Marget, Sillery, St. Julien und sonst nach allerlei pompösen Namen, und credenzen es bei ihren Gastmahlen, und wenn sie es sau¬ fen, bekommen sie rothe Ringe um den Mund, dieweil der Wein gefärbt war, und Kopfweh den andern Tag, weil sie schnöden Schnaps getrunken."
"Ha, was war das für ein anderes Leben," führte Johannes die Rede fort, "als wir noch junge, blutjunge Gesellen waren, Anno 19 und 26. Auch Anno 50 ging es noch hoch her in diesen schönen Hallen. Jeden Abend, es mochte die Sonne scheinen in hellem Frühling, oder schneien und regnen im Winter, jeden Abend waren die Stübchen dort gefüllt mit frohen Gästen. Hier, wo wir jetzt sitzen, saß in Würde und Hoheit der Senat von Bre¬ men. Stattliche Perücken auf dem Haupt, die Wehre an der Seite, Muth im Herzen und jeder einen Römer vor sich.
Marget, Sillery, St. Julien und ſonſt nach allerlei pompoͤſen Namen, und credenzen es bei ihren Gaſtmahlen, und wenn ſie es ſau¬ fen, bekommen ſie rothe Ringe um den Mund, dieweil der Wein gefaͤrbt war, und Kopfweh den andern Tag, weil ſie ſchnoͤden Schnaps getrunken.“
„Ha, was war das fuͤr ein anderes Leben,“ fuͤhrte Johannes die Rede fort, „als wir noch junge, blutjunge Geſellen waren, Anno 19 und 26. Auch Anno 50 ging es noch hoch her in dieſen ſchoͤnen Hallen. Jeden Abend, es mochte die Sonne ſcheinen in hellem Fruͤhling, oder ſchneien und regnen im Winter, jeden Abend waren die Stuͤbchen dort gefuͤllt mit frohen Gaͤſten. Hier, wo wir jetzt ſitzen, ſaß in Wuͤrde und Hoheit der Senat von Bre¬ men. Stattliche Peruͤcken auf dem Haupt, die Wehre an der Seite, Muth im Herzen und jeder einen Roͤmer vor ſich.
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Marget, Sillery, St. Julien und ſonſt
nach allerlei pompoͤſen Namen, und credenzen
es bei ihren Gaſtmahlen, und wenn ſie es ſau¬
fen, bekommen ſie rothe Ringe um den Mund,
dieweil der Wein gefaͤrbt war, und Kopfweh
den andern Tag, weil ſie ſchnoͤden Schnaps
getrunken.“
„Ha, was war das fuͤr ein anderes Leben,“
fuͤhrte Johannes die Rede fort, „als wir noch
junge, blutjunge Geſellen waren, Anno 19
und 26. Auch Anno 50 ging es noch hoch her
in dieſen ſchoͤnen Hallen. Jeden Abend, es
mochte die Sonne ſcheinen in hellem Fruͤhling,
oder ſchneien und regnen im Winter, jeden
Abend waren die Stuͤbchen dort gefuͤllt mit
frohen Gaͤſten. Hier, wo wir jetzt ſitzen, ſaß
in Wuͤrde und Hoheit der Senat von Bre¬
men. Stattliche Peruͤcken auf dem Haupt,
die Wehre an der Seite, Muth im Herzen und
jeder einen Roͤmer vor ſich.
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Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_phantasien_1827/78>, abgerufen am 17.02.2025.
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