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Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827.

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und dem rothen Judas saß einer, den sie An¬
dreas nannten. Es war ein überaus zierlicher
und feiner Herr, auf seinen schönen, noch ju¬
gendlichen Zügen lag ein wehmüthiger Ernst
und um die zarten Lippen schwebte ein mildes
Lächeln; er trug eine blonde Perücke mit vie¬
len Locken, was mit seinen großen braunen
Augen einen auffallenden, aber angenehmen
Contrast bildete. Dem Jäger gegenüber saß
ein großer wohlgemästeter Mann, mit roth¬
ausgeschlagenem Gesicht und einer Purpurnase.
Er hatte die Unterlippe weit herabhängen und
trommelte mit den Fingern auf seinem dicken
Bauch, sie hießen ihn Philippus.

Ein starkknochiger Mann, fast wie ein
Krieger anzuschauen, saß neben ihm; ein mu¬
thiges Feuer brannte in seinen dunkeln Augen,
ein kräftiges Roth schmückte seine Wangen und
ein dichter Bart umschattete den Mund. Er
hieß Herr Petrus.

und dem rothen Judas ſaß einer, den ſie An¬
dreas nannten. Es war ein uͤberaus zierlicher
und feiner Herr, auf ſeinen ſchoͤnen, noch ju¬
gendlichen Zuͤgen lag ein wehmuͤthiger Ernſt
und um die zarten Lippen ſchwebte ein mildes
Laͤcheln; er trug eine blonde Peruͤcke mit vie¬
len Locken, was mit ſeinen großen braunen
Augen einen auffallenden, aber angenehmen
Contraſt bildete. Dem Jaͤger gegenuͤber ſaß
ein großer wohlgemaͤſteter Mann, mit roth¬
ausgeſchlagenem Geſicht und einer Purpurnaſe.
Er hatte die Unterlippe weit herabhaͤngen und
trommelte mit den Fingern auf ſeinem dicken
Bauch, ſie hießen ihn Philippus.

Ein ſtarkknochiger Mann, faſt wie ein
Krieger anzuſchauen, ſaß neben ihm; ein mu¬
thiges Feuer brannte in ſeinen dunkeln Augen,
ein kraͤftiges Roth ſchmuͤckte ſeine Wangen und
ein dichter Bart umſchattete den Mund. Er
hieß Herr Petrus.

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[53/0059] und dem rothen Judas ſaß einer, den ſie An¬ dreas nannten. Es war ein uͤberaus zierlicher und feiner Herr, auf ſeinen ſchoͤnen, noch ju¬ gendlichen Zuͤgen lag ein wehmuͤthiger Ernſt und um die zarten Lippen ſchwebte ein mildes Laͤcheln; er trug eine blonde Peruͤcke mit vie¬ len Locken, was mit ſeinen großen braunen Augen einen auffallenden, aber angenehmen Contraſt bildete. Dem Jaͤger gegenuͤber ſaß ein großer wohlgemaͤſteter Mann, mit roth¬ ausgeſchlagenem Geſicht und einer Purpurnaſe. Er hatte die Unterlippe weit herabhaͤngen und trommelte mit den Fingern auf ſeinem dicken Bauch, ſie hießen ihn Philippus. Ein ſtarkknochiger Mann, faſt wie ein Krieger anzuſchauen, ſaß neben ihm; ein mu¬ thiges Feuer brannte in ſeinen dunkeln Augen, ein kraͤftiges Roth ſchmuͤckte ſeine Wangen und ein dichter Bart umſchattete den Mund. Er hieß Herr Petrus.

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Zitationshilfe: Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_phantasien_1827/59>, abgerufen am 23.11.2024.