Hauptmann, Gerhart: Der Apostel. Bahnwärter Thiel. Novellistische Studien. Berlin, 1892.nungen, die von einzelnen hohen und schlanken "Ein fruchtbares Wetter," dachte Thiel, als Plötzlich jedoch bekamen seine Gedanken eine In kurzer Zeit hatte er die Spree erreicht, nungen, die von einzelnen hohen und ſchlanken „Ein fruchtbares Wetter,“ dachte Thiel, als Plötzlich jedoch bekamen ſeine Gedanken eine In kurzer Zeit hatte er die Spree erreicht, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0030" n="18"/> nungen, die von einzelnen hohen und ſchlanken<lb/> Kiefern überſchattet wurden, welche man zum<lb/> Schutze für den Nachwuchs aufbehalten hatte.<lb/> Ein bläulicher, durchſichtiger, mit allerhand<lb/> Düften geſchwängerter Dunſt ſtieg aus der Erde<lb/> auf und ließ die Formen der Bäume verwaſchen<lb/> erſcheinen. Ein ſchwerer, milchiger Himmel hing<lb/> tief herab über die Baumwipfel, Krähenſchwärme<lb/> badeten gleichſam im Grau der Luft, unauf¬<lb/> hörlich ihre knarrenden Rufe ausſtoßend; ſchwarze<lb/> Waſſerlachen füllten die Vertiefungen des Weges<lb/> und ſpiegelten die trübe Natur noch trüber wieder.</p><lb/> <p>„Ein fruchtbares Wetter,“ dachte Thiel, als<lb/> er aus tiefem Nachdenken erwachte und aufſchaute.</p><lb/> <p>Plötzlich jedoch bekamen ſeine Gedanken eine<lb/> andere Richtung, er fühlte dunkel, daß er etwas<lb/> daheim vergeſſen haben müſſe, und wirklich ver¬<lb/> mißte er beim Durchſuchen ſeiner Taſchen das<lb/> Butterbrot, welches er der langen Dienſtzeit<lb/> halber ſtets mitzunehmen genötigt war. Un¬<lb/> ſchlüſſig blieb er eine Weile ſtehen, wandte ſich<lb/> dann aber plötzlich und eilte in der Richtung<lb/> des Dorfes zurück.</p><lb/> <p>In kurzer Zeit hatte er die Spree erreicht,<lb/> ſetzte mit wenigen kräftigen Ruderſchlägen über<lb/> und ſtieg gleich darauf, am ganzen Körper<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [18/0030]
nungen, die von einzelnen hohen und ſchlanken
Kiefern überſchattet wurden, welche man zum
Schutze für den Nachwuchs aufbehalten hatte.
Ein bläulicher, durchſichtiger, mit allerhand
Düften geſchwängerter Dunſt ſtieg aus der Erde
auf und ließ die Formen der Bäume verwaſchen
erſcheinen. Ein ſchwerer, milchiger Himmel hing
tief herab über die Baumwipfel, Krähenſchwärme
badeten gleichſam im Grau der Luft, unauf¬
hörlich ihre knarrenden Rufe ausſtoßend; ſchwarze
Waſſerlachen füllten die Vertiefungen des Weges
und ſpiegelten die trübe Natur noch trüber wieder.
„Ein fruchtbares Wetter,“ dachte Thiel, als
er aus tiefem Nachdenken erwachte und aufſchaute.
Plötzlich jedoch bekamen ſeine Gedanken eine
andere Richtung, er fühlte dunkel, daß er etwas
daheim vergeſſen haben müſſe, und wirklich ver¬
mißte er beim Durchſuchen ſeiner Taſchen das
Butterbrot, welches er der langen Dienſtzeit
halber ſtets mitzunehmen genötigt war. Un¬
ſchlüſſig blieb er eine Weile ſtehen, wandte ſich
dann aber plötzlich und eilte in der Richtung
des Dorfes zurück.
In kurzer Zeit hatte er die Spree erreicht,
ſetzte mit wenigen kräftigen Ruderſchlägen über
und ſtieg gleich darauf, am ganzen Körper
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Zitationshilfe: | Hauptmann, Gerhart: Der Apostel. Bahnwärter Thiel. Novellistische Studien. Berlin, 1892, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_bahnwaerter_1892/30>, abgerufen am 07.07.2024. |