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Hauptmann, Gerhart: Die Weber. Berlin, 1892.

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Mutter Baumert. Gelt, das Euch d'r Jäger
und kriecht Euch zu packn!
Ansorge (ein alter Weber mit hühnenhaftem Knochenbau, der sich
tief bücken muß, um in's Zimmer zu gelangen, steckt Kopf und Oberkörper durch
die Thür. Haupt und Barthaare sind ihm stark verwildert).
Was soll
denn sein?
Bertha. Se mechten Licht machen!
Ansorge (gedämpft, wie in Gegenwart eines Kranken sprechend).
'Sis ja noch lichte.
Mutter Baumert. Nu laß Du uns och noch im
Finstern sitzen.
Ansorge. Jch muß mich halt och einrichten.
(Er zieht sich zurück.)
Bertha. Nu da siehste's, a so geizig is a.
Emma. Da muß man nu sitzen, bis 'n wird passen.
Frau Heinrich (kommt. Eine dreißigjährige Frau, die ein
Kind unter'm Herzen trägt. Aus ihrem abgemüdeten Gesicht spricht marternde
Sorge und ängstliche Spannung).
Gu'n Abend mitnander.
Mutter Baumert. Nu, Heinrichen, was bringst'
uns denn?
Frau Heinrich (welche hinkt). Jch hab mer an
Scherb eingetreten.
Bertha. Nu komm her, setz dich. Jch wer
sehn, das ich'n rauskriche.

(Frau Heinrich setzt sich, Bertha kniet vor ihr nieder und macht sich an ihrer
Fußsohle zu schaffen.)
Mutter Baumert. Wie geht's d'n drheeme,
Heinrichen?
Frau Heinrich (verzweifelter Ausbruch). 'S geht heilich
bald nimehr.
(Sie kämpft vergebens gegen einen Strom von Thränen.
Nun weint sie stumm.)
Mutter Baumert. Fer unser eens, Heinrichen,
wärsch am besten, d'r liebe Gott thät a Einsehn habn
und nähm uns gar von d'r Welt.
Frau Heinrich (ihrer nicht mehr mächtig, schreit weinend heraus).
Meine armen Kinderderhungern m'r! (Sie schluchzt und winselt.)
Jich wees mr keen'n Rat nimehr. Ma mag anstelln,
Mutter Baumert. Gelt, das Euch d’r Jäger
und kriecht Euch zu packn!
Anſorge (ein alter Weber mit hühnenhaftem Knochenbau, der ſich
tief bücken muß, um in’s Zimmer zu gelangen, ſteckt Kopf und Oberkörper durch
die Thür. Haupt und Barthaare ſind ihm ſtark verwildert).
Was ſoll
denn ſein?
Bertha. Se mechten Licht machen!
Anſorge (gedämpft, wie in Gegenwart eines Kranken ſprechend).
’Sis ja noch lichte.
Mutter Baumert. Nu laß Du uns och noch im
Finſtern ſitzen.
Anſorge. Jch muß mich halt och einrichten.
(Er zieht ſich zurück.)
Bertha. Nu da ſiehſte’s, a ſo geizig is a.
Emma. Da muß man nu ſitzen, bis ’n wird paſſen.
Frau Heinrich (kommt. Eine dreißigjährige Frau, die ein
Kind unter’m Herzen trägt. Aus ihrem abgemüdeten Geſicht ſpricht marternde
Sorge und ängſtliche Spannung).
Gu’n Abend mitnander.
Mutter Baumert. Nu, Heinrichen, was bringſt’
uns denn?
Frau Heinrich (welche hinkt). Jch hab mer an
Scherb eingetreten.
Bertha. Nu komm her, ſetz dich. Jch wer
ſehn, das ich’n rauskriche.

(Frau Heinrich ſetzt ſich, Bertha kniet vor ihr nieder und macht ſich an ihrer
Fußſohle zu ſchaffen.)
Mutter Baumert. Wie geht’s d’n drheeme,
Heinrichen?
Frau Heinrich (verzweifelter Ausbruch). ’S geht heilich
bald nimehr.
(Sie kämpft vergebens gegen einen Strom von Thränen.
Nun weint ſie ſtumm.)
Mutter Baumert. Fer unſer eens, Heinrichen,
wärſch am beſten, d’r liebe Gott thät a Einſehn habn
und nähm uns gar von d’r Welt.
Frau Heinrich (ihrer nicht mehr mächtig, ſchreit weinend heraus).
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[28/0041] Mutter Baumert. Gelt, das Euch d’r Jäger und kriecht Euch zu packn! Anſorge (ein alter Weber mit hühnenhaftem Knochenbau, der ſich tief bücken muß, um in’s Zimmer zu gelangen, ſteckt Kopf und Oberkörper durch die Thür. Haupt und Barthaare ſind ihm ſtark verwildert). Was ſoll denn ſein? Bertha. Se mechten Licht machen! Anſorge (gedämpft, wie in Gegenwart eines Kranken ſprechend). ’Sis ja noch lichte. Mutter Baumert. Nu laß Du uns och noch im Finſtern ſitzen. Anſorge. Jch muß mich halt och einrichten. (Er zieht ſich zurück.) Bertha. Nu da ſiehſte’s, a ſo geizig is a. Emma. Da muß man nu ſitzen, bis ’n wird paſſen. Frau Heinrich (kommt. Eine dreißigjährige Frau, die ein Kind unter’m Herzen trägt. Aus ihrem abgemüdeten Geſicht ſpricht marternde Sorge und ängſtliche Spannung). Gu’n Abend mitnander. Mutter Baumert. Nu, Heinrichen, was bringſt’ uns denn? Frau Heinrich (welche hinkt). Jch hab mer an Scherb eingetreten. Bertha. Nu komm her, ſetz dich. Jch wer ſehn, das ich’n rauskriche. (Frau Heinrich ſetzt ſich, Bertha kniet vor ihr nieder und macht ſich an ihrer Fußſohle zu ſchaffen.) Mutter Baumert. Wie geht’s d’n drheeme, Heinrichen? Frau Heinrich (verzweifelter Ausbruch). ’S geht heilich bald nimehr. (Sie kämpft vergebens gegen einen Strom von Thränen. Nun weint ſie ſtumm.) Mutter Baumert. Fer unſer eens, Heinrichen, wärſch am beſten, d’r liebe Gott thät a Einſehn habn und nähm uns gar von d’r Welt. Frau Heinrich (ihrer nicht mehr mächtig, ſchreit weinend heraus). Meine armen Kinderderhungern m’r! (Sie ſchluchzt und winſelt.) Jich wees mr keen’n Rat nimehr. Ma mag anſtelln,

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Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Die Weber. Berlin, 1892, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_weber_1892/41>, abgerufen am 22.11.2024.