iſt blaß. Wäh- rend des Folgenden retirirt er. Je näher der Thür, deſto muthiger wird er Die letzten Worte ſpricht er ſchon auf der Thürſchwelle, um im nächſten Augen- blick zu verſchwinden). Was willſt Du von mir? Mit Dir hab ich niſcht nich zu ſchaffen. Jch hab mit a hiichten Webern zu reden. Dir hab ich niſcht nich gethan. Du gehſt mich niſcht an. Euch Webern aber ſoll ich’s ausrichten: D’r Herr Polzeiverwalter läßt Euch ver- bieten das Lied zu ſingen — das Dreißigerlied, oder wie ſich’s genennt. Und wenn das Geſinge uf dr Gaſſe ni gleich ufheert, da wird a d’rfire ſorgen, daß ihr Die Weber. 5

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Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Die Weber. Berlin, 1892, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_weber_1892/78>, abgerufen am 24.11.2024.