Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847.

Bild:
<< vorherige Seite

und leinenen Betttüchern überzieht. Anfangs bedeckt
man das Kind mit einem leichten Federüberzuge, welches
um so früher mit gewöhnlichen wollenen Decken
vertauscht werden kann je mehr man die Constitution
des Kleinen durch fleißiges Hinaustragen ins Freie
und kalte Waschungen bereits gestärkt hat. Alsdann
kann das Kind schon in einem ungeheizten Zimmer
schlafen, wenn nicht allzu große Winterkälte es ver-
bietet. Ein Hauptvortheil eines härteren Lagers ist,
daß es dem Drucke des Körpers nicht so nachgiebt,
während das weichere Federbett sich in die schiefsten
Lagen fügt. Nirgends sieht man auch mehr Krüppel
und Verwachsene als in Ländern wo Federbetten all-
gemein gebräuchlich sind.

Kinder erkälten sich leicht, wenn man sie an
ein zu warmes Zimmer gewöhnt, da alsdann beim
Hinausgehen ins Freie, jeder Zugwind ihre warme
und starkduftende Haut um so mehr angreift. Die
künstliche Stubenwärme darf nie 15o R. übersteigen
und das Sitzen in der Nähe des Feuers sollte Kin-
dern durchaus untersagt werden.

Die gewöhnliche Ursache des Frostes an Händen
und Füßen ist, daß die Kleinen halbgefroren ins
Zimmer kommen und die erstarrten Glieder sogleich
am glühenden Ofen erwärmen. Durch den unge-
heuern Temperaturunterschied zwischen eisiger Kälte
und Feuerwärme entsteht Ueberreizung, Entzündung,

und leinenen Betttuͤchern uͤberzieht. Anfangs bedeckt
man das Kind mit einem leichten Federuͤberzuge, welches
um ſo fruͤher mit gewoͤhnlichen wollenen Decken
vertauſcht werden kann je mehr man die Conſtitution
des Kleinen durch fleißiges Hinaustragen ins Freie
und kalte Waſchungen bereits geſtaͤrkt hat. Alsdann
kann das Kind ſchon in einem ungeheizten Zimmer
ſchlafen, wenn nicht allzu große Winterkaͤlte es ver-
bietet. Ein Hauptvortheil eines haͤrteren Lagers iſt,
daß es dem Drucke des Koͤrpers nicht ſo nachgiebt,
waͤhrend das weichere Federbett ſich in die ſchiefſten
Lagen fuͤgt. Nirgends ſieht man auch mehr Kruͤppel
und Verwachſene als in Laͤndern wo Federbetten all-
gemein gebraͤuchlich ſind.

Kinder erkaͤlten ſich leicht, wenn man ſie an
ein zu warmes Zimmer gewoͤhnt, da alsdann beim
Hinausgehen ins Freie, jeder Zugwind ihre warme
und ſtarkduftende Haut um ſo mehr angreift. Die
kuͤnſtliche Stubenwaͤrme darf nie 15º R. uͤberſteigen
und das Sitzen in der Naͤhe des Feuers ſollte Kin-
dern durchaus unterſagt werden.

Die gewoͤhnliche Urſache des Froſtes an Haͤnden
und Fuͤßen iſt, daß die Kleinen halbgefroren ins
Zimmer kommen und die erſtarrten Glieder ſogleich
am gluͤhenden Ofen erwaͤrmen. Durch den unge-
heuern Temperaturunterſchied zwiſchen eiſiger Kaͤlte
und Feuerwaͤrme entſteht Ueberreizung, Entzuͤndung,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0068" n="58"/>
und leinenen Betttu&#x0364;chern u&#x0364;berzieht. Anfangs bedeckt<lb/>
man das Kind mit einem leichten Federu&#x0364;berzuge, welches<lb/>
um &#x017F;o fru&#x0364;her mit gewo&#x0364;hnlichen wollenen Decken<lb/>
vertau&#x017F;cht werden kann je mehr man die Con&#x017F;titution<lb/>
des Kleinen durch fleißiges Hinaustragen ins Freie<lb/>
und kalte Wa&#x017F;chungen bereits ge&#x017F;ta&#x0364;rkt hat. Alsdann<lb/>
kann das Kind &#x017F;chon in einem ungeheizten Zimmer<lb/>
&#x017F;chlafen, wenn nicht allzu große Winterka&#x0364;lte es ver-<lb/>
bietet. Ein Hauptvortheil eines ha&#x0364;rteren Lagers i&#x017F;t,<lb/>
daß es dem Drucke des Ko&#x0364;rpers nicht &#x017F;o nachgiebt,<lb/>
wa&#x0364;hrend das weichere Federbett &#x017F;ich in die &#x017F;chief&#x017F;ten<lb/>
Lagen fu&#x0364;gt. Nirgends &#x017F;ieht man auch mehr Kru&#x0364;ppel<lb/>
und Verwach&#x017F;ene als in La&#x0364;ndern wo Federbetten all-<lb/>
gemein gebra&#x0364;uchlich &#x017F;ind.</p><lb/>
        <p>Kinder erka&#x0364;lten &#x017F;ich leicht, wenn man &#x017F;ie an<lb/>
ein zu warmes Zimmer gewo&#x0364;hnt, da alsdann beim<lb/>
Hinausgehen ins Freie, jeder Zugwind ihre warme<lb/>
und &#x017F;tarkduftende Haut um &#x017F;o mehr angreift. Die<lb/>
ku&#x0364;n&#x017F;tliche Stubenwa&#x0364;rme darf nie 15º R. u&#x0364;ber&#x017F;teigen<lb/>
und das Sitzen in der Na&#x0364;he des Feuers &#x017F;ollte Kin-<lb/>
dern durchaus unter&#x017F;agt werden.</p><lb/>
        <p>Die gewo&#x0364;hnliche Ur&#x017F;ache des Fro&#x017F;tes an Ha&#x0364;nden<lb/>
und Fu&#x0364;ßen i&#x017F;t, daß die Kleinen halbgefroren ins<lb/>
Zimmer kommen und die er&#x017F;tarrten Glieder &#x017F;ogleich<lb/>
am glu&#x0364;henden Ofen erwa&#x0364;rmen. Durch den unge-<lb/>
heuern Temperaturunter&#x017F;chied zwi&#x017F;chen ei&#x017F;iger Ka&#x0364;lte<lb/>
und Feuerwa&#x0364;rme ent&#x017F;teht Ueberreizung, Entzu&#x0364;ndung,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[58/0068] und leinenen Betttuͤchern uͤberzieht. Anfangs bedeckt man das Kind mit einem leichten Federuͤberzuge, welches um ſo fruͤher mit gewoͤhnlichen wollenen Decken vertauſcht werden kann je mehr man die Conſtitution des Kleinen durch fleißiges Hinaustragen ins Freie und kalte Waſchungen bereits geſtaͤrkt hat. Alsdann kann das Kind ſchon in einem ungeheizten Zimmer ſchlafen, wenn nicht allzu große Winterkaͤlte es ver- bietet. Ein Hauptvortheil eines haͤrteren Lagers iſt, daß es dem Drucke des Koͤrpers nicht ſo nachgiebt, waͤhrend das weichere Federbett ſich in die ſchiefſten Lagen fuͤgt. Nirgends ſieht man auch mehr Kruͤppel und Verwachſene als in Laͤndern wo Federbetten all- gemein gebraͤuchlich ſind. Kinder erkaͤlten ſich leicht, wenn man ſie an ein zu warmes Zimmer gewoͤhnt, da alsdann beim Hinausgehen ins Freie, jeder Zugwind ihre warme und ſtarkduftende Haut um ſo mehr angreift. Die kuͤnſtliche Stubenwaͤrme darf nie 15º R. uͤberſteigen und das Sitzen in der Naͤhe des Feuers ſollte Kin- dern durchaus unterſagt werden. Die gewoͤhnliche Urſache des Froſtes an Haͤnden und Fuͤßen iſt, daß die Kleinen halbgefroren ins Zimmer kommen und die erſtarrten Glieder ſogleich am gluͤhenden Ofen erwaͤrmen. Durch den unge- heuern Temperaturunterſchied zwiſchen eiſiger Kaͤlte und Feuerwaͤrme entſteht Ueberreizung, Entzuͤndung,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/68
Zitationshilfe: Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/68>, abgerufen am 24.11.2024.