Hauptmann, Gerhart: Der Biberpelz. Berlin, 1893. Krüger. Zu was müssen Sie denn das wissen? frag' ich! Wehrhahn. Sie werden das, denk' ich, mir überlassen. Krüger. Natürlich doch bei der Forstverwaltung. Wehrhahn. Das ist doch durchaus nicht so natürlich. Es giebt doch zum Beispiel auch Holz- jeschäfte. Ich kaufe zum Beispiel mein Holz bei Sandberg. Warum sollten Sie nicht beim Händler kaufen? Man kauft überdies beinahe profitabler. Krüger (ungeduldig). Ich habe nicht länger Zeit, Herr Vorsteher. Wehrhahn. Was heißt das, Zeit? Sie haben nicht Zeit? Kommen Sie zu mir, oder ich zu Ihnen? Nehme ich Ihre Zeit in Anspruch, oder Sie die meine? Krüger. Das ist Ihr Amt, dafür sind Sie hier. Wehrhahn. Bin ich vielleicht Ihr Schuh- putzer, was? Krüger. Habe ich vielleicht silberne Löffel ge- stohlen? Ich verbitte mir diesen Unteroffizierston! Wehrhahn. Da hört doch aber ... Schreien Sie nicht so! Krüger. Sie schreien, Herr! Wehrhahn. Sie sind halbtaub, da muß ich schreien. Krüger. Sie schreien immer, Sie schreien Jeden an, der hierher kommt. Wehrhahn. Ich schreie Niemand an, schweigen Sie still! Krüger. Zu was müſſen Sie denn das wiſſen? frag’ ich! Wehrhahn. Sie werden das, denk’ ich, mir überlaſſen. Krüger. Natürlich doch bei der Forſtverwaltung. Wehrhahn. Das iſt doch durchaus nicht ſo natürlich. Es giebt doch zum Beiſpiel auch Holz- jeſchäfte. Ich kaufe zum Beiſpiel mein Holz bei Sandberg. Warum ſollten Sie nicht beim Händler kaufen? Man kauft überdies beinahe profitabler. Krüger (ungeduldig). Ich habe nicht länger Zeit, Herr Vorſteher. Wehrhahn. Was heißt das, Zeit? Sie haben nicht Zeit? Kommen Sie zu mir, oder ich zu Ihnen? Nehme ich Ihre Zeit in Anſpruch, oder Sie die meine? Krüger. Das iſt Ihr Amt, dafür ſind Sie hier. Wehrhahn. Bin ich vielleicht Ihr Schuh- putzer, was? Krüger. Habe ich vielleicht ſilberne Löffel ge- ſtohlen? Ich verbitte mir dieſen Unteroffizierston! Wehrhahn. Da hört doch aber … Schreien Sie nicht ſo! Krüger. Sie ſchreien, Herr! Wehrhahn. Sie ſind halbtaub, da muß ich ſchreien. Krüger. Sie ſchreien immer, Sie ſchreien Jeden an, der hierher kommt. Wehrhahn. Ich ſchreie Niemand an, ſchweigen Sie ſtill! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0065" n="59"/> <sp who="#KRUE"> <speaker> <hi rendition="#g">Krüger.</hi> </speaker> <p>Zu was müſſen Sie denn das wiſſen?<lb/> frag’ ich!</p> </sp><lb/> <sp who="#WEH"> <speaker> <hi rendition="#g">Wehrhahn.</hi> </speaker> <p>Sie werden das, denk’ ich, mir<lb/> überlaſſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#KRUE"> <speaker> <hi rendition="#g">Krüger.</hi> </speaker> <p>Natürlich doch bei der Forſtverwaltung.</p> </sp><lb/> <sp who="#WEH"> <speaker> <hi rendition="#g">Wehrhahn.</hi> </speaker> <p>Das iſt doch durchaus nicht ſo<lb/> natürlich. Es giebt doch zum Beiſpiel auch Holz-<lb/> jeſchäfte. Ich kaufe zum Beiſpiel mein Holz bei<lb/> Sandberg. Warum ſollten Sie nicht beim Händler<lb/> kaufen? Man kauft überdies beinahe profitabler.</p> </sp><lb/> <sp who="#KRUE"> <speaker> <hi rendition="#g">Krüger</hi> </speaker> <stage>(ungeduldig).</stage> <p>Ich habe nicht länger Zeit,<lb/> Herr Vorſteher.</p> </sp><lb/> <sp who="#WEH"> <speaker> <hi rendition="#g">Wehrhahn.</hi> </speaker> <p>Was heißt das, Zeit? Sie haben<lb/> nicht Zeit? Kommen Sie zu mir, oder ich zu Ihnen?<lb/> Nehme ich Ihre Zeit in Anſpruch, oder Sie die meine?</p> </sp><lb/> <sp who="#KRUE"> <speaker> <hi rendition="#g">Krüger.</hi> </speaker> <p>Das iſt Ihr Amt, dafür ſind Sie hier.</p> </sp><lb/> <sp who="#WEH"> <speaker> <hi rendition="#g">Wehrhahn.</hi> </speaker> <p>Bin ich vielleicht Ihr Schuh-<lb/> putzer, was?</p> </sp><lb/> <sp who="#KRUE"> <speaker> <hi rendition="#g">Krüger.</hi> </speaker> <p>Habe ich vielleicht ſilberne Löffel ge-<lb/> ſtohlen? Ich verbitte mir dieſen Unteroffizierston!</p> </sp><lb/> <sp who="#WEH"> <speaker> <hi rendition="#g">Wehrhahn.</hi> </speaker> <p>Da hört doch aber … Schreien<lb/> Sie nicht ſo!</p> </sp><lb/> <sp who="#KRUE"> <speaker> <hi rendition="#g">Krüger.</hi> </speaker> <p>Sie ſchreien, Herr!</p> </sp><lb/> <sp who="#WEH"> <speaker> <hi rendition="#g">Wehrhahn.</hi> </speaker> <p>Sie ſind halbtaub, da muß ich<lb/> ſchreien.</p> </sp><lb/> <sp who="#KRUE"> <speaker> <hi rendition="#g">Krüger.</hi> </speaker> <p>Sie ſchreien immer, Sie ſchreien Jeden<lb/> an, der hierher kommt.</p> </sp><lb/> <sp who="#WEH"> <speaker> <hi rendition="#g">Wehrhahn.</hi> </speaker> <p>Ich ſchreie Niemand an, ſchweigen<lb/> Sie ſtill!</p> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [59/0065]
Krüger. Zu was müſſen Sie denn das wiſſen?
frag’ ich!
Wehrhahn. Sie werden das, denk’ ich, mir
überlaſſen.
Krüger. Natürlich doch bei der Forſtverwaltung.
Wehrhahn. Das iſt doch durchaus nicht ſo
natürlich. Es giebt doch zum Beiſpiel auch Holz-
jeſchäfte. Ich kaufe zum Beiſpiel mein Holz bei
Sandberg. Warum ſollten Sie nicht beim Händler
kaufen? Man kauft überdies beinahe profitabler.
Krüger (ungeduldig). Ich habe nicht länger Zeit,
Herr Vorſteher.
Wehrhahn. Was heißt das, Zeit? Sie haben
nicht Zeit? Kommen Sie zu mir, oder ich zu Ihnen?
Nehme ich Ihre Zeit in Anſpruch, oder Sie die meine?
Krüger. Das iſt Ihr Amt, dafür ſind Sie hier.
Wehrhahn. Bin ich vielleicht Ihr Schuh-
putzer, was?
Krüger. Habe ich vielleicht ſilberne Löffel ge-
ſtohlen? Ich verbitte mir dieſen Unteroffizierston!
Wehrhahn. Da hört doch aber … Schreien
Sie nicht ſo!
Krüger. Sie ſchreien, Herr!
Wehrhahn. Sie ſind halbtaub, da muß ich
ſchreien.
Krüger. Sie ſchreien immer, Sie ſchreien Jeden
an, der hierher kommt.
Wehrhahn. Ich ſchreie Niemand an, ſchweigen
Sie ſtill!
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Zitationshilfe: | Hauptmann, Gerhart: Der Biberpelz. Berlin, 1893, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_biberpelz_1893/65>, abgerufen am 16.02.2025. |