Hauptmann, Gerhart: Der Biberpelz. Berlin, 1893.
Euch nich hätte gebild't erzogen. (Auf dem Herd ein Casseroll haltend, zu Leontine). Nu komm, leg's rein. (Leontine legt die gewaschenen Fleischstücken in's Casseroll). So. Jetzt geh schlafen. Leontine (begiebt sich ins Hinterzimmer, noch sichtbar spricht sie). Mama. Der Motes is fort von Krüger. Frau Wolff. Da hat a woll keene Miethe bezahlt? Leontine. Mit Hängen und Würjen, sagt Herr Krüger. Er hat ihm aber doch rausjeschmissen. 's wär so'n verlogener, windiger Kerl. Und immer so hochmüthig zu Herr Krüger. Frau Wolff. Wenn ich wie Herr Krieger gewesen wär, den hätt ich gar nich so lange behalten. Leontine. Weil Herr Krüger doch Tischler jewesen is, denn is Motes man immer so verächtlich. Mit Herr Doktor Fleischer hat er sich ooch jezankt. Frau Wolff. Na, wer sich mit dem zankt ...! Das mecht ich wissen. Die Leut thun keener Fliege was! Leontine. Er darf jar nich mehr bei Fleischers hinkomm. Frau Wolff. Wenn Du a Mal kennt'st bei den Leuten ankommn. Leontine. Da sind de Mächens wie Kind im Hause. Frau Wolff. Und was der Bruder is in Berlin, der is doch Cassirer beim Theater. Wulkow (hat mehrmals von Außen an die Thür gepocht und ruft nun mit heiserer Stimme). Wollt Ihr mir woll mal jefälligst rin lassen?
Euch nich hätte gebild’t erzogen. (Auf dem Herd ein Caſſeroll haltend, zu Leontine). Nu komm, leg’s rein. (Leontine legt die gewaſchenen Fleiſchſtücken in’s Caſſeroll). So. Jetzt geh ſchlafen. Leontine (begiebt ſich ins Hinterzimmer, noch ſichtbar ſpricht ſie). Mama. Der Motes is fort von Krüger. Frau Wolff. Da hat a woll keene Miethe bezahlt? Leontine. Mit Hängen und Würjen, ſagt Herr Krüger. Er hat ihm aber doch rausjeſchmiſſen. ’s wär ſo’n verlogener, windiger Kerl. Und immer ſo hochmüthig zu Herr Krüger. Frau Wolff. Wenn ich wie Herr Krieger geweſen wär, den hätt ich gar nich ſo lange behalten. Leontine. Weil Herr Krüger doch Tiſchler jeweſen is, denn is Motes man immer ſo verächtlich. Mit Herr Doktor Fleiſcher hat er ſich ooch jezankt. Frau Wolff. Na, wer ſich mit dem zankt …! Das mecht ich wiſſen. Die Leut thun keener Fliege was! Leontine. Er darf jar nich mehr bei Fleiſchers hinkomm. Frau Wolff. Wenn Du a Mal kennt’ſt bei den Leuten ankommn. Leontine. Da ſind de Mächens wie Kind im Hauſe. Frau Wolff. Und was der Bruder is in Berlin, der is doch Caſſirer beim Theater. Wulkow (hat mehrmals von Außen an die Thür gepocht und ruft nun mit heiſerer Stimme). Wollt Ihr mir woll mal jefälligſt rin laſſen? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#WOLFF"> <p><pb facs="#f0022" n="16"/> Euch nich hätte gebild’t erzogen.</p> <stage>(Auf dem Herd ein<lb/> Caſſeroll haltend, zu Leontine).</stage> <p>Nu komm, leg’s rein.</p><lb/> <stage>(Leontine legt die gewaſchenen Fleiſchſtücken in’s Caſſeroll).</stage> <p>So.<lb/> Jetzt geh ſchlafen.</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker> <hi rendition="#g">Leontine</hi> </speaker> <stage>(begiebt ſich ins Hinterzimmer, noch ſichtbar ſpricht<lb/> ſie).</stage> <p>Mama. Der Motes is fort von Krüger.</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLFF"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Wolff.</hi> </speaker> <p>Da hat a woll keene Miethe<lb/> bezahlt?</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker> <hi rendition="#g">Leontine.</hi> </speaker> <p>Mit Hängen und Würjen, ſagt Herr<lb/> Krüger. Er hat ihm aber doch rausjeſchmiſſen. ’s<lb/> wär ſo’n verlogener, windiger Kerl. Und immer ſo<lb/> hochmüthig zu Herr Krüger.</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLFF"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Wolff.</hi> </speaker> <p>Wenn ich wie Herr Krieger geweſen<lb/> wär, den hätt ich gar nich ſo lange behalten.</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker> <hi rendition="#g">Leontine.</hi> </speaker> <p>Weil Herr Krüger doch Tiſchler jeweſen<lb/> is, denn is Motes man immer ſo verächtlich. Mit<lb/> Herr Doktor Fleiſcher hat er ſich ooch jezankt.</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLFF"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Wolff.</hi> </speaker> <p>Na, wer ſich mit dem zankt …!<lb/> Das mecht ich wiſſen. Die Leut thun keener Fliege was!</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker> <hi rendition="#g">Leontine.</hi> </speaker> <p>Er darf jar nich mehr bei Fleiſchers<lb/> hinkomm.</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLFF"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Wolff.</hi> </speaker> <p>Wenn Du a Mal kennt’ſt bei den<lb/> Leuten ankommn.</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker> <hi rendition="#g">Leontine.</hi> </speaker> <p>Da ſind de Mächens wie Kind im Hauſe.</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLFF"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Wolff.</hi> </speaker> <p>Und was der Bruder is in Berlin,<lb/> der is doch Caſſirer beim Theater.</p> </sp><lb/> <sp who="#WUL"> <speaker> <hi rendition="#g">Wulkow</hi> </speaker> <stage>(hat mehrmals von Außen an die Thür gepocht<lb/> und ruft nun mit heiſerer Stimme).</stage> <p>Wollt Ihr mir woll<lb/> mal jefälligſt rin laſſen?</p> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [16/0022]
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Jetzt geh ſchlafen.
Leontine (begiebt ſich ins Hinterzimmer, noch ſichtbar ſpricht
ſie). Mama. Der Motes is fort von Krüger.
Frau Wolff. Da hat a woll keene Miethe
bezahlt?
Leontine. Mit Hängen und Würjen, ſagt Herr
Krüger. Er hat ihm aber doch rausjeſchmiſſen. ’s
wär ſo’n verlogener, windiger Kerl. Und immer ſo
hochmüthig zu Herr Krüger.
Frau Wolff. Wenn ich wie Herr Krieger geweſen
wär, den hätt ich gar nich ſo lange behalten.
Leontine. Weil Herr Krüger doch Tiſchler jeweſen
is, denn is Motes man immer ſo verächtlich. Mit
Herr Doktor Fleiſcher hat er ſich ooch jezankt.
Frau Wolff. Na, wer ſich mit dem zankt …!
Das mecht ich wiſſen. Die Leut thun keener Fliege was!
Leontine. Er darf jar nich mehr bei Fleiſchers
hinkomm.
Frau Wolff. Wenn Du a Mal kennt’ſt bei den
Leuten ankommn.
Leontine. Da ſind de Mächens wie Kind im Hauſe.
Frau Wolff. Und was der Bruder is in Berlin,
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und ruft nun mit heiſerer Stimme). Wollt Ihr mir woll
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Zitationshilfe: | Hauptmann, Gerhart: Der Biberpelz. Berlin, 1893, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_biberpelz_1893/22>, abgerufen am 07.07.2024. |