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Hauptmann, Gerhart: Fuhrmann Henschel. Berlin, 1899.

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Die Mittelthür ist offen geblieben. Der eine von oben
kommend, der andre den Gang herauf, treffen sich Siebenhaar
und der Kellner George, so daß ihre Begegnung im Rahmen der
Thüre sichtbar wird. George ist wienerisch gekleidet, Hut, Stöckchen,
langer Paletot, bunter Shlips.
Siebenhaar. Was wünschen Sie hier?
George. Sie wer'n verzeihn, ich habe bei'm Fuhr-
mann Henschel zu thun.
Siebenhaar. Der Fuhrmann Henschel ist nicht zu
Hause. Sie haben das nun schon dreimal gehört: in
meinem Haus ist kein Platz für Sie. Wenn Sie sich nun
das künftig nicht merken, dann lasse ich Ihr Gedächtniß
auffrischen; durch den Gensdarm, verstehen Sie mich!
George. Herr Siebenhaar: Ich muß doch sehr bitten,
ich komm' nicht zu Ihn. Die Leute wohnen in Ihrem
Hause. Sie kenn' mir nichts Ehrenrühriges nachweisen.
Siebenhaar. Aber wenn ich Ihnen wieder begegne,
dann laß ich Sie durch den Hausknecht rausschmeißen.
Also richten Sie sich gefälligst danach.
Ab.
George tritt ins Zimmer ein, fluchend. Das laß ich druf an-
komm'! Das woll'n mer erscht abwarten.
Frau Henschel schließt heftig die Thür, die Wut über Siebenhaar schwer
bemeisternd.
Mir sein au noch do, a sol's erscht versicha. Hie
is inse Stube, ni seine Stube, und war de zu ins kimmt, dar
kimmt zu ins! do hot a kee Wort ni neizuräda.
George. Wir woll'n 's amal abwarten, sag' ich bloß,
das kennt'n doch theuer zu steh'n komm'. Das kost' Pinke-
Pinke, wenn ma das anzeigt. Er is schon mal äklich rein-
gesaust mit dem Alfons, der vor zwee Jahren hier war.
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Die Mittelthür iſt offen geblieben. Der eine von oben
kommend, der andre den Gang herauf, treffen ſich Siebenhaar
und der Kellner George, ſo daß ihre Begegnung im Rahmen der
Thüre ſichtbar wird. George iſt wieneriſch gekleidet, Hut, Stöckchen,
langer Paletot, bunter Shlips.
Siebenhaar. Was wünſchen Sie hier?
George. Sie wer’n verzeihn, ich habe bei’m Fuhr-
mann Henſchel zu thun.
Siebenhaar. Der Fuhrmann Henſchel iſt nicht zu
Hauſe. Sie haben das nun ſchon dreimal gehört: in
meinem Haus iſt kein Platz für Sie. Wenn Sie ſich nun
das künftig nicht merken, dann laſſe ich Ihr Gedächtniß
auffriſchen; durch den Gensdarm, verſtehen Sie mich!
George. Herr Siebenhaar: Ich muß doch ſehr bitten,
ich komm’ nicht zu Ihn. Die Leute wohnen in Ihrem
Hauſe. Sie kenn’ mir nichts Ehrenrühriges nachweiſen.
Siebenhaar. Aber wenn ich Ihnen wieder begegne,
dann laß ich Sie durch den Hausknecht rausſchmeißen.
Alſo richten Sie ſich gefälligſt danach.
Ab.
George tritt ins Zimmer ein, fluchend. Das laß ich druf an-
komm’! Das woll’n mer erſcht abwarten.
Frau Henſchel ſchließt heftig die Thür, die Wut über Siebenhaar ſchwer
bemeiſternd.
Mir ſein au noch do, a ſol’s erſcht verſicha. Hie
is inſe Stube, ni ſeine Stube, und war de zu ins kimmt, dar
kimmt zu ins! do hot a kee Wort ni neizuräda.
George. Wir woll’n ’s amal abwarten, ſag’ ich bloß,
das kennt’n doch theuer zu ſteh’n komm’. Das koſt’ Pinke-
Pinke, wenn ma das anzeigt. Er is ſchon mal äklich rein-
geſauſt mit dem Alfons, der vor zwee Jahren hier war.
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[51/0061] Die Mittelthür iſt offen geblieben. Der eine von oben kommend, der andre den Gang herauf, treffen ſich Siebenhaar und der Kellner George, ſo daß ihre Begegnung im Rahmen der Thüre ſichtbar wird. George iſt wieneriſch gekleidet, Hut, Stöckchen, langer Paletot, bunter Shlips. Siebenhaar. Was wünſchen Sie hier? George. Sie wer’n verzeihn, ich habe bei’m Fuhr- mann Henſchel zu thun. Siebenhaar. Der Fuhrmann Henſchel iſt nicht zu Hauſe. Sie haben das nun ſchon dreimal gehört: in meinem Haus iſt kein Platz für Sie. Wenn Sie ſich nun das künftig nicht merken, dann laſſe ich Ihr Gedächtniß auffriſchen; durch den Gensdarm, verſtehen Sie mich! George. Herr Siebenhaar: Ich muß doch ſehr bitten, ich komm’ nicht zu Ihn. Die Leute wohnen in Ihrem Hauſe. Sie kenn’ mir nichts Ehrenrühriges nachweiſen. Siebenhaar. Aber wenn ich Ihnen wieder begegne, dann laß ich Sie durch den Hausknecht rausſchmeißen. Alſo richten Sie ſich gefälligſt danach. Ab. George tritt ins Zimmer ein, fluchend. Das laß ich druf an- komm’! Das woll’n mer erſcht abwarten. Frau Henſchel ſchließt heftig die Thür, die Wut über Siebenhaar ſchwer bemeiſternd. Mir ſein au noch do, a ſol’s erſcht verſicha. Hie is inſe Stube, ni ſeine Stube, und war de zu ins kimmt, dar kimmt zu ins! do hot a kee Wort ni neizuräda. George. Wir woll’n ’s amal abwarten, ſag’ ich bloß, das kennt’n doch theuer zu ſteh’n komm’. Das koſt’ Pinke- Pinke, wenn ma das anzeigt. Er is ſchon mal äklich rein- geſauſt mit dem Alfons, der vor zwee Jahren hier war. 4*

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Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Fuhrmann Henschel. Berlin, 1899, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_henschel_1899/61>, abgerufen am 24.11.2024.