Hauptmann, Gerhart: Der Biberpelz. Berlin, 1893. Frau Wolff (war bemüht ein Stück Rehwild aus dem Sack hervorzuziehen). I, schinden thun se Dich also bei Kriegers? Nee, so a armes Kind aber ooch! -- Mit sowas komm mer ock uffgezogen! A Frauenzimmer wie a Dragoner ....! Nanu faß an, dort unten a Sack! Du kannst Dich woll gar nich tälscher an- stellen? Bei mir haste damit kee Glicke nich. 's Faullenzen lernste bei mir erscht recht nich! (Beide hängen den Rehbock am Thürpfosten auf). Nu sag ich der'sch aber zum letzten Male ... Leontine. Ick jeh nich mehr bei die Leute hin. Denn jeh' ick lieber in't Wasser, Mama! Frau Wolff. Na, daßte ock bloß keen'n Schnuppen krigst. Leontine. Ich spring in't Wasser! Frau Wolff. Da ruff mich ock, herschte! Ich wer' Der an Schupps geben, daß De ooch ja -- und fliegst nich daneben. Leontine (schreit heftig). Na, brauch ick mir das woll jefallen zu lassen, det ick Aben's muß Holz rinräumen zwee Meter? Frau Wolff (thut erstaunt). Nee, 's is woll nich meglich! Holz sollst De reinschleppen! Nee, iber die Leute aber ooch! Leontine. ... un zwanzich Daler uff's janze Jahr? Denn soll ick mir ooch noch die Poten ver- frieren? Und nich ma satt Katoffel und Häring?! Frau Wolff. Da red' erscht nich lange, tummes Mädel. Da hast 'a Schlissel, geh, schneid Dr Brot Frau Wolff (war bemüht ein Stück Rehwild aus dem Sack hervorzuziehen). I, ſchinden thun ſe Dich alſo bei Kriegers? Nee, ſo a armes Kind aber ooch! — Mit ſowas komm mer ock uffgezogen! A Frauenzimmer wie a Dragoner ....! Nanu faß an, dort unten a Sack! Du kannſt Dich woll gar nich tälſcher an- ſtellen? Bei mir haſte damit kee Glicke nich. ’s Faullenzen lernſte bei mir erſcht recht nich! (Beide hängen den Rehbock am Thürpfoſten auf). Nu ſag ich der’ſch aber zum letzten Male … Leontine. Ick jeh nich mehr bei die Leute hin. Denn jeh’ ick lieber in’t Waſſer, Mama! Frau Wolff. Na, daßte ock bloß keen’n Schnuppen krigſt. Leontine. Ich ſpring in’t Waſſer! Frau Wolff. Da ruff mich ock, herſchte! Ich wer’ Der an Schupps geben, daß De ooch ja — und fliegſt nich daneben. Leontine (ſchreit heftig). Na, brauch ick mir das woll jefallen zu laſſen, det ick Aben’s muß Holz rinräumen zwee Meter? Frau Wolff (thut erſtaunt). Nee, ’s is woll nich meglich! Holz ſollſt De reinſchleppen! Nee, iber die Leute aber ooch! Leontine. … un zwanzich Daler uff’s janze Jahr? Denn ſoll ick mir ooch noch die Poten ver- frieren? Und nich ma ſatt Katoffel und Häring?! Frau Wolff. Da red’ erſcht nich lange, tummes Mädel. Da haſt ’a Schliſſel, geh, ſchneid Dr Brot <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0013" n="7"/> <sp who="#WOLFF"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Wolff</hi> </speaker> <stage>(war bemüht ein Stück Rehwild aus dem<lb/> Sack hervorzuziehen).</stage> <p>I, ſchinden thun ſe Dich alſo bei<lb/> Kriegers? Nee, ſo a armes Kind aber ooch! — Mit<lb/> ſowas komm mer ock uffgezogen! A Frauenzimmer<lb/> wie a Dragoner ....! Nanu faß an, dort unten a<lb/> Sack! Du kannſt Dich woll gar nich tälſcher an-<lb/> ſtellen? Bei mir haſte damit kee Glicke nich. ’s<lb/> Faullenzen lernſte bei mir erſcht recht nich!</p> <stage>(Beide<lb/> hängen den Rehbock am Thürpfoſten auf).</stage> <p>Nu ſag ich der’ſch<lb/> aber zum letzten Male …</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker> <hi rendition="#g">Leontine.</hi> </speaker> <p>Ick jeh nich mehr bei die Leute hin.<lb/> Denn jeh’ ick lieber in’t Waſſer, Mama!</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLFF"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Wolff.</hi> </speaker> <p>Na, daßte ock bloß keen’n<lb/> Schnuppen krigſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker> <hi rendition="#g">Leontine.</hi> </speaker> <p>Ich ſpring in’t Waſſer!</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLFF"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Wolff.</hi> </speaker> <p>Da ruff mich ock, herſchte! Ich<lb/> wer’ Der an Schupps geben, daß De ooch ja —<lb/> und fliegſt nich daneben.</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker> <hi rendition="#g">Leontine</hi> </speaker> <stage>(ſchreit heftig).</stage> <p>Na, brauch ick mir das<lb/> woll jefallen zu laſſen, det ick Aben’s muß Holz<lb/> rinräumen zwee Meter?</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLFF"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Wolff</hi> </speaker> <stage>(thut erſtaunt).</stage> <p>Nee, ’s is woll nich<lb/> meglich! Holz ſollſt De reinſchleppen! Nee, iber die<lb/> Leute aber ooch!</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker> <hi rendition="#g">Leontine.</hi> </speaker> <p>… un zwanzich Daler uff’s janze<lb/> Jahr? Denn ſoll ick mir ooch noch die Poten ver-<lb/> frieren? Und nich ma ſatt Katoffel und Häring?!</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLFF"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Wolff.</hi> </speaker> <p>Da red’ erſcht nich lange, tummes<lb/> Mädel. Da haſt ’a Schliſſel, geh, ſchneid Dr Brot<lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [7/0013]
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Sack! Du kannſt Dich woll gar nich tälſcher an-
ſtellen? Bei mir haſte damit kee Glicke nich. ’s
Faullenzen lernſte bei mir erſcht recht nich! (Beide
hängen den Rehbock am Thürpfoſten auf). Nu ſag ich der’ſch
aber zum letzten Male …
Leontine. Ick jeh nich mehr bei die Leute hin.
Denn jeh’ ick lieber in’t Waſſer, Mama!
Frau Wolff. Na, daßte ock bloß keen’n
Schnuppen krigſt.
Leontine. Ich ſpring in’t Waſſer!
Frau Wolff. Da ruff mich ock, herſchte! Ich
wer’ Der an Schupps geben, daß De ooch ja —
und fliegſt nich daneben.
Leontine (ſchreit heftig). Na, brauch ick mir das
woll jefallen zu laſſen, det ick Aben’s muß Holz
rinräumen zwee Meter?
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meglich! Holz ſollſt De reinſchleppen! Nee, iber die
Leute aber ooch!
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Zitationshilfe: | Hauptmann, Gerhart: Der Biberpelz. Berlin, 1893, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_biberpelz_1893/13>, abgerufen am 16.02.2025. |