thropomorphismus; blinde Thorheit des Men¬ schen! weil einige seiner, im Dienst ergrauten Priester also einhergehen, weil ihnen voll guten Muthes der Leib anschwoll, die Nase von dem brennenden Wiederschein der dunkel¬ rothen Fluth sich färbte, das in stummer Wonne aufwärts gerichtete Auge stehen blieb, -- so legten sie dem Gott bei, was seine Diener schmückt!
Anders die Männer von Bremen. Wie fröh¬ lich und munter reitet der alte Knabe auf dem Faß! das runde, blühende Gesicht, die klei¬ nen muntern Weinäuglein, die so klug und neckend herab sehen, der breite, lächelnde Mund, der sich an mancher Kanne schon versuchte; der kurze kräftige Hals, das ganze Körperchen von behaglichem, gutem Leben strotzend! Ganz besondere Kunst hat aber der Meister, der dich geschaffen, auf Arme und Beinchen gelegt. Meint man nicht, dein kräftiges Aermlein
thropomorphismus; blinde Thorheit des Men¬ ſchen! weil einige ſeiner, im Dienſt ergrauten Prieſter alſo einhergehen, weil ihnen voll guten Muthes der Leib anſchwoll, die Naſe von dem brennenden Wiederſchein der dunkel¬ rothen Fluth ſich faͤrbte, das in ſtummer Wonne aufwaͤrts gerichtete Auge ſtehen blieb, — ſo legten ſie dem Gott bei, was ſeine Diener ſchmuͤckt!
Anders die Maͤnner von Bremen. Wie froͤh¬ lich und munter reitet der alte Knabe auf dem Faß! das runde, bluͤhende Geſicht, die klei¬ nen muntern Weinaͤuglein, die ſo klug und neckend herab ſehen, der breite, laͤchelnde Mund, der ſich an mancher Kanne ſchon verſuchte; der kurze kraͤftige Hals, das ganze Koͤrperchen von behaglichem, gutem Leben ſtrotzend! Ganz beſondere Kunſt hat aber der Meiſter, der dich geſchaffen, auf Arme und Beinchen gelegt. Meint man nicht, dein kraͤftiges Aermlein
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thropomorphismus; blinde Thorheit des Men¬
ſchen! weil einige ſeiner, im Dienſt ergrauten
Prieſter alſo einhergehen, weil ihnen voll
guten Muthes der Leib anſchwoll, die Naſe
von dem brennenden Wiederſchein der dunkel¬
rothen Fluth ſich faͤrbte, das in ſtummer
Wonne aufwaͤrts gerichtete Auge ſtehen blieb,
— ſo legten ſie dem Gott bei, was ſeine Diener
ſchmuͤckt!
Anders die Maͤnner von Bremen. Wie froͤh¬
lich und munter reitet der alte Knabe auf dem
Faß! das runde, bluͤhende Geſicht, die klei¬
nen muntern Weinaͤuglein, die ſo klug und
neckend herab ſehen, der breite, laͤchelnde Mund,
der ſich an mancher Kanne ſchon verſuchte;
der kurze kraͤftige Hals, das ganze Koͤrperchen
von behaglichem, gutem Leben ſtrotzend! Ganz
beſondere Kunſt hat aber der Meiſter, der dich
geſchaffen, auf Arme und Beinchen gelegt.
Meint man nicht, dein kraͤftiges Aermlein
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Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_phantasien_1827/27>, abgerufen am 16.07.2024.
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