Hauptmann, Gerhart: Der Apostel. Bahnwärter Thiel. Novellistische Studien. Berlin, 1892.nicht nach. Weder vor noch rückwärts schiebt nicht nach. Weder vor noch rückwärts ſchiebt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0105" n="91"/> nicht nach. Weder vor noch rückwärts ſchiebt<lb/> ſich das Seil. — Eine Plage war das, eine<lb/> Qual — beinahe ein phyſiſches Leiden. Als er<lb/> Schritte vernahm, freute er ſich der Ablenkung.<lb/> Ja, Du lieber Gott! Was war das überhaupt<lb/> für ein Gedanke geweſen, jetzt ſchlafen zu wollen.<lb/> Er ſtand auf, verwundert, daß er ſich in ſeiner<lb/> Kammer befand und öffnete die Thür nach dem<lb/> Flur. Seine Mutter, wie er wußte, ſtand<lb/> auf dem Gange, und er mußte ſie herein¬<lb/> laſſen. Sie kam, ſah ihn an mit ſtrahlender<lb/> Vewunderung, ihre Lippen zitterten und ſie<lb/> faltete in Ehrfurcht ihre Hände. Er legte ihre<lb/> Hände aufs Haupt und ſprach; Stehe auf! —<lb/> und — die Kranke erhob ſich und konnte gehen.<lb/> Und wie ſie ſich aufrichtete, erkannte er, daß es<lb/> nicht ſeine Mutter war, ſondern er, der Dulder<lb/> von Nazareth. Nicht mir geheilt hatte er ihn;<lb/> er hatte ihn lebendig gemacht. Noch wehten die<lb/> Grabtücher um Jeſu Leib. Er kam auf ihn zu<lb/> und ſchritt in ihn hinein. Und eine unbeſchreib¬<lb/> liche Muſik tönte, als er ſo in ihn hineinging.<lb/> Den ganzen geheimnisvollen Vorgang, als die<lb/> Geſtalt Jeſu in der ſeinigen ſich auflöſte, empfand<lb/> er genau. Er ſah nun die Jünger, die den<lb/> Meiſter ſuchten. Aus ihnen trat Petrus auf<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [91/0105]
nicht nach. Weder vor noch rückwärts ſchiebt
ſich das Seil. — Eine Plage war das, eine
Qual — beinahe ein phyſiſches Leiden. Als er
Schritte vernahm, freute er ſich der Ablenkung.
Ja, Du lieber Gott! Was war das überhaupt
für ein Gedanke geweſen, jetzt ſchlafen zu wollen.
Er ſtand auf, verwundert, daß er ſich in ſeiner
Kammer befand und öffnete die Thür nach dem
Flur. Seine Mutter, wie er wußte, ſtand
auf dem Gange, und er mußte ſie herein¬
laſſen. Sie kam, ſah ihn an mit ſtrahlender
Vewunderung, ihre Lippen zitterten und ſie
faltete in Ehrfurcht ihre Hände. Er legte ihre
Hände aufs Haupt und ſprach; Stehe auf! —
und — die Kranke erhob ſich und konnte gehen.
Und wie ſie ſich aufrichtete, erkannte er, daß es
nicht ſeine Mutter war, ſondern er, der Dulder
von Nazareth. Nicht mir geheilt hatte er ihn;
er hatte ihn lebendig gemacht. Noch wehten die
Grabtücher um Jeſu Leib. Er kam auf ihn zu
und ſchritt in ihn hinein. Und eine unbeſchreib¬
liche Muſik tönte, als er ſo in ihn hineinging.
Den ganzen geheimnisvollen Vorgang, als die
Geſtalt Jeſu in der ſeinigen ſich auflöſte, empfand
er genau. Er ſah nun die Jünger, die den
Meiſter ſuchten. Aus ihnen trat Petrus auf
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