Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847.

Bild:
<< vorherige Seite

Muttersöhnchens scheitern würde. Bewegung und
Reinlichkeit haben also, außer der Stärkung der un-
mittelbar angeregten Organe, auch Stärkung des
Magens zur Folge, da wegen des innigen Zusam-
menhanges aller Theile die Stärkung eines Organes
sich den andern mittheilt. Welch ein Vortheil für
ein zweckmäßig erzogenes Kind den vielen Coliken,
Diarrhöen und Blähungen, an welchen weichlicher
Erzogene so oft leiden, zu entgehen! Diese büßen
eben so viele Tage für den Wachsthum und die
Ausbildung ihres Körpers ein; jene verlieren keinen
einzigen, dafür sind sie aber auch im zehnten oder
eilften Jahre stärker, wie die andern im vierzehnten.
Und wenn sie erst groß werden, wie ganz anders
spiegelt sich in ihren gesunden Augen die Welt! Für
sie ist das Leben mit dem Glanze einer italienischen
Sonne erhellt, während nordischer Nebel jene unglück-
lichen Opfer einer unverständigen Zärtlichkeit um-
düstert.

Vorausgesetzt also, daß man in jeder Hinsicht
mit dem Kinde nach einem vernünftigen Plane ver-
fährt, wird man in der Wahl der Speisen nicht zu
ängstlich zu sein brauchen. Eine gehörige Mischung
von Vegetabilien und Fleisch ist gewiß die zuträg-
lichste Diät. Leichte Mehlspeisen, Reis mit Milch
gekocht, Knollen- und Wurzelgemüse, nicht zu viel
Blättergemüse, da diese leicht Blähungen verursachen,

Mutterſoͤhnchens ſcheitern wuͤrde. Bewegung und
Reinlichkeit haben alſo, außer der Staͤrkung der un-
mittelbar angeregten Organe, auch Staͤrkung des
Magens zur Folge, da wegen des innigen Zuſam-
menhanges aller Theile die Staͤrkung eines Organes
ſich den andern mittheilt. Welch ein Vortheil fuͤr
ein zweckmaͤßig erzogenes Kind den vielen Coliken,
Diarrhoͤen und Blaͤhungen, an welchen weichlicher
Erzogene ſo oft leiden, zu entgehen! Dieſe buͤßen
eben ſo viele Tage fuͤr den Wachsthum und die
Ausbildung ihres Koͤrpers ein; jene verlieren keinen
einzigen, dafuͤr ſind ſie aber auch im zehnten oder
eilften Jahre ſtaͤrker, wie die andern im vierzehnten.
Und wenn ſie erſt groß werden, wie ganz anders
ſpiegelt ſich in ihren geſunden Augen die Welt! Für
ſie iſt das Leben mit dem Glanze einer italieniſchen
Sonne erhellt, waͤhrend nordiſcher Nebel jene ungluͤck-
lichen Opfer einer unverſtaͤndigen Zaͤrtlichkeit um-
duͤſtert.

Vorausgeſetzt alſo, daß man in jeder Hinſicht
mit dem Kinde nach einem vernuͤnftigen Plane ver-
faͤhrt, wird man in der Wahl der Speiſen nicht zu
aͤngſtlich zu ſein brauchen. Eine gehoͤrige Miſchung
von Vegetabilien und Fleiſch iſt gewiß die zutraͤg-
lichſte Diaͤt. Leichte Mehlſpeiſen, Reis mit Milch
gekocht, Knollen- und Wurzelgemuͤſe, nicht zu viel
Blaͤttergemuͤſe, da dieſe leicht Blaͤhungen verurſachen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0097" n="87"/>
Mutter&#x017F;o&#x0364;hnchens &#x017F;cheitern wu&#x0364;rde. Bewegung und<lb/>
Reinlichkeit haben al&#x017F;o, außer der Sta&#x0364;rkung der un-<lb/>
mittelbar angeregten Organe, auch Sta&#x0364;rkung des<lb/>
Magens zur Folge, da wegen des innigen Zu&#x017F;am-<lb/>
menhanges aller Theile die Sta&#x0364;rkung eines Organes<lb/>
&#x017F;ich den andern mittheilt. Welch ein Vortheil fu&#x0364;r<lb/>
ein zweckma&#x0364;ßig erzogenes Kind den vielen Coliken,<lb/>
Diarrho&#x0364;en und Bla&#x0364;hungen, an welchen weichlicher<lb/>
Erzogene &#x017F;o oft leiden, zu entgehen! Die&#x017F;e bu&#x0364;ßen<lb/>
eben &#x017F;o viele Tage fu&#x0364;r den Wachsthum und die<lb/>
Ausbildung ihres Ko&#x0364;rpers ein; jene verlieren keinen<lb/>
einzigen, dafu&#x0364;r &#x017F;ind &#x017F;ie aber auch im zehnten oder<lb/>
eilften Jahre &#x017F;ta&#x0364;rker, wie die andern im vierzehnten.<lb/>
Und wenn &#x017F;ie er&#x017F;t groß werden, wie ganz anders<lb/>
&#x017F;piegelt &#x017F;ich in ihren ge&#x017F;unden Augen die Welt! Für<lb/>
&#x017F;ie i&#x017F;t das Leben mit dem Glanze einer italieni&#x017F;chen<lb/>
Sonne erhellt, wa&#x0364;hrend nordi&#x017F;cher Nebel jene unglu&#x0364;ck-<lb/>
lichen Opfer einer unver&#x017F;ta&#x0364;ndigen Za&#x0364;rtlichkeit um-<lb/>
du&#x0364;&#x017F;tert.</p><lb/>
        <p>Vorausge&#x017F;etzt al&#x017F;o, daß man in jeder Hin&#x017F;icht<lb/>
mit dem Kinde nach einem vernu&#x0364;nftigen Plane ver-<lb/>
fa&#x0364;hrt, wird man in der Wahl der Spei&#x017F;en nicht zu<lb/>
a&#x0364;ng&#x017F;tlich zu &#x017F;ein brauchen. Eine geho&#x0364;rige Mi&#x017F;chung<lb/>
von Vegetabilien und Flei&#x017F;ch i&#x017F;t gewiß die zutra&#x0364;g-<lb/>
lich&#x017F;te Dia&#x0364;t. Leichte Mehl&#x017F;pei&#x017F;en, Reis mit Milch<lb/>
gekocht, Knollen- und Wurzelgemu&#x0364;&#x017F;e, nicht zu viel<lb/>
Bla&#x0364;ttergemu&#x0364;&#x017F;e, da die&#x017F;e leicht Bla&#x0364;hungen verur&#x017F;achen,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0097] Mutterſoͤhnchens ſcheitern wuͤrde. Bewegung und Reinlichkeit haben alſo, außer der Staͤrkung der un- mittelbar angeregten Organe, auch Staͤrkung des Magens zur Folge, da wegen des innigen Zuſam- menhanges aller Theile die Staͤrkung eines Organes ſich den andern mittheilt. Welch ein Vortheil fuͤr ein zweckmaͤßig erzogenes Kind den vielen Coliken, Diarrhoͤen und Blaͤhungen, an welchen weichlicher Erzogene ſo oft leiden, zu entgehen! Dieſe buͤßen eben ſo viele Tage fuͤr den Wachsthum und die Ausbildung ihres Koͤrpers ein; jene verlieren keinen einzigen, dafuͤr ſind ſie aber auch im zehnten oder eilften Jahre ſtaͤrker, wie die andern im vierzehnten. Und wenn ſie erſt groß werden, wie ganz anders ſpiegelt ſich in ihren geſunden Augen die Welt! Für ſie iſt das Leben mit dem Glanze einer italieniſchen Sonne erhellt, waͤhrend nordiſcher Nebel jene ungluͤck- lichen Opfer einer unverſtaͤndigen Zaͤrtlichkeit um- duͤſtert. Vorausgeſetzt alſo, daß man in jeder Hinſicht mit dem Kinde nach einem vernuͤnftigen Plane ver- faͤhrt, wird man in der Wahl der Speiſen nicht zu aͤngſtlich zu ſein brauchen. Eine gehoͤrige Miſchung von Vegetabilien und Fleiſch iſt gewiß die zutraͤg- lichſte Diaͤt. Leichte Mehlſpeiſen, Reis mit Milch gekocht, Knollen- und Wurzelgemuͤſe, nicht zu viel Blaͤttergemuͤſe, da dieſe leicht Blaͤhungen verurſachen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/97
Zitationshilfe: Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/97>, abgerufen am 24.11.2024.