Hauptmann, Gerhart: Der Biberpelz. Berlin, 1893.
eemal nich andersch bei uns. A Armes schind't sich halt Tag und Nacht. A Reiches liegt derfire im Bette. Mitteldorf. Ich bin jekündigt, wissen Se schon? Der Amtsvorsteher hat mir jekündigt. Ick bin nich scharf jenug uff de Leute. Frau Wolff. Da soll Eens woll sein wie a Kettenhund? Mitteldorf. Ick jinge am Liebsten ja nich zu Hause; denn wenn ick komme, denn jiebt et Zank. Denn wees ick mir nich ze retten vor Vorwürfe. Frau Wolff. J, halten Se sich de Ohren zu! Mitteldorf. Nu jeht man mal n Bisken in't Wirtshaus, det de Sorjen een nich janz unterkriejen: Det soll man nu ooch nich. Janischt soll man! Nu hab' ick heute wieder jesessen, 't hat all Eener uff- jelegt n Fäßchen -- Frau Wolff. Sie wer'n sich doch vor an Weibe nich ferchten. Wenn se halt schimpft, denn schimpfen Se wieder und wenn se haut, denn haun Se wieder. Nu komm' Se mal her, Sie sind länger, wie mir. Nu lang' Se amal das Kupsel da runter, Du, Julian, mach Der a Schlitten zurecht. (Julian ab). Wie ofte soll ich Dr das d'n sagn. (Mitteldorf holt von einem hohen Wandbrett Strippen und Zugstricke herunter). A großen Schlitten machste zerechte. De Strippen geben Se ooch gleich runter. Julius (von außen). Ick kann nich sehn. Frau Wolff. Was kannste nich?
eemal nich anderſch bei uns. A Armes ſchind’t ſich halt Tag und Nacht. A Reiches liegt derfire im Bette. Mitteldorf. Ich bin jekündigt, wiſſen Se ſchon? Der Amtsvorſteher hat mir jekündigt. Ick bin nich ſcharf jenug uff de Leute. Frau Wolff. Da ſoll Eens woll ſein wie a Kettenhund? Mitteldorf. Ick jinge am Liebſten ja nich zu Hauſe; denn wenn ick komme, denn jiebt et Zank. Denn wees ick mir nich ze retten vor Vorwürfe. Frau Wolff. J, halten Se ſich de Ohren zu! Mitteldorf. Nu jeht man mal n Bisken in’t Wirtshaus, det de Sorjen een nich janz unterkriejen: Det ſoll man nu ooch nich. Janiſcht ſoll man! Nu hab’ ick heute wieder jeſeſſen, ’t hat all Eener uff- jelegt n Fäßchen — Frau Wolff. Sie wer’n ſich doch vor an Weibe nich ferchten. Wenn ſe halt ſchimpft, denn ſchimpfen Se wieder und wenn ſe haut, denn haun Se wieder. Nu komm’ Se mal her, Sie ſind länger, wie mir. Nu lang’ Se amal das Kupſel da runter, Du, Julian, mach Der a Schlitten zurecht. (Julian ab). Wie ofte ſoll ich Dr das d’n ſagn. (Mitteldorf holt von einem hohen Wandbrett Strippen und Zugſtricke herunter). A großen Schlitten machſte zerechte. De Strippen geben Se ooch gleich runter. Julius (von außen). Ick kann nich ſehn. Frau Wolff. Was kannſte nich? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#WOLFF"> <p><pb facs="#f0042" n="36"/> eemal nich anderſch bei uns. A Armes ſchind’t ſich<lb/> halt Tag und Nacht. A Reiches liegt derfire im<lb/> Bette.</p> </sp><lb/> <sp who="#MIT"> <speaker> <hi rendition="#g">Mitteldorf.</hi> </speaker> <p>Ich bin jekündigt, wiſſen Se ſchon?<lb/> Der Amtsvorſteher hat mir jekündigt. Ick bin nich<lb/> ſcharf jenug uff de Leute.</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLFF"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Wolff.</hi> </speaker> <p>Da ſoll Eens woll ſein wie a<lb/> Kettenhund?</p> </sp><lb/> <sp who="#MIT"> <speaker> <hi rendition="#g">Mitteldorf.</hi> </speaker> <p>Ick jinge am Liebſten ja nich zu<lb/> Hauſe; denn wenn ick komme, denn jiebt et Zank.<lb/> Denn wees ick mir nich ze retten vor Vorwürfe.</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLFF"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Wolff.</hi> </speaker> <p>J, halten Se ſich de Ohren zu!</p> </sp><lb/> <sp who="#MIT"> <speaker> <hi rendition="#g">Mitteldorf.</hi> </speaker> <p>Nu jeht man mal n Bisken in’t<lb/> Wirtshaus, det de Sorjen een nich janz unterkriejen:<lb/> Det ſoll man nu ooch nich. Janiſcht ſoll man! Nu<lb/> hab’ ick heute wieder jeſeſſen, ’t hat all Eener uff-<lb/> jelegt n Fäßchen —</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLFF"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Wolff.</hi> </speaker> <p>Sie wer’n ſich doch vor an<lb/> Weibe nich ferchten. Wenn ſe halt ſchimpft, denn<lb/> ſchimpfen Se wieder und wenn ſe haut, denn haun<lb/> Se wieder. Nu komm’ Se mal her, Sie ſind länger,<lb/> wie mir. Nu lang’ Se amal das Kupſel da runter,<lb/> Du, Julian, mach Der a Schlitten zurecht.</p> <stage>(Julian ab).</stage><lb/> <p>Wie ofte ſoll ich Dr das d’n ſagn.</p> <stage>(Mitteldorf holt<lb/> von einem hohen Wandbrett Strippen und Zugſtricke herunter).</stage> <p>A<lb/> großen Schlitten machſte zerechte. De Strippen geben<lb/> Se ooch gleich runter.</p> </sp><lb/> <sp who="#JUL"> <speaker> <hi rendition="#g">Julius</hi> </speaker> <stage>(von außen).</stage> <p>Ick kann nich ſehn.</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLFF"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Wolff.</hi> </speaker> <p>Was kannſte nich?</p> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [36/0042]
eemal nich anderſch bei uns. A Armes ſchind’t ſich
halt Tag und Nacht. A Reiches liegt derfire im
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Mitteldorf. Ich bin jekündigt, wiſſen Se ſchon?
Der Amtsvorſteher hat mir jekündigt. Ick bin nich
ſcharf jenug uff de Leute.
Frau Wolff. Da ſoll Eens woll ſein wie a
Kettenhund?
Mitteldorf. Ick jinge am Liebſten ja nich zu
Hauſe; denn wenn ick komme, denn jiebt et Zank.
Denn wees ick mir nich ze retten vor Vorwürfe.
Frau Wolff. J, halten Se ſich de Ohren zu!
Mitteldorf. Nu jeht man mal n Bisken in’t
Wirtshaus, det de Sorjen een nich janz unterkriejen:
Det ſoll man nu ooch nich. Janiſcht ſoll man! Nu
hab’ ick heute wieder jeſeſſen, ’t hat all Eener uff-
jelegt n Fäßchen —
Frau Wolff. Sie wer’n ſich doch vor an
Weibe nich ferchten. Wenn ſe halt ſchimpft, denn
ſchimpfen Se wieder und wenn ſe haut, denn haun
Se wieder. Nu komm’ Se mal her, Sie ſind länger,
wie mir. Nu lang’ Se amal das Kupſel da runter,
Du, Julian, mach Der a Schlitten zurecht. (Julian ab).
Wie ofte ſoll ich Dr das d’n ſagn. (Mitteldorf holt
von einem hohen Wandbrett Strippen und Zugſtricke herunter). A
großen Schlitten machſte zerechte. De Strippen geben
Se ooch gleich runter.
Julius (von außen). Ick kann nich ſehn.
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