Ein anderer Hauptvortheil, den der fleißige Spaziergänger gewinnt, ist, daß er Erkältungen weit weniger zu fürchten hat.
Durch den Mangel an Bewegung und eine zu warme Bekleidung wird die Haut immer ver- zärtelter, immer weichlicher, und um so mehr den Folgen der Temperaturwechsel, die auch bei der größten Sorgfalt nicht zu vermeiden sind, bloß- gestellt.
Das sicherste Mittel, sich zu erkälten, ist in be- ständiger Furcht vor Erkältung zu leben -- und auch hier heißt es, wie in so manchen andern Stü- cken, daß das Glück dem Muthigen wohl will.
Jch bemerke nur, daß Tollkühnheit und Muth verschieden sind -- dieser eine Tugend -- jene ein Fehler -- und daß alles seine Grenzen hat.
Die Vortheile der fleißigen Bewegung im Freien, und die schlimmen Folgen ihrer Unterlassung, sind daher so groß, so einleuchtend, so sehr durch die tägliche Erfahrung außer allen Zweifel gesetzt, daß es durchaus unbegreiflich ist, wie sonst verständige Leute ihren Mangel an Bewegung mit mangelnder Zeit entschuldigen können. Jch glaube vielmehr, daß sogar der beschäftigste Mann der ganzen Monarchie, wenn er ein paar Stunden täglich der körperlichen Bewegung widmete, schon am Ende des ersten Jah- res seiner verbesserten Lebensweise einen bedeutenden
Ein anderer Hauptvortheil, den der fleißige Spaziergaͤnger gewinnt, iſt, daß er Erkaͤltungen weit weniger zu fuͤrchten hat.
Durch den Mangel an Bewegung und eine zu warme Bekleidung wird die Haut immer ver- zaͤrtelter, immer weichlicher, und um ſo mehr den Folgen der Temperaturwechſel, die auch bei der groͤßten Sorgfalt nicht zu vermeiden ſind, bloß- geſtellt.
Das ſicherſte Mittel, ſich zu erkälten, iſt in be- ſtaͤndiger Furcht vor Erkaͤltung zu leben — und auch hier heißt es, wie in ſo manchen andern Stuͤ- cken, daß das Gluͤck dem Muthigen wohl will.
Jch bemerke nur, daß Tollkuͤhnheit und Muth verſchieden ſind — dieſer eine Tugend — jene ein Fehler — und daß alles ſeine Grenzen hat.
Die Vortheile der fleißigen Bewegung im Freien, und die ſchlimmen Folgen ihrer Unterlaſſung, ſind daher ſo groß, ſo einleuchtend, ſo ſehr durch die taͤgliche Erfahrung außer allen Zweifel geſetzt, daß es durchaus unbegreiflich iſt, wie ſonſt verſtaͤndige Leute ihren Mangel an Bewegung mit mangelnder Zeit entſchuldigen können. Jch glaube vielmehr, daß ſogar der beſchaͤftigſte Mann der ganzen Monarchie, wenn er ein paar Stunden taͤglich der koͤrperlichen Bewegung widmete, ſchon am Ende des erſten Jah- res ſeiner verbeſſerten Lebensweiſe einen bedeutenden
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0040"n="30"/><p>Ein anderer Hauptvortheil, den der fleißige<lb/>
Spaziergaͤnger gewinnt, iſt, daß er Erkaͤltungen<lb/>
weit weniger zu fuͤrchten hat.</p><lb/><p>Durch den Mangel an Bewegung und eine<lb/>
zu warme Bekleidung wird die Haut immer ver-<lb/>
zaͤrtelter, immer weichlicher, und um ſo mehr<lb/>
den Folgen der Temperaturwechſel, die auch bei<lb/>
der groͤßten Sorgfalt nicht zu vermeiden ſind, bloß-<lb/>
geſtellt.</p><lb/><p>Das ſicherſte Mittel, ſich zu erkälten, iſt in be-<lb/>ſtaͤndiger Furcht vor Erkaͤltung zu leben — und<lb/>
auch hier heißt es, wie in ſo manchen andern Stuͤ-<lb/>
cken, daß das Gluͤck dem Muthigen wohl will.</p><lb/><p>Jch bemerke nur, daß Tollkuͤhnheit und Muth<lb/>
verſchieden ſind — dieſer eine Tugend — jene ein<lb/>
Fehler — und daß alles ſeine Grenzen hat.</p><lb/><p>Die Vortheile der fleißigen Bewegung im Freien,<lb/>
und die ſchlimmen Folgen ihrer Unterlaſſung, ſind<lb/>
daher ſo groß, ſo einleuchtend, ſo ſehr durch die<lb/>
taͤgliche Erfahrung außer allen Zweifel geſetzt, daß<lb/>
es durchaus unbegreiflich iſt, wie ſonſt verſtaͤndige<lb/>
Leute ihren Mangel an Bewegung mit mangelnder<lb/>
Zeit entſchuldigen können. Jch glaube vielmehr, daß<lb/>ſogar der beſchaͤftigſte Mann der ganzen Monarchie,<lb/>
wenn er ein paar Stunden taͤglich der koͤrperlichen<lb/>
Bewegung widmete, ſchon am Ende des erſten Jah-<lb/>
res ſeiner verbeſſerten Lebensweiſe einen bedeutenden<lb/></p></div></body></text></TEI>
[30/0040]
Ein anderer Hauptvortheil, den der fleißige
Spaziergaͤnger gewinnt, iſt, daß er Erkaͤltungen
weit weniger zu fuͤrchten hat.
Durch den Mangel an Bewegung und eine
zu warme Bekleidung wird die Haut immer ver-
zaͤrtelter, immer weichlicher, und um ſo mehr
den Folgen der Temperaturwechſel, die auch bei
der groͤßten Sorgfalt nicht zu vermeiden ſind, bloß-
geſtellt.
Das ſicherſte Mittel, ſich zu erkälten, iſt in be-
ſtaͤndiger Furcht vor Erkaͤltung zu leben — und
auch hier heißt es, wie in ſo manchen andern Stuͤ-
cken, daß das Gluͤck dem Muthigen wohl will.
Jch bemerke nur, daß Tollkuͤhnheit und Muth
verſchieden ſind — dieſer eine Tugend — jene ein
Fehler — und daß alles ſeine Grenzen hat.
Die Vortheile der fleißigen Bewegung im Freien,
und die ſchlimmen Folgen ihrer Unterlaſſung, ſind
daher ſo groß, ſo einleuchtend, ſo ſehr durch die
taͤgliche Erfahrung außer allen Zweifel geſetzt, daß
es durchaus unbegreiflich iſt, wie ſonſt verſtaͤndige
Leute ihren Mangel an Bewegung mit mangelnder
Zeit entſchuldigen können. Jch glaube vielmehr, daß
ſogar der beſchaͤftigſte Mann der ganzen Monarchie,
wenn er ein paar Stunden taͤglich der koͤrperlichen
Bewegung widmete, ſchon am Ende des erſten Jah-
res ſeiner verbeſſerten Lebensweiſe einen bedeutenden
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/40>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.