zu diesem bedeutenden Unterschiede in der Mortali- tät beitragen mögen, kann man gar nicht daran zwei- feln, daß der größte Theil der Schuld der schlech- tern Beschaffenheit der Luft, da wo größere Men- schenmassen sich zusammendrängen, beizumessen ist.
Diese Thatsachen werden hoffentlich hinreichen, wohlmeinende Eltern zu überzeugen, wie sehr viel sie für die Gesundheit ihrer Kinder thun können, wenn sie nur dafür sorgen, daß die Kleinen in einer mög- lichst reinen Luft aufwachsen. Verdorbene Speisen geben sich als solche dem Geschmacke zu erkennen und werden sogleich verworfen, aber eine verdorbene Luft wird oft übersehen, obgleich sie auf die Dauer eben so nachtheilig einwirkt, wie die fehlerhafte Qua- lität irgend eines andern Bedürfnisses. Dieselbe sorg- same Mutter, welche ihren Kindern um keinen Preis schlechte Nahrungsmittel vorsetzen möchte, scheint um die Beschaffenheit der Luft, welche sie einathmen, gänzlich unbekümmert. Es ist unbegreiflich, wie weit die Unachtsamkeit oder Unwissenheit in diesem Punkte geht. Wie wenige sind darauf bedacht, die Luft in ihren Zimmern gehörig zu erneuern, wie viele fürchten sich sogar davor? Wer aber nur einigermaaßen über die Vortheile einer beständigen Lufterneuerung belehrt worden ist, wird gewiß in diesen beklagenswerthen Jrrthum nicht verfallen, sondern so viel als mög- lich der Vermehrung und Anhäufung der Kohlensäure
zu dieſem bedeutenden Unterſchiede in der Mortali- taͤt beitragen moͤgen, kann man gar nicht daran zwei- feln, daß der groͤßte Theil der Schuld der ſchlech- tern Beſchaffenheit der Luft, da wo groͤßere Men- ſchenmaſſen ſich zuſammendraͤngen, beizumeſſen iſt.
Dieſe Thatſachen werden hoffentlich hinreichen, wohlmeinende Eltern zu uͤberzeugen, wie ſehr viel ſie fuͤr die Geſundheit ihrer Kinder thun koͤnnen, wenn ſie nur dafuͤr ſorgen, daß die Kleinen in einer moͤg- lichſt reinen Luft aufwachſen. Verdorbene Speiſen geben ſich als ſolche dem Geſchmacke zu erkennen und werden ſogleich verworfen, aber eine verdorbene Luft wird oft uͤberſehen, obgleich ſie auf die Dauer eben ſo nachtheilig einwirkt, wie die fehlerhafte Qua- litaͤt irgend eines andern Beduͤrfniſſes. Dieſelbe ſorg- ſame Mutter, welche ihren Kindern um keinen Preis ſchlechte Nahrungsmittel vorſetzen moͤchte, ſcheint um die Beſchaffenheit der Luft, welche ſie einathmen, gaͤnzlich unbekuͤmmert. Es iſt unbegreiflich, wie weit die Unachtſamkeit oder Unwiſſenheit in dieſem Punkte geht. Wie wenige ſind darauf bedacht, die Luft in ihren Zimmern gehoͤrig zu erneuern, wie viele fuͤrchten ſich ſogar davor? Wer aber nur einigermaaßen uͤber die Vortheile einer beſtaͤndigen Lufterneuerung belehrt worden iſt, wird gewiß in dieſen beklagenswerthen Jrrthum nicht verfallen, ſondern ſo viel als moͤg- lich der Vermehrung und Anhaͤufung der Kohlenſaͤure
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0025"n="15"/>
zu dieſem bedeutenden Unterſchiede in der Mortali-<lb/>
taͤt beitragen moͤgen, kann man gar nicht daran zwei-<lb/>
feln, daß der groͤßte Theil der Schuld der ſchlech-<lb/>
tern Beſchaffenheit der Luft, da wo groͤßere Men-<lb/>ſchenmaſſen ſich zuſammendraͤngen, beizumeſſen iſt.</p><lb/><p>Dieſe Thatſachen werden hoffentlich hinreichen,<lb/>
wohlmeinende Eltern zu uͤberzeugen, wie ſehr viel ſie<lb/>
fuͤr die Geſundheit ihrer Kinder thun koͤnnen, wenn<lb/>ſie nur dafuͤr ſorgen, daß die Kleinen in einer moͤg-<lb/>
lichſt reinen Luft aufwachſen. Verdorbene Speiſen<lb/>
geben ſich als ſolche dem Geſchmacke zu erkennen<lb/>
und werden ſogleich verworfen, aber eine verdorbene<lb/>
Luft wird oft uͤberſehen, obgleich ſie auf die Dauer<lb/>
eben ſo nachtheilig einwirkt, wie die fehlerhafte Qua-<lb/>
litaͤt irgend eines andern Beduͤrfniſſes. Dieſelbe ſorg-<lb/>ſame Mutter, welche ihren Kindern um keinen Preis<lb/>ſchlechte Nahrungsmittel vorſetzen moͤchte, ſcheint um<lb/>
die Beſchaffenheit der Luft, welche ſie einathmen,<lb/>
gaͤnzlich unbekuͤmmert. Es iſt unbegreiflich, wie weit<lb/>
die Unachtſamkeit oder Unwiſſenheit in dieſem Punkte<lb/>
geht. Wie wenige ſind darauf bedacht, die Luft in<lb/>
ihren Zimmern gehoͤrig zu erneuern, wie viele fuͤrchten<lb/>ſich ſogar davor? Wer aber nur einigermaaßen uͤber die<lb/>
Vortheile einer beſtaͤndigen Lufterneuerung belehrt<lb/>
worden iſt, wird gewiß in dieſen beklagenswerthen<lb/>
Jrrthum nicht verfallen, ſondern ſo viel als moͤg-<lb/>
lich der Vermehrung und Anhaͤufung der Kohlenſaͤure<lb/></p></div></body></text></TEI>
[15/0025]
zu dieſem bedeutenden Unterſchiede in der Mortali-
taͤt beitragen moͤgen, kann man gar nicht daran zwei-
feln, daß der groͤßte Theil der Schuld der ſchlech-
tern Beſchaffenheit der Luft, da wo groͤßere Men-
ſchenmaſſen ſich zuſammendraͤngen, beizumeſſen iſt.
Dieſe Thatſachen werden hoffentlich hinreichen,
wohlmeinende Eltern zu uͤberzeugen, wie ſehr viel ſie
fuͤr die Geſundheit ihrer Kinder thun koͤnnen, wenn
ſie nur dafuͤr ſorgen, daß die Kleinen in einer moͤg-
lichſt reinen Luft aufwachſen. Verdorbene Speiſen
geben ſich als ſolche dem Geſchmacke zu erkennen
und werden ſogleich verworfen, aber eine verdorbene
Luft wird oft uͤberſehen, obgleich ſie auf die Dauer
eben ſo nachtheilig einwirkt, wie die fehlerhafte Qua-
litaͤt irgend eines andern Beduͤrfniſſes. Dieſelbe ſorg-
ſame Mutter, welche ihren Kindern um keinen Preis
ſchlechte Nahrungsmittel vorſetzen moͤchte, ſcheint um
die Beſchaffenheit der Luft, welche ſie einathmen,
gaͤnzlich unbekuͤmmert. Es iſt unbegreiflich, wie weit
die Unachtſamkeit oder Unwiſſenheit in dieſem Punkte
geht. Wie wenige ſind darauf bedacht, die Luft in
ihren Zimmern gehoͤrig zu erneuern, wie viele fuͤrchten
ſich ſogar davor? Wer aber nur einigermaaßen uͤber die
Vortheile einer beſtaͤndigen Lufterneuerung belehrt
worden iſt, wird gewiß in dieſen beklagenswerthen
Jrrthum nicht verfallen, ſondern ſo viel als moͤg-
lich der Vermehrung und Anhaͤufung der Kohlenſaͤure
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/25>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.