Hauptmann, Gerhart: Fuhrmann Henschel. Berlin, 1899. George. Ih, wissen Se was, das wär gar nich so unmeglich. Hauffe. Nee, nee, Sie stiehn ju sihr gutt mit dr Frau. Franziska lacht heraus. George. Nu, warum och nich? Die Frau is gar nich so ibel, hern se! Wersch weeß, wie 's gemacht wird, kann ich Ihn sagen, dem fressen de Weiber aus der Hand. Hauffe. Nu, wenn Sie und han das asu weit ge- brucht, daß de Henscheln und thut Ihn aus dr Hand frassa, do missa Sie Ihre Sache verstiehn. Fabig kommt, den Zugstrick um die Schultern. Er setzt sich bescheiden in eine Ecke. George. Da sehn S' es, das is ja doch was ich sage! das kann mer sobald kee Andrer nich nachmachen; wer da nich ganz uf'm Posten is, der kann Ihn die scheenste Keile beseh'n. Wermelskirch. Na, 's is ja noch nicht aller Tage Abend. Siebenhaar tritt ein von links. Wo Henschel hin haut, wächst auch kee Gras. Ergebener Diener, Herr Siebenhaar. Siebenhaar etwas blaß. Guten Morgen! George. Ich wer' mal 'n bischen zum Billard gehn. Er nimmt sein Bier und verschwindet in die hintere Abtheilung. Siebenhaar sich an dem Tische nächst dem Klavier niederlassend. Sie haben doch eben gesungen, Herr Wermelskirch. Lassen Sie sich nicht stören, bitte. Wermelskirch. -- Wie? Ich? Gesungen? Das ist wohl nicht möglich! Ja, wissen Sie, ich bin tief gerührt. Wenn Sie es sagen, dann muß es wohl wahr sein. Er- George. Ih, wiſſen Se was, das wär gar nich ſo unmeglich. Hauffe. Nee, nee, Sie ſtiehn ju ſihr gutt mit dr Frau. Franziska lacht heraus. George. Nu, warum och nich? Die Frau is gar nich ſo ibel, hern ſe! Werſch weeß, wie ’s gemacht wird, kann ich Ihn ſagen, dem freſſen de Weiber aus der Hand. Hauffe. Nu, wenn Sie und han das aſu weit ge- brucht, daß de Henſcheln und thut Ihn aus dr Hand fraſſa, do miſſa Sie Ihre Sache verſtiehn. Fabig kommt, den Zugſtrick um die Schultern. Er ſetzt ſich beſcheiden in eine Ecke. George. Da ſehn S’ es, das is ja doch was ich ſage! das kann mer ſobald kee Andrer nich nachmachen; wer da nich ganz uf’m Poſten is, der kann Ihn die ſcheenſte Keile beſeh’n. Wermelskirch. Na, ’s is ja noch nicht aller Tage Abend. Siebenhaar tritt ein von links. Wo Henſchel hin haut, wächſt auch kee Gras. Ergebener Diener, Herr Siebenhaar. Siebenhaar etwas blaß. Guten Morgen! George. Ich wer’ mal ’n bischen zum Billard gehn. Er nimmt ſein Bier und verſchwindet in die hintere Abtheilung. Siebenhaar ſich an dem Tiſche nächſt dem Klavier niederlaſſend. Sie haben doch eben geſungen, Herr Wermelskirch. Laſſen Sie ſich nicht ſtören, bitte. Wermelskirch. — Wie? Ich? Geſungen? Das iſt wohl nicht möglich! Ja, wiſſen Sie, ich bin tief gerührt. Wenn Sie es ſagen, dann muß es wohl wahr ſein. 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George. Ih, wiſſen Se was, das wär gar nich ſo
unmeglich.
Hauffe. Nee, nee, Sie ſtiehn ju ſihr gutt mit dr
Frau. Franziska lacht heraus.
George. Nu, warum och nich? Die Frau is gar nich
ſo ibel, hern ſe! Werſch weeß, wie ’s gemacht wird, kann
ich Ihn ſagen, dem freſſen de Weiber aus der Hand.
Hauffe. Nu, wenn Sie und han das aſu weit ge-
brucht, daß de Henſcheln und thut Ihn aus dr Hand
fraſſa, do miſſa Sie Ihre Sache verſtiehn.
Fabig kommt, den Zugſtrick um die Schultern. Er ſetzt ſich
beſcheiden in eine Ecke.
George. Da ſehn S’ es, das is ja doch was ich ſage!
das kann mer ſobald kee Andrer nich nachmachen; wer da
nich ganz uf’m Poſten is, der kann Ihn die ſcheenſte Keile
beſeh’n.
Wermelskirch. Na, ’s is ja noch nicht aller Tage
Abend. Siebenhaar tritt ein von links. Wo Henſchel hin haut,
wächſt auch kee Gras. Ergebener Diener, Herr Siebenhaar.
Siebenhaar etwas blaß. Guten Morgen!
George. Ich wer’ mal ’n bischen zum Billard gehn.
Er nimmt ſein Bier und verſchwindet in die hintere Abtheilung.
Siebenhaar ſich an dem Tiſche nächſt dem Klavier niederlaſſend. Sie
haben doch eben geſungen, Herr Wermelskirch. Laſſen Sie
ſich nicht ſtören, bitte.
Wermelskirch. — Wie? Ich? Geſungen? Das iſt
wohl nicht möglich! Ja, wiſſen Sie, ich bin tief gerührt.
Wenn Sie es ſagen, dann muß es wohl wahr ſein. Er-
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Zitationshilfe: | Hauptmann, Gerhart: Fuhrmann Henschel. Berlin, 1899, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_henschel_1899/76>, abgerufen am 07.07.2024. |