Hauptmann, Gerhart: Vor Sonnenaufgang. Berlin, 1889. Dr. Schimmelpfennig. Still! (Er horcht auf und verläßt dann schnell das Zimmer durch die Mittelthür). Helene (nach einigen Augenblicken durch die Mittelthür, sie ruft). Alfred! -- Alfred!...ach da bist Du -- Gott sei Dank! Loth. Nun, ich sollte wohl am Ende gar fort- gelaufen sein? (Umarmung.) Helene (biegt sich zurück. Mit unverkennbarem Schrecken im Aus- druck). Alfred! Loth. Was denn Liebste? Helene. Nichts, nichts! Loth. Aber Du mußt doch was haben? Helene. Du kamst mir so...so kalt...Ach, ich hab' solche schrecklich dumme Einbildungen. Loth. Wie steht's denn oben? Helene. Der Doctor zankt mit der Hebamme. Loth. Wird's nicht bald zu Ende gehen? Helene. Weiß ich's? -- Aber wenn's...wenn's zu Ende ist, meine ich, dann... Loth. Was dann?.......sag' doch, bitte! was wolltest Du sagen? Helene. Dann sollten wir bald von hier fort- gehen. Gleich! auf der Stelle. Loth. Wenn Du das wirklich für das Beste hältst, Lenchen -- Helene. Ja, ja! wir dürfen nicht warten! Es ist das Beste -- für Dich und mich. Wenn Du mich nicht jetzt bald nimmst, dann läßt Du mich heilig noch sitzen, und dann...dann...muß ich doch noch zu Grunde gehen. Loth. Wie Du doch mißtrauisch bist, Lenchen! Helene. Sag das nicht, Liebster! Dir traut man, Dir muß man trauen!....Wenn ich erst Dein bin, dann...Du verläßt mich dann ganz gewiß nicht mehr. (Wie außer sich.) Ich beschwöre Dich! geh' nicht fort! Ver- laß mich doch nur nicht. Geh' -- nicht fort, Alfred! Alles ist aus, Alles, wenn Du einmal ohne mich von hier fortgehst. Dr. Schimmelpfennig. Still! (Er horcht auf und verläßt dann ſchnell das Zimmer durch die Mittelthür). Helene (nach einigen Augenblicken durch die Mittelthür, ſie ruft). Alfred! — Alfred!...ach da biſt Du — Gott ſei Dank! Loth. Nun, ich ſollte wohl am Ende gar fort- gelaufen ſein? (Umarmung.) Helene (biegt ſich zurück. Mit unverkennbarem Schrecken im Aus- druck). Alfred! Loth. Was denn Liebſte? Helene. Nichts, nichts! Loth. Aber Du mußt doch was haben? Helene. Du kamſt mir ſo...ſo kalt...Ach, ich hab' ſolche ſchrecklich dumme Einbildungen. Loth. Wie ſteht's denn oben? Helene. Der Doctor zankt mit der Hebamme. Loth. Wird's nicht bald zu Ende gehen? Helene. Weiß ich's? — Aber wenn's...wenn's zu Ende iſt, meine ich, dann... Loth. Was dann?.......ſag' doch, bitte! was wollteſt Du ſagen? Helene. Dann ſollten wir bald von hier fort- gehen. Gleich! auf der Stelle. Loth. Wenn Du das wirklich für das Beſte hältſt, Lenchen — Helene. Ja, ja! wir dürfen nicht warten! Es iſt das Beſte — für Dich und mich. Wenn Du mich nicht jetzt bald nimmſt, dann läßt Du mich heilig noch ſitzen, und dann...dann...muß ich doch noch zu Grunde gehen. Loth. Wie Du doch mißtrauiſch biſt, Lenchen! Helene. Sag das nicht, Liebſter! Dir traut man, Dir muß man trauen!....Wenn ich erſt Dein bin, dann...Du verläßt mich dann ganz gewiß nicht mehr. (Wie außer ſich.) Ich beſchwöre Dich! geh' nicht fort! Ver- laß mich doch nur nicht. 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Loth. Nun, ich ſollte wohl am Ende gar fort-
gelaufen ſein? (Umarmung.)
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Loth. Was denn Liebſte?
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Loth. Wie ſteht's denn oben?
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zu Ende iſt, meine ich, dann...
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was wollteſt Du ſagen?
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gehen. Gleich! auf der Stelle.
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Lenchen —
Helene. Ja, ja! wir dürfen nicht warten! Es
iſt das Beſte — für Dich und mich. Wenn Du mich
nicht jetzt bald nimmſt, dann läßt Du mich heilig noch
ſitzen, und dann...dann...muß ich doch noch zu
Grunde gehen.
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hier fortgehſt.
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