"Wie! rief ich, man sagte mir ja, ich könnte den Wein von den Fäßern selbst trinken."
"Ja, aber nur im Beiseyn eines Herrn vom Senat. Darum hieß mich der Herr Doctor die Zungenpröbchen herausnehmen und so will sie Ihnen einschenken, wenn's ge¬ fällig."
"Nicht einen Tropfen," unterbrach ich ihn, "hier kein Glas voll; nein, das ist der ächte Genuß vom Faß zu trinken, und ist es mir nicht mehr möglich, so will ich doch am Faße trinken. Kommt Alter, nehmet die Proben mit, ich will das Licht tragen."
Ich stand schon einige Minuten und sah dem wunderlichen Treiben des alten Dieners zu. Bald stand er still, sah auf mich und räusperte sich, als wollt er sprechen, bald nahm er die Proben vom Tische und packte sie in seine weiten Taschen , bald nahm er sie zö¬ gernd wieder heraus um sie auf den Tisch zu
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„Wie! rief ich, man ſagte mir ja, ich koͤnnte den Wein von den Faͤßern ſelbſt trinken.“
„Ja, aber nur im Beiſeyn eines Herrn vom Senat. Darum hieß mich der Herr Doctor die Zungenproͤbchen herausnehmen und ſo will ſie Ihnen einſchenken, wenn's ge¬ faͤllig.“
„Nicht einen Tropfen,“ unterbrach ich ihn, „hier kein Glas voll; nein, das iſt der aͤchte Genuß vom Faß zu trinken, und iſt es mir nicht mehr moͤglich, ſo will ich doch am Faße trinken. Kommt Alter, nehmet die Proben mit, ich will das Licht tragen.“
Ich ſtand ſchon einige Minuten und ſah dem wunderlichen Treiben des alten Dieners zu. Bald ſtand er ſtill, ſah auf mich und raͤuſperte ſich, als wollt er ſprechen, bald nahm er die Proben vom Tiſche und packte ſie in ſeine weiten Taſchen , bald nahm er ſie zoͤ¬ gernd wieder heraus um ſie auf den Tiſch zu
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„Wie! rief ich, man ſagte mir ja, ich
koͤnnte den Wein von den Faͤßern ſelbſt trinken.“
„Ja, aber nur im Beiſeyn eines Herrn
vom Senat. Darum hieß mich der Herr
Doctor die Zungenproͤbchen herausnehmen und
ſo will ſie Ihnen einſchenken, wenn's ge¬
faͤllig.“
„Nicht einen Tropfen,“ unterbrach ich
ihn, „hier kein Glas voll; nein, das iſt der
aͤchte Genuß vom Faß zu trinken, und iſt
es mir nicht mehr moͤglich, ſo will ich doch
am Faße trinken. Kommt Alter, nehmet
die Proben mit, ich will das Licht tragen.“
Ich ſtand ſchon einige Minuten und ſah
dem wunderlichen Treiben des alten Dieners
zu. Bald ſtand er ſtill, ſah auf mich und
raͤuſperte ſich, als wollt er ſprechen, bald
nahm er die Proben vom Tiſche und packte ſie
in ſeine weiten Taſchen , bald nahm er ſie zoͤ¬
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Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_phantasien_1827/23>, abgerufen am 16.07.2024.
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