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Hauptmann, Gerhart: Vor Sonnenaufgang. Berlin, 1889.

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Hoffmann. Mit zwei Jahren, glaub ich?!
Loth. Ganz recht! Du scheinst es ja doch also
zu wissen. Zwei Jahre Gefängniß bekam ich, und nach-
dem haben sie mich noch von der Universität relegirt.
Damals war ich -- einundzwanzig -- nun! in diesen
zwei Gefängnißjahren habe ich mein erstes volkswirth-
schaftliches Buch geschrieben. Daß es gerade ein Ver-
gnügen gewesen, zu brummen, müßte ich allerdings lügen.
Hoffmann. Wie man doch einmal so sein konnte!
merkwürdig! Sowas hat man sich nun allen Ernstes
in den Kopf gesetzt. Baare Kindereien sind es gewesen,
kann mir nicht helfen, Du! -- nach Amerika auswandern,
'n Dutzend Gelbschnäbel wie wir! -- wir und Muster-
staat gründen! Köstliche Vorstellung!
Loth. Kindereien?! -- tjaa! In gewisser Be-
ziehung sind es auch wirklich Kindereien gewesen; wir
unterschätzten die Schwierigkeiten eines solchen Unter-
nehmens.
Hoffmann. Und daß Du nun wirk--lich hinaus
gingst -- nach Amerika -- all--len Ernstes mit leeren
Händen.... Denk doch mal an, was es heißt,
Grund und Boden für einen Musterstaat mit leeren
Händen erwerben zu wollen: das ist ja beinah ver.....,
jedenfalls ist es einzig naiv.
Loth. Ach, gerade mit dem Ergebniß meiner
Amerikafahrt bin ich ganz zufrieden.
Hoffmann (laut auflachend): Kaltwasserkur, vorzügliche
Resultate, wenn Du es so meinst...
Loth. Kann sein, ich bin etwas abgekühlt worden;
damit ist mir aber gar nichts Besonderes geschehen.
Jeder Mensch macht seinen Abkühlungsprozeß durch.
Ich bin jedoch weit davon entfernt, den Werth der....
nun, sagen wir hitzigen Zeit zu verkennen, sie war auch
gar nicht so furchtbar naiv, wie Du sie hinstellst.
Hoffmann. Na, ich weiß nicht?!
Loth. Du brauchst nur an die Durchschnitts-
kindereien unserer Tage denken: das Couleurwesen auf
Hoffmann. Mit zwei Jahren, glaub ich?!
Loth. Ganz recht! Du ſcheinſt es ja doch alſo
zu wiſſen. Zwei Jahre Gefängniß bekam ich, und nach-
dem haben ſie mich noch von der Univerſität relegirt.
Damals war ich — einundzwanzig — nun! in dieſen
zwei Gefängnißjahren habe ich mein erſtes volkswirth-
ſchaftliches Buch geſchrieben. Daß es gerade ein Ver-
gnügen geweſen, zu brummen, müßte ich allerdings lügen.
Hoffmann. Wie man doch einmal ſo ſein konnte!
merkwürdig! Sowas hat man ſich nun allen Ernſtes
in den Kopf geſetzt. Baare Kindereien ſind es geweſen,
kann mir nicht helfen, Du! — nach Amerika auswandern,
'n Dutzend Gelbſchnäbel wie wir! — wir und Muſter-
ſtaat gründen! Köſtliche Vorſtellung!
Loth. Kindereien?! — tjaa! In gewiſſer Be-
ziehung ſind es auch wirklich Kindereien geweſen; wir
unterſchätzten die Schwierigkeiten eines ſolchen Unter-
nehmens.
Hoffmann. Und daß Du nun wirklich hinaus
gingſt — nach Amerika — all—len Ernſtes mit leeren
Händen.... Denk doch mal an, was es heißt,
Grund und Boden für einen Muſterſtaat mit leeren
Händen erwerben zu wollen: das iſt ja beinah ver.....,
jedenfalls iſt es einzig naiv.
Loth. Ach, gerade mit dem Ergebniß meiner
Amerikafahrt bin ich ganz zufrieden.
Hoffmann (laut auflachend): Kaltwaſſerkur, vorzügliche
Reſultate, wenn Du es ſo meinſt...
Loth. Kann ſein, ich bin etwas abgekühlt worden;
damit iſt mir aber gar nichts Beſonderes geſchehen.
Jeder Menſch macht ſeinen Abkühlungsprozeß durch.
Ich bin jedoch weit davon entfernt, den Werth der....
nun, ſagen wir hitzigen Zeit zu verkennen, ſie war auch
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Hoffmann. Na, ich weiß nicht?!
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[12/0018] Hoffmann. Mit zwei Jahren, glaub ich?! Loth. Ganz recht! Du ſcheinſt es ja doch alſo zu wiſſen. Zwei Jahre Gefängniß bekam ich, und nach- dem haben ſie mich noch von der Univerſität relegirt. Damals war ich — einundzwanzig — nun! in dieſen zwei Gefängnißjahren habe ich mein erſtes volkswirth- ſchaftliches Buch geſchrieben. Daß es gerade ein Ver- gnügen geweſen, zu brummen, müßte ich allerdings lügen. Hoffmann. Wie man doch einmal ſo ſein konnte! merkwürdig! Sowas hat man ſich nun allen Ernſtes in den Kopf geſetzt. Baare Kindereien ſind es geweſen, kann mir nicht helfen, Du! — nach Amerika auswandern, 'n Dutzend Gelbſchnäbel wie wir! — wir und Muſter- ſtaat gründen! Köſtliche Vorſtellung! Loth. Kindereien?! — tjaa! In gewiſſer Be- ziehung ſind es auch wirklich Kindereien geweſen; wir unterſchätzten die Schwierigkeiten eines ſolchen Unter- nehmens. Hoffmann. Und daß Du nun wirk—lich hinaus gingſt — nach Amerika — all—len Ernſtes mit leeren Händen.... Denk doch mal an, was es heißt, Grund und Boden für einen Muſterſtaat mit leeren Händen erwerben zu wollen: das iſt ja beinah ver....., jedenfalls iſt es einzig naiv. Loth. Ach, gerade mit dem Ergebniß meiner Amerikafahrt bin ich ganz zufrieden. Hoffmann (laut auflachend): Kaltwaſſerkur, vorzügliche Reſultate, wenn Du es ſo meinſt... Loth. Kann ſein, ich bin etwas abgekühlt worden; damit iſt mir aber gar nichts Beſonderes geſchehen. Jeder Menſch macht ſeinen Abkühlungsprozeß durch. Ich bin jedoch weit davon entfernt, den Werth der.... nun, ſagen wir hitzigen Zeit zu verkennen, ſie war auch gar nicht ſo furchtbar naiv, wie Du ſie hinſtellſt. Hoffmann. Na, ich weiß nicht?! Loth. Du brauchſt nur an die Durchſchnitts- kindereien unſerer Tage denken: das Couleurweſen auf

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Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Vor Sonnenaufgang. Berlin, 1889, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_sonnenaufgang_1889/18>, abgerufen am 23.11.2024.