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Hauptmann, Gerhart: Die Weber. Berlin, 1892.

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Dreißiger. Wir werden ja sehn. Nur ja nich
aufhalten. -- Er kann sich bei mir auf's Sofa legen.
Wir werden ja hören, was der Doctor sagt.

(Dreißiger, Neumann und die Weberfrau führen den Jungen in's Comptoir.
Unter den Webern entsteht eine Bewegung, wie bei Schulkindern, wenn der
Lehrer die Klasse verlassen hat. Man reckt und streckt sich, man flüstert, tritt
von einem Fuß auf den andern und in einigen Sekunden ist das Reden laut
und allgemein.)
Der alte Baumert. Jch glob immer, Bäcker
hat recht.
Mehrere Weber und Weberfrauen. "A sagte
ja o a so was." -- "Das is hier nischt Neues, das
amal een'n d'r Hunger schmeißt." -- "Na, iberhaupt,
was de den Winter erscht wern soll, wenn das hie
und 's geht a so fort mit der Lohnzwackerei." --
"Und mit a Kartoffeln wird's das Jahr gar schlecht." --
"Hie wird's au nich anderscher, bis mer alle vollens
uf'n Rickn liegn."
Der alte Baumert. Am bestn, ma macht's,
wie d'r Nentwich Weber, ma legt sich a Schleefel um
a Hals un knippt sich am Webstuhle uf. Da, nimm der
'ne Prise, ich war in Neurode, da arbeit mei
Schwager in d'r Fabricke, wo's 'n machen, a Schnupp-
taback. Der hat m'r a par Kerndl gegebn dahier.
Was trägst denn du in dem Tichl Schenes?
Alter Weber. 'Sis blos a bißl Perlgraupe.
D'r Wagn vom Ullbrichmiller fuhr vor m'r her. Da
war a Sack a bissel ufgeschlitzt. Das kommt mir
gar sehr zu passe, kanst globn.
Der alte Baumert. Zweiunzwanzich Mihlen
sein in Peterschwalde, und fer unsereens fällt doch
nischt ab.
Alter Weber. Ma muß ebens a Muth nich
sinkn lass'n, 's kommt immer wieder was und hilft een'
a Stickl weiter.
Weber Heiber. Ma muß ebens, wenn d'r
Hunger kommt, zu a vierzehn Nothhelfern beten, und
Dreißiger. Wir werden ja ſehn. Nur ja nich
aufhalten. — Er kann ſich bei mir auf’s Sofa legen.
Wir werden ja hören, was der Doctor ſagt.

(Dreißiger, Neumann und die Weberfrau führen den Jungen in’s Comptoir.
Unter den Webern entſteht eine Bewegung, wie bei Schulkindern, wenn der
Lehrer die Klaſſe verlaſſen hat. Man reckt und ſtreckt ſich, man flüſtert, tritt
von einem Fuß auf den andern und in einigen Sekunden iſt das Reden laut
und allgemein.)
Der alte Baumert. Jch glob immer, Bäcker
hat recht.
Mehrere Weber und Weberfrauen. „A ſagte
ja o a ſo was.“ — „Das is hier niſcht Neues, das
amal een’n d’r Hunger ſchmeißt.“ — „Na, iberhaupt,
was de den Winter erſcht wern ſoll, wenn das hie
und ’s geht a ſo fort mit der Lohnzwackerei.“ —
„Und mit a Kartoffeln wird’s das Jahr gar ſchlecht.“ —
„Hie wird’s au nich anderſcher, bis mer alle vollens
uf’n Rickn liegn.“
Der alte Baumert. Am beſtn, ma macht’s,
wie d’r Nentwich Weber, ma legt ſich a Schleefel um
a Hals un knippt ſich am Webſtuhle uf. Da, nimm der
’ne Priſe, ich war in Neurode, da arbeit mei
Schwager in d’r Fabricke, wo’s ’n machen, a Schnupp-
taback. Der hat m’r a par Kerndl gegebn dahier.
Was trägſt denn du in dem Tichl Schenes?
Alter Weber. ’Sis blos a bißl Perlgraupe.
D’r Wagn vom Ullbrichmiller fuhr vor m’r her. Da
war a Sack a biſſel ufgeſchlitzt. Das kommt mir
gar ſehr zu paſſe, kanſt globn.
Der alte Baumert. Zweiunzwanzich Mihlen
ſein in Peterſchwalde, und fer unſereens fällt doch
niſcht ab.
Alter Weber. Ma muß ebens a Muth nich
ſinkn laſſ’n, ’s kommt immer wieder was und hilft een’
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[16/0029] Dreißiger. Wir werden ja ſehn. Nur ja nich aufhalten. — Er kann ſich bei mir auf’s Sofa legen. Wir werden ja hören, was der Doctor ſagt. (Dreißiger, Neumann und die Weberfrau führen den Jungen in’s Comptoir. Unter den Webern entſteht eine Bewegung, wie bei Schulkindern, wenn der Lehrer die Klaſſe verlaſſen hat. Man reckt und ſtreckt ſich, man flüſtert, tritt von einem Fuß auf den andern und in einigen Sekunden iſt das Reden laut und allgemein.) Der alte Baumert. Jch glob immer, Bäcker hat recht. Mehrere Weber und Weberfrauen. „A ſagte ja o a ſo was.“ — „Das is hier niſcht Neues, das amal een’n d’r Hunger ſchmeißt.“ — „Na, iberhaupt, was de den Winter erſcht wern ſoll, wenn das hie und ’s geht a ſo fort mit der Lohnzwackerei.“ — „Und mit a Kartoffeln wird’s das Jahr gar ſchlecht.“ — „Hie wird’s au nich anderſcher, bis mer alle vollens uf’n Rickn liegn.“ Der alte Baumert. Am beſtn, ma macht’s, wie d’r Nentwich Weber, ma legt ſich a Schleefel um a Hals un knippt ſich am Webſtuhle uf. Da, nimm der ’ne Priſe, ich war in Neurode, da arbeit mei Schwager in d’r Fabricke, wo’s ’n machen, a Schnupp- taback. Der hat m’r a par Kerndl gegebn dahier. Was trägſt denn du in dem Tichl Schenes? Alter Weber. ’Sis blos a bißl Perlgraupe. D’r Wagn vom Ullbrichmiller fuhr vor m’r her. Da war a Sack a biſſel ufgeſchlitzt. Das kommt mir gar ſehr zu paſſe, kanſt globn. Der alte Baumert. Zweiunzwanzich Mihlen ſein in Peterſchwalde, und fer unſereens fällt doch niſcht ab. Alter Weber. Ma muß ebens a Muth nich ſinkn laſſ’n, ’s kommt immer wieder was und hilft een’ a Stickl weiter. Weber Heiber. Ma muß ebens, wenn d’r Hunger kommt, zu a vierzehn Nothhelfern beten, und

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Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Die Weber. Berlin, 1892, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_weber_1892/29>, abgerufen am 11.12.2024.