Hauptmann, Gerhart: Der Biberpelz. Berlin, 1893.
für Kehricht hier angesammelt! Dunkle Existenzen, politisch verfehmte, reichs- und königsfeindliche Ele- mente. Die Leute sollen zu stöhnen bekommen. -- Nun also, Herr Motes, Sie sind Schriftsteller? Motes. Für Forst und jagdliche Sachen, jawohl. Wehrhahn. Da schreiben Sie so in Forst und Jagdzeitungen? A propros: und können Sie denn davon leben? Motes. Wenn man eingeführt is, wie ich Herr Baron. Ich hab Jott sei Dank mein schönes Aus- kommen. Wehrhahn. Sie sind ein gelernter Forstmann, wie? Motes. Ich war auf Akademie, Herr Vorsteher. In Eberswalde hab' ich studirt. Kurz vor dem Examen betraf mich das Unglück ... Wehrhahn. Ach ja, Sie tragen ja eine Binde. Motes. Ich verlor ein Auge auf Jachd, Herr Baron. Ich bekam ein Schrotkorn in's rechte Auge, von wem war leider nicht zu ermitteln. Da mußte ich denn die Carriere aufgeben. Wehrhahn. Also Pension bekommen Sie nicht? Motes. Nein. Ich habe mich nun auch so ziemlich durchgefressen. Mein Name ist doch nun schon ziemlich genannt. Wehrhahn. Hm. -- Ist Ihnen vielleicht mein Schwager bekannt? Motes. Herr Oberförster von Wachsmann, jawohl. Ich correspondire viel mit ihm und außerdem
für Kehricht hier angeſammelt! Dunkle Exiſtenzen, politiſch verfehmte, reichs- und königsfeindliche Ele- mente. Die Leute ſollen zu ſtöhnen bekommen. — Nun alſo, Herr Motes, Sie ſind Schriftſteller? Motes. Für Forſt und jagdliche Sachen, jawohl. Wehrhahn. Da ſchreiben Sie ſo in Forſt und Jagdzeitungen? A propros: und können Sie denn davon leben? Motes. Wenn man eingeführt is, wie ich Herr Baron. Ich hab Jott ſei Dank mein ſchönes Aus- kommen. Wehrhahn. Sie ſind ein gelernter Forſtmann, wie? Motes. Ich war auf Akademie, Herr Vorſteher. In Eberswalde hab’ ich ſtudirt. Kurz vor dem Examen betraf mich das Unglück … Wehrhahn. Ach ja, Sie tragen ja eine Binde. Motes. Ich verlor ein Auge auf Jachd, Herr Baron. Ich bekam ein Schrotkorn in’s rechte Auge, von wem war leider nicht zu ermitteln. Da mußte ich denn die Carrière aufgeben. Wehrhahn. Alſo Penſion bekommen Sie nicht? Motes. Nein. Ich habe mich nun auch ſo ziemlich durchgefreſſen. Mein Name iſt doch nun ſchon ziemlich genannt. Wehrhahn. Hm. — Iſt Ihnen vielleicht mein Schwager bekannt? Motes. Herr Oberförſter von Wachsmann, jawohl. Ich correſpondire viel mit ihm und außerdem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#WEH"> <p><pb facs="#f0051" n="45"/> für Kehricht hier angeſammelt! Dunkle Exiſtenzen,<lb/> politiſch verfehmte, reichs- und königsfeindliche Ele-<lb/> mente. Die Leute ſollen zu ſtöhnen bekommen. —<lb/> Nun alſo, Herr Motes, Sie ſind Schriftſteller?</p> </sp><lb/> <sp who="#MOTES"> <speaker> <hi rendition="#g">Motes.</hi> </speaker> <p>Für Forſt und jagdliche Sachen, jawohl.</p> </sp><lb/> <sp who="#WEH"> <speaker> <hi rendition="#g">Wehrhahn.</hi> </speaker> <p>Da ſchreiben Sie ſo in Forſt und<lb/> Jagdzeitungen? <hi rendition="#aq">A propros:</hi> und können Sie denn<lb/> davon leben?</p> </sp><lb/> <sp who="#MOTES"> <speaker> <hi rendition="#g">Motes.</hi> </speaker> <p>Wenn man eingeführt is, wie ich Herr<lb/> Baron. Ich hab Jott ſei Dank mein ſchönes Aus-<lb/> kommen.</p> </sp><lb/> <sp who="#WEH"> <speaker> <hi rendition="#g">Wehrhahn.</hi> </speaker> <p>Sie ſind ein gelernter Forſtmann, wie?</p> </sp><lb/> <sp who="#MOTES"> <speaker> <hi rendition="#g">Motes.</hi> </speaker> <p>Ich war auf Akademie, Herr Vorſteher.<lb/> In Eberswalde hab’ ich ſtudirt. Kurz vor dem<lb/> Examen betraf mich das Unglück …</p> </sp><lb/> <sp who="#WEH"> <speaker> <hi rendition="#g">Wehrhahn.</hi> </speaker> <p>Ach ja, Sie tragen ja eine Binde.</p> </sp><lb/> <sp who="#MOTES"> <speaker> <hi rendition="#g">Motes.</hi> </speaker> <p>Ich verlor ein Auge auf Jachd, Herr<lb/> Baron. Ich bekam ein Schrotkorn in’s rechte Auge,<lb/> von wem war leider nicht zu ermitteln. Da mußte<lb/> ich denn die Carri<hi rendition="#aq">è</hi>re aufgeben.</p> </sp><lb/> <sp who="#WEH"> <speaker> <hi rendition="#g">Wehrhahn.</hi> </speaker> <p>Alſo Penſion bekommen Sie nicht?</p> </sp><lb/> <sp who="#MOTES"> <speaker> <hi rendition="#g">Motes.</hi> </speaker> <p>Nein. Ich habe mich nun auch ſo<lb/> ziemlich durchgefreſſen. Mein Name iſt doch nun ſchon<lb/> ziemlich genannt.</p> </sp><lb/> <sp who="#WEH"> <speaker> <hi rendition="#g">Wehrhahn.</hi> </speaker> <p>Hm. — Iſt Ihnen vielleicht mein<lb/> Schwager bekannt?</p> </sp><lb/> <sp who="#MOTES"> <speaker> <hi rendition="#g">Motes.</hi> </speaker> <p>Herr Oberförſter von Wachsmann,<lb/> jawohl. Ich correſpondire viel mit ihm und außerdem<lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [45/0051]
für Kehricht hier angeſammelt! Dunkle Exiſtenzen,
politiſch verfehmte, reichs- und königsfeindliche Ele-
mente. Die Leute ſollen zu ſtöhnen bekommen. —
Nun alſo, Herr Motes, Sie ſind Schriftſteller?
Motes. Für Forſt und jagdliche Sachen, jawohl.
Wehrhahn. Da ſchreiben Sie ſo in Forſt und
Jagdzeitungen? A propros: und können Sie denn
davon leben?
Motes. Wenn man eingeführt is, wie ich Herr
Baron. Ich hab Jott ſei Dank mein ſchönes Aus-
kommen.
Wehrhahn. Sie ſind ein gelernter Forſtmann, wie?
Motes. Ich war auf Akademie, Herr Vorſteher.
In Eberswalde hab’ ich ſtudirt. Kurz vor dem
Examen betraf mich das Unglück …
Wehrhahn. Ach ja, Sie tragen ja eine Binde.
Motes. Ich verlor ein Auge auf Jachd, Herr
Baron. Ich bekam ein Schrotkorn in’s rechte Auge,
von wem war leider nicht zu ermitteln. Da mußte
ich denn die Carrière aufgeben.
Wehrhahn. Alſo Penſion bekommen Sie nicht?
Motes. Nein. Ich habe mich nun auch ſo
ziemlich durchgefreſſen. Mein Name iſt doch nun ſchon
ziemlich genannt.
Wehrhahn. Hm. — Iſt Ihnen vielleicht mein
Schwager bekannt?
Motes. Herr Oberförſter von Wachsmann,
jawohl. Ich correſpondire viel mit ihm und außerdem
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Zitationshilfe: | Hauptmann, Gerhart: Der Biberpelz. Berlin, 1893, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_biberpelz_1893/51>, abgerufen am 16.02.2025. |