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Hauptmann, Gerhart: Vor Sonnenaufgang. Berlin, 1889.

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Loth. Merkwürdig bist Du doch!.....
Und da willst Du nicht mißtrauisch sein?...Oder sie
plagen Dich, martern Dich hier ganz entsetzlich, mehr
als ich mir je....Jedenfalls gehen wir aber noch
diese Nacht. Ich bin bereit. Sobald Du willst, gehen
wir also.
Helene (gleichsam mit aufjauchzendem Dank ihm um den Hals
fallend).
Geliebter! (Sie küßt ihn wie rasend und eilt schnell davon.)

Dr. Schimmelpfennig tritt durch die Mitte ein; er bemerkt noch, wie
Helene in der Wintergartenthür verschwindet.)

Dr. Schimmelpfennig. Wer war das? -- Ach
so! (In sich hinein:) Armes Ding! (Er läßt sich mit einem Seufzer am
Tisch nieder, findet die alte Cigarre, wirft sie bei Seite, entnimmt dem Etui
eine frische Cigarre und fängt an, sie an der Tischkante zu klopfen, wobei er
nachdenklich darüber hinausstarrt.)
Loth (der ihm zuschaut). Genau so pflegtest Du vor
acht Jahren jede Cigarre abzuklopfen, eh' Du zu rauchen
anfingst.
Dr. Schimmelpfennig. Möglich --! (Als er mit
Anrauchen fertig ist).
Hör' mal, Du!
Loth. Ja, was denn?
Dr. Schimmelpfennig. Du wirst doch -- so
bald die Geschichte oben vorüber ist, mit zu mir kommen?
Loth. Das geht wirklich nicht! Leider.
Dr. Schimmelpfennig. Man hat so das Be-
dürfniß, sich mal wieder gründlich von der Leber weg
zu äußern.
Loth. Das hab ich genau so wie Du. Aber
gerade daraus kannst Du sehen, daß es absolut heut
nicht in meiner Macht steht, mit Dir.....
Dr. Schimmelpfennig. Wenn ich Dir nun
aber ausdrücklich und -- gewissermaßen feierlich erkläre:
Es ist eine bestimmte, äußerst wichtige Angelegenheit,
die ich mit Dir noch diese Nacht besprechen möchte....
besprechen muß sogar, Loth!
Loth Curios! Für blutigen Ernst soll ich doch
das nicht etwa hinnehmen?! doch wohl nicht? -- So
viel Jahre hätt'st Du damit gewartet und nun hätte
Loth. Merkwürdig biſt Du doch!.....
Und da willſt Du nicht mißtrauiſch ſein?...Oder ſie
plagen Dich, martern Dich hier ganz entſetzlich, mehr
als ich mir je....Jedenfalls gehen wir aber noch
dieſe Nacht. Ich bin bereit. Sobald Du willſt, gehen
wir alſo.
Helene (gleichſam mit aufjauchzendem Dank ihm um den Hals
fallend).
Geliebter! (Sie küßt ihn wie raſend und eilt ſchnell davon.)

Dr. Schimmelpfennig tritt durch die Mitte ein; er bemerkt noch, wie
Helene in der Wintergartenthür verſchwindet.)

Dr. Schimmelpfennig. Wer war das? — Ach
ſo! (In ſich hinein:) Armes Ding! (Er läßt ſich mit einem Seufzer am
Tiſch nieder, findet die alte Cigarre, wirft ſie bei Seite, entnimmt dem Etui
eine friſche Cigarre und fängt an, ſie an der Tiſchkante zu klopfen, wobei er
nachdenklich darüber hinausſtarrt.)
Loth (der ihm zuſchaut). Genau ſo pflegteſt Du vor
acht Jahren jede Cigarre abzuklopfen, eh' Du zu rauchen
anfingſt.
Dr. Schimmelpfennig. Möglich —! (Als er mit
Anrauchen fertig iſt).
Hör' mal, Du!
Loth. Ja, was denn?
Dr. Schimmelpfennig. Du wirſt doch — ſo
bald die Geſchichte oben vorüber iſt, mit zu mir kommen?
Loth. Das geht wirklich nicht! Leider.
Dr. Schimmelpfennig. Man hat ſo das Be-
dürfniß, ſich mal wieder gründlich von der Leber weg
zu äußern.
Loth. Das hab ich genau ſo wie Du. Aber
gerade daraus kannſt Du ſehen, daß es abſolut heut
nicht in meiner Macht ſteht, mit Dir.....
Dr. Schimmelpfennig. Wenn ich Dir nun
aber ausdrücklich und — gewiſſermaßen feierlich erkläre:
Es iſt eine beſtimmte, äußerſt wichtige Angelegenheit,
die ich mit Dir noch dieſe Nacht beſprechen möchte....
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[96/0102] Loth. Merkwürdig biſt Du doch!..... Und da willſt Du nicht mißtrauiſch ſein?...Oder ſie plagen Dich, martern Dich hier ganz entſetzlich, mehr als ich mir je....Jedenfalls gehen wir aber noch dieſe Nacht. Ich bin bereit. Sobald Du willſt, gehen wir alſo. Helene (gleichſam mit aufjauchzendem Dank ihm um den Hals fallend). Geliebter! (Sie küßt ihn wie raſend und eilt ſchnell davon.) Dr. Schimmelpfennig tritt durch die Mitte ein; er bemerkt noch, wie Helene in der Wintergartenthür verſchwindet.) Dr. Schimmelpfennig. Wer war das? — Ach ſo! (In ſich hinein:) Armes Ding! (Er läßt ſich mit einem Seufzer am Tiſch nieder, findet die alte Cigarre, wirft ſie bei Seite, entnimmt dem Etui eine friſche Cigarre und fängt an, ſie an der Tiſchkante zu klopfen, wobei er nachdenklich darüber hinausſtarrt.) Loth (der ihm zuſchaut). Genau ſo pflegteſt Du vor acht Jahren jede Cigarre abzuklopfen, eh' Du zu rauchen anfingſt. Dr. Schimmelpfennig. Möglich —! (Als er mit Anrauchen fertig iſt). Hör' mal, Du! Loth. Ja, was denn? Dr. Schimmelpfennig. Du wirſt doch — ſo bald die Geſchichte oben vorüber iſt, mit zu mir kommen? Loth. Das geht wirklich nicht! Leider. Dr. Schimmelpfennig. Man hat ſo das Be- dürfniß, ſich mal wieder gründlich von der Leber weg zu äußern. Loth. Das hab ich genau ſo wie Du. Aber gerade daraus kannſt Du ſehen, daß es abſolut heut nicht in meiner Macht ſteht, mit Dir..... Dr. Schimmelpfennig. Wenn ich Dir nun aber ausdrücklich und — gewiſſermaßen feierlich erkläre: Es iſt eine beſtimmte, äußerſt wichtige Angelegenheit, die ich mit Dir noch dieſe Nacht beſprechen möchte.... beſprechen muß ſogar, Loth! Loth Curios! Für blutigen Ernſt ſoll ich doch das nicht etwa hinnehmen?! doch wohl nicht? — So viel Jahre hätt'ſt Du damit gewartet und nun hätte

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Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Vor Sonnenaufgang. Berlin, 1889, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_sonnenaufgang_1889/102>, abgerufen am 24.11.2024.