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Hauptmann, Gerhart: Die Weber. Berlin, 1892.

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Welzel. J beileibe, der nimmt nischt. Der
hat gar kom'sche Mucken.
Der Reisende. Na, dann nich. Erlauben
Sie, Fräulein?
(Er nimmt an dem gedeckten Tische Platz.) Jch
kann Sie versichern, Jhr Haar sticht mir schon, seit
ich rein kam, derart in die Augen, dieser matte Glanz,
diese Weichheit, diese Fülle!
(Er küßt gleichsam entzückt seine
Fingerspitzen.)
Und diese Farbe . . . . wie reifer Weizen.
Wenn Sie mit dem Haar nach Berlin kommen, Sie
machen Furore. Parole d'honneur, mit dem Haar
können Sie an den Hof gehen. . . .
(Zurückgelehnt das Haar
betrachtend.)
Prachtvoll, einfach prachtvoll.
Wiegand. Derwegen hat se ja auch eine scheene
Benennung erfahren.
Der Reisende. Wie heißt sie denn da?
Anna (lacht immerfort in sich hinein). O. Hörn Se nich
drauf!
Hornig. Das is doch d'r Fuchs, ni wahr?
Welzel. Nu heert aber uf! Macht m'r das
Mädel ni noch vollens gar verdreht! Se habn 'r schonn
Raupen genug in a Kopp gesetzt. Heute will se an
Grawen, morgen soll's schonn a Firscht sein.
Frau Welzel. Mach Du das Mädel ni schlecht,
Mann! Das is kee Verbrechen, wenn d'r Mensch will
vorwärts kommen. A so wie Du freilich denkst, a so
denken ni alle. Das wär auch ni gutt, da käm Keener
vom Flecke, da blieben se alle sitzen. Wenn Dreißi-
gers Großvater a so hätte gedacht, da wär a woll
sein a armer Weber geblieben. Jtzt sein se steinreich.
D'r alte Tromtra war o nich mehr wie a armer Weber,
nu hat a zwelf Rittergiiter und is oben druf adlig
geworn.
Wiegand. Alles, was de Recht is, Welzel.
Ei der Sache da is Deine Frau uf'm rechtlichen
Wege. Das kann ich underfertigen. Hätt ich a
Welzel. J beileibe, der nimmt niſcht. Der
hat gar kom’ſche Mucken.
Der Reiſende. Na, dann nich. Erlauben
Sie, Fräulein?
(Er nimmt an dem gedeckten Tiſche Platz.) Jch
kann Sie verſichern, Jhr Haar ſticht mir ſchon, ſeit
ich rein kam, derart in die Augen, dieſer matte Glanz,
dieſe Weichheit, dieſe Fülle!
(Er küßt gleichſam entzückt ſeine
Fingerſpitzen.)
Und dieſe Farbe . . . . wie reifer Weizen.
Wenn Sie mit dem Haar nach Berlin kommen, Sie
machen Furore. Parole d’honneur, mit dem Haar
können Sie an den Hof gehen. . . .
(Zurückgelehnt das Haar
betrachtend.)
Prachtvoll, einfach prachtvoll.
Wiegand. Derwegen hat ſe ja auch eine ſcheene
Benennung erfahren.
Der Reiſende. Wie heißt ſie denn da?
Anna (lacht immerfort in ſich hinein). O. Hörn Se nich
drauf!
Hornig. Das is doch d’r Fuchs, ni wahr?
Welzel. Nu heert aber uf! Macht m’r das
Mädel ni noch vollens gar verdreht! Se habn ’r ſchonn
Raupen genug in a Kopp geſetzt. Heute will ſe an
Grawen, morgen ſoll’s ſchonn a Firſcht ſein.
Frau Welzel. Mach Du das Mädel ni ſchlecht,
Mann! Das is kee Verbrechen, wenn d’r Menſch will
vorwärts kommen. A ſo wie Du freilich denkſt, a ſo
denken ni alle. Das wär auch ni gutt, da käm Keener
vom Flecke, da blieben ſe alle ſitzen. Wenn Dreißi-
gers Großvater a ſo hätte gedacht, da wär a woll
ſein a armer Weber geblieben. Jtzt ſein ſe ſteinreich.
D’r alte Tromtra war o nich mehr wie a armer Weber,
nu hat a zwelf Rittergiiter und is oben druf adlig
geworn.
Wiegand. Alles, was de Recht is, Welzel.
Ei der Sache da is Deine Frau uf’m rechtlichen
Wege. Das kann ich underfertigen. Hätt ich a
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[53/0066] Welzel. J beileibe, der nimmt niſcht. Der hat gar kom’ſche Mucken. Der Reiſende. Na, dann nich. Erlauben Sie, Fräulein? (Er nimmt an dem gedeckten Tiſche Platz.) Jch kann Sie verſichern, Jhr Haar ſticht mir ſchon, ſeit ich rein kam, derart in die Augen, dieſer matte Glanz, dieſe Weichheit, dieſe Fülle! (Er küßt gleichſam entzückt ſeine Fingerſpitzen.) Und dieſe Farbe . . . . wie reifer Weizen. Wenn Sie mit dem Haar nach Berlin kommen, Sie machen Furore. Parole d’honneur, mit dem Haar können Sie an den Hof gehen. . . . (Zurückgelehnt das Haar betrachtend.) Prachtvoll, einfach prachtvoll. Wiegand. Derwegen hat ſe ja auch eine ſcheene Benennung erfahren. Der Reiſende. Wie heißt ſie denn da? Anna (lacht immerfort in ſich hinein). O. Hörn Se nich drauf! Hornig. Das is doch d’r Fuchs, ni wahr? Welzel. Nu heert aber uf! Macht m’r das Mädel ni noch vollens gar verdreht! Se habn ’r ſchonn Raupen genug in a Kopp geſetzt. Heute will ſe an Grawen, morgen ſoll’s ſchonn a Firſcht ſein. Frau Welzel. Mach Du das Mädel ni ſchlecht, Mann! Das is kee Verbrechen, wenn d’r Menſch will vorwärts kommen. A ſo wie Du freilich denkſt, a ſo denken ni alle. Das wär auch ni gutt, da käm Keener vom Flecke, da blieben ſe alle ſitzen. Wenn Dreißi- gers Großvater a ſo hätte gedacht, da wär a woll ſein a armer Weber geblieben. Jtzt ſein ſe ſteinreich. D’r alte Tromtra war o nich mehr wie a armer Weber, nu hat a zwelf Rittergiiter und is oben druf adlig geworn. Wiegand. Alles, was de Recht is, Welzel. Ei der Sache da is Deine Frau uf’m rechtlichen Wege. Das kann ich underfertigen. Hätt ich a

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Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Die Weber. Berlin, 1892, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_weber_1892/66>, abgerufen am 22.11.2024.