Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827.Jetzt bei der Lampe mildem Schein Gehst du wohl in dein Kämmerlein,Und schickst dein Nachtgebet zum Herrn Auch für den Liebsten in der Fern'. Doch wenn du traurig bist und weinst, Mich von Gefahr umrungen meinst;Sey ruhig; steh' in Gottes Hut, Er liebt ein treu Soldaten-Blut. Die Glocke schlägt, bald naht die Rund, und löst mich ab zu dieser Stund':Schlaf wohl im fernen Kämmerlein Und denk' in deinen Träumen mein! Und denkt sie auch wohl meiner in ihren Jetzt bei der Lampe mildem Schein Gehſt du wohl in dein Kaͤmmerlein,Und ſchickſt dein Nachtgebet zum Herrn Auch fuͤr den Liebſten in der Fern'. Doch wenn du traurig biſt und weinſt, Mich von Gefahr umrungen meinſt;Sey ruhig; ſteh' in Gottes Hut, Er liebt ein treu Soldaten-Blut. Die Glocke ſchlaͤgt, bald naht die Rund, und loͤst mich ab zu dieſer Stund':Schlaf wohl im fernen Kaͤmmerlein Und denk' in deinen Traͤumen mein! Und denkt ſie auch wohl meiner in ihren <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0053" n="47"/> <lg n="4"> <l rendition="#et">Jetzt bei der Lampe mildem Schein</l><lb/> <l>Gehſt du wohl in dein Kaͤmmerlein,</l><lb/> <l>Und ſchickſt dein Nachtgebet zum Herrn</l><lb/> <l>Auch fuͤr den Liebſten in der Fern'.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l rendition="#et">Doch wenn du traurig biſt und weinſt,</l><lb/> <l>Mich von Gefahr umrungen meinſt;</l><lb/> <l>Sey ruhig; ſteh' in Gottes Hut,</l><lb/> <l>Er liebt ein treu Soldaten-Blut.</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l rendition="#et">Die Glocke ſchlaͤgt, bald naht die Rund,</l><lb/> <l>und loͤst mich ab zu dieſer Stund':</l><lb/> <l>Schlaf wohl im fernen Kaͤmmerlein</l><lb/> <l>Und denk' in deinen Traͤumen mein!</l><lb/> </lg> </lg> <p>Und denkt ſie auch wohl meiner in ihren<lb/> Traͤumen? Die Glocken ſummten dumpf auf<lb/> den Thuͤrmen, ſie begleiteten meinen Geſang.<lb/> Schon Mitternacht? Dieſe Stunde traͤgt eige¬<lb/> nen, geheimnißvollen Schauer in ſich; es iſt,<lb/> als zittere die Erde leiſe, wenn ſich die ſchlum¬<lb/> mernden Menſchen unter ihr auf die andere<lb/> Seite legen, die ſchwere Decke ſchuͤtteln und<lb/> den Nachbar im Kaͤmmerlein neben an fragen,<lb/> „iſts noch nicht Morgen?“ Wie ſo ganz an¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [47/0053]
Jetzt bei der Lampe mildem Schein
Gehſt du wohl in dein Kaͤmmerlein,
Und ſchickſt dein Nachtgebet zum Herrn
Auch fuͤr den Liebſten in der Fern'.
Doch wenn du traurig biſt und weinſt,
Mich von Gefahr umrungen meinſt;
Sey ruhig; ſteh' in Gottes Hut,
Er liebt ein treu Soldaten-Blut.
Die Glocke ſchlaͤgt, bald naht die Rund,
und loͤst mich ab zu dieſer Stund':
Schlaf wohl im fernen Kaͤmmerlein
Und denk' in deinen Traͤumen mein!
Und denkt ſie auch wohl meiner in ihren
Traͤumen? Die Glocken ſummten dumpf auf
den Thuͤrmen, ſie begleiteten meinen Geſang.
Schon Mitternacht? Dieſe Stunde traͤgt eige¬
nen, geheimnißvollen Schauer in ſich; es iſt,
als zittere die Erde leiſe, wenn ſich die ſchlum¬
mernden Menſchen unter ihr auf die andere
Seite legen, die ſchwere Decke ſchuͤtteln und
den Nachbar im Kaͤmmerlein neben an fragen,
„iſts noch nicht Morgen?“ Wie ſo ganz an¬
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Zitationshilfe: | Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_phantasien_1827/53>, abgerufen am 15.08.2024. |