Worte?" "Nein, das geht nicht, antwortete jener bedächtig; da seyd Ihr nicht erfahren ge¬ nug in geheimer Wissenschaft; aber ich habe Euch liebgewonnen wegen Eurer absonderlichen Kunst im Trinken, darum möchte ich Euch gerne dienen, wo ich kann. Zum Beispiel, es ist gegenwärtig die Stelle des Kellermeisters vacant allhier. Balthasar Ohnegrund! ver¬ laß den Dienst dieser Schweden, wo es doch mehr Wasser als Wein gibt, und diene dem wohledlen Rath dieser Stadt; wenn wir auch einige Lasten Wein mehr brauchen des Jahrs, die du heimlich saufest, das thut nichts, ein solcher Capitalkerl hat uns längst gefehlt; Balthasar Ohnegrund! ich mach' dich morgen zum Kellermeister, wenn du willst. Willst du nicht, so ist's auch gut; dann weiß aber mor¬ gen die ganze Stadt, daß uns der Schwede einen Reitknecht als Schreiber geschickt." Die¬ ser Vorschlag mundete dem Balthasar wie
Worte?“ „Nein, das geht nicht, antwortete jener bedaͤchtig; da ſeyd Ihr nicht erfahren ge¬ nug in geheimer Wiſſenſchaft; aber ich habe Euch liebgewonnen wegen Eurer abſonderlichen Kunſt im Trinken, darum moͤchte ich Euch gerne dienen, wo ich kann. Zum Beiſpiel, es iſt gegenwaͤrtig die Stelle des Kellermeiſters vacant allhier. Balthaſar Ohnegrund! ver¬ laß den Dienſt dieſer Schweden, wo es doch mehr Waſſer als Wein gibt, und diene dem wohledlen Rath dieſer Stadt; wenn wir auch einige Laſten Wein mehr brauchen des Jahrs, die du heimlich ſaufeſt, das thut nichts, ein ſolcher Capitalkerl hat uns laͤngſt gefehlt; Balthaſar Ohnegrund! ich mach' dich morgen zum Kellermeiſter, wenn du willſt. Willſt du nicht, ſo iſt's auch gut; dann weiß aber mor¬ gen die ganze Stadt, daß uns der Schwede einen Reitknecht als Schreiber geſchickt.“ Die¬ ſer Vorſchlag mundete dem Balthaſar wie
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0094"n="88"/>
Worte?“„Nein, das geht nicht, antwortete<lb/>
jener bedaͤchtig; da ſeyd Ihr nicht erfahren ge¬<lb/>
nug in geheimer Wiſſenſchaft; aber ich habe<lb/>
Euch liebgewonnen wegen Eurer abſonderlichen<lb/>
Kunſt im Trinken, darum moͤchte ich Euch<lb/>
gerne dienen, wo ich kann. Zum Beiſpiel, es<lb/>
iſt gegenwaͤrtig die Stelle des Kellermeiſters<lb/>
vacant allhier. Balthaſar Ohnegrund! ver¬<lb/>
laß den Dienſt dieſer Schweden, wo es doch<lb/>
mehr Waſſer als Wein gibt, und diene dem<lb/>
wohledlen Rath dieſer Stadt; wenn wir auch<lb/>
einige Laſten Wein mehr brauchen des Jahrs,<lb/>
die du heimlich ſaufeſt, das thut nichts, ein<lb/>ſolcher Capitalkerl hat uns laͤngſt gefehlt;<lb/>
Balthaſar Ohnegrund! ich mach' dich morgen<lb/>
zum Kellermeiſter, wenn du willſt. Willſt du<lb/>
nicht, ſo iſt's auch gut; dann weiß aber mor¬<lb/>
gen die ganze Stadt, daß uns der Schwede<lb/>
einen Reitknecht als Schreiber geſchickt.“ Die¬<lb/>ſer Vorſchlag mundete dem Balthaſar wie<lb/></p></div></body></text></TEI>
[88/0094]
Worte?“ „Nein, das geht nicht, antwortete
jener bedaͤchtig; da ſeyd Ihr nicht erfahren ge¬
nug in geheimer Wiſſenſchaft; aber ich habe
Euch liebgewonnen wegen Eurer abſonderlichen
Kunſt im Trinken, darum moͤchte ich Euch
gerne dienen, wo ich kann. Zum Beiſpiel, es
iſt gegenwaͤrtig die Stelle des Kellermeiſters
vacant allhier. Balthaſar Ohnegrund! ver¬
laß den Dienſt dieſer Schweden, wo es doch
mehr Waſſer als Wein gibt, und diene dem
wohledlen Rath dieſer Stadt; wenn wir auch
einige Laſten Wein mehr brauchen des Jahrs,
die du heimlich ſaufeſt, das thut nichts, ein
ſolcher Capitalkerl hat uns laͤngſt gefehlt;
Balthaſar Ohnegrund! ich mach' dich morgen
zum Kellermeiſter, wenn du willſt. Willſt du
nicht, ſo iſt's auch gut; dann weiß aber mor¬
gen die ganze Stadt, daß uns der Schwede
einen Reitknecht als Schreiber geſchickt.“ Die¬
ſer Vorſchlag mundete dem Balthaſar wie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_phantasien_1827/94>, abgerufen am 17.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.